Wahlkampfe unternommen hat, zu dem Volke herabznste.gen uud für die deutsche koloniale Sache einen .Impuls' zu erwecke». Die «inständige Rede DernburgS wurde von den versammelten llniverfitätsprofessoreu und Künstlern mit begeistertem Beifall ausgenommen, und hat auch diejeuigeu unter ihnen, die uoch kühl bei Seite standen, für den ko- kooia* n Gedanken gewonnen. Seinen Erfolg erweitern wird der Kolouialdirektor am Freitag, wenn er vor den Männern der Praxis, den Mitgliedern deS deutschen HaudelStageS, spricht.
Die Kolonialversammlnug nahm einstimmig eine Resolution an. worin cs heißt: .In Erwägung, daß ein großes Kulturvolk an der Koloutal- nud Weltpolitik trilnehmen maß, und daß die späte Bildung deS Deutschen Reiches als Nationalstaat daS Volk erst in allerjüugster Zeit an diese Aufgabe hat heran» treten lassen und infolgedessen die unS anferlegte Pflicht noch nicht züm Bewußtsein gekommen ist, nud daß die Mehrheit deS Reichstag- nicht bloß unsere weltpolitische Stellung, sondern auch daS Gebot der nationalen Ehre verkannt hat, daß Deutschland eines Reichstages bedarf, der mit der Entschlossenheit, die daS Bewußtsein eines hohen Zieles gibt und verlangt, an dieie Frage heranlrilt, beschließt die Versammlung, rin Komitee eiozusetzen mit der Aufgabe, ohne unmittelbares Eingreifen in das Partrigetriebr das Verständnis für Kolonial-uud Weltpolitik in den Kreisen d er Wählrrschaft zu erweitern und zu vertiefen.'
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Urberdie Aufnahme der ReichstagS- auflösung in Swakopmund wird der Nationalzeitung von dort unterm 14. Dezember vor. J8. geschrieben: .Soeben wird daS Telegramm bekannt, daS die Auflösung des Reichstags verkündet. Die Erregung darüber ist allgemein. Das erste Gefühl ist bas der Enttäuschung, daß durch die Schuld des Reichstags dir Entscheidung nun wieder auf viele Wochen hinansgrschobrn worden ist, aber zugleich belebt uns doch auch das frohe Gefühl, daß wir fehen, daß die Negierung die kolonialen Angelegenheiten überhaupt, und die uusrreu insbesondere, ernst nimmt. Jetzt, wo daS deutsche Volk selbst über unsere Geschicke zu ent- scheiden hat, dürfen wir Wohl vertraue-», daß man die Laudrsgeuosseu hier draußen nicht im Stich lassen wird."
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Die Königin von Hannover ist am Mttwoch nachmittag 3^ Uhr gestorben. Die fast 89jährige Königin- Witwe, die Mutter deS Herzogs von Cnmberland, war in der Nacht vom 5. auf den 6. Jauuar an einem eingeklemmten Leistenbruch plötzlich erkrankt. Die sofort vorge- nommeue Operation ist zwar nach dem damals ausgegebenen ärztlichen Bericht vollkommen gelungen, hat aber, wie Lei dem hohen Alter der Patientin zn befürchten war, den jetzt ringeteeteuru tödlichen Ausgang nicht abweuden können. Die Königin-Witwe galt, was bei der gegenwärtig Noch schwebenden braunschweigischen Thronfolgefragr nicht ohne politische Bedeutung ist, als eine Hauptgegueriu der Verständigung des HauseS Brauuschweig-Läneburg mit Preußen.
