Gegründet

1877.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhalb Mk. 1.85.

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Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis bei einmaliger Ein­rückung 10 Psg. vi« einspaltige Zeile; bet Wiederholungen entsprechenderRabatt.

Reklamen 15 Psg. die Textzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

Rr. 229

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Mittwoch, den 25. Dezember

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1907.

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« und Gönnern wünschen wir ein

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Die Redaktion

Aus den Tannen."

Allen geschätzten Lesern, Mitarbeitern, Freunden A

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Amtliches.

Für die im 1. Vierteljahr 1908 stattfindenden Schwur' gerichtssitzungen find zu Vorfitzenden ernannt worden: bei dem Schwurgericht in Tübingen der Landgertchtsdirektor Dr. Kapff, bei dem Schwurgericht in Rottweil der Landgerichtsrat Rau. Die ordentlichen Schwurgerichtssitzungen des 1. Vierteljahrs werden in Tübingen am Montag den IV.Febr. 1908, vormittags 9 Uhr, in Rottweil am Dienstag den 31. Jan. 1908, vormittags 9'/, Uhr eröffnet.

Weihnächte«.

Wieder klingen die Weihnachtsglocken über die Erde, wie schon so viel hundertmal, wieder dringt der uralte Lob­gesang der ersten Weihnachten:Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!" siegreich an unsere Herzen. Wie immer die Zeiten sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben, wie wir selber jung gewesen und alt geworden sind, jene Klänge und Sänge haben ihre ursprüngliche Kraft be­halten und bewähren sich auch jetzt wieder an einem jeden unter uns, der ihnen Herz und Sinne öffnet. Mögen wir im heißen Ringen ums Dasein, im rastlosen Wirbel des Tageskampfes auch bisweilen der Botschaft vergessen, die so schlicht lautet und doch so Großes zu wirken vermag; die Weihnachtszeit legt Bresche in alle Mauern, hinter denen sich das schwache Menschenherz, um im Kampfe des Lebens stark zu werden, verbarrikadiert. Der Weihnachtsgeist durch­dringt triumphierend die verworrenen Verhältnisse unserer modernen Zeit und erfüllt die zagenden und jagenden Menschen mit der überwindenden Kraft seiner Liebe und seines Friedens. Ja, wie zu keiner anderen Zeit des Jahres, werden zur Weihnachtszeit auch die Alten wieder den Kindern gleich, den vertrauenden und fröhlichen, die keine Sorge drückt, kein Zweifel und kein Argwohn plagt, die sich des paradiesischen Genusses jedes Tags erfreuen.

Und gibt uns das Weihnachtsfest nicht allen, den Jungen und den Alten, das verbriefte und besiegelte Recht, uns als Kinder zu fühlen und aufgehoben zu wissen, als Kinder des allliebenden Vaters, des Schöpfers und Erhalters von Himmel und Erde? Und wenn dem so ist, was zagen wir! In seiner Kraft und unter seinem Schutz werfen wir freudig Panier auf und gehen vertrauensvoll jedem neuen Morgen entgegen.Es kann uns nichts geschehen, als was er hat ersehen, und was uns heilsam ist." Zweifeln wir, beherrscht Kleinmut unsere Seele? Ein Blick auf Weihnachten ver- fcheicht diese Schatten. Was war es denn, was zu Weihnachten der Menschheit dargebracht wurde? Ein Kind ist uns gegeben, ein Sohn ist uns geboren." Ein Kind, in der Krippe liegend und in Windeln gewickelt, ein Bild der Schwäche und der Armut, wie keines seines gleichen. Und aus diesem schwachen Kinde erwuchs der Heros, der das Heidentum mit seiner Macht und dem Glanze seiner Wissenschaften und Künste in Trümmer schlug, der die Zeitenwende schuf, das Gottesreich auf Erden aufrichtete und der Welt Heiland wurde. Der Heiland der Welt, vor dem sich in Demut beugen alle Völker der Christenheit, und von dem die Mächtigsten auf Erden, die Fürsten und Könige und Kaiser bekennen: Wir sind nicht wert, daß wir den Saum Deines Kleides küssen.

Betrachten wir die siegreiche Kraft des aus so kleinem Ursprünge hervorgegangenen Christentums, dann können wir es mit den Händen greifen: was aus Gott geboren ist, wird den Sieg behalten. Und wenn wir uns jetzt wieder zur Feier des Christfestes vereinigen, das uns das Symbol ist des Lichts, der Liebe und des Lebens, dann wissen wir, daß uns aus diesen stillen, trauten Feierstunden kein größerer Segen für unsere ganze irdische Pilgerfahrt ersprießen kann, als wenn wir uns bewußt und mit voller Hingabe in den Dienst dessen stellen, der uns gelehrt und bewiesen hat, daß es die Liebe ist, die die Erde und die ganze Welt regiert.

