Landgerichts gab eS am Dienstag rin interessantes Nachspiel zu der letzten Stiftungsfeier der land­wirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, die am 19. November vor. IS. wie alljährlich durch eine be­sondere Feier ihr Jubiläum beging. ES fand auS diesem Anlaß ein großer Kommers statt und als dieser geschlossen wurde, blieben die Studenten in großer Anzahl im Fest- saal beisammen, hauptsächlich um das von der Anstalt auf­gelegte Freibier vollends zu vertilgen. Dabei kam nun die seit geraumer Zeit zwischen den .schlagenden" und .nicht schlagenden" Verbindungen Hohenheims bestehende Span­nung zur Entladung. ES gab eine allgemeine Keilerei, wobei auch von den Angehörigen der .ntchtschlagrudeu" Verbindungen kräftig Angeschlagen wurde. Einer der Ge­schlagenen erlitt wiederholt infolge der Prügel, die auf ihn uiederregneteo, einen OhnmachtSavfall. Im übrigen waren die Körperverletzungen, welche die Folge dieser Schlägereien waren, ziemlich harmlos und die Verletzten waren sämtlich nach einigen Tagen wieder .arbeitsfähig". Gegen 9 der au der Schlägerei beteiligten Studierenden wurde sodann Anklage wegen Körperverletzung erhoben. Die Verhand­lung hierüber begann heute vorm, um 8*/, Uhr und nahm den ganzen SitzuugStag biS in die späten Abendstunden in Anspruch. Den Angeklagten standen 4 RechtSauwältr: C. Haußmanu, Dr. MilcrwSky, Dr. Wiedeumaun und Dr. Roth zur Seite. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Rapp- recht, den Vorsitz führte LaudgerichtSdirrktor Kohlhund. Die Verhandlung war überaus reich von heiteren Momen- tev, sowohl in der Vernehmung der Angeklagten und der > Zeugen, als wie namentlich auch in den Darlegungen der Verteidiger. Die unmittelbare Ursache jener schweren Schlägerei konnte nicht ganz genau festgrstellt werden. Ein Angehöriger einer schlagenden Verbindung (eS handelte sich hauptsächlich um die »Germania und die Württembrrgia") hatte au ein Mitglied einer uichtschlageudeu Verbindung die Frage gerichtet, wie er dazu komme, einen Schläger zu führen. Daraufhin gerieten zunächst diese beiden aneinander und alsbald artete der Streit, wie in den Zeugenaussagen bekundet wurde, zunächst zu einer Ohrfeigerei und dann zu einem regelrechten Kampf mit Schlägern und Stöcken uus. Hierbei erlitt auch ein biederer Landwirt von Hohenheim, welcher im Nebenamt Diener einer Verbindung ist, eine Verletzung und damit für sein ganzes Leben einen echt studentischen Schmiß. Mit großer Lebhaftigkeit schilderte dieser BereinSdieuer den Hergang der Sache, wie ihn der Angeklagte L. mit dem Schläger über den Schädel ge­hauen habe und wie er (der Diener) alSdanu einem anderen Studierenden zugerufeu habe, geben sie mir ihren Speer I Auf diese Zeugenaussage nahm hernach unter allgemeiner Heiterkeit ein Verteidiger Bezug, in dem er auSführte, daß der betreffende Studierende sehr recht daran getan habe, dem durch die Schläge gereizten Berbiudungsdiener nicht za sagen»Sohn, da hast du meinen Sperr, meinem Arm ist er zu schwer I" Der Zeuge hatte übrigens vorsichtiger­weise seine Doktorrcchuung mttgebracht, wovon er den Vor­sitzenden Mitteilung machte, mit dem Bemerken, daß diese Rechnung auf über 10 Mk. sich belaufe. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er zu der Nachtstunde zwischen 1 und 2 Uhr nachts) in der die Schlägerei passierte, die einzelnen Vorgänge habe so genau wahrnehmen könne», bemerkte der Zeuge, daß der Speisemeister die elektrische Lampe aufgedreht, damit die Herren auch sehen, wo sie Hin- Hauen." Das Urteil lautete bei drei der A. auf Geld­strafen von 60, 70 und 80 Mk., die übrigen wurden frrigesprochen.

ff tz.su« statt, 28. Mai. Mit einem Aufwand von 28 000 Mk. wird hier rin ueueS Artillrriewagenhaus erstellt.

