Ärr Sprecher Mx. u.
Irscheint Dienstag, D«merSt„ Samstag und Sonntag «it der «Sch. Beilage »Der GonntagS- Gast'.
BestellpretS für das Vierteljahr im Bezirk
v. Nachbarortsverkehr Mk. 1.1Ü,
«ntzerhalb Mk. 1L«.
MenML.Mbt
AMblalt für
-oreigeillltt sSr MMchMeiler.
OegrSndel
1877.
Einrückung? - Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg„ auswärts j: 8 Pfg. die ein- sp lüge Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge find stets willkommen und werden auf Wunsch honorierst.
Mr. 206
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bet den K. Postämtern und Postboten.
Sonntag, den 30. Dezember
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1806 .
LkHle Nummer in diesem Quartal
An unsere Leser!
Mit dem 1. Januar beginnt rin neues Abonnement - auf unsere Zeitung .Aas den Tannen.'
Auch im neuen Jahr wird es an i«tereffarrte«r Lese- !
poff nicht fehlen, kommen doch gleich anfangs Januar die Proporzwahlen unseres Lande-, die dir endgültige Zusammensetzung der Zweiten Kammer ergeben.
De« Mittelpunkt
<rrn welche« sich alles dreht
bilden aber die bevorstehenden ReichStagswahle»i und alles, was denselben vorausgeht und nachfolgt. Voran geht der Neuwahl ein srisch-frri-stöhlicher Kampf, und zwar ein solcher, wie er interessanter wohl bei keiner Gelegenheit vorher gekämpft wurde, denn die Waffen find gut und gleichwertig verteilt, der Schlachtruf ist auf beiden Seiten ^ ein kurzer, bündiger: „Für de» Kolonialbesitz Leutschlauds!" auf der einen, „Gegen die Kolonie«!' auf der anderen Schlachtlinie. Mögen auch Schl-sfr-auf-daS-Kam pfts-Eudh—a«f deu Sieg-diesrS Kampfes heute noch verfrüvt erscheinen, — mag das Rech t dieses Kampfes, mag das Recht deS einstigen Sieges für Jahre hinaus noch ein imaginärer Begriff bleiben: das Eine ist sicher: es wird diese ReichstazS-Wahlschlacht so vielen, so lehrreichen, so Wissens- und beachtenswerten Stoff in der Erörterung des „Fär" und .Wider' z»m Vorschein br ugen, — es wird dadurch eine allgemeine Klärung über unser ganzes politisch-koloniales Wirtschaftsleben kommen, daß sowohl Freunde als Gegner unserer kolonialen Politik mit all ihren Irrungen, ihren Verdiensten dieser Reichs- tags-Wahischlacht eia langes, ein dankbares Gedenken bewahren werden!
Nach wie vor aber wird die Redaktion der Zeitung »Ans den Tannen' ihre Hauptaufgabe darin erblicken, dem Blatte den wohlverdienten und festbegrün teren R ,f eines vielseitig unterhaltenden unparteiischen FamilirublatteS zu wahren.
Allerhöchste Zeit
ist es jetzt die Zeitung „Aus den Tannen zu bestellen.
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Amtliches.
Die Abhaltung von Unterrichtskurseu für Fleischbeschau! r.
Für daS Jahr 1907 find u. a. UaterrichtSkarse für Fleischbeschaner in Aussicht genommen: 1) in Reutlingen mit Beginn am 25. Juni —Ünterrichtsleiter: Stadttierarzt Blümer; 2) in Stuttgart mit Beginn am 17. Januar — UoterrichtSlkiter: Stadtdirektions- und 1. Stadttierarzt Kösler. Die Gesuche um Zulassung find spätestens 14 Tage vor Beginn des betreffenden Kurses bei dem Uaterichtsleiter eivzoreiche».
Tagespolitik.
Mit dem jetzt bekannt gegebenen Proporzzettel der Konservativen Partei und deS Bundes der Landwirte liegen die Wahlvorschläge der Parteien für die Landesproporzw ahlen vollständig vor. Der Wahlvorschlag der Kovservativen und Bauerobüudler enthält folgende Namen: für S chw arz- Wald- nud DonankreiS: Redakteur Körner-Stuttgart, Oekouomierat Adlung-Sindlingen Bezirk Herrenberg, Schultheiß und Landwirt BollingerNellingeu Bezirk Blau- bruren, Landwirt Fahriou auf Hof Dicke Bezirk Calw,
SägwrrkSbefltzer Keppler-Calmbach, Landwirt und Schultheiß Lemppeoau-Eschenbach, Bezirk Göppingen, Kaufmann Naser-Hedelfingen, Institutsdirektor Ziegler-Wilhelmsdorf Bezirk RavenSburg ; für Neckar- und JagstkreiS: RechtSauwalt Kraut-Stuttgart, Frhr. Pergler von Prrqlas, Landwirt auf Oberkolbenhof bet Aalen, wohnhaft zu Cannstatt, Graf Lkutrum-Unterriexingev, Kaufmann Reiuhold Beringer-Ttuttgart, Landwirt Fravk-Ober-Asbach. Weiu- gärtner Haag-Heilbronn, Peof. Dr. Laug-Heilbronn, Landwirt Schwarz-Eichhof Bezirk Gerabronu, Landwirt Tscher-
ning, Hofdomänepächter in Klein-Hohenheim.
