1877 .

MMfprecher A». 11.

SrscheMt Dienstag, DsrmerSt., Samstag und Gonntag «it der «Sch. Beilage »Der GonvtagS- «ast".

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MMchmtiker.

Nr. 10.

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Donnerstag, den 17. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Für Anzeigen mit Auskunftserteilung oderOffertenannahme werden dem Auftrag­geber 20 Pfg. berechnet

1907.

Amtliches.

DerWahlkommissär des VIII. Wahlkreises. Oberamtmann Rrgierangsrat Kohn in Sulz macht bekannt, daß die Ermittlung des Ergebnisses der am 25. Januar d. Js. stattfindeodeu Retchstagswahl des VIII. Wahlkreises ym Dienstag, den 29. ds. Mts. von nachmittags 2^/, Uhr au auf dem Rathaus in Sulz statt- findrt und der Zutritt zu dem Lokal jedem Wähler offen steht.

Anmeldungen für das K. Laudesbadspital Katharinenstift iu Wild bad.

In dem K. Landesbadspital Katharinenstift inWild - bad kann vom Mai bis September an bedürftige Kranke von württ. Staatsangehörigkeit auf vorschriftsmäßiges Ansuchen, soweit die verfügbaren Mittel und Einrichtungen zureichev, gewährt werden; 1. freies Bad mit unentgeltlicher Aufnahme und Verpflegung in dem Katharinenstift, 2. freies Bad a) mit einem Gratial von 26 Mk., b) ohne Gratiol. 3. Aufnahme in das Katharinen- stift gegen Entschädigung. Diese kann sowohl solchen, die io den Genuß von Ziff. 2 eingesetzt find, als auch anderen bedürftigen Kravkeu bewilligt werden, deren Leiden die Unterbringung in dem Katharinenstift besonders wünschens­wert macht. Die Entschädigung beträgt für den Ver- pflegungLtag 2.75 Mk. und sofern nicht Freibäder ver- willigt find, für jedes Bad 50 Pfg. Hiefür ist auf die; ganze Badezeit (bet Männern 24, bei Frauen 28 Tage) s vor dem Eintritt Vorausbezahlung oder Sicherheit zu leisten, s Die Einsetzung in die bezeichnten Vergünstigungen kann nur erlangt werden auf Grund vou Gesuchen, welche unter genauer Beachtung der Bestimmungen durch Vermittlung der Kgl. Oberämter spätestens bis zum 15. März d. I. bei der K. Badverwaltung Wildbad rivzureicheu find. Dabei wird vor allem aufmerksam gemacht, daß nur solche Gesuche in Behandlung genommen werden können, welche von den K. Oberämteru übergeben werden.

Wettbewerb für Bauhandwerker.

Zur Förderung des Stuus für tüchtige, meistermäßtge Arbeit bei den Bauhandwrrkeru selbst und beim Publikum und gleichzeitig zur Förderung richtiger Kostenberechnung wird für die verschiedenen Zweige des Bauhandwerks wie im vergangenen Jahr vou der Zentralstelle für Gewerbe und Handel ein Wettwerb mit anschließender Ausstellung der eiugesaudten Arbeiten im Laudesgrwerbemusevm in Stuttgart veranstaltet. Nach Zeichnungen und Angaben der Beratungsstelle für daS Baugewerbe sollen für den Wettbewerb solche Gegenstände angefertigt werden, die in der bürgerlichen Baukunst täglich Verwendung finden. Es werden diesmal zwei verschiedene Wettbewerbe veran­staltet, und zwar einer mit einfacheren Aufgaben für solche Teilnehmer, denen nur eine einfachere HaudwerkSeinrichtung, und einer mit schwierigeren Aufgaben für solche, denen eine bessere (Maschinelle) handwerkliche Einrichtung zur Verfüg­ung steht. Das Preisgericht wird den Hauptwert auf die Tüchtigkeit der Ausführung der Arbeiten legen, iu zweiter Linie aber die Richtigkeit der Kostenberechnung berücksich­tigen. Au dem Wettbgwerb köaneu sich solche Meister und Gesellen beteiligen, die in Württemberg in dem betr. Hand- werkszweig tätig find. Näheres hierüber in Nr. 2 deS Gewerbeblattes aus Württemberg.

