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Gegründet

1877.

GrscHeint tätlich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkebr Mk. 1.25

außerhalb Mk. I.3S.

WM

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Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis de> einmaliger Ein­rückung 1u Mg. ole einspaltige Zeile; bei Wiederholungen rntfprechcnderRabatt.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Nr. 22S

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Dienstag, de« 24. Dezember

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1907.

Amtliches.

Ernannt wurde der Hilfsgerichtsschrciber Ostertag bei dem Landgericht Ellwangen zum Amtsgerichtssekretär in Freuden st ad t.

Bei der kürzlich vorgenommenen ersten höheren Ju ft izdien ft Prüfung sind u. a. die nachgenannten Kandidaten Theodor Endriß von Neuenbürg u. Georg Storz von Alpirsbach für befähigt erkannt worden.

Tagespolitik.

Ueber die deutsche Kolonisation in Afrika hielt Graf Götzen, Gouverneur von Teutsch-Ostafrika auf Einladung der französischen Kolonial-Liga in Paris einen öffentlichen Vortrag. Der große Saal, in welchem der Vor­trag gehalten wurde, war dicht besetzt. Anwesend waren u. a. auch der deutsche Botschafter Fürst Radolin, einige Deputierte, Gouverneure und Roume von Französisch-West- afrika Vertreter der französischen nnd deutschen Kolonial­vereine. Graf Götzen schilderte in fließendem Französisch die politische, administrative, finanzielle und militärische Organisation der deutschen Kolonien, sowie die deutsche Methode der Kolonisation und der Ein geborenen-Erziehung und schließlich die jetzige und künftige Entwicklung der Eisenbahnen. Erbetonte, daß alle weißen Raffen ein gemeinsames Interesse gegenüber den Eingeborenen Afrikas haben und daß die französische, eng­lische und deutsche Kolonisation in friedlichem Wetteifer diesem Interesse dienen sollten. Die Versammlung spendete dem Redner langen lebhaften Applaus. Der Vorsitzende, Saint- Germain dankte dem Grafen Götzen, den Berliner Besuch des Deputierten Hubert erwidert zu haben. Dieser Austausch der Ideen zwischen Deutschland und Frankreich beschränke sich heute zwar auf die kolonialen Fragen, aber er eröffne die Aussicht auf einen weiteren Horizont für die Zukunft.

Kaiser Franz Joseph von Oe st erreich unternahm am Samstag aus Anlaß des Empfanges der Delegationen in der Wiener Hofburg nach seiner langen Krankheit seine erste Ausfahrt von Schönbrunn nach der Hofburg. Die Häuser auf dem Weg waren festlich geschmückt. Vereine bildeten Spalier. Der Kaiser, der in offenem Wagen einfuhr, wurde jubelnd begrüßt. Am Burgtor begrüßte Dr. Lueger mit den Vertretern der Stadt den Kaiser, der für den Ausdruck der innigen Liebe der Wiener dankte. Beim Ernpfang der österreichischen Delegation gedachte auch Präsident Fuchs der glücklichen Genesung des Monarchen, erinnerte an den Abschluß des Ausgleichs mit Ungarn und betonte die Notwendigkeit einer wohlausgerüsteten Wehrmacht als wichtigster Friedensstütze. Er schloß mit einem Hoch auf den Monarchen. Der Kaiser erwiderte u. a., die aus­wärtigen Beziehungen der Monarchie seien durchaus erfreulich geblieben. Die Milderung einiger Gegensätze in der inter­nationalen Politik halte erfreulicherweise an. Die Bemühungen aller Mächte seien auf die Sicherung des allgemeinen Friedens gerichtet.Wir werden", schloß der Kaiser,auch weiterhin nachdrücklich darauf hinwirken, daß die Fortdauer des Friedenszustandes erhalten bleibt, um damit zugleich die ungestörte Entwicklung und Förderung der Völker der Monarchie zu sichern."

