polnische Wo Penschau. Amtliche Bekanntmachungen

Im Vordergrund der deutschen Jnnenpokltik steht der Kämpf um die Reichspräsidentschaft, der nach der Bestattung Eberls sofort auf der ganzen Linie eingesetzt hat. Wie die Tinge heute liegen, kann man sich auf eine Tra­gödie mit mehreren Akten gefaßt machen. Schien es im Vo r« fpiel, als ob der Waffengang im wesentlichen zwischen zwei Gruppen ausgetragen würde, den Weimarer. Parteien mit einer Kandidatur Marx auf der einen Seite, der Rechten mit einer Kandidatur Jarres auf der anderen Seite, so hat das Eondervorgehen der Sozialdemokraten, das übrigens den letzten Wünschen des verstorbenen Reichspräsi­denten widersprach, hier einen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Es begann der erste Akt mit seinen Bemühungen um eine bürgerliche Sammelkandi- datur, der nach mehrtägigen, mit viel Aufwand von Ge­duld geführten und durchaus nicht aussichtslosen Verhand­lungen nun ebenfalls negativverlaufen ist. Das histo, rische Verdienst daran fällt ebensowohl dem Zentrum wie der Deutschen Bolkspartei zu. Es macht den Ein­druck, als ob diese beiden Parteien mit ihrer Taktik der Ver­schleppung und der unklaren Beschlüsse sich gegenseitig die Schuld am Scheitern der Einigungsverhandlungen zuzuschie­ben bemühten, um so die Gelegenheit zu bekommen, den ihnen persönlich und parteipolitisch nahestehenden Kandidaten, im einen Fall Marx, im anderen Fall Jarres durchzusetzen. Einen besonderen Anteil an diesemErfolg" darf Herr Dr. Stresemann für sich in Anspruch nehmen, dessen betriebsames Wirken hinter den Kulissen ja der Oeffentlichkeit nicht ver­borgen geblieben ist. So ist also die Sammelkandidatur Geßler. die alle Aussicht hatte, sämtliche bürgerlichen Par­teien in voller Geschlossenheit zur Abstimmungsurn« zu füh­ren und dadurch schon im erster Wahlgang eine Entscheidung zu bringen, gescheitert. Jetzt beginnt der zweite Akt, der mit dem Wahlgang am 29. März unfehlbar wieder ein ne­gatives Ergebnis zeitigen wird. Denn kein Kandidat hat Aussicht, auch nur annähernd die Mehrheit zu erreichen. Der frühere Vizekanzler im Kabinett Marx. Herr Dr. Jarres» kann auf die Deutfchnationalen und die Deutsche Volkspartei zählen: von der Wirtschaftlichen Vereinigung wird für ihn höchstens die eigentliche Wirtschaftspartei eintreten, während di« Deutschhannoveraner ihn unbedingt ablehnen und der Bayerische Bauernbund nach zuverlässig«» Mitteilungen zu einem erheblichen Teil, wenn nicht geschlossen, Marx wählen wird. Aus der Bayerischen Volkspartei sind ebenfalls so leb­hafte Bedenken gegen Jarres laut geworden, daß auch von dieser Seite ein« geschlossene Unterstützung seiner Kandidatur nicht zu erwarten ist. Bleiben noch die Völkischen und Na­tionalsozialisten, dt« indes ebenfalls mit dem Gdanken einer Sonderkandidatur liebäugeln. Der zweite Kandidat ist Marx, der dritte Braun, die in der Hauptsache nur ihre Parteien hinter sich haben: das gleich« gilt für Dr. Hell« pach von den Demokraten und Thälmann von den Kommunisten. Wahrscheinlich wirkt das Beispiel der Sonder­kandidaturen weiterhin ansteckend, in keinem Fall wird einer der Genannten am 29. März durchs Ziel gehen. Wir werden allo die politische Verwirrung in die Osterfeiertage mit hinein­nehmen müssen und ob dann die Erleuchtung über die Par­teien kommt, daß es mit der Voranstellung der Sonder­wünsche nicht geht und daß das Endergebnis so nur dem Zu­fall überlassen bleibt, der für alle unangenehme Ueberraschun- gen bringen kann, bleibt eine offene Frage. Nach dem bis­herigen Verlauf der Dinge darf man ihrer Beantwortung nickt sehr hoffnungsvoll entgegensehen.

