und andere Anzeichen lassen aus ein SittlichkitSverkrecheu mit großer Wahrscheinlichkeit schließen. Der Schmerz der Familie Schmidt über diesen furchtbaren Borfall begegnet allgemeiner Teiluahme in der Stadt. Bei Beginn der Schulferien hatte sie noch deu 2 Knaben freigestrllt, tu die Heimat nach München zu reisen, aber dieselben wollten lieber zu Hause bleiben. Ein Bursche auS dem Personal wurde abgeführt, ob der Verdacht begründet ist, wird die Unter­suchung zeigen.

ss tziefeuvrou« b. Pforzheim, 22. Aug. Besonders Pech hatte hier ein Pforzheimer Sonntags­jäger. Er sah iu einem Kleestück eine» schwarzen Gegen- stand sich bewegen, meinte, es sei eine Katze und brannte frisch darauf lo?. Aber, o Weh, ein Schrei ertönte, hrrrührend von einem jungen Tiefenbrouoer, der sich in seinen Kleeacker gelegt hatte und dessen Stiefel als schwarze Katze angesehen worden war. Ein Glück, daß er am Leben blieb, doch war ihm u. a. eine Zehe weggeschosjeo. Der Schütze ist rin junger Pforzheimer Fabrikant.

js Karlsruhe, 22. August. Der Strei t über die Schuldfrage im Prozeß Hau-Molitor wird nachgerade in der deutschen Presse doch unliebsam emp­funden: Die Geschworenen haben Hau deS MordrS an feiner Schwiegermutter schuldig gesprochen, und nachdem der Verteidiger deS Verurteilten die Revifiou angemrldrt hatte, war eS abzuwarten, waS nun werden würde. Die plötzlich auftretendeu Verdächtigungen, als habe Olga Molitor versehentlich oder in der Erregung ihre eigene Mutter er­schossen, bedeuteten eine bei uuS bisher ziemlich vereinzelt dastehende Raterei, und wenn nun die Familie Molitor eine Anzahl von Schriftstücken veröffentlichen ließ, welche dartuu sollen, Hau sei stets für deu Mörder gehalten, so ist daS wohl erklärlich, bessert aber auch nichts. Jeder, der einer Schwurgericht-Verhandlung einmal beiwohnte, weiß, daß daS Bild, welches sich im Saale aus den dortigen Aussagen ergibt, durch eine nachträgliche Kritik nicht erschüttert werden kann. Darum war daS nachträgliche .Anklagen und Ver­urteilen" au dieser Sache durch unberufene Kreise auS dem Publikum übrrflüsfig.schädlich. Gerichtsverhandlungen können uar durch andere, neue Verhandlungen ergänzt werden, nicht aber durch unverantwortliche Behauptungen.

* Jirrki«, 22. August. AuS Wien wird der .Boss. Ztg." gemeldet: Die hiesige Arbeiterzeitung bringt folgende ungeheuerliche Mitteilung: Bei den Mauövero iu der Herzegowina drangen Soldaten deS 64. JufanterieregimeutS gewaltsam iu mehrere Dörfer ein und plünderten die Bauernhäuser. Darauf überfielen die Bauern ihrer­seits bewaffnet die Soldaten im Militärlager worauf sich eine förmliche Schlacht entwickelte. Auf beiden Seiten wurden 25 Tote und Verwundete gezählt. Die plünderndes Soldaten seien durchweg Ungarn.

* Kkmshor«, 23. August. Hier hat sich kürzlich ein fast unglaublich klingender Vorfall zugrtrageu: Weil ein Arbeiter nach Feierabend noch Saud karrte, hatte der Maurerpolier Borvholt gegen ihn einen Ziegelstein geschleudert, wofür er vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 90 Mark vorurteilt worden war. Diese Summe ist ihm daun auS derKassr der organisier­ten Maurer vergütet worden, weil er bei dem Stein- Wurf angeblichdie Interessen seiner Kollegen gewahrt hat I' Da der Angegriffene selbst der Organisation angehört, hat auch er nun für seinen Gegner die Strafe mit aufzu- briugeu.'

Krstrürmge«

auf unsere ZeitungAuS de« Launen"

können fortwährend gemacht werden.

ff Schaffhavfev, 23. August. Beim Brand eine- Erdölkellrrs hat ein badischer Lokomotiv­führer besondere Umsicht und Tatkraft bewiesen. In nächster Nähe de- BravdortrS standen auf einem toten Geleise mehrere mit Getreide beladene Güterwagen, deren Ladung einen Wert von 80000 Mk. hatte. Um die Ladung zu retten, mußte mau deu Weg gerade au dem brennenden Erdöllager vorbeinehmeu, WaS aber der steten Explosions­gefahr wegen großen Mut erforderte; denn bis auf die Schienen, hatte sich daS brennende Erdöl ergossen und bildete dort ein Flammenmeer. Bon dem schweizerischen Bahvpersoual wollte sich niemand in Gefahr begeben. Da meldete sich der ans Radolfzell gebürtige badische Lokomo- tivführer Joseph Gemple zu dem wagehalsigen Geschäft. Auf seiner Maschine, begleitet vom Heizer und einem schweizerischen Bahubeamten, fuhr Gemple daun durch die Feuergluten. Zum Schutz gegen die hrrauflodrrudeu Flammen und die furchtbare Hitze, die das Atmen fast zur Unmöglichkeit machte, hatten die drei ihre Röcke über den Kopf schlagen müssen. Sie grlangteu glücklich zu deu Wagen mit der wertvollen Fracht und koppelten sie an. Und nun galt eS nochmals dev Weg durch daS Flammen­meer zu nehmen. Maschine und Wagen rasten hindurch, und das RettuugSwerk war glücklich vollendet, ohne daß jemand Schaden erlitt.

