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1877.

Einrückungs - Gebühr bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum; bei Mederholungen entsprechenderRabatt.

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Mr. 86.

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Donnerstag, den 30. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1907.

««ttiches.

Die diesjährige Landesausstellung vonLehr- lingsarbettru findet in den Vorhallen deS LandeSge- werbemusrnmS in Stuttgart statt. Die Ausstellung ist von jetzt an in den gewöhnlichen Besuchsstunden deS Museums (Werktags von 1012^ und 2 5 Uhr, Sonntags von 11 3 Uhr) jedermann unentgeltlich zugänglich. Sie wird voraussichtlich bis Sonntag dm 16. Juui d. I. einschließlich dauern.

Die Wahl de- Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg znrn Regenten von Braunschweig.

Die bedauerliche Krifis, welche durch den Tod des früheren Regenten von Braunschweig, des Prinzen Albrecht von Preußen, im vorigen Jahre durch die Geltendmachung ihrer Ansprüche auf den Thron von Braunschweig durch die Agnaten des Hauses Brannschweig-Lüneburg, vertreten durch den Herzog von Cumberland und seine Söhne, ent­standen war und den deutschen Bundesrat, sowie den braunschweigischen Landtag wiederholt beschäftigt hat, ist uun durch die am 28. Mai erfolgte Wahl des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg zum Regenten des Her­zogtums Braunschweig durch den braunschweigischen Land­tag in sehr glücklicher Weise gelöst worden. Der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, geboren am 8. Dezem­ber 1857 und vermählt mit der Prinzessin Elisabeth von Weimar, gilt als ein Fürst von hervorragenden staats- mäsuischen Eigenschaften und reifer politischer Erfahrung, denn er hat schon für seinen Neffen, den jetzige» Groß­herzog von Mecklenburg-Schwerin während dessen Minder- jährigkeit die Regentschaft für daS Großherzogtum Mecklen­burg-Schwerin geführt und sich während seiner Regentschaft j der allgemeinen Beliebtheit erfreut. Die Wahl des Her- ? zogs Johann Albrecht zum Regenteu von Braunschweig ist seitens des braunschweigischen Landtages auch einstimmig erfolgt, und wie man hört, ist gerade die Erreichung der < Einstimmigkeit bei der Wahl deS neuen Regenten ein schöner Beweis für die loyale Gesinnung und den Politi­schen Takt der Rrgierungsvertreter und der Landtagsmit- glieder im Herzogtum Braunschweig. Man kann allgemein sagen, daß bei der Frage der Neuwahl eines Regenteu für Braunschweig weder die preußische, noch die wrlfische Par­tei im Herzogtum Braunschweig gesiegt hat, indem die preußische Partei gern den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, den jüngsten Sohn deS verstorbenen Regenten Prinzen Albrecht, auf de« braunschweigischen Thron sehen wollte, während die welfische Partei natürlich nur einem Herzog von Cumberland das Szepter Braunschweigs in die Hände legen mochte. Aber die Wahl ist nun doch auS politischen Gründen und aus sehr richtigem Taktgefühl auf den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg gefallen und die alten Streitfragen, ob welfische oder Prrußeufreund- liche Stimmen die Wahl eines Regenten von Braunschweig entscheiden würden, ist durch die soeben stattgefundeve Wahl vollständig ansgeschirdeu und existiert glücklicherweise für das Herzogtum Braunschweig gar nicht mehr. Menschlich konnte mau es ja bedauern, daß es nicht möglich gewesen ist, einem der Söhne deS Herzogs von Cumberland die Nachfolgerschaft auf dem Throne von Braunschweig zu ge­statten. Aber schon der leise Argwohn, daß durch die Besteigung des braunschweigischen Thrones von Seiten eines welfischeu Fürsten die welfische Frage für Hannover und Braunschweig hätte zugleich aufgerollt werden können, machte es eben unmöglich, daß ein Prinz von Cumberland hätte Herzog oder auch nur Regent von Braunschweig werden können.

Staatssekretär Dernburg hat sich in einer Unterredung mit dem Berliner Korrespondenten der WienerNeuen Freien Presse" über die Personal- «Nennungen für daS RetchSkolouialamt geäußert. Für die Wahl Lindequists seien für ihn zwei Gesichtspunkte maßgebend gewesen, einmal das Bedürfnis, mindestens an die zweite Stelle eine Persönlichkeit zu ziehen, die über lokale Kenntnis und ei« auf Erfahrung gegründetes Urteil verfüge, speziell im Hinblick auf die Etatsaufstelluug, zweitens gerade mit Rücksicht auf daS südwestafrikanische Schutzgebiet, in dem nun auf eine Zeit ruhiger und stetiger