Ueber die auswärtige Politik Eng­lands hielt der Staatssekretär des Auswärtigen, Sir- Edward Grey in Bervick eine Rede, in der er von dem Be­suche in Windsor, London und Highcliffe die 'günstigsten Einwirkungen auf die Beziehungen der Völker Deutschlands und Englands prophezeihteund ferner betonte, daß England seine Bündnisse und Freundschaften mit anderen Mächten aufrecht erhalte. Der Staatssekretär sagte u. a.: Der erste Gegenstand, den ich berühren möchte, ist auf jeden Fall ein angenehmer, nämlich der Freude Ausdruck zu geben, die, wie ich glaube, das ganze Land über den Besuch des deutschen Kaisers empfunden hat. Alle öffentlichen inbezug auf diesen Besuch getanen Aeußerungen waren in herzlichem Tone gehalten. Ich bin sicher, daß die freundliche Bewill­kommnung und Gastfreundschaft seitens der öffentlichen Mei­nung Großbritanniens, und die herzliche Art, in der sie vom Kaiser anerkannt und erwidert wurde, dazu bestimmt sind, eine günstige Wirkung auf beide Länder auszuüben. Die Hälfte der Schwierigkeiten oder mehr noch als deren Hälfte schwindet für die Diplomatie, nachdem beide Nationen zu der Ueberzeugung gelangt- sind, daß keine der anderen

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übel will oder Böses wünscht. Ein Monarch, der so lange wie Kaiser Wilhelm in England verweilt und sich mit so herzlichen Worten von unserem Volke verabschiedet hat, mußte etwas dazu tun, um das gute Einvernehmen und die freund­schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern zu fördern. Der Staatssekretär feierte dann die Allianz mit Japan und die Freundschaft mit Frankreich und versicherte, daß die Vereinbarungen mit Spanien und Rußland gegen kein an­deres Land gerichtet seien, sondern lediglich der Erhaltung des Friedens dienen sollten. Ganz besonders hob er hervor, daß die Beziehungen Englands zu Rußland bisher wenig erfreulich waren, daß dies aber durch den erwähnten Ver­trag sich geändert habe. Endlich erwähnte der Staatssekretär noch die deutsche Flottenvorlage; er meinte, sie verlange viel, betonte aber, daß er sie nicht in kritisierender Weise erwähne, sondern nur weil sie wichtig sei. Den Flottenrüstungen anderer Staaten werde England ja folgen müssen; augen­blicklich aber habe es noch keinen Grund, sich zu beunruhigen oder in Unkosten zu stürzen.

Der ehemalige liberale Minister des Aeußern Cobiän hat, wie aus Madrid gemeldet wird, in den Budgetverhand­lungen der Cortes an den Zuständen in der spani­schen Armee scharfe Kritik geübt. Der Redner führte aus, daß die Armee mit 491 Generälen und 1 6 500 Offizieren ein Heer von Führern ohne Sol­daten darstelle. Während die fiktive Truppenziffer eines Regimentes 450 betrage, verfüge in Wirklichkeit kein Regi­ment über eine größere Mannschaft als 120 bis 130 Leute und das Bataillon zähle infolgedessen nur 60, die Kompanie nur 15 Manu. Auf jeden Soldaten entfallen für den jähr- - liehen Gebrauch 1.00 Patronen. Wie sei es möglich, daß damit einer das Schießen lernen könne? Im Falle einer Mobilmachung fehle es den Reserven an der nötigen Mon­tur, Bewaffnung und Munition; und was die Anzahl der Reit- und Zugtiere anlange, so sei für den allernotwendigsten Gebrauch kaum ein Drittel vorhanden. Mit der Artillerie aber muß es wohl am schlimmsten bestellt sein, denn die 156 Geschützstücke verfügen insgesamt nur über einige 60000 Geschosse.Wir besitzen also eine Armee, die schon besiegt ist, bevor es zum Kampfe geht," so schloß Cobiäu seine an interessanten Einzelheiten reichen Ausführungen.

Landesnachrrchten.

Altenstsig, 33. Dezember.

Ausstellung der Handarbeiten. (Korr.) Am Sonntag, den 22. Dez., waren die Handarbeiten der schulpflichtigen Mädchen in der Arbeitsschule ausgestellt. Der Einladung zur Besichtigung der Ausstellung wurde namentlich von hiesigen, aber auch von auswärtigen Frauen zahlreich gefolgt. Mit prüfendem Blick und großer Sachkenntnis wurden die einzelnen Arbeiten genau durchgesehen, sowohl die im neuen Lehrplan ^geforderten Handarbeiten als auch die von den Schülerinnen aus Weihnachten gefertigten Gegenständen. Beide Arten von Arbeiten befriedigten die Besucherinnen der Ausstellung vollauf. Gerne sprachen verschiedene Mütter der Arbeitslehrerin Fräulein Müller ihre Anerkennung für ihren Fleiß und ihre Geduld, die sie beim Anfertigen der Arbeit haben muß, aus. Es sind jetzt 12 Jahre, daß die Arbeitsschule von Fräulein Müller versehen wird, und die gestrige Ausstellung war die zehnte, die sie veranstaltete. Jede Ausstellung zeigte, daß Fräulein Müller die ihr ge­stellte Aufgabe zu lösen versteht. Möge die Arbeit der Lehrerin und der Schülerinnen im nächsten Jahr auch guten Erfolg haben.

