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1877 .
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Samstag, ösn 31. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1907.
«MtN«-S.
Tie Bestellung des approb. Arztes Dr. Krone aus Litburg, preuß. Rheinprovinz, z. Zt. inTetnach, zum Distrtktsarzt der Gemeinden Agenbach, Breitenberg, Ob erkollwangen, Schmieh, Zwerenberg und Neuweiler mit Hofstett OA. Calw, mit dem Wohnsitz in Neu weiler, ist am LS. August von der Kgl. Regierung des Schwarzwaldkreises bestätigt worden.
Zu der am Dienstag, den 15. Oktober d, I. und den folgenden Tagen in Tübingen stattfindenden ersten Forstdienst - Prüfung ist der Kandidat Max Frank von Altensteig für zulassungsfähig erkannt worden.
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Ja Japan find wirtschaftliche und finanzielle Miß- stäude eiugetrrteo, die dem japanischen Größeuwahue wohl bald rin Ende bereiten werden. Die Stege Japans über Rußland hatte« offenbar bei den Japaners den Wahn erzeugt, daß sie alles vollbringen könnten, und eS hat sich deshalb tu dem Jahre 1906 in Japan ein riesenhafter Grüudungsschwivdrl eröffnet. Tausende vou Aktien-Uater- urhmungru wurden mit ganz ungenügenden Mitteln meistens uur auf bloße „Papiere' hin gegründet, und in diesem Jahre find diese faules Gründungen fast alle wieder zu- sammeugekracht, und Japan ist so grldarm wie zuvor. Dazu kommt, daß auch die japanischen Staats- und Eisenbahn- Papiere nicht uur unter dem Krache, sondern unter der allgemeinen Geld- und BörseukrisiS furchtbar leiden, weil Japan in England, Frankreich und Amerika viel Geld geborgt hat. ES fiud deshalb in Japan ganz furchtbare Kursstürze vorgekommev, die Aktien find in Japan vielfach um SO Prozent und die Staats- und Eiseubahapapiere um 20 Prozent gefallen. In Europa ist er fast uur von de» Börseukreiseu beachtet worden, welche Kursstürze in diesem Halbjahr eingrtreteu fiud, die politische Wert hat sich wenig darum bekümmert. Ein Berichterstatter der sehr japau- freuudlicheu „Times" in Tokio macht darüber recht interessante Mitteilungen. Er erzählt in einem Briefe vom 4. Juli näheres über den au der Börse von Tokio einge- trrtrueu Kurssturz. Vorher war teils infolge bewußten Schwindels, teils auS blindem Optimismus ein verblüffendes Steigen eingrtreteu. In Tokio werden fünfzig verschiedene Wertpapiere gehandelt, deren GesamtriuzahlungS- kapital sich auf 407 Millionea Jeu (1 Gold-Aeu gleich Mk. 2.10) beläuft. Am 18. Januar dieses Jahres war der Höhepunkt der Kursrrrtwickelung; au diesem Tage wurde der GrsamtkurS auf 833,5 Millionen Den berechnet. Am 17. Juni war der Tiefpunkt des Rückgangs erreicht; der Gesamtwert wurde nur noch mit 500 Millionen Aen ermittelt. Im Juni trat eine wahre Panik ein. Biele Banken hatten dem Privatpublikum Geld zur Börsenspekulation vor- geschossen. Als der Kurssturz kam, sollten die Spekulanten Geld nachzahlen, sie konnten eS nicht, rS kam zu Zwangs- Verkäufen mit dem Üblichen weiteren Kurssturz — ganz wie bet uuS, wie Überall. Auf 39 Baukeo erfolgte rtu Massen- sturm, d. h. die Einleger stürzten hin, um ihre Einladen zurückzuholeo. Zwölf von diesru mußten ihre Kassen schließen. DaS Jahr 1906 war daS der größten Brr- trauenSsrligkeit gewesen. In jenem Jahre find nicht weniger als 200 Millionen Lstr. (4 Milliarden Mark) auf neue Unternehmungen gezeichnet worden. Professionelle Gründer haben daS Publikum förmlich auf diese Bahn gelockt und haben sich daun selbst so rasch wie möglich in Sicherheit gebracht und die Unternehmungen ihrem Schicksal über- lassen.
Tagespolitik.
Ein leichter Unfall de- Kaisers. Einem Unfall ist der Kaiser bet der Parade in Hannover entgangen. Als er, einen Schimmel reitend, nach der Begrüßung der Kriegerveretoe zum RechtSgalopp abschweukru lassen wollte, glitt das Pferd auf de« aufgrweichten Boden auS und fiel. Der Kaiser war jedoch in demselben Augen- blick auS dem Sattel und sprang, vom Rittmeister v. Hol- zing unterstützt, mit beiden Füßen auf den Boden. Nur der Marschallstab war ihm bei der heftigen Bewegung entfallen ; er wurde dem Kaiser gebracht, der nun sogleich einen Braunen bestieg und die Besichtigung fortsrtzte, ohne daß der Unfall von der Mehrzahl der Zuschauer bemerkt worden wäre.