I Laichiuge«, 28. Mai. Bei einem heftigen Ge Witter wurden gestern nachm. 9 Frauen und Mädchen, die vor dem Ort an einem Waldrand Schutz vor dem Unwetter

suchten, vom Blitz getroffen. 2 Frauen wurden so­fort getötet, zwei Mädchen schwer, die übrigen Personen leichter verletzt. Ein Hund wurde ebenfalls getötet.

* Al«, 28. Mai. Die hiesige Handelskammer verneinte das Interesse der Industrie ihres Bezirkes au einer Berliner Weltausstellung im Jahre 1913. Ferner sprach sie ihre Sympathien für die stattliche Penfionsver- sicher uug der Privatangestellten aus.

* Merkt«, 28. Mat. Der hiesige Korrespondent der .Daily Mail" will ein Geheimnis erfahren haben. Er meldet seinem Blatt: .Ich werde davon benachrichtigt, daß daS deutsche Torpedowrseu eine Verbesserung erfahren wird, die, wie Sachverständige glauben, die deutsche Torprdowaffe zur mächtigsten in der ganzen Welt machen werde. Bei Ver­größerung des Torpedo- und der Torpedorohre wird die Geschwindigkeit um volle 5 Knoten erhöht werden. Alle i« Bau begriffenen Kriegsschiffe werden mit diesen neuea Torpedos anSgrstattrt werden, deren Durchmesser von dem in den meisten Flotten üblichen von 17^ auf 19»/^ Zoll erhöht werden wird. Die Länge wird im Verhältnis größer. Diese Entscheidung wurde in einer geheimen Sitzung der hohen Offiziere in der KoustrnktionSabteilung der Ad­miralität in der letzten Woche in Kiel unter Vorsitz des Staatssekretärs deS Reichsmarinramts getroffen. Die Ansicht der Mehrheit der Sachverständigen war die. daß eine Er­höhung der Geschwindigkeit der deutschen Torpedo-, die sie für notwendig hielten, nur durch eine eingreifende Aenderuug in der Größe des Torpedopropellers gefunden werden könne. Da dir älteren deutschen Schiffe 13»/.zöllige und die neueren 17»/,zöllige Torpedos tragen, wurde eingeweudet, daß die Einführung des 19^/,zöllige» Torpedos die Flotte zwingen werde, mit Torpedos von 3 verschiedenen Größen in den Kampf zu gehen. ES wurde jedoch entschieden, daß die überwältigende Ueberlegruheit, die der neue Torpedo biete, diesen Mißstaud bedeutend überwiege." Ist diese Sen­sationsmeldung richtig, so wird sich die deutsche Marine- Verwaltung hüten, das auszuposauneu. Ist sie aber falsch, so hat die deutsche Marine kein Interesse daran, zu wider­sprechen. »Daily Mail" geht also sicher, kein Dementi zu erfahren. Für den Wert der Nachricht beweist das natür­lich gar nichts.

Herzog Johau« Vllbrecht vo« Mecklenburg wurde zum Regenten von vrauufchweig gewählt.

Ausländisches.

Metersö«rg,*28. Mai. Die Okt ob ritzen halten gegenwärtig hier ihren Parteitag ab. Nach leiden­schaftlichen Debatten faßte die Versammlung einige bemer­kenswerte Resolutionen. Die erste betrifft die Autonomie Polens und hat folgenden Wortlaut:

In Anerkennung dessen, daß nur in der strengen Erhaltung der staatlichen Einheit und Unteilbarkeit des russischen Reiches das richtige Mittel zu tatsächlicher Gewährleistung für allgemeine Gleich­berechtigung und Gleichheit der Verpflichtungen der russischen Bürger, wie auch des dauernden Einvernehmens zwischen den zahlreichen Völ­kerschaften, rie Rußland bilden, zu finden ist, hofft der Kongreß, daß die Reichsduma ohne Ausschub und unzweideutig ihre Pflicht erfüllen und das von einigen ihrer Mitglieder eingebrachte Projekt, die Au­tonomie Polens betreffend, ablehnen und dadurch dem ersten direkten Versuch, Rußland zu zersplittern, im Keime ein Ende bereiten wird."

