Kr. iL.
Erscheint Dienstag, Donnerst., Samsung und Sonntag «tt der wöch. Beilage „Der SonntagS- Gast".
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Hegrüvde!
1877.
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Sonntag, öen 25. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1907.
«««ich-».
Zweite Dieustprüfuug für Bolksschul- lehrerinneu.
Diejenigen Lehrerinnen, welche zu der zweiten Dienst- Prüfung im November d. I. zZgelssse« zu werden wünschen, haben ihre Gesuche um Zulassung bis zum 1. Oktober d. I. bei dem Evangelischen Konsistorium eivzureiche».
W Infolge der im August d. I. an dem Lehrerinnenseminar Mark- grönungen abgehaltenen eisten Dimstprüfung ist zur Versetzung von unständigen Lehrstellen an Volksschulen fiir befähigt erklärt worden: Holder, Maria von Berneck, OA. Nagold.
Die erste theologische Dienstprüfung haben mit Erfolg bestanden und sind zur Versehung von Pfarrgehilfen- diensten sür befähigt erklärt worden: Brügel, Rudolf, von Nagold, und Frohnmeper, Hermann, von Nagold.
ZUM Wrand in DarmsHsim.
Das Amtsblatt der Stadt Stuttgart veröffentlicht folgende, die Htlfel eistaug beim Brau de von DarmSheim betreffenden Zeile»: Bei dem am 20. dk. Mts. iu DarmSheim OA. Böblingen entstandenen Brauduiglück hat eine - it einer Dsmpfspritze ausgerüstete Abteilung der hiesigen Berufsfeuerwehr, die mittels Extra- zugS nach Böblingen nud von dort auf mitgenommenen Wagen uud Pferden au dir Brandstätte geeilt war, au- dauernd und, wir allgemein anerkannt, erfolgreiche Brand- Hilfe geleistet. Angesicht- der Ausbreitung und Gefährlichkeit des Brandes glaubte die Stadtverwaltung damit einer allgemeinen Pflicht der Menschlichkeit zu entsprechen, die sie ohne Zögern erfüllte, trotzdem die für Stuttgart ans der Hilfsaktion erwachsenen Auslagen beträchtliche find uud die Entblößung der Stadt von einem Teil der örtlichen Feuerwehr bei der nach Hunderttavsenden zählenden Bevölkerung uud den vielen Millionen von Werten ein nicht leicht zu nehmendes Risiko bedeutete. Wenn aber von verschiedenen Staatsbeamten und dementsprechend auch iu einzelne» Blättern verlautbart wurde, die Hilfeleistung sei auf Anordnung irgend einer staatlichen Behörde erfolgt, so ist demgegenüber alle« Anlaß gegeben, zu betonen, daß die Abseudung der Bernfsfeaerwrhr ans der freien Entschließung der Stadtverwaltung hervorging und daß diese Berwaltuug auch tu Z «kauft die Entscheidung darüber sich Vorbehalten muß, ob m etuem auswärtigen Braudfall eine über die gesetzlichen Bestimmungen htuauSgehende Brandhilfe, zumal mittels -er Brrufsfeuerwehr, zu gewähren sei oder nicht.
Der König hat für die Bern» glückten 1000 M. gesprudet. Außerdem gingen uoch verschiedene größere Beträge eis.
G^MVRoMtK.
AlS der KMig vou Sachsen am Mittwoch bei einem Besuche in Radeberg auf dem dortigen Platze unter der alten Linde vor der Snperintrudautnr vom Superintendenten Kaiser au der Spitze der Geistlichkeit der Ephorie begrüßt wurde, erwiderte er der Germania zufolge: »Ich danke Ihnen, Herr Superintendent, fär die freundliche Bezrüßaug. Ich freue mich immer, wenn ich mit den Herren znsammeukomme. Wir find aufeinander angewiesen and müssen zasammeuhalten. Eie müssen aber zu mir Vertrauen haben I Sie wissen doch, daß ich eS gut meine mit der evangelisch-lutherischen Kirche uud ihr Gebet muß mir zur Seite stehen."
