* Windsor, 14. Nov. Bei schönem Wetter unternahmen der Kaiser, der König, der Prinz von Wales, Prinz Arthur, der Herzog von Connaught und Graf W o lff-Metternich einen Ausflug und beteiligten sich an einem Spaziergang. Die Kaiserin, die Königin, Prinzessin Viktoria, die Herzogin von Argyll und andere Damen »rächten eine Ausfahrt und trafen sich mit deir Teilnehmern am Spaziergang irr einemFishing- Tempell" genannten Hause zum Frühstück. Deir Nachmittag verbrachten die Herrschaften mit Schießen. Bei Einbruch der Dunkelheit erfolgte die Rückkehr ins Schloß. Auf der Straße bildeten Truppen Spalier. Am Abend fand ein Bankett im Prunkspeisesaal statt, bei welchem 20 Fürstlich­keiten, die im Schlosse wohnen, mit ihren Gefolgen zugegen waren. Später fand in der als Theater hergerichteten Bildergalerie eine Aufführung statt, zu der 300 Personen eingeladen waren. Das Abendessen wurde in St. Georges- Hast eingenommen. Die Kaiserin hatte am Nachmittag der Prinzessin Christian von Cnmberland einen Besuch abge­stattet.

Vermischtes.

8 Kommt da eines schönen Tages eine behäbige Wirtin von einem größeren badischen Ort in die Stadt Basel, um Würste einzukaufen. Um der leidigen Zollrevision zu ent­gehen, werden die Würste am Körper verwahrt. Sei es nun, daß boshafte Menschen die Hand im Spiele hatten oder daß der betreffende Grenzaufseher im Besitze eines besonders scharfen Riechorgans war: der unerbittliche Mann wies die sich sträubende Frau in das Untersuchungskämmerchen zur weiteren Amtshandlung. Schnell wurde ein weiblicher Kon­trolleur geholt, und nun siel Hülle um Hülle. Schon glaub­te man einen Fehlgriff getan zu haben, da das feiste, rot­glänzende Gesicht mit den kleinen Aeuglein ja vor Unschuld glänzte, da mußte auch noch das vorletzte Toilettenstück fal­len, und o weh, eine ganze Perlenschnur, deren Glieder aus Servelatwürsten bestanden, kam zum Vorschein. Da die Leibesweite der Dame etwa 150 Zentimeter betrug, war manches Dutzend nötig, den Körperumfang zu umspannen, um so mehr, als auch noch die Enden der Wurstschnur bis weit in die tiefsten Gründe der Beinkleider verankert waren. Zollbuße und Konfiszieren der Würste waren das Ende. Wutschnaubend stampfte die Matrone ihrer Heimat zu. Wehe dem Gaste aber, der in nächster Zeit nach selbstgeräu­cherten Würsten fragen sollte!

8 Rauchloses Pulver für Schrotpatronen. Es ist be­zeichnend für unsere Zeit, daß Neuerungen und Erfindungen auf allen Gebieten sehr rasch ihren Weg machen. Bei den zur Jagd dienenden Utensilien wie Waffen, Munition, Birsch- gläser, Zielfernrohren u. s. w. kommt noch hinzu, daß die modernen Jäger einen gewissen Ehrgeiz darein setzen, von allem stets das Neueste zu führen, in der nicht immer richtigen Voraussetzung, daß das Neuere auch das Bessere sei. Im allgemeinen trifft freilich diese Voraussetzung zu; denn alle Novitäten auf dem Gebiet der Jagd- und Schieß­sportartikel dienen dazu, die jagdlichen Erfolge zu vergrößern,

