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1877 .

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l Wr. 58

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SarnsLag» den 13. ApriL

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1907.

Amtliche«.

Bon Leu K Oberämtern wird zur allgemeinen Kennt­nis gebracht, daß durch Entschließung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft für den Zeitraum vom 1. Mai 1907 biS 30. April 1910 die Farren-Oberschaubehörde für den Bezirk deSX. landwirtschaftlichen Ganvrrbaods folgendermaßen zusammengesetzt worden ist: Gutsbesitzer Link in Tröllrshof, OA. Nagold, Vorsitzen­der, Karl Hatsch, Müller und Gemeindervt in Liebruzell, OA. Calw, Karl Adrian, Gutsbesitzer in Oedenwald, OA. Freudeustadt. Als Stellvertreter find bestellt worden: I. Kurz, Gutsbesitzer auf Hof Latteoberg, OA. Freudeustadt, Hirjchwirt Kleiner in Ebhauseu, Fritz Weiß in Ottenhausen, OA. Neuenbürg.

Der Metzger JohauveS Dteterle in Pfalz- grafenwrilrr will ia seinem Wohn- und Oekouomir- gebäude eine Schlächterei einrichteu und hat um Genehmig­ung hiezu nachgrsucht. Einwendungen find binnen vierzehn Tagen beim Oberamt Freudevstadt anzubriageu.

JuRexivgeu ist die Maul- und Klauen- seuche erloschen.

Für den Btehmarkt tu Fcldreuuach am 16.

dS.MtS. und denjenigen in Neuenbürg am 17. ds. MtS. wurde folgeade Anordnung getroffen : Der Zatrieb von Vieh auS den verseuchten würlt. Oberamtsbezirkeu (Leutkirch, Wangen, Maulbronn, Calw. Nagold, Horb, Freudeu­stadt, Oberudorf, Rottweil und LadwtgSburg) und aus dem Großherzogtum Baden ist untersagt.

Infolge der im März d. I. in Eßlingen abgehaltenen Prüfung find u. a. nachstehende Zöglinge in die Präparandenanstalten ausge­nommen worden: Friedrich Seid von Zumwetler, Ernst Kläger von Beihingen, Theodor Wüst von Göttelfingen.

Bei der diesjährigen zweiten Staarsprüfung im Hochbaufach ist u. a. Willy Fuchs von Calw für befähigt erklärt worden.

Grundlose Sorgen.

(Nachdruck verboten.)

Der englische König verbindet mit einem ungewöhn­lichen diplomatischen Geschick eioe staunenswerte Regsamkeit und hat, ohne zu laut hervorgetreten zu sein, in seiner noch verhältnismäßig kurzen RrgierungSzeit eine stattliche Reihe von Erfolges davoogetrageu. Daß sich die Tätigkeit deS Königs im wesentlichen gegen Deutschland richtet, kann uuS an der Anerkennung seiner Leistungen nicht hindern. Die deutsche Konkurrenz, die Ausbreitung deS deutschen Handels über den Erdball, Deutschlands stetig wachsende Erfolge in dem Wettstreit um die Güter deS Friedens, daS ist rS, waS in der Brust des älteren Rivalen den Neid erregt. Und dieser nagende Neid läßt England nicht mehr zur Ruhe kommen, sondern stachelt eS au, alle Kräfte einzusetzm, um der friedlichen Ausdehnung Deutschlands, d. h. der Aus­breitung seines Handels, Hindernisse in den Weg zu legen und Widerwärtigkeiten zu bereiten.

WaS ist eoglischerseitS zu diesem Zwecke nicht alles unternommen worden, von der ivtriguautesten KriegSriu- fädelavg bis hinab zu den plumpen Verdächtigungen durch die LondonerTimes* und Genosfeu. Aber biS jetzt ist es der Geradheit der deutschen Politik noch immer ge­lungen, sich einen Pfad durch das Gestrüpp der englischen Lüge» und Verlästerungen zu bahnen. Und auch die Vor­gänge der jüngsten Tage könuru in unS das Vertrauen nicht erschüttern, daß unser Vaterland seinen ehrlich errungenen Platz behaupten wird trotz aller Ränke und Machenschaften deS Auslandes.