Noch lridenschaftlichere Debatten als die Frage -er polnischen Autonomie rief dir Jndenfrage hervor, za welcher von der Bersammluug folgende Resolution gefaßt wurde:

Die Gleichheit aller russischen Bürger vor dem Gesetz ohne Unter­schied der Nationalität und der Konfession anerkennend, findet der Kongreß des Verbandes des 17. Oktober es im Hinblick auf die öko­nomischen und kulturellen Bedingungen unserer Heimat nicht für mög­lich, sofort und bedingungslos die Judenfrage zu lösen. Gleichzeitig hält der Kongreß für nötig, in Anbetracht dessen, daß die zu Kraft bestehende russische Gesetzgebung in der Judenfrage die Absonderung der jüdischen Bevölkerung fördert, ihre Verschmelzung und Versöhnung mit dem russischen Volke hindert, was die Interessen des russischen

, Staates schädlich beeinflußt, die Revision dieser Gesetzgebung in ihrem ganzen Umfang auf die Tagesordnung zu stellen.

Redner, die sich vergeblich bemühten, die Versammlung zu einem Beschluß zu bringen, worden mit Rufen .hinaus", »fort I" Zischen und Pfeifen, am Weitersprecheu verhindert. Die Oktobristeu haben sich jetzt al- den Fremdvölkrru Rußland- feindliche chauvinistische Rationalisten zu erkennen gegeben und eS ist fraglich, ob die deutsche Gruppe des BerbaudeS des 17. Oktobers auch jetzt noch in der Partei verbleiben kann.

* Listaö»», 28. Mai. In einem Briefe von sieben StaatsratSmitgliedrru au den König wird erklärt, daß der gegenwärtige Zustand ein vollkommen absolatrS Regiment darstellr. Versammlungen von Mitgliedern der Ersten Kammer, sowie der Führer der Konservativen und Pro- gresfisteu im Abgeordnetenhause, welche Gegner des Kabi­nett- find, erklärten, die Lage sei gefährlich für den König. Im Volke heißt eS, daß die Mitglieder der Opposition beider Häuser eine Audienz beim König uqchsuchten, um ihn zu bitten, für die Wiederherstellung normaler koustitn- tioueller Zustände zu sorgen.

Vermischtes.

Z St» Mrosit, ei« Mrostt der Gemütlichkeit. Eins, zwei, drei g'snffa I" Dieser Münchener Saug soll angeb­lich bei dem nächsten Oktoberfest von der dortigen Polizei­behörde wegen Anreizung zur Unmäßigkeit und zu Aus­schreitungen verboten werden. Wie war'- doch auf de« Münchener Oktoberfest vor drei Jahren, als eine wütend gewordene Menge den Turm eines .HungerkünstlerS" stürmen wollte? Da lockten nach den »Leipz. N. Nachrichten" Schutzleute io Zivil die Rachednrstigeo abseits durch den dort mit Geistesgegenwart aogrstimmteu Gesang der ewig schönen zweiten Münchener Nationalhymne:Ein Profit, ein Profit der Gemüat lich keit!'

8 An der Aeverkegenheit des Knropäers gegenüber allen andern asiatischen Völkern wurde ein französischer Landwirt irre, der dieser Tage den Besuch riueS studierenden Chinesen erhielt. .Der Chinese," so .schreibt der Franzose, »war i sehr gebildet, sprach geläufig unsere Sprache, hatte in Europa bisher nur die Städte besucht und wollte nun, da ! er sich vornehmlich mit landwirtschaftlicher Industrie beschäftigt, t auch einen landwirtschaftlichen Betrieb kennen lernen. Ich ! machte mir da- Vergnügen, ihn zu belehren, und zeigte ihm . alle?, was ihn interessieren konnte. Wir beendeten unsere z Studien auf einer in der Nachbarschaft gelegenen Muster- ? farm, deren Besitzer nuS in liebenswürdigster Weise begrüßte s und herumführte. Der Chinese prüfte alleS mit verblüffender Sachkenntnis, fragte, machte sich Notizen und bereicherte mit sichtlicher Befriedignag seine Kenntnisse. Zuletzt besichtigte« wir einen großen Stall, in welchem zwanzig Pferde standen, dann kehrten wir iu'S HauS zurück, um über das, waS wir > gesehen hatten, zu Plaudern. Plötzlich drehte mein Chinese sich zu mir um, lächelte mit der überlegenen Miene eine- MauurS, .der es besser weiß", und sagte: .Ihr Europäer werft nuS immer vor, daß wir alles verkehrt und Wider den gesunden Menschenverstand aufaugeo. Ja warum bindet Ihr denn eure Pferde verkehrt au?" »WaS wir binden unsere Pferde verkehrt au?'Natürlich I Ihr stellt sie mit der Nase gegen dir Wand, sie haben die Augen im Finstern, sehen nichts von dem, was vorgeht, haben fort- ^ während Mißtrauen gegen alles, waS sie hören, erkennen Euch nicht und schlagen daher oft aus, wenn Ihr Euch nähert; kurz sie machen sich nie mit Euch vertraut. Sie find dumm, und das kommt einzig uud allein davon, daß Ihr sie verkehrt anbiudet. Stellt sie, wie wir es machen, i so auf, daß sie in's Licht schauen können; sie werden Euch dann kennen lernen, jede Eurer Gesten verstehen, Euch gerne haben und, wie unsere Pferde, familiäre und intelligente ^ Tiere werden I" Der klage Chiuse hat vielleicht ganz recht!"