Verwaltung zu rechnen sei, dem aber bisher fehle, daß die Kenntnis seiner Eigenart in der Heimat von einer mit starker Autorität ansgestatteteu Persönlichkeit dauernd ver­breitet und dirjeuigru Kapitalien, ohne die gerade Südwest­afrika nicht befrachtet werden kann, gefunden werden. In Bezug auf den Nachfolger Lindeguists in Südwestafrika, Herrn v. Schuckmauo, bezeichuete der Kolouialsrkretär eS als unrichtig, daß dessen Ernennung auf den Druck ge­wisser Stellen hin erfolgt ist. Schuckmarm sei einer seiner (DernburgS) ältesten Bekannten, er kenne ihn seit 1888 aus den Bereinigten Staaten. Durch diese langjährige Bekannt­schaft wie durch die zwischen Linde qaist und Schuckmauu seit langem bestehende Freundschaft sei ein einheitlicher, kräftiger Aufbau, die Entwicklung gesunder deutscher In­stitutionen und die Pflege deutscher Gesinnung im Schutz­gebiete gesichert. Gerade die Tendenzen, die Schuckmann während seiner mehrjährigen Tätigkeit als deutscher Geueral- konsnl in Kapstadt entfaltet habe, seien mitbrstimmeud für den dem Kaiser gemachten Vorschlag gewesen. Wenn mau beobachte, wie schnell das Derrtschtum in fast allen Welt­teilen fremden Einflüssen unterlegen sei, werde man darauf einen ganz besonderen Wert zu legen haben. Sodann seien wegen der Aufgabe der physischen und moralischen Reha­bilitierung der Eingeboreuenelemeute Schuckmavvs Kap- städter Erfahrungen über die Tätigkeit Englands, ferner seine Erfahrungen als praktischer Landwirt und schließlich seine sonstige wissenschaftliche und praktische Vorbildung für seine Berufung maßgebend gewesen. Herr v. Dernburg hat sich schließlich noch darüber geäußert, warum keine Kaufleute ins Kolonialamt berufen worden seien und ge­meint, geeignete im Erwerbsleben unabhängige Persönlich­keiten seien bei der verhältnismäßig geringen Besoldung und drm UnterordlluugSverhältais schwer dafür za finden. * *

Daß die kommende Bolkssch ul Novelle die prinzipielle Beseitigung der geistlichen Bezirksschulaufficht bringen wird, steht nach den Erklärungen des Kultus­ministers v. Fleischhauer fest. Ebenso sicher ist natürlich, daß das Zentrum diese wirklich sehr bescheidene Konzession an die Idee eines modernen Schulwesens mit der altbe­kannten Hartnäckigkeit und Leidenschaft bekämpfen wird. Die Parole, die Religion sei in Gefahr, wird mit Sicher­heit wieder dazu benutzt werden, diejenigen Kreise der ka­tholischen Wähler, denen die kirchliche Autorität auch in weltlichen Fragen des Lebens maßgebend ist, in Bewegung gegen das Gesetz zu bringen. Da kommt es denn für daS Zentrum höchst ungelegen, daß ein katholischer Landgeist- ltcher im .Schwäb. Merkur" ganz offen die Aufrechtrrhal- tnug der geistlichen Schulaufsicht als sachlich unmöglich erklärt. Auch die geistlichen Schulinsprktoreu selbst, so führt er aus, fühlen die Unabwendbarkeit der Aufhebung. Denn ste seien allesamt überlastet, und es sei ihnen unmög­lich, neben der Versetzung ihres geistlichen Amtes sich auch in den Fragen der Pädagogik auf dem Laufenden zu er­halten. Die Darstellungen der ZeotrumSpresfe und der hinter ihr stehenden Fanatiker' von dem .Attentat gegen die christliche Schule' bezeichnet er gerade heraus als einen Popanz, und den wahren Grund der Agitation gegen diesen Fortschritt im Schulwesen sieht er mit Recht in der äowiuanäi oupiäo, die überall kommandieren wolle, und vor der alle Veruunftkgrknde sich auf den Bauch zu werfen haben'. Diese durchaus sachlich gehaltene Kritik des ultramontauen Standpunktes versetzt natürlich die Zentrumsprrsfe in lebhafte Erregung. DasD. Volksbl.' macht dem Verfasser deu Borwurf der Leichtfertigkeit und behauptet, er schlage der Wahrheit ins Gesicht. Unmittel­bar darauf aber wird gesagt, der Bischof wolle der.Kirche dev bisherigen Einfluß auf die Schule erhalten". DaS ist doch nichts andere- alS eine euphemistische Umschreibung der von dem Geistlichen behaupteten ouxiäo äominuuäi DaS klerikale Blatt weiß in seiner Verlegenheit nichts an­deres gegen den unbequemen Kritiker zu sagen, als daß eS ihn einen .württembergischen Grandinger' vrnut. DaS mag ja uvu zwar in deu Augen eines echten Ultramon­tauen ein fürchterlicher Vorwurf sein, aber das Forum, vor dem dieser Streit ausgrtragrn wird, ist glücklicherweise kein heilige- Offizium, und auch ei» neuer Katholikentag in Ulm würde diesmal kaum etwa- helfen. Vielleicht wäre deshalb die klerikale Taktik klüger, wenn sie bei Zeiten mit der Erfüllung einer modernen Forderung sich avzufindeu suchen würde. Doch das ist ihre eigene Sache ; denn den Schaden von diesem Widerstande wird schließlich doch fie selbst haben.