Aach werden die englischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. DaS herzliche Einvernehmen mit Frank­reich, die gehorsame Nachfolge Spaniens, die Freundschaft mit Italien setzen England noch lauge nicht in den Stand, einen Bund der westeuropäischen Mächte zur Einkreisung und Isolierung Deutschlands iuS Leben zu rufen. Um die BuvdeSgeuosfenschaft mit Spanien wird mau heute niemanden zu beneiden brauchen. Dagegen ist eine gewisse Mtßstimm- avg Frankreichs zu Tage getreten, die schon durch die Ab­lehnung deS KaualtuuuelS durch die englische Regierung erweckt und durch die Erwägung noch gesteigert wurde, durch Englands Freundschaft könnten die Ansprüche Spaniens wachsen. Der Austausch der Ansprachen beim Empfange deS neuen französischen Botschafters Cambou durch unfern Kaiser beweist, daß die Beziehungen der Republik zum deutschen Reiche so günstig fiod, wie kaum je zuvor seit den KriegSjahreu 1870/71. Der Botschafter wie der Kaiser sprechen zuversichtlich von der Entwickelung derguten' Beziehungen der beiden Nachbarländern. Diese Worte

find durchaus geeignet, die hier und da aufgestiegeue Be­unruhigung vor ernsten Reibungen und politischen Berwick- lungeu zu zerstreuen. Die Worte verleihen sogar den ver- schiedeueu Mitteilungen über eine befriedigende Einigung Deutschlands und Frankreich- in der Marokko-Frage sowie in der deS BaurS der Bagdad-Bahn ein erhebliches Maß von Wahrscheinlichkeit. Diese beiden Fragen aber waren eS vorzugsweise, dir zu den verleumderischen Angriffen Englands gegen Deutschland neuerdings herhaltrv mußten.

Auch bei dem fein abgekarteten Spiele, Deutschland auf der Haager Konferenz durch dru Antrag auf Abgrenzung der Rüst­ungen Verlegenheiten zu bereiten, hat England die Rechnung ohne den Wirt gemacht. ES war im hohen Grade interessant und wertvoll, auS dem Wortlaut der russischen Zirkalarnote zu ersehen, daß Deutschland mit seinem Vorbehalt gegen­über dem sogen. AbrüstungSantrag nicht nur in Oesterreich- Ungarn, sondern auch in Rußland einen gleich gesinnten Genossen besitzt, während die Wünsche Amerikas und Spaniens hinsichtlich jenes Antrages unter einander wie von dem Vorschläge Englands in Einzelheiten abweiche».

Trotz vorübergehender Wolken am politischen Horizont liegt daher kein begründeter Anlaß vor, der Zukunft mit Sorge entgegeozusrher». Wir gehen vielmehr mit voller Rahe und Zaverficht den sommerlichen Tagen entgegen und wünschen nur, daß sie recht bald zur unumschränkten Herr­schaft gelangen.

Tagespolitik.

DieWahlprüfuugSkommissiondeSReichs- tagS beschloß am Donnerstag mit 7 gegen 6 Stimmen, die Wahl des Abgeordneten Frhr». v. Richthofeu-Dams- darf (konservativ, gewählt für Schweidnitz-Striegau) für ungültig zu erklären. Ausschlaggebend war ein Telegramm deS Reichskanzlers, daS sich gegeu die Sozialdemokratie richtete.

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Fkr unsere Marine befinden sich gegenwärtig achtzehn Schiffe im Bau. Davon find acht Linien­schiffe, drei große Kreuzer, 5 kleine Kreuzer, ein Mineu- dampfer und ein Artillrrteschulschiff. Bou den Lioienschiffru können zwei noch in diesem Jahre fertig werden, ebenso

zwei große Kreuzer und drei kleine Kreuzer.

