Vermischtes.

ß Aus dem Gerichtssaal geflüchtet. Vor der Altonaer Strafkammer hatte sich ein Schwindler zu verantworten. Eben war er zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt worden, da sprang er über die Schranke in den Zuschauerraum hinein. Noch ehe man sich von der Verblüffung erholt hatte, war der Angeklagte im Freien. Die Verfolgung verlief ergebnislos.

8 Die großen Portionen. War da in der Friedrichstadt eine Gastwirtschaft, die wegen ihrer großen und billigen Fleisch­portionen bedeutenden Ruf genoß. Selbst in der Zeit der Fleischteuerung man nirgends besser und preiswerter als hier. Lange dauerte es, bis des Rätsels Lösung gesunden wurde, und die bestand darin, daß der Gastwirt, seine Frau und sein bei ihm als Hausdiener beschäftigter Schwager das Fleisch aus dem in demselben Hause befindlichen Lager eines Großfleischhändlers stahlen. Der Geschädigte, der einen Millionenumsatz hatte, bezifferte seinen Verlust auf 100 000 Mark. Das Gericht, das sich mit dem Diebstahl beschäftigte, verurteilte den Wirt zu 4 Jahren Zuchthaus, den Schwager zu 2 Jahren Zuchthaus und die Frau wegen Hehlerei zu 6 Monaten Gefängnis.

Kctrachtm-r» einer LMcrs.

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7'/, Prozent Reichsbank-Wechsel-Diskont!"8'/r Prozent Lombardzinsfuß!"7 Prozent Diskont der Bank von England!" so schwirrte es durcheinander, wenn man sich in der Nähe eines Börsenpalastes der Großstädte, in die Nähe der qualmspeienden Schweiß-Burg eines Groß-Indu­striellen oder auch nur in diejenige eines deshalb nicht unbescheideneren Bank-Prunkhauses der mittleren oder kleineren Städte wagt! So wird es denn den Besitzern der größten Goldklumpen wohl auch dieses Mal wieder gelingen, mit Grazie und Geschick, Kraft der Macht von Mammons Gnaden, -aus der sogenanntenKalamität" mit heilen Gliedern her­vorzugehen; einen gelinden Vorgeschmack hat das Heer der Minderbemittelten und Besitzlosen schon in den gesteigerten Kohlen- und Getreidepreisen zu kosten bekommen! Und ziehen die Preissteigerungen noch nicht, so folgen begrenzte Schichten, Arbeiter-Entlassungen: dieMasse" muß es bringen!

Wenn irgendwie im Staat, im Reich Ein Koup nicht will gelingen,

Ertönt der weise Rat sogleich:

Die Masse muß es bringen!"

Den hohen Retches-Bank-DiSkont Wird nimmer der erschwingen Der selbst auf eignem Geldsack thront:

Die Masse muß es bringen!"

Das West- und Deutsch-Ostafrika Wird noch viel Geld verschlingen.

Wozu ist denn dieMasse" da?

Die Masse muß es bringen!"

Das Branntweinsteuer-Monopol Mehr Geld dem Reich soll bringen.

Woher nimmt dieses Geld man wohl?"

Die Masse muß es bringen I"

Der gutedeutsche Michel" ist ja der Inbegriff alles dessen, was Geduld, Ergebenheit, Ausdauer bedeutet. Er wird auch neue Auflagen, die ihm von verschiedenen Seiten drohen, mit dem ihm eigenen Gleichmut hinnehmen, immerhin aber ist den Macht- (d. h. Geld-) habern be­sonders in Zeiten wirtschaftlicher Depression anzuraten, ab und zu auch einmal etwas auf die eigene Kappe zu nehmen, sonst schießt das WucherpflänzchenUnzufriedenheit" allzu üppig ins Kraut, und Ludwig Börne hatte recht, als er sagte:Die meisten Menschen sind unzufrieden, weil die wenigsten wissen, daß der Abstand zwischen Eins und Null größer ist als der zwischen Eins und Tausend!"

Ueberall Enttäuschungen: auch die Reichs- und Staats­beamten, die nun schon seit Jahren immer und immer wieder in ihren wirklich berechtigten Hoffnungen auf eine den überall rapid gestiegenen Lebensbedingungen Rechnung tragende durchgreifende Gehaltsaufbesserung getäuscht wurden, müssen ihren erneuten diesbezüglichen Erwartungen anscheinend wieder einen bitteren Dämpfer aufsetzen: an denmaßgebenden" (richtiger wohl ,,maß-nicht-gebenden)" Stellen soll nicht ein­mal eine Einigung über die prinzipiellen Grundsätze der Besoldungsreform zustande gekommen sein!Prinzipielle Grundsätze" zuin Donnerwetter, muß denn wirklich jede Beamtenkategorie für sich erst den Bedürftigkeits-Nach­weis in Gestalt des ausgepumpten Mageninhalts oder des schlottrig gewordenen Bratenrockes vom Examen her er­bringen ? Wohin sollte das führen bei der holprigen Stufen­leiter von nahezu 30 amtlichen Titulaturen im Gebiete der Reichspost-und Telegraphen-Verwaltung (und anderswo?).