' Verantwortlicher Redakteur:LudwigLauk, Altenstetg.

Jünfbronn.

Laugbuchen- und Brennholz Verkauf.

Am Freitag, den 31. Mai -s. Js.

nachmittags 1 Uhr

werden auf hiesigem RathauS auS dem Gemetndewald Haawald rum Verkauf gebracht:

4 Stück Laugbucheo mit 4,54 Fm.

43 Rm. buchene Scheiter 39 . buchener Anbruch 2 , Papierprägel 69 , tanu. Anbruch.

Den 25. Mat 1907.

KemeinderaL.

Mein Geschäft -leibt am

Donnerstag, den 3S. Mai «n- Freitag, -e« 31. Mai

geschlossen.

K. Hrntzlrr Mm.

Eisenwarenhandlnng.

K. Forstamt Pfalzgrafenweiler.

Ketgholr-

Urrkarrf

am Freitag, de« 7. Juui, vorm. 10 Uhr im Rathaus zu Pfalz­grafenweiler ans StaatSwald Abt. 5 Sanwase». 14 Zimmermanuswies, 15 Garnstetteo, 20 Große Tannen, 25 Ob. 29 Unt. Brändlrsteich. 34 Hint. FülleswieS, 60 Unt. BirkwieS, 78 Hint. Trichweg, 79 Hint. Kohl- Platte, 83 Ob. Madgrnnd, 87 Ob. Kälbersteiff, 97 FuchShalde, 99 Mad- wies, 123 Bord. 124 Hint. JgrlS- bergrrmiß, 126 Eschenteich, 159 Unt. Musbacherriß, 168 Ob. Bild­stöckle, 202 Wolfsgrube, 204 Ulli. Glaswies und Scheidholz der Hut HerzogSweiler.

Laubholz: buch. Rm. 6 Scheiter, 14 Prügel. 213 Anbruch. Nadel­holz : 12 Scheiter, 237 Prügel. 1179 Anbruch (worunter ca. 63 Rm. Papirrholz.)

. LoSverzrichntsse unentgeltlich durchs Forstamt.

_Altrusteig.

ist zu haben bei I. Waidelich Fuhrmann.

Langbslz,Verkauf.

Im Auftrag seines Schwiegervaters, deS Michael Schaible verkauft der Unterzeichnete auS dessen Wald, der ans Göttelfiuger Ma-kuux liegt, folgendes Langholz:

II. Klaffe 47.04 Fm.

III. Klaffe 22.91 Fm.

IV. Klaffe 14,01 Fm.

V. Klaffe 1,27 Fm.

zus. 85,23 Fm.

Offerten bitte ich

bis 10. Juni

an mich einsenden zu wollen.

Liebhaber, die das Holz besichtigen wollen, mögen sich ar

Friedrich Aeppler i« Scherubach wenden.

Schullehrer Kümrnek

__ln Wannweil bei Rentlinge«.

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Sonntag, s. I«nt

bei Altensteiger Tchwanenbräu, gnte«

ü «eins« und Speise« mit Mnfikunterhaltung.

V Es empfehlen sich

^ Adam Walz und Mrau. ^