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1877.

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Nr. 65

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Donnerstag, den 25. ApriL

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1907.

««Mcher.

Martin Theurer, Me tzger iu Spirlberg will seine Schlächtereianlage von seinem Wohnhaus in seinen Tchenuenaaban verlegen. Die Pläne und Be­schreibungen zu diesem Borhaben find auf der OberamtS- kaozlei zur Einsicht aufgelegt. Einwendungen gegen daS Gesuch können binnen 14 Tagen beim Oberamt Nagold angebracht werden.

Die Prüfung im Hufbeschlag hat mit Erfolg bestanden: Georg Mockler von Allmandle, Gde. Göttelfiagev.

Tagespolitik.

In Baden ist ein Ministerwechsel eingetreten. Der Großherzog hat das vor etwa 14 Tagen vom Minister beS Innern Dr. Schenkel eiagereichte Eatlassnngsgesuch genehmigt und den Oberdirektor des Wasser- und Straßen­baues, Fretherru Heinrich v. Bodmau, zum Nachfolger Schenkels ernannt.

*

Das HaudelSProvisorium mit den Ber­einigte» Staaten ist, wie der Berliner Lokalanzeiger hört, am Montag im Wirtschaftlichen Ausschuß nach fiebeu-

stüudiger Beratung angenommen worden.

* *

Die Taifnuka tastrophe, von der unser Ko­lonialbesitz im Stillen Ozean heimgesucht wurde, hat »ach neueren Meldungen wenigstens keine Menschen- leben vernichtet. Ja der gestrigen Sitzung der Budget- kommisfion des RrichStagS teilte Kolorüaldirektor Deru- brrrg folgendes von S. M. Schiff Planet auS Jap eiu- gegangene, vom 18. ds. datierte Telegramm mit:Der Taifun hat die Ululfi-Juselgruppe pasfiert; kein Mensch getötet oder verletzt. Die Kokospalmen find zur Hälfte zerstört, die übrigen stark beschädigt. Der NahruugS- mittelvorrat ist wrggewaschru. Dir Eingeborene« haben auf zwei Jahre keine Nahrungsmittel. S. M. Schiff Planet hat gegen die droheade Hungersnot ReiS gelandet und 114 Eingeborene mitgenommen."

» *

Der kleine Befähigungsnachweis. Der vom BandeSrat unlängst genehmigte Gesetzentwurf betreffend Abänderung der Gewerbeordnung enthält den so­genannten kleinen Befähigungsnachweis. Darnach sollen inZaknnftn ur uo ch geprüfte Meißerzum Halten von Lehrlingen berechtigt sein.

Deutscher Weichstag.

MerN«, 22. April.

Im Reichstag wurde heute nach Erledigung einer RechuuagSjache der Vertrag zwischen Deutsch­land uud den Niederlanden über die gegenseitige Anerkennung von Aktiengesellschaften uud anderen kommer­ziellen, industriellen oder finanziellen Gesellschaften debatte- loS iu erster und zweiter Lesung angeuommev. Hierauf wird die Beratung des Etats fortgesetzt.

Staatssekretär Dr. Nteberdtug betont, bezüglich der gesetzlichen Bestimmungen über die Konkurrenz- klauset werde seitens der Regierungen allen Ernstes dar- nach gestrebt, Abhilfe der erkannten Mißstäude zu schaffen. Die Denkschrift über den Vergleich außerhalb des Konkurses habe schon dem letzten Reichstag Vorgelegen; die Regier­ungen seien durch ehrliche Ueberzeuguug, nicht auS Bureau- kratiSmus zu ihrer ablehnenden Haltung gekommen; er bitte um Ablehnung der betreffende« Resolutionen. Ferner bemerkt Staatssekretär Dr. Niederding, dir Vorlage deS Ge­setzentwurfs betr. den Wechselprotest sei soweit gediehen, daß sie im nächsten Herbst vorgelegt werden könne.

LcmdesnachrichLen.

* Altenfleig, 23. April. Der König hat laut StaatS- äuzrtger dem Flaschuermeister Frauz Müller hier für die mit eigener Lebensgefahr auSgefÜhrte Rettung eine- Menschen vom Tode deS Ertrinkens die Rettungs­medaille in Silber verliehen.

Kltenstekg, 24. April. Wie auS dem Inseratenteil er­sichtlich, veranstaltet das berühmte Stuttgarter Steiudel- Quartett, königl. Musikdirektor A. Strivdrl mit seinen 3 musikalisch hochbegabten Söhnen, am Sonntag den 28. April, nachmittags 5 Uhr, im »Grünen Baum" rin Soli- und Kammermufik'Konzert. Das vorzüglich gewählte Programm, klassisch, modern, heiter, verspricht allen Konzert- besucheru einen vorzüglichen Kunstgenuß, worauf wir jetzt schon aufmerksam machen. Der Kartenverkauf befindet sich in der Riekerscheu Buchhandlung and an der Saalkasse.