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Die von der Deutschen Partei eingeleiteten Verhandlungen über ein allgemeines Zusammengehen von Bolkspartei, Den<fHer Partei, Konservativen und Bauer uv und gegen Zentrum und Sozialdemokratie find als gescheitert zu betrachte», da die Volkspartet ein Zusammengehen mit den Konservativen ablehute und auch die Kovservativen Verhandlungen mit der BolkSpartei von der Voranssetzang abhängig machten, daß die Bolkspartei zu grundsätzlichem Vorgehen gegen die Sozialdemokratie bereit sei. Die Deutsche Pgrtei will nust^erhandlnugen mit der Bolkspartei und mit dem BauerMmd und den Konservativen über einzelne Wahlkreise einttiten. Ja dieser Absicht hat die Deutsche Partei an die Volk-Partei, sowie auch au die Konservativen und den Bauernbund ein Schreiben gerichtet, in welchem zum Schloß gesagt wird: »Um eine nutzlose Zersplitterung nud gegenseitige Bekämpfung der nicht ultramontaaen und nicht sozialdemokratischen Wähler zu verhindern, soweit dies nach der nunmehrigen Sachlage noch mö stich istf^erklären wir UN« J-ru zy Verhandlungen mtt"drr Bolkspartei (trsp. mit der Konservativen' Partei und dem Band der Landwirte) über g e g e n s e i t i ge Unterstützung in hiefür geeignet erscheinen-
den Wahlkreisen bereit.'
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Der Gouverneur von Dentsch-Südwest- afrika, v. Lindegnist, ist, wie die Tägliche Rundschau meldet, aus London nach Deutschland zurückgekehrt, nachdem über alle wesentlichen Wünsche der deutschen Reichs» regierrmg in Bezug auf gemeinsame Maßregel» für den Grenzschutz bei Einneborenenausständen ein Einverständnis
mit dem englischen Auswärtigen Amt erzielt worden ist.
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Die Unterwerfung der BondelzwartS in Dentsck-Südwestafrika bedeutet das baldige Ende des Avfstindes. Die BondelzwartS waren der letzte Stamm, der sich noch nicht unterworfen hatte. Die übrigen »och im Felde stehende» Hottentotten find Scharen ohne bestimmte Z sammengehörigkeit. Wenn die Gesamtzahl der im Felde stehenden Eingeborenen auf durchschnittlich 3—400 angenommen wird, so bedenket die Unterwerfung der BondelzwartS mit ihren 120 Mann die Schwächung um fast ei» Drittel. Am bedeutsamsten dabei ist die Abgabe von 105 Gewehren, die allein die Garantie für eine entsprechende Verminderung der Kämpfer bedeutet. Der Entschloß der BondelzwartS bängt Wohl hauptsächlich mit den neueste« System der Kriegführung zusammen, einen „Hnnger- gürtel" gegen die Hottentotten zu bilden, denen Dnrch- brechu-g zur Gewinnung von Nahrungsmitteln fie auf ein ungünstiges Kampffeld aefübrt hätte. Von den Bondel- zwarts war die ganze AvfstandSbewegung im Schutzgebiet avsieaangen. Ihr Aufstand im Oktober 1903, der dem Hereroland Truppen entzog, führte zum großen Hereroaufstand am 12. Januar 1904, dessen Niederwerfung ein Jahr beanspruchte. Daran schloß sich am 3. Oktober 1904 die Kriegserklärung von Hendrik Witboi, dem sich fast alle Hottentotte^ stämme anschlosse». Der Tod Witbois im November 1905 und die darauf folgende Unterwerfung seines Stammes beseitigten die Hauptgefahr. Aber die Führer Cornelius, Morevga, Johannes Christian und Morris machte» unser» Truppen noch viel zu schaffen und ließen eS zu keiner Sicherheit kommen. Jetzt find Cornelius und JobannrS Christian unterworfen, Morevga iß auf englischem Gebiet interniert, und nur die Brüder Morris stehen im Felde. Wen» eS gelingt, mit England zu einem Einvernehmen za gelangen, auf Grund dessen der Uebertritt der Eingeborenen auf das Kapgebiet verhindert werden kann, dann würde auch der Rest des Aufstandes in karzer Zeit zu überwinden sein, und es steht zu hoffen, daßdteSchvtz- truppe zu ihrem größeren Teile bald entbehrlich sein wird.