Nachdem die zur Niederwerfung des Aufstandes in Deutsch-Südwestasrika erforderlich gewesenen Streitkräfte aus dem Schutzgebiete zurückgezogen worden sind, wird der Feldpost dien st vom 1. Januar 1908 ab wieder aufgehoben. Infolgedessen kommen die für die Truppen des Schutzgebiets und für die Besatzungen der in jenen Gewässern befindlichen Kriegsschiffe gewährren Portosrei- heiten und Portoermäßigungen in Wegfall; auch findet eine Nachsendung von im Postwege bezogenen Zeitungen gegen Entrichtung einer Umschlaggebühr nicht mehr statt.

Im Postverkehr mit diesen Truppen und Schiffsbe­satzungen gelten vom 1. Januar 1908 ab, wie vor Ein­führung des Feldpostdienstes, die für den sonstigen Verkehr mit dem Schutzgebiet und für den Verkehr mit Kriegs­schiffen bestehenden Taxen und Versendungsbedingungen. Demnach kommen auf Briefe, Postkarten, Drucksachen, Ge­schäftspapiere, Warenproben und Postanweisungen im Verkehr mit der Schutztruppe die für den Postverkehr innerhalb Deutschlands festgesetzten Portosätze und Gewichtsgrenzen zur Anwendung; Drucksachen und Geschäftspapiere sind je­doch auch im Gewicht von mehr als 1 Kg. bis 2 Kg. gegen eine Gebühr von 60 Pfg. zugelassen.

Ueber die für andere Gegenstände sowie für den Ver­kehr mit den Kriegsschiffen bestehenden Taxen und Ver­sendungsbedingungen geben die Postanstalten Auskunft.

Es ist erwünscht, daß die Sendungen an die Truppen in Südwestafrika allgemein wieder mit der Angabe des Stationsorts der Empfänger versehen werden. St.-Anz.

* Preisvereinbarungen zwischen Submittenten. Während bisher die Preisvereinbarung unter Submittenten als un­lauterer Wettbewerb angesehen wurde, gelangte kürzlich das Reichsgericht zu einer moralischen Verurteilung des gesamten Submissionswesens. In dem angezogeuen Fall führte das Reichsgericht in der Urteilsbegründung aus:Der Wett­bewerb veranlasse den einzelnen Bewerber, seine Preise so niedrig zu stellen, daß er annehmen dürfe, von seinen Mit­bewerbern nicht unterboten zu werden. Die Ausschreibung einer Konkurrenz (Submission) dränge also die Bewerber in eine Stellung, die wirtschaftlich schwächer sei, als die, welche der Unternehmer habe in einem Falle, wo ein Wettbewerb nicht stattfinde. Wenn die Bewerber in solcher Lage zu­sammentreten, um ihre wirtschaftlich schwächere Stellung aus- zugleicheu, sich über Preise, die sie vorerst fordern wollten, einigen, um zu verhüten, daß der Lohn für die zu erwartende Arbeit ans ein Maß herabgesetzt werde, das einen ange­messenen Verdienst in Frage stelle, so sei eine solche durch die wirtschaftliche Notwehr gebotene Abmachung als an sich durchaus erlaubt und nicht gegen die guten Sitten verstoßend zu erachten. Inhalt, Zweck und Erfolg des Vertrages sei nicht eine Täuschung der Behörde gewesen, welche zu der fraglichen Submission aufforderte, sondern eine derartige Ge­staltung der Angebote, daß den Bietern aus der Konkurrenz ein möglichst geringer Schaden erwachse. Irgend ein Un­recht gegen die die Konkurrenz ausschreibende Behörde lag nicht vor, da dieser völlig freistand, die Angemessenheit der Gebote zu prüfen und danach Ihre Entscheidung zu treffen; auch fehlt es an jeder Verpflichtung, dem Wcrkverdinger die getroffene Abmachung mitzuteilen."

r. Heselbronn, 22. Dez. Gestern abend ereignete sich bei der hier um s ,7 Uhr nach Simmersfeld abgehenden Post ein eigenartiger Unglückssall, der leicht schlimmere Fol-