Abhaltung eines MolkereilehrkurseS

in Gerabrouu.

An der Molkereischulr in Gerabrouu wird demnächst wiederum ein vierwöch iger Unterrichtskurs über Molkereiwesen abgehalteo werden. Der Beginn des Kurses ist auf Montag, den 18. Februar ds. Js. festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs find bis längstens 31. Januar ds. JS. au das »Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart' eivzuseudru.

Kurs für Schuhmacher.

Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabfich. tigt, vom 18. Februar 1907 ab einen zweiwöchigen Kurs für Schuhmacher iu Stuttgart zu veranstalten. In de« KurS für Schuhmacher wird Unterricht im Maßnehmeu, Leistenzurichten, Mvsterzrichnen rc, rc. erteilt. Zagelasfeu werden iu erster Linie selbständige, iu Württemberg an­sässige Schuhmacher; soweit angängig werden auch ältere Gesellen, insbesondere solche, welche im Begriffe find, sich selbständig zu machen, berücksichtigt. Der Unterricht in dem Kurs unentgelti ch. Minderbemittelten Teilnehmern wird auf Ansuchen Ersatz der Reisekosten vom Wohnort nach dem Ort der Abhaltung deS Kurse- gewährt. Außerdem kann solchen auswärtigen Teilnehmern, welche iu besonders

bedürftiger Lage sich befinden, auf Ansuchen und bei Nach­weis der besonderen Bedürftigkeit ein Beitrag zu den AufeuthaltSkoste» gereicht werden. Solche BeitragSgesuche find gleich bei der Anmeldung zum Kurs avzubrtugeu; nachträgliche Gesuche können in der Regel nicht berück­sichtigt Werder». Die Anmeldungen zur Teilnahme au dem Kurs find bis spätestens 1. Februar 1907 bet der K. Zen­tralstelle für Gewerbe und Handel durch Vermittlung der OrtSbehördeu oder der Vorstände der örtlichen gewerblichen Bereinigungen einzureichen.

Uebertragen wurde die Forstamtmannstclle bei dem Forst­amt Rottenmünster in Rottweil dem Forstassessor Neunhösfer in Wildbad.

Die Jagd «ach dem Erfolg.

(Nachdruck verboten.)

Für eine kräftige Weiler-Entwicklung unserer Kolooial-Polttik ist jetzt auch der Leiter der Kolonial- Verwaltung, Herr Dervburg, in zwei größeren Berliner Versammlungen vou Neuem eiogetreteo. ES ist gut, daß von so berufener Stelle keine Gelegenheit uobevützt gelassen wird, den Nebrl, der über den Kolonialfrageu lastet, zu zerstreuen; und wenn dies geschieht, wird schließ­lich auch der Erfolg nicht auSbleibeo, iu der Beurteilung unserer Kolonial-Politik Wahrheit und Dichtung vou einander zu scheiden, die Dinge zu sehen, wie fie in Wahr­heit gewesen find und sich heute noch darstellen.