Es ist ein eigenartiges Geschick, auf das wir schon wieder­holt hingewiesen haben, daß bei uns sich immer innerpolitische Krisen herausbilden, wenn außenpolitische Fragen von über­ragender Bedeutung zur Erörterung stehen. Das ist auch dies­mal wieder der Fall, wobei wir dieVorgängeinPreu- ken. die auf die Dauer einfach unerträglich sind und auf ein Beamtenkabinett oder Landtagsauflösung hindrängen» nur nebnbei erwähnen wollen. Viel schlimmer ist der Kampf um die Reichspräsidentschaft. Auch der Notbehelf, daß man den Reichsgerichtspräsidenten Dr. S i m o n s mit der S t e l l« Vertretung beauftragt hat, um so den Kanzler zu ent­lasten, ändert daran nicht viel. Trotzdem muß das deutsch« Volk immer wieder darauf gestoßen werden, daß das, was sich im Auslande abspielt, für die weitere Entwicklung Deutschlands ungleich wichtiger ist als alle innerpolltischen Auseinandersetzungen. Es geht in Genf und Paris heute um die Zukunft Europas. Von irgendeiner Einigung ist in diesem Augenblick noch nicht die Red«, aber ohne übertriebe­nen Optimismus kann man doch sagen, daß sich Kompromisse anbahnen. Zunächst ln der Saarsrage. Herr Rault wird noch auf ein Jahr in seinem Amt bestätigt, aber die Deut­schen an der Saar können wenigstens hoffen, daß sie in Zu- kunst von derUnparteilichkeit" dieses Franzosen verschont bleiben werden. Auch der Abzug der französischen Truppen ist wenigstens in Sichtweite geruckt worden. Für Danzig wird der Völkerbund eine ständige Schiedskommission er­richten, die sich mit den Danzig-polnischen Plackereien be­schäftigen soll und ganz sicher nicht an Arbeitslosigkeit zu­grunde gehen wird.

Doch das sind Vorfragen, die erledigt werden mußten, um das Terrain für die großen Entscheidungen frei zu bekom­men. In einer scheint man gleichfalls zu einer Zwischenlösung zu gelangen. Man wird dem GenserProtokoll. an dem Frankreich und die kleine Entente festhalten. noch eine kleine Frist bis zur Hinrichtung verstatten. Das Begräbnis wird also erst im September vorgenommen werden. Dieser Ausweg wurde gewählt, um Zeit für den Abschluß des Sicher­heitspakteg zu gewinnen, der ja in Wirklichkeit die Frage ist. Seine Aussichten zu beurteilen, ist gegenwärtig noch unmöglich. Die Pariser Wünsche auf einen Sondervertrag mit England und Belgien haben keine Aussicht auf Annahme, da die beiden anderen Kontrahenten unbedingt auf Aufnahme Deutschlands in diesen Pakt bestehen. Darüber hat der bel­gische Außenminister Hymans bet seiner Unterredung mit Herriot keinen Zweifel gelösten, genau wie Chamberlain und Curzon, der zurzeit nach einer Operation aufs schwerste dar- niederliegt, in den Parlamenten den gleichen Standpunkt vertreten haben. Auch die englisch« Presse unter Führung der Times" und die Dominien lehnen eine einseitige Bindung ab, um nicht, wie das konservative Blatt sagte, Gefahr zu lausen, daß die Knochen britischer Grenadiere eines Tages auf schlesischen Feldern bleichen. Vermutlich wird Frankreich darin nachgeben müssen, da es nach der Erledigung der Genfer Protokolls nur noch im Stcherheitspakt ein« Garantie:.

Bekämpfung deS Kartoffelkäfer.

Die Gemeindebehörden werden unter Bezugnahme auf die Verfügung deS Ernährungsministeriums zur Bekämpfung deS Kartoffelkäfers v. 1 Lktober 1924, Reg. Bl. S. 462, darauf hingewiesen, daß Herr Oekonomierat Boßler, Vorstand der landwirtschaftlichen Winterschule in Calw beabsichtigt, am Frei­tag, den 20. ds. Mts. nachmittags 1 Uhr im Saal der land­wirtschaftlichen Winterschule (Rektoraisgebäude) die Ver­trauensleute der Gemeinden über die Bekämpfung des Kartof­felkäfers zu unterweisen. Die Gemeindebehörden werden ersucht, ihre Vertrauensmänner an dem Vortrag teilnehmen zu lassen und, soweit bisher noch nicht geschehen, solche Vertrauensmän­ner aufzustellen.

Calw, den 14. März 1925. Oberamt: Götz A.-B.