Zur Unterwerfung der Bondelzwarts schreibt die Nordd. Allg. Zeitung: .Nach alter Gewohnheit benützen einige liberale Blätter die erfreuliche Nachricht von der Unterwerfung der BondelzwartS als Anlaß, der ReichSregieruug in den Rücken zn fallen. Die Tatsache, daß sämtliche liberalen Abgeordneten in den entscheidenden Abstimmungen fest zur Regierung gestanden find, jwird mit der AnSrede zn beseitigen versucht, daß fie von der Regierung über die Lage in Südwestofrika im Unklaren gehalten worden seien. Ja Wirklichkeit hat die Regierung die Situation auf dem Kriegsschauplatz nicht verschleiert; ste hat die Möglichkeit eines schnellen Ende- des Aufstands durchaus in ihre Berechnung gezogen. Gerade diese Möglichkeit eines baldigen Abschlusses der kriegerischen Operationen mußte ein Grund m hr für die Regierung sei», die vom Zentrum verlangte Bindung auf eine bestimmte Trappevzahl abznlehuen und für die Kriegführung freie Hand zu fordern.'
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Den russischen Dumawahleu steht eine blutige Illustration durch Bombeuattentatte und andere FreiheitStateu in Aussicht. Ans Petersburg wird nämlich gemeldet, daß die sozial-revolutionäre Partei mit überwiegender Mebrheit den anfänglichen Beschluß, während der Dumawahlen sich terroristischer Handluogrn zu enthalten, aufgegebeu hat, da diese unter den bestehenden Verhältnissen das einzige KamPfeSmtttel gegen die Regierung seien.
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Es gilt als ein allgemein anerkannter völkerrechtlicher Grundsatz, daß ciu jeder Staat verpflichtet ist, den fremden
-Sta otSana-hüri^n di- L ch innerhalb seiner Gr« « z.»
ch erhell von Leven und Eigen- also auch, wenn diese durch die
gelassttt haben tum zu gewährleisten,
Schuld staatlicher Organe geschädigt werden, Entschädigung zu zahlen.' Rußland macht in dieser Beziehung eine Ausnahme, denn die russische Regierung hat jetzt, wie die deutsche „PeterSb. Ztg." mitteilt, an diejenigen Mächte, welche im Interesse ihrer bei den politischen Uaruheu in R ßland geschädigten Staatsangehörigen Ansprüche erhoben haben, ein Rundschreiben gerichtet in dem erklärt wird, daß die Regierung sich nicht fär verpflichtet halte, die au ste gestellten Ansprüche zu befriedigen. Es stehe jedoch jedem der Geschädigten frei, eine Zivilklage gegen die betr«ffendeu örtlichea Administrativbehörden avzustrengeo, die die Ua- ruhen nicht zu verhüten und die Ausländer nicht za schützen gewußt hätten. Eine gleiche Antwort ist avß-roem noch in einem Einzelfall erteilt worden, in dem es sich darum handelte, daß ein Soldat der rosfischen Grenzwache hinter einem Individuum her, das über die Grenze flüchtete Feuer gab und dabei einen völlig unbeteiligten österreichischen Forstwächter tötete. Den Hinterbliebenen wurde es auch hier auheimgestellt, sich mit ihren Ansprüche» an den betreffenden S ldaten zu wende». Damit werden olle Entschädigungsansprüche illusorisch gemacht, denn selbst wenn es gelingen sollte, vor einem russischen Gerichte zu beweisen, daß die Schädigung durch die Nachlässigkeit eines Ver- waltnugS- oder Polizeibeamten veranlaßt worden ist, so würde es doch nuwöstich sein, von diesem die zugesprochene Summe zu erhalten. Nicht der einzelne Beamte, sondern der Staat ist verpflichtet, dem Ausländer den durch die Schuld staatlicher Organe verursachten Schaden za ersetzen, was nicht avsschließt, daß der Staat sich später an einzelnen Personen oder Gemeinden schadlos zu halten versucht.
Völkerrechtlich wären Repressalien gerechtfertigt.
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Aus Serbien kommen bedenkliche Nachrichten. In einer Wiener Drahtmeldnug des Neuen Tagl. heißt es: Die Erregung in Belgrad and die Merkmale einer revolutionären oder antik plastischen Bewegung mehren sich, was teilweise durch die trostlose wirtschaftliche Lage erklärlich ist. Nach der Aanahme deS Aulethrgesetzes durch die Skupschtina fanden große Kundgebungen vordem P a r l am e utSge bä ud « für die oppositionellen Abgeordneten statt. Die Regierung-freunde mußten durch Seitevtore flüchten. Die studentischen Kundgebungen gegen die Anleihe und gegen die Dynastie dauern fort, und fortwährend hört man in den Straßen Rase: „Hoch die Republik I' Entgegen der Erwartung hat König Peter daS Auleihegesetz unterzeichnet, wiewohl ihm in Versammlungen und Zeitungen vorgrworfen worden war, daß er auS der Anleihe 3 Millionen als Mitgift für seine Tochter erhalte.