Kolonialdirektor Derubutg hat die Behauptung ent­kräftet, daß mehr Geld, als das deutsche Reich im Ver­hältnis zu leisten vermöchte, für die Kolouieeu verausgabt worden ist. Da ist es denn angebracht, auch einmal zu untersuchen, wie überhaupt die iL Grund und Boden ver­urteilende Kolonialkritik entstehen konnte. Die Böswillig­keit ist dabei eigentlich weniger zur Geltung gekommen, wie die ganze Zeitavschauung, die unter dem Eivfliß der Jagd nach dem Erfolge, das heißt nach eiuem klingenden Resultat steht. Darunter haben keineswegs allein die Ko- lonieeu zu leiden gehabt, sondern so manches Andere nicht weniger. Wenn heute in irgend ein Unternehmen Geld hiueingesteckt wird, dann soll es auch schnell eine hohe Rente geben; jo, wenn heute Eltern ihren der Schule ent­wachsenen Sohn einen Beruf wählen lassen, so meinen fie vielfach, iu ein paar Jahren müsse der Verdieust so groß sein, daß der junge Manu sich als vollberechtigter Zeit­genosse fühlen kann. Wo es mit dem finanziellen Erfolge nicht Hals über Kopf geht, da tavgt die ganze Sache nicht viel! Das ist die verkehrte Gruudanschauung, urter der die Kolouialsache mehr zu leiden hatte, als fie verdiente. Glänzend war sie ja nicht, aber daß fie hätte sich besser präsentieren können, wenn nicht bloß immer kritisiert, ge- knappst und gekoausert und damit jedes frische, energische Arbeiten gelähmt wäre, liegt auf der Hand.

Die weitaus meisten, die heute über die Kolouieeu lang und breit verhandeln, wissen nicht oder haben es vielleicht vergessen, wie die Stimmung iu Deutschland beim Bekanntwerdeu der ersten Kolonial-Erwerbungen war. DaS war durchaus keine himmelstürmtsche Begeisterung, und wenn von der Möglichkeit vou Gold- und Diamauteu-Fuudeu gesprochen wurde, so war das meist Selbst-Ironie. Der vorwiegende Eindruck war der einer amüsanten Ueberraschunz, einer gewissen Genugtuung, daß der Deutsche doch nicht immer hinter dem heimischen Kachelofen zu fitzen brauche, sich auch mal auf eigenem Boden iu der Fremde den Wind um die Nase wehen lassen dürfe. Daß sich das deutsche Großkopital für den neuen Besitz interessieren müsse, erachtete mau für selbstredend, und Fürst BiSmarck war einer der ersten, der iu diesem Sinne sich aussprach. Die Lücke, die sich hier erwies, hat ja daun manches mit­verschuldet ; wenn bei zäher, ernsthafter Privater Arbeit vorwärts geschritten wäre, das Reich hätte sich nicht so weit zu engagieren brauchen. Kam der Gewinn nicht gleich, er wäre doch später gekommen. In Geldsachen denkt eben der Deutsche deutsch. Schon der schwedische Reichs­kanzler Oxeustierna hat im dreißigjährigen Kriege damit seine bitteren Erfahrungen gemacht.

Wer za warten keine Neigung hat, dem wird die Zeit doppelt laug. Auch darunter mit haben die Kolouieeu leiden müssen; eine Zeit, iu der rS hieß, nun wollen wir doch einmal zusehen, wie sich Alle- entwickelt, hat eS über­haupt nicht gegeben, bloß immer zugehauru wurde mit der Keule der Kritik. Daß dabei Biele nervöser geworden find, als für die Sache gut war, wer wollte das bestreiten? Kolouieeu find im Grunde ein Geschäftsunteruehmeu, aber

wer kann eine noch so glänzende Firma nennen, die nicht anch ihre kritische Zeit gehabt hat? Bet uns wird iu kolonialen Dingen auf die heiklen Angelegenheiten hinge- Viesen, andere Kolouialvölker wuschen di« schmutzige Wäsche so wenig, wie nur irgend möglich, um schnell darüber fort- zokommen. Wir find eben Bewunderer der schönen Theorie und vergessen darüber zu sehr, daß die Praxis mehr ein- bringt.

Tagespolitik.