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Auch ein englisches Urteil über den Wert von Deutsch-Südwrstafrika ist jetzt za verzeichnen. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt unter der Überschrift: »Der Wert der Kolonien': Ja der Generalversammlung der South West-Afrika Compaoy, die seinerzeit mit deutschem und englischem Kapital zur Exploitiernug einer Minen- kouzesstou in Südwestafrika gegründet wurde, führte der Borfitzrvde der Gesellschaft bei der Besprechung der Otavi- Miuen u. a. auS: »Von den Kupfer- uud Blrigrubeu wurde zuerst die Otavigiube entdeckt, die wertvoll und abbauwürdig ist, später die Tsumebmiue, die nach den neuesten Aufschlüssen für die nächsten neun Jahre sehr reiche Erze bis zu 12V Tonnen täglich produzieren kaun. Die Otavi Comp, wird 390 000 Pfd. Sterl. pro Jahr verteilen können. Wir werden unser Portefeuille in Otavi unaugetastet er- halten uud bedauern nur, daß eS nicht größer ist, da wir sehr gute Dividenden davon bekommen müssen. Unser Hauptbefitz liegt im Norden und Zentrum und damit Hunderte von Meilen vom Kriegsschauplatz, obwohl wir auch dort Besitz haben, der bedeutenden Wert für Brrgdan- uod Agrikulturzwecke hat. Die agrarischen Verhältnisse und Aussichten sind dort ebenso gut, wenn nicht besser als in den angrenzenden Teilen der Kapkolonie. Um diese Werte der Kultur zu nähern, find aber Bahnen nötig. Soweit wir können, werden wir Eisrnbahnrnbauten iu jeder Hinsicht unterstützen. England hat für koloniale Zwecke im Anfang große Mehrausgaben gehabt, die sich bekanntlich glänzrudreutieren, uud Deutschland wird dasselbe tun, denn es gibt keinen Grund, warum die deutsche Kolonie sich nicht ebenso erschließen und aulassen sollte. Dazu ist Kapital und viel ernste Arbeit nötig.' Dir Nordd. Allg. Ztg. bemerkt hinzu: .Hier sagt ein Engländer klar nud deutlich: die landwirtschaftlichen und bergbaulichen Erwerbsquellen von Süd- Westafrika sind von ungeheurem Werte. Wenn au der Exploitiernug dieser Reichtümer neben deutschem auch englisches Kapital Anteil hat, so kommt das daher, weil die Engländer den Wert der deutschen Kolonie früher uud schneller begriffen haben, als dir Mehrzahl der Deutschen."
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Zwischen den*Regirrnngen der Dreibuudmächte finden, wie auS Wien verlautet, gegenwärtig Verhandlungen über die Haltung auf der Haager Friedens- koufereuz statt. Bei der ersten Konferenz gingen die
Vertreter der drei Regierungen nicht übereinstimmend vor. Für die nächste Konferenz wurde nun, wie es heißt, ein vollständig geschlossenes Vorgehen vereinbart. Die Vertreter der drei Mächte werden nnr gemeinsame Anträge stellen; durch diese Einigung soll der feste Be- stand des Dreibundes neuerlich dargrlegt werden.
Im HabS Burger reiche steigen neue Kon- fliktswolkeu am Horizont auf. Ans Budapest wird nämlich gemeldet, daß die Verhandlungen über den Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn z n scheitern drohen, da die Beratungen der Fachkom- Missionen bisher ergebnislos blieben. Einige ungarische Blätter sagen bereits den bevorstehenden Abbruch der
Verhandlungen voraus.
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In Frankreich traten Kammer und Senat ver- fassnngSgemäß am zweiten Dienstag des neuen Jahres zusammen. Die von dem Finavzminister vorgeschlagenrn neuen Steuern, von denen die meisten höchtst nvpo- pnlär find, finden auch iu der Depntlertevkammer so zahlreiche Gegner, daß dasKabinrttClemenceau um seine Existenz in ernster Sorge ist.
Mit dem Verlauf des KirchevkampfeS und der Er- eignisse in Marokko erklärte sich der französische
Minißerrat durchaus befriedigt.
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In Petersburg wurde am Mittwoch vormittag der Obermilitärprokurenr, Generalleutnant Palwow, durcheioen Revolverschnß getötet. Pawlow war der Urheber der Feldgerichte, deren Justiz io ganz Rußland Empörung hervorgervfeu hat. — Die Feldgerichte fällen ihr Urteil über Attentäter uud Revolutionäre ohne lange Verhandlungen in wenigen Stunden, ihre Verdikte, die fast ausnahmslos auf Hinrichtung lauten, müssen innerhalb 24 Stunden ansgeführt werden. Der ermordete Pawlow setzte den Ukas über die Feldgerichte ohne Borwissen des Ministerpräsidenten Stolypin beim Zaren durch. Schon die erste Duma hatte ihn unter den Rufen : .Henker, Mörder" aus dem Hanse gewiesen, die Anarchisten hatten sofort das Todesurteil über ihn verhängt, das jetzt vollzogen wurde. Die Ermordung des Generals hat besonders tiefen Eindruck auf den Zaren gemacht, der den Obermilitär- Prokureur für eine leitende Staatsstelle iu Aussicht genommen hatte.
Graf Witte hat sich Pariser Meldungen zufolge einem Zrituvgskorrespondenten gegenüber dahin ausgesprochen, die zweite Duma würde, falls sie ebenso oppositionell sein sollte wie die erste gewesen, sofort wieder aufgelöst werden. Es würde dann vielleicht noch ein Versuch mit einer dritten Duma gemacht werde». Sollte auch der scheitern, dann Wörde das Zarenmauifest vom 30. Oktober 1905 aufgehoben und das autolratischr Regiment unverändert wiederherzestellt werden.
Angesichts dieser Zuknuftsausfichtrn wird es erklärlich, daß die anarchistische Bewegung immer weitere Kreise zieht und gegen eine große Anzahl von militärischen und Staats- Würdenträgern Anschläge geschmiedet werden.