ff Lemverg, 22. August. Ein Pistoleudnell fand gestern zwischen dem früheren ReichStagSabgeordveteu Strvczkiewicz und dem Direktor zur Förderung der heimischen Industrie, Josef Olsziwski, statt. Der Zweikampf verlief unblutig.

ff Daris, 22. August. Die Ministerien deS Kriegs und der Marine haben zu der Meldung desTemPS", daß General Drude Verstärkungen verlangt habe, keine Stellung genommen. ES wird daraufhin- gewiesen, daß der General binnen kurzem über 5000 Manu verfügen werde, die abgesehen von un­vorhergesehenen Ereignissen, zum Schutz von Casablanca genügten.

ff Kopeu-age«, 22. August. Ein furchtbares Gewitter ging über den nordwestlichen Teil Jütlands nieder und richtete große Verwüstungen an. Gleichzeitig erhob sich eine gewaltige Wasser­hose. Dieselbe hob Dächer empor, stürzte Wände um, hob in einem Hof 2 Pferde 20 Fuß hoch und setzte sie außerhalb deS HvfeS nieder. Ein H u nd machte sogar eine Fahrt von 200 Fuß in der Luft.

* Uetersvurg, 22. August. Dienstag begann vor dem Militärgerichtshofe iu Petersburg die Hauptversammlung gegen die 18 Personen, welche angeklagt find, ein Attentat gegen den Kaiser, den Großfürsten Nikolaus und den Ministerpräsidenten Stolipiu vorbereitet zu haben. Der Gerichtshof verhandelt unter Ausschluß der Orffeutlichkeit. Die Angeklagten, einschließlich sieben Frauen, find alle unter 35 Jahren. Die Angeklagten find nach dem Grade ihrer Schuld iu drei Gruppen geteilt. Die meisten Angeklagten stellen ihre Schuld in Abrede. Nur einige geben die Richtigkeit der Anklage zu. In der Beweisaufnahme wurden bis 9Vs Uhr abcudS vier Zeugen veruommro.

* Shaugyai, 23. August. Unter deu hiesigen Chiuesen ist die Cholera auSgebrochru. Auch mehrere Europäer, unter ihnen zwei Deutsche, find bisher gestorben.

ff Glemce«, 22. August. Etwa 1000 Marokkaner, die im Bergwerk Beui Saf arbeiteten, legten die Arbeit nieder. Sie durchzogen dir Straßen der Stadt und bedrohten die Europäer. Der Bürgermeister ersuchte die militärisches Behörden um Ueberlassung von Waffen für die Bevölkerung.

Vermischtes.

8Ver Kaiser verklagt und verurteilt". Daß auch der Kaiser nichts vor dem Gesetz voraus hat, haben wir iu dev Prozessen gesehen, iu denen er als Kläger gegen seinen Romivtrner Gasthofpächter auftrat nvd abgewiesrn wurde. Auch soeben haben die Gerichte wieder gegen deu Kaiser entschieden. Einer Berliner Theaterzeitung war verboten worden, die Programme der Königlichen Schau­spiele abzudruckev. Die Zeitung klagte und erhielt sowohl vom Kammergericht Recht, da Theaterzettel nicht unter deu Urheberschutz fallen. Die einzige Konzession, die dem Kaiser gemacht wurde, war die, daß er nicht nur Beklagter, sondernHerr Beklagter' genannt wurde. Natürlich war der Kaiser lediglich der Form nach der Beklagte, da in diesem Falle der Generalintendant sein Vertreter ist.

§ K»«or auf dem Laude. Dieser Tage fand iu einem großen schlesischen GrbirgSborfe im Kreise Waldenburg eine Sitzung der Feuerwehr statt. In dieser wurde u. a. auch eine Verfügung zur Kenntnis gebracht, nach welcher bei einem vorkommeudeu Brande einige Mitglieder als Wache bei den geretteten Sachen schon vorher gewählt werden müssen. Als der Vorsitzende daran anschließend an die Versammlung die Worte richtete: .Da werden wir jetzt solche Männer wählen I' fiel auS der Mitte der Versam­melten der Zuruf: .Die ui falber stahl'a!' Eine allgemeine Heiterkeit war die Folge dieser jedenfalls gut gemeinteu Bemerkung. In einer Sitzung der Gemeiudevertretrr in einem Dorfe LeS KreiseS Trebnitz wurde über die An­legung eines HolzstrgrS verhandelt. Dabei wurde jeder nach seiner Meinung gefragt. Ein Vertreter gab dieser nun in folgenden Worten Ausdruck: .Ich soo uit su und ich soa au uit asu; doaß derno uit Eener soau koa: ich hätte asu oder asu gesoatl"