zum mindesten die Bequemlichkeit im Gebrauch zu fördern. Hahulose Gewehre sind handlicher und eleganter als Hahn­gewehre, die neuesten Konstruktionen von Jagdgläsern bieten ein klareres Bild, ein besseres Gesichtsfeld als die alten Modelle, die auf dem Gewehrlauf aufgeschraubten Zielfern­rohre ermöglichen ein genaues Zielen und sicheres Schießen auch auf sehr große Entfernungen; um dieser Vorzüge willen hat hier das Neue sehr schnell Eingang gefunden. Auch das rauchlose Pulver, das erst seit wenigen Jahren die praktische Probe bestanden hat, wird in kürzer Zeit das alte Schwarzpulver ganz verdrängen. Die rauchlosen Pulversorten für den Schrotschuß haben sich bereits so sehr- eingebürgert, daß man bei großen Preisschießen auf Ton­tauben und Glaskugeln, wo die internationalen Meister­schützen in die Schranken treten, kein Schwarzpulver mehr in Verwendung sieht. Dieselbe Beobachtung macht man auch bei Feld- und Treibjagden; dort führen die meisten Jäaer rauchschwaches Pulver, und man kommt in Gefahr, für rückständig zu gelten, wenn man noch das gute alte Schwarzpulver benützt. Die Vorteile des rauchlosen Pulvers, von dem bei uns verschiedene einheimische und ausländische Fabrikate verwendet werden, bestehen darin, daß sie dem Schrotschuß eine bedeutend erhöhte Leistung verleihen und durch den völligen Mangel an Rauchentwick­lung die Beobachtung des Wildes im Moment des Schusses und unmittelbar danach außerordentlich erleichtern, während die Dampfwolke des Schwarzpulvers namentlich bei nebeligem oder regnerischem Wetter sich hindernd vor den Blick des Schützen legt. Jene Vorzüge müssen allerdings mit höheren Kosten erkauft werden; denn das rauchschwache Pulver ist an sich schon bedeutend teurer als das Schwarzpulver und verlangt solidere, bessere und deshalb teurere Waffen als jenes. Gewehre, aus denen rauchlose Patronen geschossen werden, müssen durch einen sehr starken, dichten Verschluß die Gefahr von Sprengungen ausschließen.

8 lieber die Frauenkleidung sprach bei einemMütt er - abend in Stuttgart Frau L. Tafel in längerer Rede. Durch Erklärungen und Vorzeigen von Modellen legte sie dar, wie Unter- und Oberkleidung den heutigen Lebens­bedürfnissen entsprechend zu gestalten seien, nach dem Prinzip: gesund und praktisch ist schön. An der Hand von ärztlichen Aussprüchen und Schriften wies- sie auf chas Ungesunde des Einzwängens der Taille wie auch des Halses hin. Die heutige verbesserte Frauenkleidung, srüher Reformkleidung genannt, hat sich inehr eingebürgert, als man meint; sie scheint nur deshalb zu verschwinden, weil sie sich nicht mehr auffällig zeigt und auch andere Formen als Säcke angenommen hat. Ein praktisches Arbeitskleid, das für jede Art Arbeit zu verwenden ist, von der Wäsche aufhängenden oder kochenden Hausfrau ebensowohl wie von der Fabrikarbeitern, wurde herumgereicht; es besteht aus sinnreich zusammengeknüpftem Rock und Bluse. Für das Straßenkleid wurde die Norm ausgestellt: das wirklich schöne Kleid ist nicht das reichverzierte, sondern dasjenige, das 1) den Anforderungen der Reinlichkeit und Gesundheit ent­spricht, also sußsrei ist, 2) das dem Alter, Stand und Wuchs

der jeweiligen Trägerin angepaßt ist, darum nichts Ueber- triebenes, überladenes zeigt. Tie Kleidung soll sein, ein würdiges Gehäuse für den gesund zu haltenden Leib, den Gott geschaffen hat.

