dlrektor-, welche am 4. d?. MtS. !m Alter von 63 Jahre« in Stuttgart bei ihrem Eohv Kovrad Freiherr v. Gült- livgeu, Geh. LegatiouSrat und KabioettSsekrrtär Seiner Majestät des König-, nach längerem Leiden starb, die letzte Ehre zu erweisen. Die Verstorbene wollte hier im Familiengrab mit ihrem im Tod vorauSgrgaugeuru Gemahl vereint sein, und wurde von ihre» Hinterbliebenen hieher begleitet. Der Sarg wurde mit der Bahn heute nachmittag 2'/. Uhr hieher gebracht und in den Trauerwageu gehoben, von wo aus sich der nicht enden wollende Traurr- zug auf den Friedhof bewegte. Nach erhebendem Gesang von Lehrern hielt Stadtpfarrer Müller eine ergreifende Grabrede, in welcher er der vielen Wohltaten der Entschlafenen gedachte und um welche edle Wohltäterin nicht nur die hiesigen Armen, sondern auch die ganze hiesige Gemeinde, und noch viele Hunderte anderweitige Armen trauern. Auch von auSwärtS war die Beteiligung am Gang zu ihrer letzten Ruhestätte eine auSvahmSweiS große.
jf Kal«», 9. Jan. Eine Abordvurg auS Freuden- stadt unter Führung de- Laudtagsabgeordneteu Schmid von Freudenstadt hat im Auftrag des Volk-Verein- brachten württembergtscheu Reichstagswahlkreises dem Fabrikanten und Gemeinderat Hermann Wagner hier eine Kandidatur augetragen. Wagner hat eine definitive Zusage heute gegeben.
* Stuttgart, 8. Januar. Die Zentrumspartei veranstaltete gestern abend im Europäischen Hof eine stark besuchte Wählerversammluug, in welcher Landtagsabgeordneter Dr. v. Kiene sprach. .Wir stehen,' führte der Redner aus, .vor einem für Württemberg bedeutsamen Tage, weil an diesem die Entscheidung für das Aussehen des künftigen Landtages gefällt wird, und auch darüber, welche Partei dir stärkste darin sein wird." Drr Proporz sei rin Fortschritt, der Württemberg vor allen Bundesstaaten auszeichur. Eine besondere Charakteristik bekomme der Tag dadurch, daß alles gegen daS Zentrum gehe, Sozialdemokratie und Volkspartei auf der einen und Deutsche Partei, Bauernbund und Konservative auf der anderen Sette.
* K^il-r-««, 8. Jan. Der Ausschuß der Deutschen Partei erläßt eine Erklärung über die Stellung der Deutschen Partei zur KandidaturNaumanv, worin eS heißt: .Die Deutsche Partei durfte anvehmev, daß die Bolkspartei und die anderen Parteien nicht die Abficht haben könne», bei einer etwaigen Stichwahl zu einer unmittelbaren Begünstigung der Sozialdemokratie und damit zugleich des Zentrums die Hand zu bieten. In dieser Auffassung der Lage faßte die Deutsche Partei die ihrerseits jedenfalls einen solchen Widerspruch nicht mitmachen wollte, deu Beschluß, ihre Zustimmung zur Kandidatur Naumann an die Bedingung zu knüpfen, .daß bei einer Stichwahl weder die im gemeinsamen Wahlausschuß vertretenen Parteien noch Naumann selbst die Losung für dir Sozialdemokratie ausgebev.' Da diese Bedingung zwar vou Naumann selbst iu gewissem Sinn angenommen, von dem Vorsitzenden des Wahlausschusses aber für die Volkspartei abgelehnt, und auch von Mitgliedern de? Liberalen Vereins und iu der Wahlversammlung vom 4. Januar als unannehmbar bezeichnet wurde, so hat diese iu einer nochmaligen Mitgliederversammlung am 5. Januar beschlossen, die vou der Deutschen Partei gestellte Bedingung als abgelehut zu betrachten und deshalb ihren Mitgliedern und Gesinnungsgenossen die Entscheidung im ersten Wahlgang fret- zu stellen. Ein wichtiger Beweggrund, diesem Beschluß zuzustimmeu, war auch die Rücksicht auf das Uebereivkommen, welches die LaudeSpartet iu 4 Wahlkreise» zum Teil nach rechts hin, zum Teil aber auch mit der Volkspartei gegen die Sozialdemokratie getroffen bat. Nur durch dieses Zn- Zusammengehen wird es möglich sein, im II-, IV., V. und X. Wahlkreis einen Sieg der Sozialdemokratie zu ver
hindern. Eben dieses Abkommen wäre durch eiue bedingungslose Zustimmung zu der Kandidatur Naumann unmöglich geworden.'