Das Schwierigste an dieser Frage bleibt das Verhältnis Polens zu Deutschland. Auch die Haltung der Tschechen könnte Bedenken erwecken, da man in Prag vor allem den Anschluß Oesterreichs an Deutschland fürchtet: doch werden solche Verwickelungen jedenfalls vorläufig nicht zu stark ein­geschätzt. Anders mit Warschau, i'-berall hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß Polen der eigenluckw Unruhestifter des alten Kontinents ist und durch sein« maßlose Ländergier di« ganz natürliche Feindschaft sämtlicher Nachbarn erregt. Polnische Blätter haben noch überdies gerade jetzt Wünsche auf Ost, Preußen geäußert und so das allgemeine Urteil über sich be­stätigt. Trotzdem Herriot selbst noch unter polnischem Einfluß steht, ist zu einem Pessimismus auf lange Sicht kein« Ver­anlassung gegeben. Die Ding« sind stärker als die Menschen.

Politische Umschau.

Der Reichskanzler besuchte den stellvertretenden Reichspräsidenten und erstattete ihm Bericht über die politische Lage. Dr. Simons empfing dann den Doyen de» diplomatischen Korps. Nuntius Pacelli.

Die Fraktionen der preußischen Land­tag e s mit Ausnahme der Kommunisten und der Völkischen haben einen Antrag eingebracht, zur Vorbereitung der Der- Handlungen über die besonderen Angelegenheiten der öst­lichen Grenzgebiete einen Sonderausschuß von 29 Mitglie­dern, denAusschuß für die östlichen Grenzge­biet e", zu bilden.

Rach einer kommunistischen Versammlung ln Halle kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Polizei und Kommunisten, wobei sechs Per- sonen getötet, 25 schwer- und 15 leichiverlehk wurden.

Der Reich »rat genehmigte einen Gesetzentwurf zur Ergänzung der Reichsverfassung. Danach soll ein neuer Artikel 77s elnqefügk werden, nach welchen: im Falle eines dringenden Notstandes die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrates und des zuständigen Reichs­tagsausschusses Verordnungen, die der Verfassung nicht zu­widerlaufen, mit Gesetzeskraft erlassen kann, wenn der Reichs­tag nicht versammelt ist.

In der polnischen Presse wird ein Aufruf zur Bildung eines polnischen Insurgenten- heeres in den Pomerellen veröffentlicht. Es heißt darin, man solle mit Danzig dasselbe tun, was die Litauer im Memellande getan haben.Solange in Danzig der Eng­länder und ein Senat von hakatisten regiert, solange werden wir keine Ruhe und keinen Zutritt zur Welt baden. Eure Pflicht ist cs, Soldaten, auch dieses kleine Stückchen Land, welches ungeduldia darauf wartet, zu erobern."

nie Agentur yavas spricht davon, daß eine ganz besonder» delikate Frage für Frankreich aufkaucht bei der Diskussion der Mllitärkontrolle in der entmilitarisier- ten Rheintandzone durch den Völkerbund. Auch in dieser Frage besteht zwischen der englischen und schwedischen Auffassung einerseits und der französischen andererseits eine tiefe Kluft. Da vorerst keine Hoffnung auf Einigung besteht, verlangt Frankreich, daß die Diskussion dar­über bis zur nächsten Sitzung im Juni vertagt wird.

In Londoner diplomatischen Kreisen befürch­tet man. daß Deutschland wieder einmal das Opfer der englisch-französischen Verstim­mung wird. Schon die Erledigung des Saarpräsidin-ns sei eine Berubignngspill« auf Deutschlands Kosten gewesen und man ist sehr besorgt, daß seit Lhamberlains und " erriots Konferenz ein Kompromiß über den kontrollkommi nsbe- richk und die Kölner Frage zustande kommen wird, da» Deutschland unmöglich anerkennen kann.

Der in Genf eingetrofsene deutsche Gesandt« in Der«. Adolf Müller, hat mit Lhamberlain eine eingehende llnterredung, die sich auf alle schweben­den Fragen, besonders auf den Eintritt Deutsch­lands ln den Völkerbund und auf den Sicherheiks- Pakt bezog.

Im Berliner Auswärtigen Amt fanden Be­sprechungen über die Kölner Frage statt, zu denen

dererfteLotschaftsralderfranzösifchenBol-

fchaft und der italienische Botschafter sich ringe- funden hatten. ^ -

Zn vberitatien ist ein großer Melaltarbei- ter streik ausgebrochen. Die Zahl der Streikenden wird auf 80 000100 000 geschäht. Die Regierung will vermittelnd eingreifen, um dm Streik möglichst bald beizuleqen. Die Ser. Handlungen zwischen dm Streikenden und den Unternehmern find unterbrochen. __

Die Aufwertungsfrage.

Der AufwertungSsah 1,5 Prozent.