8 Die bisher wohl älteste Kulturstätte Babyloniens

ist nach einem Bericht in Putmanns Magazine von dem amerikanischen Forscher Dr. Edgar I. Banks in den unteren Schichten von Bismyra gefunden worden. Er stieß bei seinen Ausgrabungen llftz Meter unter der Oberfläche, deren Bauwerke schon der Zeit von 2700 bis 4500 vor Christus augehören sollen, auf die Trümmer einer noch viel älteren Stadt. Dort fand "er eine kleine Figur ohne Kopf, der aber später auch noch entdeckt wurde. Banks geht in seiner Zeit­bestimmung der Kultur Babyloniens, der diese Figur ange­hörte, bis auf 4500 und weiter vor Christus zurück. Nach seiner Meinung verbrannten die früheren Bewohner Meso­potamiens ihre Toten. Er hat bei seinen Ausgrabungen auch Tontafeln gefunden.

Verantwortlicher Redakteur rLudwig Laul, Altensteig.

Oesfentlicher Sprechsaal.

Auf die verschiedenen laut gewordenen Stimmen und dasEingesandt" in Nr. 193 über den hiesigen Leichen- gesang sei folgendes der Beachtung anheimgegeben:

1. Durch den neuen Lehrplan ist die Zeit für den Ge­sangsunterricht wesentlich eingeschränkt worden. Es kann dem 4 stimmigen Leichengesang der gewiß viel Zeit und Mühe in Anspruch nimmt nicht mehr so viel Be­achtung geschenkt werden. Gesangsstunden während der vor­geschriebenen Unterrichtszeitbeliebig" einzusetzen, steht dem Lehrer nicht zu. Zum vierstimmigeu Gesang fehlt z. Zt. auch der 2. Lehrer.

2. Grömbach hatte bis dato seinen schönen, 4stimmigen Leicheugesang. Kantor und Schüler taten ihr Möglichstes. Der Kirchengemeind erat aber scheint solches nicht recht würdigen zu wollen. Zweimal in letzter Zeit ist diese Frage näher an denselben getreten. Es dürfte jedenfalls be­kannt werden, daß gerade der Kantor von Grömbach von seinen s ä »etlichen Bezirksgenossen am schlechtesten entlohnt wird. Während sonsten die Tare für Beerdigungen, Hoch­zeiten re. 2,40 bis 3,50 Mk. und höher beträgt, steht solche in Grömbach auf 1,50 Mk. und ist trotz mehrmaliger Bitten und Eingaben an den Kirchengemeinderat nicht entsprechend erhöht worden. Jedem das Seine!Außerordentliche" Singstunden bei solchem Wohlwollen für Leichengesang ein­zuführen, wird wohl nicht verlangt werden. Ein schöner ein­stimmiger Gesang wirkt ebenso erhebend, wenn man ihn nur recht würdigen und verstehen kann und will!

Grömbach, den 12. November 1907.

Kantor Roller.

Destellnngen

arrf unfrre ZeitungAus den Tannen"

können fortwährend gemacht werden.

für die Zeitperiode:

1. Januar 1998 bis 31« Dezember 1919.

Die Verpachtung der Bahnabschnitte bei den Bahnhöfen

Atteirfteis rrird Ebtzernf-rr

findet am

Samstag, den 23. November 1SV7

an Ort und Stelle statt

Zusammenkunft um 9-ft Uhr. Bahnhof Altensteig.

Die Pachtbedingungen können bei der K. Bahnmeisterei Nagold eingesehen werden.

Calw, den 5. November 1907.

Etturuirirsiueil««.

Holzverkauf und Kalkstein VeifustrAkkord.

Am Samstag. 23. Nov.

mittags 1 Uhr

verkauft die Gemeinde auf dem Rathaus

1. 53 Fstm. tannenes Langholz IV. und V. Klasse

2. 108 Rm. Papierholz

3. 43 Rm. Anbruch.

Um 8 Uhr werden

ra. 4V cbm Kalksteine

zum Ausfuhren auf die hiesigen Etterstraßen verakkordiert.

Den 16. Nov. 1907.

_Gemeinderat.

-MuMM-Mdei'--

.mpfi.hlt »i- W. Rieker'sche Bnchhandlg.

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