Unter dem TitelEinige Ergebnisse der deutschen Universitätsstatisttk" veröffentlicht der Hallenser Natiouolökouom Prof. Conrad im Oktoberhrft 1906 derJahrbücher für Nationalökonomie und Statistik' eine interessante Studie. Pr»f. Conrad weist iu seinen Ausführungen mit besonderem Nachdruck darauf hin, wie wichtig für weitere Kreise, namentlich für Eltern und Abi­turienten regelmäßig veröffentlichte Statistiken über die aka­demischen BerufSarteu nud deren Aussichten find. Als die Hauptursache derUeberfülluug der gelehr­ten BerufSarteu bezeichnet Professor Conrad die all­gemeine Tatsache, daß viele Elemente die Univer­sität besuchen, die nach ihrer geistigen Be­gabung nicht hingehören, nud im eigenen Inte­resse wie iu dem deS ganzen Lande- weit besser täten, sich dem einfachen Handwerk zuzuwenden und damit die Uni­versitäten zu entlasten. Bet anS gehen die intelligentesten Kräfte der Volkswirtschaft verloren und werden Beamte, iu Amerika bleiben im großen Ganzen die minderwertigen Ele­mente der Verwaltung iu Staat und Gemeinde Vorbehalten, die tüchtigsten, strebsamsten Männer suchen sich im Erwerbs­leben zu bewähren. Der tieferliegende Schaden aber, auf de» mau zurückzu zehen hat, liegt iu den mittelalterlichen Reminiszenzen der Klassengegensätze, demBilduugS- hochmut unserer besseren Gesellschaftsschichten, dem Mangel an Verständnis für die Bedeutung unseres ErwerbsstandeS und seiner hohen geistigen Leistungen, die unsere Akademiker ebensowenig zu beurteilen und zu würdigen wissen wir unsere Arbeiter. Ein breiter Raum wird von Prof. Conrad derFrequeazbewegung der einzelnen Fakultäten gewidmet: Der Mangel an pro­testantischen Theologen ist ebenso bekannt, wie der Urberfluß au Juristen. Für die Mediziner bezeichnet Conrad die Verhältnisse als normale, während die Philosophische Faknltät eine ebenso konstante wie rapide Zunahme aufweist. Von 2500 Sind, in den 30er Jahren auf fast 24 000 pro 1906, vou 83 pro Mill. Einwohner auf 328. Bei dem großen Absatzgebiet dieser Fakultät hat jedoch ihre Ueberfülluog nicht den gleich nach­teiligen Einfluß auf ihre Berufsaussichten, wie z. B. iu der juristischen. Zur Zeit ist die Konjunktur ziemlich un­günstig für die Pharmazeuten bald auch für die Schulamtskaudidateu, günstig da­gegen für die Zahnärzte.

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Ja der Budgetkommts si o n des preußi­schen Abgeordnetenhauses verwies der Land- wirtschaftsmiuister v. Arnim in Beantwortung einer Au­froge über die F l eis chteu e ruu g auf die im ReichtS- tag abgegebene Erklärung. Durch die vermehrte Schweine- zufuhr seien die Preise gesunken. Die Grenzen nach Norden seien für geschlachtetes Vieh frei. Die Herabsetzung der Eisenbahntarife sei in Kraft Ak­ten. Ans Holland, das mit Rücksicht auf die Maul- und Klauenseuche für die Einfuhr vou lebendem Vieh gesperrt sei, werde vertragsmäßig Fleisch riogeführt. Die Verhand­lungen für eine Herabsetzung der Gebühren für die Fleisch­beschau schwebten. Die Verhandlungen würden voraussicht­lich daS Resultat haben, daß die Gebühren für aus­ländisches Fleisch den DurchschnittSpreiS

iu Deutschland betragen würden.

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Der Verband reisender Kaufleute Deutsch­lands versendet unter dem Titel »Die reiseudenKauf- leute und die Erfüllung der Wahlpflicht' ein Flugblatt, in dem es heißt, die Herren Prinzipale möchten auS freien Stücken ihren Reisenden Gelegenheit zur Ausübung der Wahlpflicht gewähren und ihurn, wenn irgend möglich, uahelrgev, für diesen Tag ihre Tour zu unterbrechen und nach Hause zurückzukehreu. »Wir bitten insbesondere die Handelskammern, iu ihren Kreisen dahin zu wirken, und wären auch derPresse für die Be­kanntgabe unserer Bitte an die Priuzipalität dankbar.'