In Kalk brach in der Esfigfabrik vou Stolz, iu der Nähe des CrailSheimer TorS, Feuer au-, da- die Fabrik fast vollständig zerstörte.
js Keuchkiugerr, OA. Aalen, 8. Jan. AIS der einzige Sohn einer sehr achtbaren und braven Familie das Gewehr zum Taufavschießen richtete, ging dasselbe unversehens los uud der ältesten Schwester die Ladung iu die rechte Seite, welche lt. .Jpf- uud Jagstztg,' nach wenigen Minuten iu den Armen ihrer Mutter verschied.
js Höppiuge«, 8. Jan. Der Privatmann Martin Nothweiler, 76 Jahre alt, litt seit längerer Zeit an Asthma. Gestern abend erhielt er einen Anfall dieses Leidens, er eilte au das geöffnete Fenster und lehnte sich weit über dasselbe hinaus, um frische Luft zu schöpfen. Dabei verlor er das Gleichgewicht seine- Körper-; er stürzte ander» Fenster seiner Wohnung iu den Hofraum hinab, wobei er daS Genick brach und alsbald verschied.
js Alm, 8. Jan. Bei Streithäudeln, die sich iu einer hiesigen Wirtschaft abspielteo, erhielt ein Bräuer vou einem Fußartilleristeu einen schweren Säbelhieb über den Kopf, der Splitter vom Schädel des Geschlagenen ablöste und diesen in Lebensgefahr brachte.
js Sigmariuge«, 8. Jan. Durch königl. KabiuettSordre wurde unsere Stadt definitiv als Garnison für die zu oer- legeude Unteroffiziersschule Neubrrisach bestimmt.
* A«s dem badische« Schwarzwakd, 8. Jau. In dem reichen und umlagefreien Städtchen Löf fingen besteht eine Genossenschaft, die den Zweck hat, den iu Holz bestehenden Büraernutzeu gut und teuer nach auSwärtS abzusetzev. Die billig erworbene Ware geht meist iu die Schweiz und nach dem Elsaß. Beim Jahreswechsel wird der Erlös an ungefähr 150 Interessenten verteilt. Heuer betrug er 22 000 Mark. Manche Familie genießt dadurch eiue jährliche Nebeneinuahme vou 300 Mark.
* Friverg, 8. Jan. Eines ebenso originellen wie Praktischen Schulranzens bedienen sich die Schüler der stark parzellierten Gemeinde Teuneubrouu, Amts Triberg. Derselbe ist ein hölzerner Kasten von der Größe und Form eines gewöhnlichen Schülerranzrns. Während sein durch einen Schieber oder eine Klappe verschlossenes Innere die kleine Bibliothek deS Trägers enthält, find au seiner Rückseite zwei niedere Läuft befestigt, welche es ermöglichen, den Ranzen als Schlitten za gebrauchen und vou den hoch- liegende» Gehöften schnellen Tempos abwärts zur Schule zu fahren. Auf dem Heimweg dient dieser Schlittenrauzen zum Transport vou kleinen Bedürfnissen, die .im Orte' za kaufen die Kinder vou ihren Eltern beauftragt waren.
* Werk«, 8. Jan. Ja dem alten Wahlkreise Win bist orsts, Liugen-Meppeu, ist, wie dem Tageblatt gemeldet wird, vom Reichsvereiu der stellvertretende Kolonial- direktor Dernburg als Kandidat für den Reichstag aufgestellt worden.
AusLänÄilGes.
js Kaag, 8. Jan. Die niederländische Gruppe der parlamentarischen Bereinigung erhielt eine Mitteilung, wo-ach der deutsche Reichskanzler für deu Fall, daß die nächste interparlamentarische Konferenz iu Berlin stattfiuden sollte, da- Entgegenkommen der Reichs- u. Staatsbehörden in Aussicht stellt.
ss Warschau, 8. Jau. In der Jerusalemer Allee haben Unbekannte 2 Detektive erschösse«. Eine hivzukommende Patrouille gab auf die Täter mehrere Schüsse ab, durch die eiv Passant schwer verwundet wurde.
ff Fester««, 8. Jan. (7 Uhr Abds. Reuter) Der Zustand deS Schahs ist äußerst bedenklich. Mau
glaubt nicht, daß er diese Nacht überleben wird. Die - Minister find herbeigerufeu worden, j js Lovdo«, 9. Jan. Eiue Depesche der Daily Mail f auS Teheran von gestern abend 11 Uhr 50 besagt, s der Schah sei am Abend gestorben, doch werte die Tatsaie erst heute bekannt gegeben werden.
Vermischtes.