Der Anschlag auf Generalleutnant Pawlow, den höch- sten Jvstizbeamten deS russischen Heeres, wurde auf dem Hose deS Ober-Militärtribnvalgrbäudes verübt, in dem sich die Wohnung des Ermordeten befand. Der Täter war als Militär-Jvtendauturbeamter verkleidet und schoß dreimal auf den General, der tötlich getroffen bald verschied. Der Mörder flüchtete in die nächste Straße und tötete oder verwundete noch 2 Schutzleute und einen Knaben, ehe er festgeoommrn werden konnte.
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Raisnli ist den Sultanstruppen nochnicht auS- geliefert. Diejenigen, in deren Hand sich der Flüchtling befindet, fürchten sich im Fülle der Auslieferung offenbar vor der Rache der Anhänger des gefährlichen Räuber- hanptmanns. Bevor RaisuU nicht unschädlich gemacht ist, gibts keine Ruhe iu Marokko, die arme französisch-spanische Expedition I
LandesnachrichLen.
js Akteufleig, 11. Januar. MMe hiesige Schlachthaus (Verwalter Tierarzt Bühler) wurde unter Rr. 49 au das Telephounetz augrschlosse».
* Attensteig, 11. Jan. Ein Bor trag mit einem äußerst wichtigen Thema wird am Sonntag, den 20 Jan. im hies. Gewerbevereiu gehalten werden, der für jeden Mann und jede Frau von größtem Interesse sein wird. Gerichtsuotar Hiebrr von Tübingen wird über Abschluß von Eheverträgen und Aufnahme des eingebrachten GnteS sprechen. Der Abschluß von Eheverträgen ist von hoher wirtschaftlicher Bedeutung uud wird deshalb eine Aufklärung hierüber tu allen Kreisen willkommen sein.
-ii. Köhanse«, 10. Jan. Der bisherige Vertreter deS 7. Wahlkreises uud abrrmalizy^Kandidat der Bolkspartri für den deutschen Reichstag, Schweickhardt von Tübingen, hielt am letzten Montag hier im Gasthaus zum Waldhorn vor einer zahlreich besuchten Versammlung einen Bortrag über die Verhandlungen in der letzten Legislaturperiode. Der Vorsitzende der Wählrrversammlnug, Fabrikant Schickhardt, stattete im Namen derselben den Dank ab für die Haltung deS bisherigen Abgeordneten und forderte die Anwesenden auf, ihre Stimme wieder demselben zn geben. Der Verlauf der Versammlung war ein ruhiger.
* Kttmauusweiker, 11. Jan. Am letzten Mittwoch hat sich hier ein schrecklicher UnglückSfall zugetragen. Der 13 Jahre alte Sohn deS Oekonomeu Mutschler hier hatte das Unglück beim Futterschueideu von der Transmission
erfaßt zn werden. Er wurde dabei vielmal heruwgeschlendert uud erlitt sehr schwere innere Verletzungen nud Brüche. Man hofft, daß der bedauernswerte Knabe am Leben erhalten werden kann.
* Aicheköerg, 11. Jan. Ein schwerer UuglückS- fall hat sich am letzten Mittwoch im Walde hier zuge- lragen. Beim Holzfällen wurde der 66 Jahre alte verheiratete Holzmacher Nonueumauu von einem fallenden Baum so schwer auf den Kopf getroffen, daß die Hirnschale zerschmettert wurde uud der Tod iu letzter Nacht eiutrat.
js Kakw, 9. Jan. Eine Abordnung aas Frend rast a d t unter Führung des LandtagSabgeordneteu Schmid von Freudenstadt hat im Auftrag des BolkSveretuS des achten württembergischen ReichStagswahlkrriseS de« Fabrikanten uud Gemeiuderat Hermann Wagner hier eine Kandidatur angetrageu. Wagner hat eine definitive Zusage heute gegeben.
js Kak«, 10. Januar. Gutsbesitzer Adlung auf dem Studliuger Hof hat die ihm vom Bund der Landwirte augrbotene ReichStagskandidatnr im 7. württ. Wahlkreis angenommen.
js Füviuge«, 10. Jan. Der akademische Senat wählte de« Professor Rümelin zum Vertreter iu der ersten Kammer.
js Stuttgart, 10. Jan. Gestern nachmittag 5 Uhr wurde auf dem Staffelaufgang, der in der Verlängerung der Wiederholdstraße iu die Helfhertchstraßr führt, eine 26jährige Gouvernante iu unzüchtiger Weise augehalten uud sofort durch drei Messerstiche in Brust und Bauch lebensgefährlich verletzt worden. AIS Täter kommt ein noch unbekannter Mann von 30—38 Jahren iu Betracht.