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Eine Aenderung der sozialdemokrati­sch e u T a k t i k ? Ja der sozialdemokratischen ReichStagS- fraktiou soll es wegen des ungünstigen AuSgaugrS der ReichStagSwahleu zu heftigen Kämpfen gekommen sein. Wie verschiedene Zrntrumsblätter erfahren haben wollen, hat da­bei die revisionistische Richtung in der Fraktion gesiegt; mau wollenicht mehr dem blinden Draufgängertum huldigen, sondern nur ernste Arbeit leisten.' Mau wird ja alSbald bei der Beratung deS EtatS deS Reichsamts des Jauern

sehen, was an dieser Behauptung wahr ist.

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König Viktor Emauuel ist während seines Besuches in Athen geradezu verhimmelt worden. Im Parlament bewillkommuete Präsident LewidiS tu portischeu Worten den großes hochverehrten König, denewig blühen­der Lorbeer umkräozen möge". Die in enger Umschlingung wehenden Fahnen Italiens und Griechenlands seien daS Symbol gegenseitiger heißer Liebesküsse zwischen Griechen und Italienern. Glühender kann man es nicht gut machen. Ob daS praktische BesuchSergeboiS auf der Höhe dieser BegeisteruugShitze stehen wird, bleibt abzuwarten. Allzutief wird sich Italien in die Balkaafragen hoffentlich nicht eiulassen. » *

König AlfouS ha* sich auf die telegraphische Nachricht, daß da- freudige Ereignis in seinem Hause un­mittelbar brvorstehe, von dem englischen Königs- Paar herzlich verabschiedet und ist tu einem Souderzage von Cartagena nach Madrid geeilt. Die heißblütigen Kommentare einiger spanischer Blätter zu der Begegnung, find inzwischen von dem Madrider Regieruagsorgau für absolut grundlos erklärt worden. Die politischen Folgen

der Eutrevne werden sich jedenfalls ertragen lassen.

* »

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In Rußlaud hat die ReichSdama nach mehr­tägiger, zum Teil recht erregter Debatte die erste Lesung deS EtatS erledigt und diesen der Budgrtkommisfiou über­wiesen. Die Erregung der radikalen Gruppen deS HauseS war nicht ganz grundlos, denn es ist richtig, daß der Duma nur ein recht kleiner Teil deS Budgets und bet weitem nicht der ganze Etat zur Beratung und Beschlußfassung

unterbreitet wurde. Auch ist der Ministerpräsident Stoly- piu nicht geneigt, auS dru Streitigkeiten über die Machtbe­fugnisse der Duma einen Grund zu bereu Auflösung her- zuleitev. Mit um so größerer Entschiedenheit tritt die Duma, die sich in ihrem Badgetrecht verletzt fühlt, gegen die Regierung auf. Der Präsident der Duma Golowiu richtete au dru Ministerpräsidenten Stolhpiü ein Schreiben, worin er betont, die Duma sei an der Grenze der Nach­giebigkeit gegeu die Regierung augrlangt. Jetzt bestehe die Duma auf ihrem Recht, in die Finanzkommisfioa aus­wärtige Sachverständige eiozuladeu. Golowiu suchte beim Zaren in ZarSkoje-Selo eine Audienz nach. Beharrt die Duma auf ihrem Verlangen der Hinzuziehung aus­ländischer Sachverständiger zu den Beratuugeu der Budget- ksmmisfion, so schmiedet sie sich selbst den Nagel zu ihre« Sarge. Solch einen Einblick wird die russische Regierung keinem Ausländer gestalten.

*

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Ja Aegypten nehmen, nach einer Meldung deS Standard' arS Kairo, infolge deS Anwachsens der nationalistischen Bewegung die frembenfeiudlicheu Kundgebungen zu. In den Eingeboreneu-Bierteln von Kairo sollen in der letzten Zeit vielfach Europäer an­gegriffen worden sein.

