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Erscheint Dienstag, Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage »Der SonntagS-
Bestellprets für das Vierteljahr im Bezirk
». Nachbarortsverkehr Mk. 1.18,
außerhalb Mk. 1L8.
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undAnterhallungsblatt
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Amtsblatt für
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1877.
EinrückungS - Gebüh- bei einmaliger Einrückung 10 Pfg. di« einspaltige Zeile oder deren Raum; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.
ZsztizMlt für MMchMeiltt.
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Verursachung von Bränden durch dar Spielen der Kinder mit Zündhölzern.
Im Hinblick auf die außerordentlich große Zahl von Brandfällrn, die besonders auf dem Lande durch mit Zündhölzern und mit besonders feuergefährlichen Stoffen, wie SpirituS rc. spieleode Kinder in den letzten Jahren entstanden find, sowie auf einige in jüngster Zeit im OberamtS- vtzirk vorgekommeue Fälle, wird darauf Angewiesen, daß den durch einen Brand au ihren Gebäuden Beschädigten eine Entschädigung von der Grbäudebravdverficheruug nicht zuteil wird, wenn sie dir Eatstehuvg der Brandes selbst durch grobe Fahrlässigkeit, verschuldet haben, daß ebenso den MobiliarfeurrverstcherongSavstalteu gesetzlich verboten ist, irgend eine Entschädigung an solche durch Verbrennen ihrer FahrniS Beschädigte auszubezahles, denen bezüglich deS ihnen zugestoßeneu BravduuglückS eine Frurrvkuvahr- losuug zur Last fällt und daß eine grobe Fahrlässigkeit oder eine Fruerverwahrlosuug im Sinne der genannten Bestimmungen auch in dem Unterlassen genügender Beaufsichtigung der Kinder oder gehöriger Verwahrung der Zündhölzer oder der besonders feuergefährlichen Stoffe gefunden werden kann.
Me mit dem Gebrauch oder der Aufbewahrung von Zündhölzern, SpirituS und dergleichen zusammenhängenden Verfehlungen gegen feuerpolizeiliche Vorschriften werden auch dann mit strenger Strafe abgerügt werden, wenn die Verfehlungen unglückliche Folgen nicht gehabt haben.
Ausbildung von Hafnern.
Die Angehörigen deS HafoergewrrseS werden darauf aufmerksam gemacht, daß au der keramischen Abteilung der Lehr- und Bersuchswerkstätte der K. Kuustgewerbeschule in Stuttgart Gelegenheit zur kunstgewerblichen und technischen Weiterbildung im Hafuergrwerbe gegeben ist. Anmeldungen find an die K. Lehr- und Bersuchswerkstätte tu Stuttgart, Senefelderstraße Nr. 45, zu richten. Unbemittelten Meistern und Gesellen deS Hafaerhaodwerks deS Landes gewährt die Zentralstelle für Gewerbe und Handel nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel, auf besonderes Ansuchen Beiträge zu den Kosten.
Lehrer F I ad in Garrweiler wurde eine Schulstelle in Buttenhausen übertragen.
Befördert wurde Oberpostasfistent Hartmann in Nagold zum Postsekretär bei seiner derzeitigen Dienststelle.
Die gehobene Postsekretärsstelle in Freudenstadt wurde dem Poflsekretär tit- Oberpostsekretär R i ch t e r daselbst mit dem Titel Oberpostkassier übertragen.
Auf Ansuchen versetzt wurde Oberpostasfistent Ostermayer von Calw zum Bahnpostamt Stuttgart.
HKgeANOMiLL.