Die politische Situation iw Reiche.

lieber die politische Situation im Reiche spricht sich auch Abg. Naumann in derHilfe" aus. Er weist darauf hin, daß die Zukunft des Reichskanzlers an folgenden drei Fragen hängt: 1. ob alle Konservativen und Antisemiten für das Börsengesetz stimmen werden, 2. ob alle Freisinnigen für das Vereinsgesetz stimmen werden, 3. ob die Regierung einen Finanzentwurs fertig bringt, der vom Bülowblock angenommen werden kann. Er schildert dann die Haltung der Parteien zu diesen Fragen und be­handelt besonders die beiden letzten Punkte. Zum Vereins- g es etz sagt er: Soweit das Vereinsgesetz in Frage kommt, besteht auf unserer Seite kein Zweifel, daß wir eine ernst­liche Berücksichtigung unsrer Bedenken verlangen müssen, wenn wir zustimmen sollen. Das haben die Reden von Müller-Meiningen und Pachnicke deutlich ausgesprochen. Pachnicke hat das Verdienst, die Ablehnung des 8 7 (Polen­srage) so bestimmt formuliert zu haben, wie wir es nur wünschen können. Er hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß dieser Paragraph anders und zwar sehr anders aus- sehen muß, wenn das übrige Gesetz für uns ein Gegen­stand der Verhandlung sein soll. Ob die Regierung eine Form finden wird, die das Recht aus Muttersprache nicht verletzt, muß sich zeigen; wir unsererseits stehen Gewehr bei Fuß, bis sie gesunden ist. Die größte Schwierigkeit aber liege in der Finanzfrage, weil die Linke auf kein Finanzprogramm eingehe, das nicht eine starke direkte Reichssteuer bringe, während die Rechte von einer direkten Reichssteuer nichts wissen wolle. Wenn die Konservativen nach wie vor gegen eine Ausdehnung der Reichserbschafts­steuer seien, so müsse entweder Block und Finanzreform brechen oder ein neuer Weg für Erhöhung und gerechtere Verteilung der Matrikularbeiträge (Zahlungen der Bundes­staaten an das Reich) gefunden werden. Das widerspreche den Wünschen der Finanzminister der Einzelstaaten und den Traditionen des Herrn v. Stengel, aber irgend jemand müsse hierbei nachgeben oder über Bord geworfen werden, Bülow oder Stengel oder die Konservativen; denn ganz sicher sei, daß die Linke sich nicht ohne eine Steuerreform gewinnen lasse, die die tragsähigen Schultern belaste. Die Verantwortung für eine Wiederkehr der Zentrumsherr­schaft würde einzig und allein auf diejenigen fallen, die dem Reiche die direkten Steuern versagen und die das Vereins­gesetz mit dem Polenkampfe belasten. Die linksliberalen Parteien hätten durch ihr Verbleiben im Block genugsam bewiesen, wieviel ihnen an einer zentrumsfreien Reichs­regierung liege; aber wenn Regierung und Konservative den Block mit Dingen überlasteten, die für die Linke untragbar seien, dann sei die Grenze dessen erreicht, was der Links­liberalismus leisten könne. An ihnen entscheide sich das Schicksal der Regierungsepoche Kaiser Wilhelms II. Er habe aufgehört, Zentrumskaiser zu sein. Es frage sich, ob er es durchsetzen könne, es niemals wieder zn werden.

Landesnachrichten.

Akkensteig. 24. Dezember.

Weihnachts-Eisenbahnverkehr. In der Zeit vom 24. bis 29. Dezember verkehrt, wie alljährlich, eine Anzahl außer­ordentlicher Personenzüge. Auskunft gibt der auf allen Stationen angeschlagene Fahrplan fiir die außerordentlichen Personenzüge über die Weihnachtsfeiertage.

* Briefträger und Postboten haben während des ganzen Jahres und besonders vor Weihnachten und über den Jahreswechsel einen ganz besonders strengen Dienst. Weih­nachten, das Fest der Liebe, bietet dem Publikum eine schöne Gelegenheit auch ihrer zu gedenken!

' Vom 1. Januar 1908 an ist der Handel mit Weiß­phosphorzündwaren verboten. Gewerbetreibende, die solche Waren besitzen, werden, um sich vor Schaden zu hüten, nicht versäumen, ihre Vorräte noch bis zum Schlüsse dieses Jahres abzusetzen. Zuwiderhandlungen gegen die Be­stimmungen des Phosphorgesetzes sind mit ziemlich hohen Geldstrafen bedroht.

Bekämpfung der Tuberkulose. Die Bahn-, Post- und Kassenärzte haben nach einer Verfügung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrsabteilung, die Er­krankung eines Beamten, Unterbeamten und Arbeiters an Tuberkulose der dem Kranken Vorgesetzten Inspektion und beim Postpersonal der Vorgesetzten Dienststelle anzuzeigen, sofern der Erkrankte damit einverstanden ist und wenn die Erkrankung erstens bei der dienstlichen Verwendung des Er­

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krankten besonders zu berücksichtigen ist oder wenn sie besondere Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung erforderlich macht.