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Die Erwiderung deS Besuche- de- Königs Eduard iu WilhelmShöhe durch unseren Kaiser in England ist bekanntlich erst für die zweite November-Hälfte iu Ausficht genommen, aber schon werben Vermutungen über Einzelheiten laut. Unnötigere Arbeit kann nicht Wohl geleistet werden, da wollen wir lieber erst abwarte», waS praktisch auf den schönen Wtlhelmshöher Nachmittag, eS war ja nur ein halber Tag, oachfolgt.
Deutsche Kadetten iu Australien. DaS Schulschiff des Norddeutschen Lloyd .Herzogin Ereilte" ist üei seiner letzten Anwesenheit m Geelong (Australien) brsouderS freundlich aufzeuommru worden. Wie wir einem Bericht des Kapitäns Dietrich entnehme», folgte» Offiziere uud Zöglinge des Schulschiffes einer Einladung za etnem Ausflüge nach Ballarat, einer Goldmines- stadt im Jauern Australiens nördlich von Melbourne. Der .Ballarat Star" berichtet iu einem längeren Artikel über diesen AnSflug wie folgt: Den Kadetten wurde ein sehr
herzlicher Empfang bereitet. Im Stadthause wurde» sie durch den Maire Mr. Barker uud verschiedene andere Herren begrüßt. Mr. Barker eriuuerte daran, daß zum ersten Male deutsche Kadetten eine Stadt im Innern BiktoriaS besuchten und gab einen Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung deS OrteS innerhalb der letzten 80 Jahre. Aus allen Ländern seien die Pioniere gekommen, unter ihnen auch viele Deutsche. Er sei erfreut, ihre deutschen Mitbürger bewillkommnen zu können uud dürfe sie versichern, daß ihre LaudSleute viele Ehrenämter bekleidet hätten. Ballarat sei stolz darauf. Redner forderte schließlich die Anwesendes, unter denen sich auch die Mitglieder deS Deutschen Vereins befanden, auf, ihre Gläser auf das Wohl des Königs vou England uud des deutschen Kaisers zu leeren. Pastor Hetzer von der lutherischen Gemeinde erwiderte und dankte der Stadt Ballarat für den ehrenvollen Empfang, den sie Lru deutschen Besuchern bereitet habe. Deutsche und Engländer gehörten zueinander. Tie sollten immer gute Freunde bleiben, sich vereint gemeinsamen Feinden entgegevstellru und sich nicht gegenseitig bekämpfen. Die Deutschen iu diesem Laude seien loyal uud würde» es immer bleiben. Mit nochmaligem Dank au den Rat der Stadt für den Empfang seiner deutschen Freunde schloß der Redner unter lebhaftem Beifall. Diesem Dank gab Herr Kapt. Dietrich, der Führer deS Kadettevschulschiffes deS Norddeutschen Lloyd, in einer englischen Ansprache weiteren Ausdruck. Sein Hoch ans die Stadt Ballarat riß die Kadetten zu hoher Begeisterung hin, ein Beweis, daß alle über den Ausflug nach Ballarat sehr erfreut Ware». Die Bersammluug löste sich daun auf. Als mau sich zum Mittagessen nach Retd's Kaffee-Palast begab, wurden die Kadetten vou der vor dem Rathaus versammelten Menge herzlich begrüßt. Sie marschierten darauf nach der Statue der Königin auf dem Viktoria-Platz und sangen dort dir britische uud die deutsche Nationalhymne. DieS war ein Akt der Höflichkeit, der sehr gewürdigt wurde. Nach dem Mittagessen wurde eine Fahrt nach der South Star-Mine und nach Ballarat-East rc. unternommen, wo der deutsche Verein die Kadetten tu seinen Clnbräumen empfing. Kapt. Dietrich toastete dort ans den Kövia Eduard. Abends kehrten die Kadetten nach Geelong zurück. Die Vertreter der Stadt und des Distrikts Geelong und der Präsident der dortigen Handelskammer besuchten das Schulschiff „Herzogin Cecilie" und leisteten einer Einladung deS Kapitäns zu einem Lauch au Bord Folge.