Neber di« Frage, ob die Furcht vor einer wirtschaftlichen Krisis in Deutschland berechtigt ist, find die Meinungen sehr geteilt. Bon offiziöser Seite und sogar auS dem Munde eines preußischen Ministers ist erst kürzlich di« Entwickelung der wirtschaftlichen Konjunktur ziemlich rosenrot geschildert worden. Nun ist allerdings daS Eine richtig: Die jetzige Hochkonjunktur ist international. Fast alle für die schwer« Industrie in Frage kommenden Länder stehen unter ihrem Zeichen. Daraus folgt aber zugleich, daß ein schon jetzt bemerkbares erhebliches Abflauen im Auslände auch seine Rückwirkungen aaf die deutsche Industrie auSÜLrn muß. Vielfach meint man, und daS wird oft alS ein volkswirtschaftliches Gesetz ausgesprochen, daß die deutsche Industrie den Auslandsmarkt vernachlässige, sobald -sich der innere Markt alS sehr aufnahm-fähig erweist, und daß demgemäß hier eine große Reserve für schlechte Zeiten liege. DaS ist doch vor sehr bedingt und für einzelne Roh- und Halb- «rzeugntsse richtig (zum Beispiel für Kohlen). Zwar hat auch bis in di« jüngste Zeit hinein die Ausfuhr ihre guten Dienste geleistet, ob aber eine weitere Steigerung derselben noch möglich sein wird, wird abhäugeu von den Wirkungen «der neuen Handelsverträge, und die Berichte der deutschen Handelskammern stimmen, wir «in hervorragender Kenner der rheivisch-westphälischru Industrie konstatiert, entgegen allen offiziellen und offiziösen Aeußerungen darin überein, daß die überall sehr Hark erhöhten Zölle die Ausfuhr er- cheblich -erschweren werden. Zudem find noch nicht einmal überall klare Verhältnisse geschaffen. Wenn uuS auch der Zollkrieg mit Haiti schließlich nicht anders wehe tut, als daß er unseren Kaffee-Einfuhrhändlern viel Last mit Ur-
Donnerstag; öen 29. August
sprungSzeognissea macht, so fällt es doch schon mehr in die Wagschale, daß wir auch in einem wenigstens latenten Zollkrieg mit Kanada leben, dessen Beendigung allerdings kürzlich in Aussicht gestellt wuröe, und daß auch mit Spanien
nur vorläufige handelspolitische Abmachungen bestehen.
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Der Besuch deS französischen Botschafter- Cambom beim Reichskanzler in Norderney ist unter sehr befriedigenden Eindrücken verlaufen. Beide Saatsmävuer sind seit einer Reihe von Jahren durch persönliche Beziehungen verbunden. Eie konnten in freundschaftlicher Aussprache daS Einvernehmen und ihre Zuversicht in die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen feststellev.
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AuS Windhnk ist folgende amtliche Meldung ein- getroffen: W orr i S ist am 20. August mit 2 Hottentotten und 37 Pferden auf Moren ga gestoßen. Moreuga ist angeblich vom Bakrivrr wieder in die Berge gezogen. Alle verfügbare britische Polizei ist nach dem Bakriver entsandt. Nach Mitteilungen deS Generalkonsuls plündern MoreugaS Leute auf englischem Gebiet. DaS Kapministerium hat der Eütseudung rtnrS deutschen GeueralstabSoffizierS nach Kapstadt zugestimmt, um die Wünsche und Pläne deS Truppen- kommaudeurs dem Ministerium und dem PolizribrfehlShsber mitzutrileu.