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Die Reich Sr egieruug hat avgrkündigt, daß der schon früher erwähnte Gesetzentwurf über die Herabsetzung der weiblichen Fabrikarbeit vou höchsten- elf auf höchstens zehn Stunden auSge
arbeitet ist. Die Vorlage wird dem Reichstage in seiner nächsten Session zugehen und dort zweifellos ange- uomwrn werden. Natürlich kann man den Wüoscheu bei- Pfiichtru, die Fabrik-Arbrit deS weiblichen Geschlecht nicht länger, als unbedingt erforderlich ist, auszndehueu, aber mau wird damit -och die Hoffnung verbinden dürfen, daß m der gewonnenen Zeit sich namentlich die jungen Mädchen der häuslichen Tätigkeit widmen und tu dieser zu lernen suchen. Daß eS in diesen Keuutuisseu bei den
Fabrikarbeiterinnen stark fehlt, ist allbekannt.
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Ein deutscher Bot*schafterwechsel wird für London angrkündigt. An Stelle deS heutigen Botschafters Grafen Wolf-Metternich soll Freiherr vou Marschall, zur Zeit Botschafter in Koustantiuopel, und zu Caprivi'S Zeiten Staatssekretär im ReichSamt deS Auswärtigen, treten. Freiherr von Marschall war ursprünglich badischer Justiz- bramter.
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Die außerordentliche Gesandtschaft de- Königs Menelik vou Abessyuieu, die gegenwärtig m Deutschland ist und u. A. auch dem Kaiser Geschenke überbringt, ist Anfang September in Berlin und daher zur Teilnahme an der Herbst-Parade deS Garde- korpS eingeladev. Sie wird später noch die Städte Essen, Köln und Wien besuchen.
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Altorrstoig, 80 . August.
* Das Kude der LandesLarte». Für die Reisenden ist es vou Wichtigkeit zu erfahren, daß die LaudeSkactrv, die am 16. September gelöst werden, noch bis zum 1. Oktober ihre Gültigkeit haben. Nach dem 16. September geben die Elsenbahnschalter keine Karten mehr auS und nach dem 1. Oktober kann mit LandeSkarten nicht mehr gefahren werden.
" Die Zivilverforgnngsscheine erfahren vom ersten Oktober ds. IS. au eine völlige Umwandlung. Sie werde« künftig, wie die Militärpässe in Form einer BacheS angelegt. Die Vorderseite drS Umschlags ist bei den Zivilver- sorguogsscheiueu für Kapitulanten und Anwärter auf den Polizei-Zoll usw. Dienst in den Schutzgebieten sowie bei dem AustellungSschein mit einem großen Reichsadler zu versehen. Die Umschläge für die CivilvrrsorgungSscheiue für ehemalige Unteroffiziere, die nach neunjährigem Militärdienst in die Gendarmerie- oder Schutzmanuschaft eingetreteu waren oder einschließlich der Militärzeit eine gesamte aktive Dienstzeit von zwölf Jahren zurückgrlegt haben, tragen den kleinen Reichsadler. Bon den ZivilvrrsorguugSscheineu sämtlicher Gattungen enthalten die, welche für Unteroffiziere mit mindestens 8jähriger Militärbieustzeit bestimmt find, einen Umschlag vou roter, alle übrigen einen solchen vou blauer Farbe. Die AnstelluvgSscheiue erhalten einen gelben Umschlag.
* Hehaltsarrfveffernrrg. Den Beamten deS Verband» landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg fiud kürzlich durch Beschloß drS VerbaudSausschusseS die Gr- haltSbezüge verbessert worden. Neben rückwirkender Er- Höhung deS WohuungSgeldeS um 140 Mk. ist eine außer- ordentliche nach dem Dieustalter bemessene Vorrückung vou 100 bezw. 200 Mk. eingetreteu; auch der Anfangs- und Eudgehalt wurde erhöht. Die VerbavdSbeamteu erfüllt denn auch ob dieses Beschlusses ein Gefühl der Zufriedenheit and Dankbarkeit.
* Ufahgrafenweiker, 29. August. Die neuge- grüudete Pfarrei Gellmersbach, mit der die Pastoratiou der staatlichen Irrenanstalt Weißenhof bei Weiusbrrg verbunden ist, wurde
dem Pfarrer und Bezirkischulwspektor Sigel hier übertragen.
Aich-ak-eu, 29. August. (Korr.) Hierselbst wurde vom Montag auf den DienStag durch Elusteigcn mittelst einer Leiter eingebrochev. Es wurde 1 Hundertmarkschein, 2 Füufzigmarkscheive und 150 Mk. in Gold gestohlen. AlS Täter kommen HandwerkSburscheu und anderes sich in der Nähe herumtreiüeodeS Gesindel in Betracht, nach denen mau fahndet. Geschäftsleute werden zur Borficht beim Einuehmeu vou größerem Gelbe ermahnt.