Berlin, 1.. März. DasBerliner Tageblatt" meldet unter Vorbehalt: Wie in Reichstagskreisen verlautet, soll sich der Auf­wertungsentwurf Luther-Schlieben auf den allgemeinen Auf­wertungssatz von 1,5 Prozent festlegen. Der früher genannte Satz von 5 Prozent wird als Irrtum bezeichnet. Auch soll an­geblich die Ausnahme des Zinsendienstes erst durch ein besonde­res Gesetz geregelt werden, was natürlich den Aufwertungsplan der Reichsregierung wesentlich entwerten und zu einer platoni­schen Geste machen würde. Wie das Blatt weiter hört, besteht innerhalb einiger Parteien Neigung zu Initiativanträgen, die innerhalb der Volkspartei und dem Zentrum bereits einiger-

flchttgt, den Aufwertungssatz allgemein auf 2Z Prozent festzu- legen, während das Zentrum unter Leitung des Abg. Scheiter den Satz auf 2,5, 3, 3H und 4 Prozent unter Scheidung von alten und neuem Besitz staffeln will.

Die Aufwertungsftage vor dem Aufwertungsausschuß des Reichstages.

Berlin, 1. März. Im AufwertungSauSschuß des Reichs­tages erklärte Reichsfinanzminister v. Schlieben, daß die Reichs­regierung die begründete Hoffnung habe, in allernächster Zeit das Aufwertungsgesetz vorzulegen. Es sei nicht richtig, daß das Kabinett sich mit einem solchen Entwurf noch nicht beschäftigt habe. Vielmehr habe es sich in wiederholten Beratungen Mlt neuen Entwürfen des Aufwertungsgesetzes beschäftigt Ter Ausschuß lehnte den sozialdemokratischen Antrag auf Aufhebung Steuernotverordnung ab. nahm dagegen den Antrag - E dt? einstweilige Regelung der Aufwertung

fordert, da Artikel 1 und 2 der dritten Steuernotverordnunq mit der gesetzlichen Neuregelung der Aufwertung außer Kraft treten, also spätestens am 31. Mat 1925. Dasselbe gelte von den zur Durchführung, Ergänzung und Änderung der voran­geführten Regelung erlassenen Vorschriften. Zum gleichen Zeit- Punkt soll die Verordnung des Reichspräsidenten zur einstwei­ligen Regelung der Aufwertung aufgehoben werden.

Aus Stadt und Land.

Persönliches.

Bei der in den letzten Tagen am evano.-theol. Seminar Blaubeuren abgehaltenen (Konkurs-)Reifeprüfung haben sämt­liche Prüflinge, die vom hiesigen Realproghmnasium k.g vor 4 Jahren das Landexamen zur Aufnahme in das Seminar Maulbronn gemacht hatten, mit gutem Erfolg bestanden: Die Brüder Wilhelm und Gerhard Rau, Söhne des Pfarrers a. D. in Wildberg, früher in Willmandingen, Hans-Ulrich Honeckcr, Sohn des Postinspektors und Gerhard Stahl, Sohn des Mis­sionars, die beiden letzteren von hier.

Zur Konfirmation.

Den in Nr. 61 veröffentlichten Namen der Konfirmanden sind noch nachzutragen: Aus dem Bezirk l Karl Münz, Karl Schütz, Gustav Lötterle.

Der Berg des Schicksals.

Die Schwäbische Vilderbiihne zeigte in der vergangenen Woche in dem LichtspieltheaterBao. Hof" den LehrfilmDer Berg des Schicksals". Sieben seiner Bestimmung als Lehrfilm sou auch dieser Film einen Weg zur Veredlung der heutigen Liast- spielkunst weisen. Diese Aufgabe, welch« sich die Würtrember- gische Bildstelle Stuttgart gestellt hat, tann nur dankbar begrüßt weroen uns verdient weitgehendste Unterstützung, scheint doch dieser Weg der gegebenste zu sein, um gegen die Verwilderung der heutigen Kinoproduktion anzukämpfen. Das Kino ist längst ein nicht zu unterschützender Kutrursattor geworden und es wild höchste Zeit, dag auf dem Gebiete des Films endlich einmal au- acfangen wird, über die artistische und blendnerische Sensation hinaus wertvolle und sördernoe Kunst in das Volk zu tragen.' Der Berg des Schiujals" ist ein Naeur- und Sporrftlm, der uns mit der steinernen Welt der Dolomiten, ser Klttteileidenjchaft der Gebirgler und ihren Schicksalen vertraut macht. Neben gran­diosen Naturaufnahmen aus dem Hochgebirge, unter denen vie Wolkenaufnahmcn von besonderem Netz sind, zeigt oer Film sportlich hochwertige Leistungen der Darsteller, die ungemein fesseln. Eine spannende, romanhafte Handlung ihre ge,chmack- lich, die übliche Kinotradition turmhoch überragende Höhe sei hier besonders betont, gibt dem Filmwerk Leben. Man kann nach dem Betrachten diejes Filmwertes nur wünschen, daß tue Bestrebungen der Württ. Bildstelle Stuttgart recht erfolgreich sein mögen.