* Stuttgart, 11. Jan. AuS Anlaß des Ablebens der Königin Marie von Hannover ist Hoftrauer vom 10. d. M. an auf 4 Wochen, die 1. Woche iu 3., die übrigen 3 Wochen in 4. Abstufung der Hof- trauerordnaug augeordnet worden.
* Sluttgarl, 11. Jan. Die 7. evangelische Landessyuodr wurde gestern tu feierlicher Weise eröffnet. Dem Eröffanngsakt ging ein Gottesdienst iu der Stiftskirche voraus, welchem auch der König auwohnte ; den T«xt für die von Prälat von Weitbrecht gehaltene Predigt Römer 16, S—7 hatte der König selbst auSge- wählt. Der Prediger sprach in seinen Ausführungen den Wunsch ans, daß auch der 7. evangelischen LavdeSsyaode die tatsächliche Gottrsliebe nicht fehlen möge. Nach dem Gottesdienst begaben sich di« Synodalen nach ihrem Sitzungslokal, dem Saal der Evangelischen Gesellschaft. Hier legten die ueueiutretenden Shnodalmitglieder ihr Gelübde in die Hand des KultministerS Frhr. v. Fleischhauer ab, worauf dieser die Eröffnungsansprache hielt. Er betonte, daß der Synode die vorgeschriebene Mitteilung über daS provi- sorische kirchliche Gesetz betr. dieNeuregelungderStell- vertretungskosteufür erkrankte Geistliche bald ergehen werde, ferner einige Vorlagen, die sich auf die G tteSsienst- ordnnvg beziehe», eine neu dnrchgeseheue Ausgabe deS Kirchenbuchs, sodann noch Mitteilungen, die die EruenerungdrsGesaugbuchsuuddesChoral- buchs, sowie die r e t ch e re Au sstatt uvg deS Gottesdienstes nud die Wochen- nudFeter- tagSgottesdienste zum Gegenstand haben. Endlich soll der Synode eine Vorlage betr. die Zahl deSPfarr- gemeinderats der H ofpfarrgemeiude uud der Militärkirchengemeiaden zngeheu.
Der Alterpräfideut der Synode, GrafUrxküll, ergriff hierauf das Wort, um dem König zn danken für das große and wohlwollende Interesse welches er den Arbeiten und Beratungen der Synode eutgegenbringe. Mit einem „Gott segne den König' schloß der Redner seine Ansprache
js Stuttgart, 10. Januar. (Eiseubahnzusammeustoß.) Gestern früh 6 Uhr ist in Heilbronu Rangierbahnhof eior auS 3 Güterwagen bestehende Rangirrabteilung auf den ansfahrenden Gäterzng 6516 Heilbrov« Rangierbahuhof— Jagstfeld seitlich aufgestoßen, wodurch mehrere Wagen des Güterzngs entgleisten. Die Gleise wurden hiedurch teilweise gesperrt. Personen wurden nicht verletzt. Materialschaden unbedeutend. Ursache unterlassene Auflegung von Bremsschuhen. Die Störung war Nachmittags 5 Uhr behoben ; der normale Betrieb ist wieder ausgenommen.
Für deu 4. rvSrttemS. Aeichstagstagswahlkreis (Leovb.rg usw^) hat Rechtsanwalt Roth tu Leouberg die ihm von deu Konservativen und dem Bnud der Landwirte angetragene Kandidatur angenommen. Es kandidieren für diesen Wahlkreis außerdem Fabrikant Leo für die Volks- Partei und Sperka für die Sozialdemokratie.
js Meiheuörouu OA. Weiusberg. 10. Januar. In Weihenbrovn Ged. Wüstenrot hat iu einer jnngeu Familie der Storch reichen Kindersegen gebracht, nämlich Drillinge,
2 Knaben und rin Mädchen, die sämtlich Wohl und munter find.
Merschiedeues. Ueber das Warenhaus I. I. Kohu, Inhaber Max Kohu iu Cannstatt wurde der Konkurs eröffnet. — Ja einer Wirtschaft in Ulm ist ein 50jähriger Bauer tot im Bett aufgefnnden worden. Allem Anschein nach liegt rin Schlaganfoll vor. — JuLauffeu a. N. wurde früh 6 Uhr der verheiratete ca. 50 Jahre alte Gipsermrister Che. Bahlayer mit einer Wunde am Hinter- köpf tot auf der Straße gesunden. Nach der vorgeuom- menen Untersuchung scheint ein Unglkcksfall vorzuliegen.— In Mössingeu wurde der io den 20er Jahren stehende verheiratete Holzhauer JuliuS Schnitzer beim Holzfällen im Farcenberg von dem fallenden Ast einer Buche getroffen, wodurch er eine schwere llntrrleibsverletznug davon trug, so daß es fraglich ist, ob er mit dem Leben davoukommeo wird.