* Akteusteig, 24. April. Unter dem Vorfitz von Re- girruagSrat Ritter fand am SamStag im Gasthaus z. Anker iu Nagold die Konstituierung der Freien Küferinn- ung für deuOberamtSbezirk Nagold statt. Alle anwesende!? Küfermeister (29) traten der Innung bei. AlS Vorsitzender wurde Küfermeister Heuue in Nagold, als Stellvertreter Küfermeister Krichbaum iu Wildberg, alS Schriftführer Küfermeister W. Harr iu Nagold, und als Kassier Küfermeister Eagrlwirt Roh hier uud als weitere- Vorstandsmitglied Küfermeister Gutekaost hier gewählt.

* Scherubach, 23. April. Auf dem Böckiog'schen Jagd­gebiet im Hochdorfer Wald hatte heute früh ein alS Gast hier weilender Maiszer Herr das Glück, 2 Auerhähve zu erlegen.

Schöumüuzach, 22. April. (Korr.) Unter großer Be- teiliguug fand am Sonntag mittag die Beerdigung deS 83jährigeu Veteranen Johannes Frey von hier iu Schwaken­berg statt. Er war als württ. Soldat bei der Unterdrückung deS badischen Aufstandes im Revolntiousjahre 1848/49 be­teiligt und hat an mehreren Gefechten sowie an der Er­stürmung von Gernsbach teilgenommeu. Er dürfte wohl einer der letzten Veteranen auS damaliger Zeit sein.

I Kerreuakö, 23. April. Der württembergische Schwarz- waldvereiu hält am Sonntag, den 12. Mai, vormittags 11 Uhr, im Saale des Hotels Bellevue hier seine jährliche Hauptversammlung.

ff Hleueubürg, 23. April. Gegen daS Projekt der Stadt Stuttgart, ihren Wasserbedarf auS dem Quellgebiet de» oberen Eaztales zu decken, hat eine Jaterrsseuteugruppe des Enztals Protest eingelegt. Zu dieseu Protestanten ge­hören neben den WasserwerkSbefitzern auch die Enztal- grmeiudeu von Sozial bis Birkeufeld, letztere mit der Be­gründung einer land- uud landwirtschaftlichen Schädigung.

* Schwarzenberg OA. Neuenbürg, 23. April. Die hiesige Gemeinde wird uächstdem einen neuen OrtS vor­steh er zu wählen haben, da Schultheiß Bolle, welcher seit dem Jahre 1885 im Amt ist, den Rücktritt erklärt hat. (Schultheiß Bolle wurde bekanntlich von der Tübinger Strafkammer zu einem Monat Gefängnis verurteilt, well er die Bestrafung seines SohueS uud Schwiegersohnes wegeu Polizristundübertretuag unterlassen hat. D. R.)

I HSerudsrf, 23. April. Wie wir hören, wird mit dem 1. April 1908 daS zum Bezirkskommaudo Horb ge­hörige hiefige Meldeamt nach Freudenstadt verlegt. Hier Wird dann eine Kontrollstelle errichtet.

ff Wottweik, 24. April. Bei der Einfahrt iu die Station Talhauseu entgleisten gestern abend 5 Wageu vou dem um 7.20 Uhr hier abgehendeu Güterzug nach Horb. Beide Geleise sind gesperrt. Der Per­sonenverkehr muß durch Ümsteigrn aufrecht erhalten werden. Der Schade» ist bedeutend. ES wurde z. B. eine ganze Wagenladung Eier vernichtet. Die Freimachung des GelriseS dürfte erst heute Nacht be­endigt sein. Vom Personal wurde uiemand verletzt. Wo­durch der Unfall entstand, ist noch unbekannt.

ff Hlottweik, 24. April. Die Maul- uud Klauenseuche ist jetzt hier erloschen, nur der Spitalstall bleibt noch biS

IMchLig.

Bon HanS Wald.

(Fortsetzung.)

»Gnädige Frau, daS ist ja ganz unmöglich", sagte der Kapitän. »Wir find ja hier auf hoher See. Wohin soll da etwaS verschwunden sein?"

DaS weiß ich nicht," klang die Stimme der schönen Frau gereizt zurück, »genug mir fehlt etwas."

»WaS fehlt?" fragte der Kapitän bestimmt.

»Ein schwarzer Lederkoffer I"

Der fich wo befand?" fragte der Schiffsführer zurück.

»Kanu ich daS wissen?" erwiderte die Gräfin iu schroffem Ton.

»Ein guter Bekannter hatte daS Gepäckstück ab­gegeben."

Und wie hieß dieser Herr?"