Wieder Beil und Säge.

Mit Rücksicht auf die geänderten Vechattirisse und zur Erhöh­ung der Sicherheit in den Zügen bei etwaigen llebersällen wer­den, wie die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft mitteilt, in den Seitengängen der V-Zugwagen wie früher wieder ein Beil und eine Säge in einem besonderen Schränkchen mitgejührt. Auch die Frage der Wiederausrüstung von Personenwagen mit Feuer­löschapparaten wird zunächst geprüft. Daß für lange Zeit Beil und Säge nicht mitgeführt wurden, war ein Skandal, und daß über die Mitfiihrung von Feuerlöschapparaten erst ausführlich beraten wird, ist bureaukratifche Schwerfälligkeit Wetter für Dienstag und Mittwoch.

Ein Tiefdruckgebiet, das sich von England nach Finnland hinzieht, sendet einen Ausläufer bis nach Süddeutschland. Für Dienstag und Mittwoch ist bei Nachlassen des Frostes vielfach bedecktes und auch zu Niederschlägen (in Höhenlagen noch Schnee) geneigtes Wetter zu erwarten.

Reichsbannerweihe in Stuttgart.

Stuttgart» 15 . März. In der vollbesetzten, mit den Reichs­farben reich geschmückten Liederhalle nahm am Samstag abend der Bundesvorsitzende des Reichsbanners, Hörs in «-Magde­burg. die Bannerweihe vor. Den künstlerischen Teil des Pro­gramms bestritten das Philharmonische Orchester, der freie Volkschor und Fritz Misten vom Landestheater. Für den als Redner vorgesehenen Reichskanzler a. D. Wirth sprach Prof. Bauer-Ludwigsburg (Z.). Außer den Reichsbannergrupven waren die Windhorstbünoe Stuttgart und Ludwigsburg erschie­nen auch die demokratische und sozialdemokratische Partei, jo- wie die Stadt Stuttgart hatten Vertreter gesandt. Horsing- Magdeburg betonte in seiner Rede, daß das würit. Ministerium nicht einmal für nötig erachtet habe, auch nur der Einladung zu antworten. Für die Reichspräsidentenwahl hält er ein« Ver­ständigung aller republikanischen Parteien für notwendig. Der Bund werde seine Feuerprobe bei der Wahl bestehen müssen. Drei Millionen Kriegsteilnehmer hätten sich ,n ihm Kreits zu­sammengefunden. Die Rechte sei zu bedauern, wenn sie keinen stärkeren Mann als Jarres aufstellen könne. Prof. Bauer-Luo- wiasburg (Z-) stellte fest, daß die besten Zeiten der Griechen mid Römer die Rexublikzeiten gewesen seien. Schwarz-Rot-Gold seien die Farben Jahns. Arndts und Uhlands gewesen. Reichs- taaspräsident Löbe meint, den Pakt Stresemanns könne man mit der Ueberschrist versehen:Nie wieder Krieg!'" Auch nach Osten mache er eine Verbeugung unter dem gleichen Motto, doch wisse man nie, wie lange bei Stresemann so etwas anhalte. Zur Wahl hätte sich die Rechte nicht getraut, einen offenkundigen Monarchisten vorzuschlagen. Man nahm jetzt einen Mann, von dem man nicht wisse, ob er Scheinmonarchist oder Vernunftrepu­blikaner sei. Bei der Reichspräsrdentenwahl heiße es setzt:ge- trennt marschieren und vereint schlagen! Nur ein gltt" Repu­blikaner dürfe das Erbe Eberts antreten. Den Akt der Ban­nerweihe nahm hierauf der Vundesprästdent Hörjing vor.

Ihre Fortsetzung fand die Bannerweihe am Sonntag vor- mittag mit einem Demonstrationszug der sich am He­gelplatz formierte und in Begleitung emmer MusMapeven nach Cannstatt bewegte, wo am Grabe des Dichters Freiligrath eine kurze Gedenkfeier abgehalten wurde, in deren Mittelpunkt ein» Red« Dr. Schumacher» stand.

ÜL