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Nach dem vielgenannten britischen Abrüstung-- Anträge, der in sehr milder und gemäßigter Form von der Friedens-Konferenz im Haag einstimmig vor acht Tagen angenommen wurde, und der eS bekanntlich einem jeden Staate frei läßt, zu erwägen, ob von ihm Einschränkungen der Rüstungen zu Wasser und zu Lande vorgruommen werden sollen, ist die hohe Versammlung nun bei dem Vorschläge auf Einführungen obligatorischer Schiedsgerichte augelangt. Darnach sollen alle Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Staaten, auch wenn sie auS schon bestehenden Verträgen entstehen, zunächst einem Schiedsgericht unterworfen werden. Wird dieser Spruch nicht von den Interessenten anerkannt, so steht ihnen selbstverständlich eine anderweitige mildere oder schärfere Auseinandersetzung frei, aber vorerst soll eben dieser SchlichtuugSversuch unternommen werden. Gegen daS Prinzip dieser Anregung an fich kann mau natürlich nichts eiu- weudeu, den Kriege« vorzubeugen ist ein Gedanke, der immer Uaterstützung verdient. Aber wie bei der Einschränkung der Rüstungen, so ist eS auch hier mit der Praxis übel bestellt. ES gibt politische Angelegenheiten in einem jeden Staatswesev, tu daS eS sich nicht- hiueiurrdeu lassen kann, mag eS um deS lieben Friedens willen auch noch so viel Entgegenkommen beweisen. Schiedsgericht- - Entscheidungen passen nicht für alle Dinge, daun könnte ja mit einem Male dir gar nicht bestehende »elsäßisch-lothriugischr Frage'* wieder eine Tatsache werden, und darum hat fich der erste deutsche Kouferevz-Bevollmächtigte Botschafter, Freiherr von Marschall, grundsätzlich gegen einen WeltschiedS-Bertrag mit obligatorischer Schiedsklausel ausgesprochen. So wett, wie möglich, will auch daS deutsche Reich gern die Hand zur Verständigung bieten, aber Alles und JedeS läßt sich
nicht darunter bringen und zwingen.
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In Petersburg und London ist schon vor einiger Zeit versichert worden, daß »im Prinzip' eine Verständigung zwischen Rußland und Eng- lavo erzielt worden sei. Jetzt scheint der Abschluß eines Abkommens in die Nähe gerückt zu sein. Wenigstens wird der .TimeS" auS Petersburg gemeldet, daß während der letzten Tage in den Verhandlungen »reißende' Fortschritte gemacht worden seien, da der russische Minister deS Arußerev, Herr JSwolSki, nach der Unterzeichnung de- japanisch-russischen Abkommens genügend Zeit gefunden habe, sich ganz den Besprechungen mit dem englischen Botschafter in Petersburg, Sir Arthur Nkolsov, zu widmen. ES handelt .sich augenblicklich um eine genaue Feststellung deS französischen Textes, damit keine Zweideutigkeit bestehen bleibe und für die Zukunft alle Mißverständnisse vermieden werden.
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Die Mitglieder deS russischen Bunde- freuen fich über die Demission deS ihnen nicht passenden Odessaer StadthauPtmauuS Grigorteff. Sie begannen sofort wieder die Passanten in den Straßen zu belästigen und zu überfallen. Der Stadtbeamte Tschuiko, welcher bei
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1907.
der Polizei deren Arretierung forderte, wurde verfolgt und mußte inS Petersburger Hotel flüchten. Die Verfolger umzingelten dasselbe und forderten die Herausgabe Tschui- kowS. Nur dank der Vermittelung deS im Hotel anwesenden Gehilfen deS HaudrlSministerS Romanow und deS ProkuratorS Miteast gelang eS, daS Hotel vor Zertrümmerung seitens der Mitglieder deS Baude- zu retten.
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Meldungen auS Mexiko zufolge ist der Friede in Zentralamerika durch die Vermittelung der Bereinigten Staaten und MexikoS jetzt gesichert. Die formelle Mitteilung wird in den nächsten Tagen erfolgen.
LandssnaOrichten.
38. August.
-u In mehreren TageSblAtteru war io letzter Zeit folgendes zu lesen: „Die große Talsperre im Murgtal, die dazu dienen soll, die Wasserkräfte der Murg für elektrische Licht- und Kraftzwecke aaSzuoützeo, ist nun endgültig gesichert. Unternehmer deS riesigen Werks find die Firmen Schuckert - Nürnberg, sowie Siemens o. HalSke-B?rliv. Die Finanzierung hat die Süddeutsche DiSkouto-Gesellschaft in Mannheim übernommen. Der Kostenaufwand beträgt 30 Millionen Mark." Angesichts dieser bestimmten Mitteilung mögen fich manche Bewohner hiesiger Stadt und der Umgegend fragen: Könnte nicht auch davor etlichen Jahren asfgetauchte Projekt einer Nagold- talsprrre bei Altensteig durch energisches Eingreifen kapitalkräftiger Gesellschaften zur Ausführung gebracht werden ?