Die Gräfin schien einen Augenblick verlegen. »Mein Gott, nun weiß ich wirklich nicht, wen vou meinen Bekannten ich nm diesen Liebesdienst gebeten habe. Da waren mehrere Herren an Bord, die sich bemühten, mir diese kleine Last abzunehmeu, so daß ich wirklich nicht mehr Weiß, wer denn der Oavaliors ssivsuts war. Nur das weiß ich, daß der schwarze Lederkoffer, um mir sofort zur Hand zu sein, am Eingang zum Gepäckraum uiedergestellt ist, uud da ist er eben nicht mehr I"

»Also diese Tatsache steht fest I" versetzte der Kapitän ruhig. »Es ist wenig, aber es ist genügend, Steward I" Der gerade iu der Nähe befindliche Kellner trat heran. »Es soll sofort nachgrsehe» werden, ob auS der Kambüse etwas verschwunden ist. Es handelt fich nur nm einen schwarzen Lederkoffer. Fragen Sie sofort, ob ohne Legitimation etwa» adgeholt ist"

Der Steward kam in wenigen Minuten zurück. »Ein j schwarzer Ledrrkoffcr ist vou demselben Herrn wieder abge- ! holt worden, von dem er eingeliefert ist."

»Sie sehen, gnädige Frau, es ist so, wie ich gesagt," ! schloß der Kapitän mit verbindlicher Verneigung die Brr- i Handlung ab.

; »Es wird daun schon so sein," erwiderte die Gräfin mit mühsam unterdrückter Aufregung. »Ich werde mich... dann Wohl geirrt haben. Ich danke, Herr Kapitän l"

Nochmal- verneigte fich der höfliche Kapitän und ent­fernte fich dann mit der Miene eines Mannes, der weiß, WaS er in seinem schwierigen Metier im Laufe weniger Wochen, geschweige denn iu dem eines JahreS erfährt.

Weniger gleichmütig erschien jetzt Gräfin Valeria OrbauSky, da sie fich überlistet sah. Das feine Spitzru- tascheotuch, da» sie tu den Häoden hielt, zerriß unter ihren zitternden Fingern. Und dazwischen murmelten die erblaßten Lippen:O der Fllov, 0 der Filou I"

Fra« AgueS Berkhausen hatte fich mit herzlicher Freude an dem wunderschönen Küsteubilde gelabt, daS fich ihr seit dem Verlassen deS HafeuS von San Rrmo darbot. An harmlosen Neckereien hatte eS ihr Gemahl nicht fehlen lassen, auch die aufgeregten Gesichter der meisten Fahrgäste, alS nun die Spielbank von Monte Carlo in Sicht kam,

- hatten genug Anlaß zur Unterhaltung und Belästigung ge­geben. Frau AgueS, die die ganze Rahe uud Besonnenheit I ihres kühlen nordischen HeimatSstammeS geerbt hatte, trotz- ! dem fie nach ihrer Großmutter mehr einer Südländerin ' glich, konnte eS nicht verstehen, wie so viele elegante Menschen, denen doch ganz ersichtlich die Sorge um daS tägliche Brot keinen Kammer bereitete, beim Erblicken dieser privilegierten tateruatiooalen Spielhölle so wenig von ihren innersten Gedanken verbergen konnte».

»Franz, da schau, wie die Gräfin auS Warschau mit Augen nach der Spielbank hiuübrrschaut, als hinge ihrer Seelen Seligkeit davon ab, so bald wie möglich iu diese Höhle hineinzukommeu I"

Der junge, mit Welt uud Menschen bekannt gewordene Hamburger Kaufmann lachte herzlich:Höhle sagst Du, AgneS? DaS ist gut. Schau Dir einmal diesen schimmern­den Prunk au, ich meine, iu dieser Höhle läßt eS fich auS- halten. Hast Du nicht Last zu einem Besuch?"

Die strahlende Stimmung auf dem Gesicht der jungen Frau erblich, wie vorhin schien eine stille, geheime, aber > drückende Angst sie zu quälen. Daun sagte fie mit heftigem Widerwillen: »Nein!'

Ihr Gemahl betrachtete fie mit großen Augen.Nein ? Aber, mein liebeS Herz, daS ist doch ganz selbstverständlich, daß Du Dir den Spektakel iu dieser Höhle, wie Da daS Casino von Monte Carlo nennst, einmal avfirhst. Mich reizt eS ja nicht, ich war ja schon diverse Male dort, aber Du mußt doch selbst riusehev, man wird iu Hamburg nicht sagen dürfen, Frau AgueS Berkhausen war au der Riviera uud hat nicht einmal etwaS vou Monte Carlo gesehen."

Die junge Frau schaute gequält zu ihrem Gatten hin.

Liebster, wenn ich Dich doch aber bitte...!"

»Du brauchst mich nicht zu bitten, liebeS Herz; ich werde Dir nie etwaS zäumten, wa» Dir nicht gefällt. Also lassen wir den Gedanken fallen. Gewiß, eS ist blöde Tor­heit, WaS hinter jenen Marmorwäodeu vorgeht, lassen wir die Leute treiben, WaS fie wollen und denken wir au unsere Liebe l"

z In diesem Augenblick erklang der AaSruf der jpolnischen Gräfin." Frauz Berkhauseu blickte seine junge s Frau vielsagend au, da» unwillkürliche Jateresse, daS er an dieser Persönlichkeit vom ersten Augenblick au genommen.