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Das Bombardement vou Casablanca ist der Weltgeschichte als ein ganz überflüssiges Ereignis ein- zuverlribeu. Dir Franzosen wollten Leu Kampf; da sie keine Gelegenheit hatten, machte» sie eine. Der.Köln. Ztg." wird der Text der Auküudiguug de- frauzösticheu Bize- kousulS iu Casablanca an die übrigen Konsuln über die Landung vou französischen Truppen am 6. d. M. übermittelt. Er lautete: „Ich habe die Ehre, zu Ihrer Kenntnis zu bringen, daß em französisches Geschwader morgen, Montag den 5. August, um 5 Uhr früh, eine imposante Trnppeumacht landen wird, und daß eS Befehl hat, die Stadt zu beschießen, wenn daS Tor zum Hafen nicht um diese Stunde geöffnet ist nud wenn ein einziger Schuß auf unsere Mannschaften abgegeben wird." Nach dieser bombastischen Ankündigung setzten die Franzosen ganze 60 Maus anS Land, und nach diesem Programm hätte daS Ganze friedlich verlaafeu müssen, wenn daS Hafeotor offen war und nicht geschossen wurde. Beide Be- dtugnugeu waren auf marokkanischer Seite erfüllt. Aber der französische Admiral wollte keine friedliche Landung, er wollte einen großen Krach, er wollte bombardieren. Und da die Marokkaner keinen Grund hierzu boten, half man auf französischer Seite den Dingen etwas nach. Die Franzosen schosse» zuerst. Diese außerordentlich wichtige Tatsache wird vou neuem bestätigt durch den Be- richt eines deutschen Augenzeugen, eines Bremer Kaufmannes. Er schreibt: Der erste Schuß, der fiel, war wie ein scharfer Peitschenknall, ein Schuß, wie ich ihn zu tauseudeu von Malen auS den fravzöfischeu Karadiueru zu hören Gelegen- heit hatte. Die marokkanischen Soldaten hatten den Befehl, keinen Schuß bei der Landung abzngeben. Aber man wollte auf französischer Seite da-Bombardemeut. — Weuu eS wegen Casablanca zur Abrechnung kommt, werden die Deutschen eine hübsche Rech n^g vorzalegeu haben. ES kommen nicht nur die direkten Verläße der deutschen und englischen Kanfleute in Frage, w'lche sich ja vielleicht aus den Büchern Nachweisen lassen, sofern diese
uoch vorhanden find; uoch größer dürfte der indirekte Schaden sein für diese Firmen, indem nun natürlich alle dirjeuigeu ihrer Abnehmer, welche ruiniert wurden, uicht bezahle». Dazu kommt der Verlust, Leu die Firmen durch daS vollständige Lahmlegen der Geschäfte erleiden. Vor zwei bis orei Monaten ist au eine bescheidene Aufnahme der Geschäfte uicht zu denken, und weuu die Unruhen sich iu daS Innere fortpflaozer, wie es den Anschein hat, so ist ein Ende vorläufig gar nicht abzusehev.
Internationaler Sozialisten- Kongreß.