8 Der älteste Wachtmeister des deutsche» Keeres,

Wachtmeister Lier vou der 1. Schwadron deS Thür. Ulaurn-Regimeuts Nc. 6 in Hanau ist nach 44jähriger Dienstzeit am 1. August dS. IS. iu den Ruhestand getreten. Er trat am 1. Oktober 1863 bei dem genannten Regiment ein und machte die Feldzüge vou 1866 nvd 1870/71 mit. In elfterem nahm er an vier, in letzterem an 24 Schlachten und Gefechte« teil. Während seiaer Dienstzeit hat er 14 Rrgiments-KoAmaudeuren und 11 ESkadrouchefs treu gedient. Es wurde ihm zum Abschiede vom Offizier- und UatrrosfizirrkorpS ein Festmahl veranstaltet, bei welchem ihm viele Ehrungen zuteil wurden.

Handel «uv Verkehr.

X Stuttgart, 23. August. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Preiselbeeren 2035 Pfg., Zwetschgen 1013 Pfg., Johannisbeeren 1830 Pfg., Pfirsiche 8040 Pfg., Birnen 1020 Pf., Aepfel 10- 30 Pfg., Bohnen 810 Pfg. per Pfund, kleine Einmach­gurken 4045 Pfg., größere 6080 Pfg. per 100 Stück. Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 250 Ztr. Preis 3 Mt. 50-8 Mk. per Ztr. Krautmarkt auf dem Marktplatz. Zufuhr 300 Stück. Preis 3025 Mark per 100 Stück.

ff Stuttgart, 23. August. Die Börse hat in der abgelaufenen Berichtswoche keine einheitliche Haltung aufzuweisen vermocht. Me ein Damoklesschwert schwebten über ihr die Sorgen wegen der Ge­staltung des Geldmarktes. Besondere Beachtung fanden die Verhält­nisse der englischen Bank, von der eine abermalige Diskonterhöhung erwartet wurde, die dann aber ausgeblieben ist. Die Rückwirkung einer solchen Erhöhung auf die Reichsbank hätte nicht ausbleiben können. Größerem Interesse begegnete auch das Vorgehen der ameri­kanischen Regierung gegen die Trusts. In dieser Beziehung wareine Rede Roofevelts von maßgebendem Einfluß. Seine Erklärung, daß die Regierung keine Aktion unternehmen werde, wenn durch die Straf­maßnahmen die unschuldigen Fondbefitzer und das Publikum als Ganzes in Mitleidenschaft gezogen würden, brachte einen gewissen Ausgleich der vorhandenen Verstimmung. Die Unsicherheit dieser Verhältnisse legte der Börse große Zurückhaltung auf, sodaß das Ge­schäft sich in engen Grenzen hielt, während andererseits die Tendenz fortgesetzt Schwankungen unterlag. Zum Schluß der Berichtswoche machte sich eine Besserung geltend auf die Nichterhöhung der eng- lischen Bankrate.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.

Verkauf eines Aurveseur

Im Auftrag der Erben der verstorbenen

Anna Maria Dürr von Zmivkiler, Ede. Werders

dringe ich deren auf Mark«»- Ueberberg belegrurS Anwesen am

Montag, den SK. Avgnft ds. As.

nachmittags 4 Uhr

auf dem Rathaus iu Ueberberg erstmals zur Versteigerung.

Dasselbe besteht auS:

Gebäude Nr. 13 6 a 94 qm Wohnhaus mit Scheuer, Schopf,

Schweiuestall und Hofraum im oberen Weiler.

Gebäude Nr. 13 48 qm Wasch-v. Backhaus beimWohuhauS.

Parzelle Nr. 163 68 qm Gemüsegarten im Grund.

. 6/2 49 a 60 qm Gras- und Baumgartru im oberen

Weiler.

, , 4/1 37 g, 67 qm Gras- und Banmgartev und un­

beständiger Weg im oberen Weiler. , 164/1 91 n 12 qm Gras- und Baumgartru mit Wiese

und WäsferuugSrrcht im Grund.

Feldweg 3 74 qm beständiger Weg unter Feldweg

Nr. 3.

Die Grundstücke, welche sämtlich Pfaudfrri find, werden rivschlirßlich deS OrhmdertragS einzeln oder zusammen verlaust.

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122

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71.95

Die Gebote auf die einzelnen Lose find iu iu ganzen n. lOtel Prozenten rer seitherigen Taxpreise auSgedrückt, uaterzeichuet, verschlossen und mit der AufschriftGebot auf Stammholz' spätestens diS

Samstag, den 31. August ds. M.

nachmittags 4 Uhr

bei dem Schulthrißrvamt eivzurricheu. Die Eröffnung erfolgt zu gleicher Stunde auf dem Rathaus, welcher die Submittrndru anwohnen können.

KchrMheißenarnL.

WWm«, MkMkte 60 M 80

Lbr«. Burabard ir.. Friedrich Flaig.