Deutscher Weichstag.

Ztertt», 10. April.

Die Osterferien find dahin, am Mittwoch haben die Arbeiten wieder begonnen. Zunächst wurde daS Andenken der verstorbenen Abgg. Prinz Arenbrrg (Ztr.) und Auer (Soz.) geehrt und hierauf die Vorlage über den Gebühren- tarif für den Kaiser-Wilhelm-Kaual angenommen. ES folgte die zweite Beratung de- Etat- deS ReichSamtS de- Innern, zu dem zahlreiche Anträge vorliegru. Abg. Trim- boru (Ztr.) begann mit einer sozialpolitischen Rede, die sich gegen den Abg. Magdau (frs. Bolksp.) richtete und die Taten des Zentrums auf dem Gebiet der Sozialpolitik her­vorhob. Redurr stellte sodann verschiedene Fragen über die Fortführung der Sozialpolitik au den Staatssekretär. Abg. Bassermanu (uatlib.) bedauerte, daß die Regierung zu langsam auS den Erwägungen hrrauSkomme. ES müsse ein festes Arbeitsprogramm ausgestellt werden. Redner ging ausführlich auf die einzelnen schwebenden sozial­politischen Fragen eia. Abg. Werner (wirtsch. Berg.) kritisierte den preußischen Erlaß, der den Beamten ver­bietet, sich mit einzelnen Abgeordneten in Verbindung zu setzen. Weiter sprach Redner über Konsumvereine und Schaukkovzesfionsweseu. Die Beratung wird am morgigen Donnerstag fortgesetzt.

AerN«, 11. April.

Der Reichstag setzte heute die Beratung deS EtatS deS ReichSamtS deS Innern nebst den dazu ge­stellten Resolutionen fort. Raab (wirtsch. Bgg.) führt auS, seine Partei sehe die Zusammenlegung der drei großen Ar- beiterverficherungSarteu als daS bedeutendste Werk der Zu­kunft au und wünsche ferner Vereinheitlichung deS Vereins- und BersammlungSrechtS, Achtuhrladenschlaß, umfangreiche Fürsorge für die Privatbeamteu, Bekämpfung deS Ausver­kaufs- und SubmtsstouSweseos, sowie der Abzahlungs­geschäfte, ferner schleunige Schaffung von ArbeitSkammern, Beschränkung der Arbeitszeit besonders in Fabriken und für die Frauen. Der Redurr bittet daS HauS, der Resolution betr. Verlängerung der Sonntagsruhe im HaudelSgewerbe zuzastimmen und die Bestrebungeu zur Vereinheitlichung der deutschen Kurzschrift zu fördern. Ferner verlangt er eine Denkschrift über die bisher bei der Anwendung deS Gesetzes zur Bekämpfung deS unlauteren Wettbewerbs gesammelten Er­fahrungen. Die SeemaunSorduuug lasse, wie die Aussperr­ung der Arbeiter im Hamburger Hafen zeige, große Härten zu. Die Schauerarbeiter müßten geschützt werden; auch die Lage der Kapitäne und Offiziere, die auS dem BerufS- vereiu auStreten maßten, wenn sie ihre Brotstelle nicht ver­lieren wollten, verdiene Beachtung. Bedauerlich sei die Heranziehung englischer Arbeiter als Streikbrecher. Seine Partei verlange bezüglich der Konsumvereine, daß bei Gründungen die Bedürfnis frage geprüft werde, sowie die Unterdrückung ihrer politischen Tendenzen. Seine Partei bekämpfe jeden Boykott und wünsche deshalb auch die Uaterdrückaug der schwarzen Liste der Arbeitgeber gegenüber mißliebigen Arbeitern.

Magdau (frs. Bp.) fordert ebenfalls ein schnellere- Tempo tu der Soztalreform. DaS KoalttionSrecht sei an­erkanntermaßen reformbedürftig. DaS einzige Mittel