Es wartet da? große Beamtenheer Der Reichs-, Staats- und städt'schen Behörden Seit Jahren nun schon, daß gnäd'ges Gehör Der Bitte gewährt möge werden:

Den Anforderungen der neuesten Zeit Entsprechend zu mildern das endlose Leid Der Geldnot, der größten des Lebens

Sie warten, und warten vergebens I

Es hat der Beamte zwar Anwartschaft Auf glänzende Orden und Titel,

Doch flieht ihm die Lust, erlahmt im die Kraft,

Wenn fehlen zum Titel die Mittel!

DerOber" dem Assistenten i ichts nützt,

Wenn er nicht durch höh're Bezüge gestützt,

Er kann, mag er mellenweit laufen

Dafür keine Bratwurst sich kaufen.

Da» Jahr geht zu Ende Demnächst beginnt Der Reichstag aufs Neue zu tagen.

Ihr Volksvertreter, seid klug und gelind,

Erhört der Beamtenschaft Klagen!

Eure Wahlperiode dauert nicht lang,

Erhöht die Gehälter, wir wissen's Euch Dank Und werden die Schuld Euch bezahlen Gewiß bei den künftigen Wahlen!

Handel und Verkehr.

ff Stuttgart. 15. November. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben 23 Ochsen, 131 Bullen, 805 Kalbeln und Kühe, 402 Kälber, 856 Schweine. Verkauft: 30 Ochsen, 105 Bullen, 1S4 Kalbeln und Kühe 388 Kälber, 768 Schweine. Unverkauft: 3 Ochsen, 26 Bullen, 71 Kalbeln und Kühe, 94 Kälber, 88 Schweine. Erlös aus *, Mo Schlachtgewicht: Ochsen: 1. Qualität, a) ausgemästete von Pfg., 2. Qualität, d) fleischige imd ältere von bis Pfg., Bullen (Karren): 1. Qualität,») vollfleischtge von 68 bis 70 Mg., 2. Qualität, b) ältere und weniger fleischige von 66 bis 67 Vfg., Stierem Jungrinder: 1.Qualität, ») ausgemästete von 79biS 80 Pfg.,

2. Qualität, b) fleischige von 77 bis 78 Pfg.. 3. Qual., o) geringere von 75 bis 77 Pfg.; Kühe: 1. Qualität, ») junge von bis Mg., 2. Qualität, i>) ältere gemästete von 5969 Pfg,,

3. Qualität, o) geringere von 40 bis 50 Pf-, Kälber: 1. Qualität a) best« Saugkälber von 8385 Pfg., 2. Qual., 6) gute Saug­kälber von 7882 Pfg., 3. Quast, o) geringere Saugkälber von 73 bis 77 Mg.; Schweine: 1. Qual, a) junge fleischige von 63 biS 65 Mg-, L. Qualität, b) schwere fette von 62 bis 63 Pfg., 3. Qual, geringere (Sauen) von 57 bis 59 Pfg« Verlauf deS Marktes: Schweine lebhaft, sonst mäßig belebt.

ff Keilvrorrrr, 15. November. Der Weinertrag auf der hiesigen Gesamtmarkung wird auf 5S00 bis 6000 Hl. angegeben in einem Gesamtwert von 550 bis 600 000 Mack.

ff KlokHeirn O.A. Brackenheim, 1b. November. Das Herbst­ergebnis hat in der Quantität bedeutend zurückgeschlagem Wahrend 2000 Hl. geschätzt wurden, sind wenig über 1000 Hl. geerntet worden. Das Hektar lieferte durchschnittlich 18'/, Hl Weißgewächs gab es fast gar nicht. Vom ganzen Weinerzeugnis wurden Vs unter der Kelter verkauft. Der Herbst brachte gegen 50 000 Mack ein ohne die Selbsteinlagen. Der Preis war sehr gut, von 165 bis 200 Mack für den Eintet. Die Qualität kann bei Rot- und Weißgewächs als sehr gut bezeichnet werden. Auch die Hoffnungen für nächstes Jahr sind vertrauenerweckend. DaS Holz ist schön ausgereist. DaS Reb- laub ist erst in den letzten Tagen ganz gefallen.

Konkurse.

Friedrich Ott, Bierbrauereibesitzer zur Linde in Dörzbach.

Voraussichtliches Wetter

am Sonntag, den 17. November 1907 ; Wolkig, mäßig kühl, morgens etwas Regen.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.

Magenlewendr« vL

Bühner jun. in Sigmarswangen rnit, wie er auf einfache Weise von seinem langen und qualvollen Magenleiden be­freit wurde.

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Die

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mit Gratisstschessr«

findet am

Sonntag, den 24. November ds. Js.

Nachmittags 3 Uhr

im Waldhorn in Berneck statt.

Tagesordnung:

Rechnungsergebnis des Fischereitags und Beschlußfassung über die Verwendung der für 1908 verfügbaren Mittel.

Die Mitglieder und Freunde der Sache werden zu zahlreichem Besuch eingeladen.

Nagold, den 15. November 1907.

Der BereimsvorAand:

Regierungsrat Ritter.

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