Interessant find folgende Ausführungen BebelS auf dem Kongreß anläßlich der Debatte über den Militarismus und Generalstreik:
Die mobilisierte Armee Deutschlands erfordert täglich mindestens 40 Millionen au Unterhalt. Im Kriegsfälle würde nach der Erklärung deS KriegSmiuißrrs Deutschland alle waffenfähigen Männer sofort unter die Fahne rufen, daS find iu Deutschland sechs Millionen Mäuuer, darunter mindestens 2 Millionen Sozialdemokraten, iu Frankreich 4Vs Millionen Soldaten. Wo bekämen wir da noch Menschen für den Mtlitärstrrik her. Bier Millionen Familien wären in der höchsten Not, das ist schlimmer alS jeder Generalstreik. Denket Euch die Situation, die Stimmung der Massen I Wir bekommen vom Ausland einen großen Teil unserer Nahrungsmittel; am Tage der KriegS- erkläruug bleibt ihre Zufuhr auS. Wir haben keine Ju- Lustrieprodnkte mehr zu kaufen, weil ein großer Teil der Produktion unmöglich geworden ist. Eine ungeheure Teurung und Hungersnot bricht auS. In den Masseuschlachten der Gegenwart, so hat ein deutscher General gesagt, werden wir nicht wissen, wo wir die Verwundeten anfuehmen und die Toten begraben sollen. Und in solcherSitnatiou sollen wir uns mit Masseustreiksptelereten ab geben? Bet unsere« ersten Aufruf dazu würden wir auSgrlacht werden. Was kommen wird» weiß ich nicht, aber ich weiß, daß eS ein letzter Krieg sein wird, und daß dieser Krieg dir ganze bürgerliche Gesellschaft ans- Spiel setzt. Bis dahin können wir nichts tun, als anfklären und Licht iu die Köpfe bringen uud organisieren. (Zuruf Her- vrS: Tun wir I) Borr einem gewissen Standpunkt auS könnte man als Sozialdemokrat sagen, daß ein großer europäischer Krieg unsere Sache so ungeheuer fördert, wie eine jahrzehntelange Agitation eS uicht tut, uud deshalb können wir ihn wünschen. Aber ein so furchtbares Mittel zur Erreichung uusereS Zieles wollen wir uicht herbei- wüuschen. Wenn allerdings die am meisten an der Erhaltung der bürgerlichen Gesellschaft Interessierten nicht eiusehrn, daß sie mit einem solchen Kriege die Wurzeln ihrer Existenz auSreiße», können wir nichts tun, dann nur darauf loS, wir find die Erben I (Lebhafter Beifall. Lachen bei den Herveisteu.) Aber weuu daS die herrschenden Klassen uicht wüßte», hätten wir längst den europäischen Krieg gehabt.
In der Freitagfitznng wurde lebhaft besprochen, daß der Engländer Queich vou der Württembergischeu Regierung wegen seines Angriffes auf die Haager Koufereoz, die er eine Versammlung vou „Dieben uud Mördern" nannte, auSgewiesen worben ist. Die englischen Genossen stellten heute seinen Stahl ostentativ aus den Tisch, versehen mit einem großen Plakat, ans dem tu englischer Sprache geschrieben steht: „Hier saß Qurlch, der von der Württembergischeu Regierung auSgewiesen worden ist." — Qnelch hat den Befehl erhalten, bis Freitag 7 Uhr morgens Stuttgart zu verlassen. Er reiste daher 6 Uhr 45 Min. ab. — Bor Eintritt iu die Tagesordnung erklärt Paul Singer: Genossen! Die Erklärung, die unser Genosse Qnelch am Donnerstag über seine frühere Rede gegeben hat, hat anscheinend dem Vertreter der württembergischeu Regierung nicht genügt uud ihn veranlaßt, zu dem Mittel der Ausweisung deS Genossen Qnelch ans Württemberg zu greifen. (Lebhafte Pfairnfe.) Werte Genossen! Ich darf namens der deutschen Delegation erklären, daß wir neben dem Bedauern über diese Maßregel eine tiefe Beschämung empfinden über ein Vorgehen, da» geeignet ist, das Ansehen Deutschlands iu Bezug ans die Politische Freiheit feiner Bürger vor dem Auslände schwer zu schädigen. Wir find der Meinung, daß die württrmbergtsche Regierung bei der loyalen Erklärung deS Genossen Qielch über seine Intervention iu seiner Rede nicht zu eivem Mittel hätte greifen sollen, welches die politische Unfreiheit, die Bevormundung, die in Deutschland ans politischem Gebiete herrscht, auf daS charakteristischste' illustriert. Wir find der Hoffnung, daß