8 Zlever ei« Automoöilaöenleuer des Königs von Sachse« wird aus Dresden berichtet. Der König fahr im Automobil zur Jagd. Iu der Gegend vou Pirua scheute > die Pferde eine- Wagens vor dem Automobil, gingen durch und schleiften deu Besitzer, einen jungen Manu namevS Starke auS Peruersdorf, zu Tode, wenigstens starb er im Krankenhause zu Heidenau, wohin ihn der König bringen ließ. DaS Dresdener Hofmarschallamt soll der Mn er des Toten, eis er Witwe mit sieben unmündigen Kindern, 1 200 Mk. Ectschädigllvg angeboren haben, die Frau will aber ihre Ansprüche gerichtlich geltend machen. Der Kraf - wagenführer hat angeblich die Fahrt nicht gemäßigt, trotzdem er hätte sehen müssen, daß die Pferde unruhig wurden.
8 Ki« großstädtischer Kavsöefitzer wird iu einer Zu- schrist aus Essen a. d. Ruhr au die Franks. Ztg. abgemalt. Der Biedere verlangte 800 Mk. für eine Wohnung, aber nur unter folgenden Bedingungen: „Kinder dürfen Tie nicht bekommen; auch Besuche fremder Kinder können nicht geduldet werden; größerer Besuch, Gesellschaft oder der- gleichtn kann nur eiumal im Jahre gestattet werden. Späte- NachhausekoAmeu meiner Mieter stört mich im Schlafe uud muß möglichst vermieden werden ; die bisherige» Bewohner zogen, wen» sie einmal etwas spät abends nach Hause kamen, ihre Stiefel schon an der HauStür aus.'
Getreide-Wochenbericht
der Preisberichtsstelle de- Deutschen Landwirts chaftSrats vom 2. bi- 7. Januar 1907.
Der außerordentliche Witterungsumschlag des neuen Jahres birgt für die Saaten insofern eine Gefahr in sich, als große Mengen rasch schmelzenden Schnees und Regens in den noch starren Boden nicht eindringen konnten und ihn nach wieder eingetretener Abkühlung mit einer Eiskruste bedeckten. Durch das Anschwellen der großen Schiffahrtsströme hat sich die Geschäftslage am Rhein wesentlich geändert, da der Verkehr teilweise wieder ausgenommen und auf dem Wasser befindliche Mengen herangcschleppt werden konnten. Auch schwache Auslandsberichte trugen dazu bei, die Unternehmungslust unter Druck zu halten. Allerdings macht sich dort die schwächere Stimmung mehr für Weizen als für Roggen bemerkbar, der weder vom Jnlande genügend zugeführt, noch von Rußland billiger zu beziehen war. In Norddeutschland änderte sich die Marktlage kaum. Aber auch hier besonders an den Ostsceplätzen stand die Nachfrage für Roggen im Vordergrund, wozu das Interesse der nordrusstschen Mühlen und Petersburger Firmen auch für Frühjahrslieferung vor allem beitrug; andererseits entziehen große Ankäufe der russischen Regierung den dortigen Ausfuhrplätzen bedeutende Mengen und veranlatzten dadurch eine weitere Preissteigerung. In Berlin kamen diese Verhältnisse durch eine Erhöhung des Maipreises von 165'/- auf 167'/. Mk. zum Ausdruck. Einige Winterladungen erzielten 164 Mb, auch Bahnzufuhren ließen sich bis um 1 Mk. besser verwerten, doch war das Interesse für Ware nicht bedeutend. Für Weizen bestand angesichts schwächerer amerikanischer Berichte und günstiger Erntemcldungen aus Argentinien wenig Unternehmungslust. Der beschränkte Verkehr gab indes zu einer Aenderung des Preisstandes keinen Anlaß. Auf dem Hofermarkte gestaltete sich das Geschäft schwieriger, weil es an geeigneten Preisangeboten fehlt und die vom Bedarf bewilligten Preise dem Handel wenig Nutzen lassen. Die laufenden Bedürfnisse zwingen jedoch, von dem mäßigen Angebot Gebrauch zu machen, zumal der Export für Hafer gute Verwendung hat. Braugerste erzielt nur in feinen Qualitäten letzte Preise, die stärker angebotene Mittelware fand keinen aufnahmefähigen Markt. Für Futtergerste und Mais, dessen erste Auskünfte von Amerika gute Beschaffenheit zeigen, ist fortgesetzt gute Absatzmöglichkeit gegeben.
Es stellten sich die Gctreidepreise am letzten Markttage in Mk. pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-s-) bezw. Weniger (—) gegenüber der Vorwoche in () beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Mannheim 193'/- (-'/-) 170 (-) 17b (-)
Stuttgart 197'/-(-) 185 (-j-2'/,) 180 (-f-3>/-)
Straßburg 195 (-) 177'/- (-) 190 (-)
München_303 (—)188 (-) 173 (—)
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.
Kesdlrllr-Liieiier
«llrr Art, z« Fabrikpreisen
sowie
Kopiek-Lücher, öriesorstuer
empfiehlt die
W. Riekev'sehe V«chh«rirdlrrirs
L. Lauk.