* ßak«, 29. August. Die ObstauSsichten find in einigen Orten auf dem Waü» sehr gut; dagegen haben die Tal- und GLuorte wenig Ertrag zu erhoffen; dazu kommt noch, daß infolge der Trockenheit die Zwetschgen in großer Menge abfalleu. DaS Oehmd befindet sich tu der Scheuer; dir Qualität ist gering ausgefallen und deshalb eine Steigerung der Heupreisr in sichere Aussicht zu nehmen. Kartoffeln, die tn hiesiger Gegend trefflich gedeihen, gibt eS viel; ebensogut ist die Getreideernte ausgefallen. Die Frucht ist schwer und vorzüglich auSgereift.
I Wvirrgerr, 29. August. (Strafkammer.) Eine Angeklagte, welche für sich selbst eine strengere Bestrafung forderte, hatte sich vor der hiesigen Strafkammer unter der Anklage de- Diebstahls zu verantworten. Die Angeklagte, eine 34 Jahre alte ledige Dienstmagd Karoline Liebele von Uuterheimbach O.-A. WeinSberg, hat schon gegen 18 Jahre im Gefängnis und Zuchthaus zugebracht. Sie gab tu der heutigen Verhandlung an, sie sei vou einem krankhaften Drang znm Stehlen beherrscht und könne absolut nicht davon lassen. Schließlich bat fie, man möchte ihr die zu erwartende Strafe dadurch verschärfen, daß fie jeden Monat 25 Prügel bekomme, vielleicht werde fie dadurch vou ihren DiebSgrlüsteu befreit. DaS Urteil lautete auf ei» Jahr 6 Monate Gefängnis. Die A., die in einer Reutlivger Wirtschaft bedieustrt war, hatte dort verschiedene Gegen, stände im Wert von etwa 100 Mk. entwendet.
I Stuttgart, 29. August. Die internationale Konferenz der Friseurgehtlfen hat in derFrage deSTriukgeldweseuS folgende Resolution beschlossen: Die Konferenz verurteilt daS Trinkgrldwe eu alS die niederste Form der Entlohnung und macht eS den angrschlofseuen Organisationen zur Pflicht, bei allen Lohnforderungen die Beseitigung drS TriukgeldweseoS anzustrebeu durch Erringung auskömmlicher Löhne, deren Normierung ohne Rücksicht auf etwaige Trinkgeldereinuahme zu erfolgen hat. Weiterhin beschloß die Konferenz die Errichtung eines internationalen Sekretariats. Zur Frage der weiblichen Arbeitskräfte im Friseurgewerbe wurde beschlossen, zu versuche», die Arbeiterinnen auch hier zu orgauifiereo und für gleiche Leistungen die gleiche Bezahlung zu verlangen. — Eine erste internationale Konferenz der Arbeiter öffentlicher Betriebe fand ebenfalls dieser Tage hier statt. Den Borfitz führte Natioualrat Greulich-Zürich. Den wichtigsten Punkt der T.°O. bildete ein Referat über di« rechtliche Grundlage deS KoalitiouS- und StrrikrechtS der Arbeiter öffentlicher Betriebe in den eiuzrlueu Ländern und die Durchführung vou Lohnbewegungen. ES wurde hierzu eine Resolution beschlossen, worin eS heißt: »In Anbetracht der Vrrschiedenartigkeit der rechtlichen Grundlagen des KoalitionS- und StrrikrechtS für die in öffentlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter hält eS die internationale Konferenz für geboten, daß die einzelnen LandeSorganisationeu die für ihr Land geltenden gesetzlichen Bestimmungen, sowie alle später in Kraft tretenden Neuerungen auf diesem Gebiete auStauschen. Die Konferenz Protestiert gegen jede Schmälerung deS KoalitiouS- uud Streikrechts. Hinsichtlich der praktischen Durchführung von Lohnbewegungen soll namentlich auch die öffentliche Meinung und die Gemeindevertretungen in entsprechender Weise über die Sachlage aufgeklärt werden. Die Beteiligung au den Wahlen zu den öffentlichen Körperschaften sei besonders zu propagieren.* Sodann wurde noch eine Resolution bezüglich der Alkoholfrage angenommen, worin die Sympathie der Konferenz den Bestrebungen auf Bekämpfung des AlkoholiSmuS gegenüber zum Ausdruck gebracht wird. Auf der Konferenz waren Deutschland, Holland, Schweden, die Schweiz und Ungarn vertreten. — Auf Anregung eine- bayerischen Vereines findet am Sonntag den 15. September in Stuttgart eine Konferenz vou Vertretern Süddeutscher Mtetervereiue statt. Anlaß gibt einerseits die Stellungnahme zu der Tagesordnung des vom 28.—30. September in Steglitz-Berlin stattfiadeudeu Deutschen MieterverbandStageS, andererseits