-ii. Ebhausen, 23. Dez. Gestern abend veranstaltete im Gasthausz. Waldhorn" der Turnverein eine gelungene öffentliche Weihnachtsfeier, die sehr zahlreich besucht war. In reicher Abwechslung folgten Ansprachen, theatralische Aufführungen, Vorführung lebender Bilder, Gesangsvorträge der Sängerriege, Musikstücke für Zither, Klavier und Violine. Die zahlreichen Besucher waren sehr befriedigt von den Leistungen des Turnvereins; besonders lobend erwähnt darf werden, daß sämtliche ausgeführten Stücke durchaus würdiger Art und ebenso entsprechend in ihrer Darbietung waren.

* Simmersfeld, 23. Dez. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, beabsichtigt der hiesige Militärverein am Johannesfeiertag die Aufführung der Lichtbilder Unsere W ü r t t e m b e r g e r". Es sind dies 66 Lichtbilder von 1870 71, die von ganz besonderem Interesse sind. Da der Eintrittspreis auch nur 20 Pfennig kostet, so ist zu wünschen, daß die Bemühungen des hiesigen Militärvereins durch recht zahlreichen Besuch von hier und der Umgebung belohnt werden.

Nagold, 23. Dez. Gestern abend hielt der Lieder-- kranz seine Weihnachtsfeier, die sehr gut gelungen war, im Gasthof z.Traube" ab. Es ist gewiß sehr zu be­grüßen, daß der Verein in Herrn Zeichenlehrer Raisch einen so tüchtigen Dirigenten gefunden und wäre nur zu wünschen, daß für gute gesangliche Leistungen auch ein ent­sprechend beschaffenes Lokal vorhanden wäre.

> js Nagold, 23. Dezember. Der Witwe Hahner die aus Gutmütigkeit den stellenlosen Dienstknecht Tafel bei sich be­herbergte ist von dem undankbaren Menschen die Geldkasette erbrochen und ein beträchtlicher Betrag gestohlen worden.

* Dornstetten, 22. Dez. Bei der gestrigen Gemeinde­ratswahl wurden Johannes Sauter, Bauer, mit 140 Stimmen, Friedrich Weinläder, Schmied, mit 111 Stimmen und Uhrmacher Eberhardt mit 94 Stimmen gewählt.

* Calw, 23. Dez. Die Oberamtssparkasse ist nun in dem amtskürperschaftlichen Gebäude in der Bahnhof­straße (fr. Zöppritz'sche Villa) eingerichtet, nachdem die Kanzlei der Oberamtspflege schon vor 2 Monaten dorthin verlegt worden ist. Es wurde die Offenhaltung der Spar­kasse an allen Wochentagen (mit Ausnahme der Sonn- und Festtage), sowie die Einrichtung der Kontrolleurs­kanzlei neben dem Kassenzimmer beschlossen. Kassenkontrolleur ist künftig Oberamtspfleger Fechter. Der Einlagenzinsfuß ist auf 3ftsi'/g festgesetzt, sodaß die Oberamtssparkasse eben­soviel Zins gewährt, wie alle anderen im Oberamtsbezirk noch vertretenen Sparkassen.

Calw, 22. Dez. Zu der telephonischen Meldung aus Würzbach, welche in einem Teil der gestrigen Auflage unseres Blattes noch Aufnahme fand, wird uns von anderer Seite gemeldet: Heute früh 7 Uhr wurde der 26 Jahre alte Taglöhner Jakob Krauß (ledig) am Ortsausgang in bewußtlosem Zustande auf der Straße liegend aufgesunden und ist um 9sis Uhr früh verstorben. Die Nachforschungen der Landjägermannschaft haben ergeben, daß Krauß am Samstag abend mit Johann Kirchherr, Friedrich Kirchherr, Ulrich Stickel und Gottlieb Großhaus (erstere 3 von Ober- kollbach, letzterer von Rainen) in Streit geraten war und von dem Johann Kirchherr mit einem Backscheit einen Schlag auf den Kopf erhielt, an deren Folgen er verstorben ist. Der Täter, Johann Kirchherr, sowie die andern vor­stehenden Mitbeschuldigken wurden vorläufig in Haft ge­nommen und an das König!. Amtsgericht Calw eingeliefert. Die Sektion findet heute, den 23. Dez., statt. Der verstor­bene Krauß ist der uneheliche Sohn der ledigen Kathrina Krauß von Würzbach.

Calw, 23. Dez. Die Pfarrei hingen, O.-A. Herrenberg wurde dem Pfarrer Etienne Combee in Brei­tend erg übertragen. Pfarrer Combee wird Mitte Januar dort aufziehen.

* Wildbad, 21. Dez. Bei der heutigen Gemeinderats­wahl wurden gewählt: 1. Chr. Schmid, Zimmermeister;

IM" Die nächste Rnmmer unseres Blattes wird des Weihnachtsfestes wegen am Freitag ausgegeben "MH