* Kür die Beamte» »»d Anlerveamle« des Landes ist folgender von Wichtigkeit: Die Ansprüche, welche die württ. StaatSdieuer auf Grau- der BeamtengrsetzeSuovrlle auf eine höhere penfiouSberechtigte Dienstzeit zu machen haben, find binnen 90 Tagen von der GesetzeS- verkündiguug au geltend zu machen. Zweifellos wird mau auch noch von AmtSwegru darauf Hinweisen, eS ist aber zweckmäßig, daß die Beamten, um ihre Ansprüche nicht zu verlieren, auch tu der Presse auf diese Verpflichtung aufmerksam gemacht werden.
— Hlagold, 27. Aug. Der s. Zt. wegen Ab schneiden der Laubeu-Anlage (wilde Reben) vor dem Gasthof zum „Rößle" als überwiesen angenommene angebliche Täter Christian Moser z. »grünen Baum', vom hies. Amtsgericht zu 1 Monat Gefängnis verurteilt, legte beim Landgericht Tübingen Berufung ein. In der heute nachmittag 3 Uhr stattgefundeneu Verhandlung wurde derselbe frei gesprochen!
l Afalz-rafeuwetker, 28. August. Die Einweihung nnssser o eu es Kirche wurde auf 21. September festgesetzt. Dieser Tage wurde die neue Orgel ausgestellt. Der Orgelrevidevt Oberlehrer Schäffer-Nagold sprach sich höchst anerkennend über daS von der Firma Walcker kn LudwigSburg gelieferte Werk auS.
I Arendenfladt, 28. August. Die Gründung einer freien Schueide.riauung wurde in einer von Stadt und Bezirk zahlreich besuchte» Versammlung im Anschluß au einen Bortrag von HaudwerkSkammersnretär Freytag- Rentltngen beschlossen.
Aichelberg, 28. August. Di« Einweihung der nenerbauten Kirche findet nun am 8. September statt. Anläßlich derselben wird ein Bor- und ein Nach- mittags-Festgottesdienst abgehalten, sowie ein Festessen im Gasthaus »Zur Sonne".
* ßalw, 28. August. Nach den Ergebnissen der ge- uaueu ärztlichen und gerichtlichen Untersuchungen scheint in der Affäre deS Knaben Lvdwig Zellner nicht etwa et« Verbrechen, sondern ein UoglückSfall vorzuliegeo. ES ist anzunehmen, daß der Kaabe auf die Bühn« ging und dort .Verstecken' gespielt hat. Er ist hier in den Koffer gestiegen, hat den -Schlüssel auf dev Boden gelegt, und daun wäre nach der auf Grund der Untersuchungen fich ergebenden Annahme der Holzdeckrl zugrklappt, sodaß der Kaabe in der engen Kiste, dir mit einem Selbstschließer (sog. Schnappschloß) versehen ist, gefangen war. Durch die verzweifelten Anstrengungen, herauSzukommeu, ,wurden die Kleider am Unterleib zerrissen — die von anderer Seite verbreitete Nachricht, daß Körperteile abgeschuitteu .waren, ist auf Grund genauer ärztlicher Besichtigung, nach eine« Bericht de- StaatSavzeigerS M gänzlich unzutreffend zu bezeichnen. — Mit den Füße» suchte dann der Knabe auf dem Bauch liegend, mit aller Macht gegen den Holzdeckrl anznreuuev und ihn zu heben; in dem Deckel find heute