Allgemeine- Jnvalideogesetz oder be­sondere Versicherungsanstalt? Um die Frage wird unter den Privataugeßrllteu gegenwärtig lebhaft ge­kämpft. DerHanPtauSschuß für die staatliche Pension-- Versicherung", dem reichlich 30 Beruf-vereine angeschlosseu find, wünscht unbedingt eine selbständige, von der Arbeiter- Versicherung möglichst getrennte Privatbeamteuvrrficheruog. Eine andere große Gruppe von mehreren hunderttausend Angestellten, die ihren Mittelpunkt im Sozialen Ausschuß von Vereinen technischer P.ivataogestellter findet, glaubt daS Ziel am besten zu erreichen durch einen weitgehenden Ausbau und eine Verbesserung deS bestehenden Juvaliden- gesetzeS. Der Werkmeisterverband, der bisher allein auch im Hauptausschuß diesen Standpunkt vertreten hat, bemüht sich, für die entscheidende Tagung im Oktober eine gemeinsame Betrachtung aller Verbände zu erzielen, um eine Teilung und die Aufstellung von 2 verschiedenen Programmen zu vermeiden.

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Die Teuerungszulagen für Reichs- beamte, die unter Zustimmung des Reichstags beschlossen wurden, gelaugeu mit 100 Mk. für untere und 150 Mk. für mittlere Beamte, bis zu 4200 Mk. Gehalt am 1. Juni zur Auszahlung. Auch gegen Tagrlohu beschäftigte Be­amte werden berücksichtigt. In Betracht kommen 127 846 Unter- und 80 410 mittlere Beamte. Das Reich hat also an Teuerungszulagen eine Summe von 24 846100 Mark aufzuwrudeu.

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Zwanzig Reichstags« b geordnete und Mitglieder der Budgetkommtssiou find vom Reichsmariueamt zu einer 5tägigeu Besichtig uugS- reise nach Kiel und Sonderburg eingeladen wor­den. Deu Abgeordneten werden die neuen Torpedo- und Unterseeboote, sowie die Werften und Garntsouaolageu ge­zeigt werden. Auch ein Manöver der Hochseeflotte ist vor- gesehen. Sämtliche Heeren find während der 6 Tage Gäste

der Mariueverwaltuug.

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Ein nationaler Katholik, Oberst v. Wrochem, trat auf dem Bezirkstag des Deutschen Krieger­bandes in einer bedeutsamen Rede zugunsten der Wahl­agitation des Bundes bei deu letzten ReichstagSwahleu ein und betonte, eS könnten den ZentrumSwähleru Zweifel kommen, wenn derselbe Mund, der ihnen daS Gotte-wort gepredigt, am Abend in der Wahlversammlung empfiehlt, trotzdem einen Gottesleugner, einen Sozialdemokraten, zu wählen. Es sei Pflicht des Bundes gewesen, in nationalem

Sinne in die Wahlagitation eivzutreteu.

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Za der Konferenz, die in Rostock wegen der Regelung der SchiffahrtSabgabeu stattgefuuden hat, erfährt die Kreuz-Zeitaug, daß auf der Freiheit der Fluß- schiffahrt nur noch Sachsen bedingungslos besteht, Mecklenburg dagegen sich mit dm übrigen Elbufrrstaateu

auf den Standpunkt der preußischen Regierung gestellt habe. » * *

Eine stark besuchte Generalversammlung des M it t el° europäischeuWirtschaftSvereiuShatiu Dresden in Anwesenheit deS Köuigs von Sachsen staltge- fuudeu. Die Begrüßungsrede hielt Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein. Staatsministrr Graf Hoheutal sprach die Sympathie der sächsischen Regierung für den Verein ans, Kommerzienrat Vosfen-Aacheu sprach über eine Welt­reise, Geheimrat Rießer-Berlin über daS Scheckwrsen. Den Geschäftsbericht erstattete Professor Julius Wolf-BreSlau.

DaS Direktorium wurde wiedergewählt.

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Eine neue Riesenkundgebung der süd- französischen Winzer hat am Sonntag in Carcassoue in Frankreich stattgefunden. Die Zahl der Teilnehmer wird auf nahezu eine Biertelmilliov, darunter 100 000 Frauen geschätzt. Neben der Rednertribüne war eine Guillotine ausgestellt mit der Aufschrift:Tod deu Fälschern!' Ein sprechendes Zeichen, wie groß der Massenbesuch d« Winzrrkuudgebuugeu war, ist die Meldung, daß die Süd­bahn vom Perpignan nach Carcassouue in der Souutag- nacht von 1 Uhr ab in Zwischenräumen von etwa 10 Mi­nuten 90 Züge zu 1100 Personen abgeheu ließ, wodurch die Besucher bis etwa 2 Uhr nachmittags an Ort und Stelle waren. In dieser Zeit war der GüterzugSvrrkehr auSgeschaltrt, die Personenzüge hatten die Geschwindigkeit wie bei einer Mobilmachung.