Versprecher Mr. U.
Nrlchetnt Dienstag, LomurSt., SamStag und Sonntag «tt der wöch. Beilage »Der BountagS- Gast".
Bestellpreis für daS Vierteljahr im Bezirk
«. RachbarortSverkehr Mk. 1.15,
sußerhalb Mk. 1L8.
MenML.Mdl
MMblalt für
InzleiH Dts- Mil AozeizMll str )ftlzzrllftWkiler.
Gesrii»det
1877.
EinrückungS - Gebühr für Altcnstcig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg., auswärts j: 8 Pfg. die ein- sp l ige Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge find stets willkommen und werden auf Wunsch honoriert.
Zlr. Los
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bet den K. Postämtern und Postboten.
AreiLag, den 28. Dezember
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1906.
Amtliches.
Von den Kgl. Oberämteru werde» alle diejenigen Personen, welche beabsichtigen, im Kalenderjahre 1907 das Wandergewerbe zu betreiben, avfgefordert, sich behufs der Besteuerung (Ausstellung des Steuerscheivs) und Erteilung des Wandergewerbescheins für das Kalenderjahr 1907 bei den Ortssteuerämtrru ihres Wohnorts bezw. bei dem Bezirkssteueramt und dem Oberamt rechtzeitig auzamelden.
Kurs für Gipser.
Es ist beabsichtigt, im Falle genügender Beteiligung in der Zeit vom 28. Januar bis 2. Februar 1907 in Stuttgart einen Kurs zur Unterweisung von Gipsern über Materialien (insbesondere auch über neuere: Terraaova, Geflechte, Gewebe, Matten usw.), Decken- und Gestms- bildungen, Rabitz- und Mooterkoi struktiooeo, farbige Behandlung des PutzeS und dekorative Putzartev, sowie über Preisberechnung zu vera stallen. Die Oberleitung ist der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertrage». Za dem Kurs werden im Lande ansässige selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche fick selbständig zu machen im Begriff find, zugelassen. Ein Uoter- richtsgeld wird nicht erhoben. Anmeldungen zur Teilnahme an dem KurS find durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstandes einer örtlichen gewerblichen Bereinigung bis spätestens 12. Januar 1 907 an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzareichen. Aus den Anmeldungen sollen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Berufsstellnng (ob selbständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Augemeldeteo.
Kur Sfür Zimmerleute.
Es ist beabsichtigt, im Falle genügender Beteiligung in der Zeit vom 4.—16. Februar 1907 iu Stuttgart einen KurS für Zimmerleute zu veravstllten. Uaterrichtsgegeu- ßäude sind: Das Anlegen eines Werksitzes, das Schiften und Austrageu von Trippen auf dem Rctßboden und Preisberechnung. Die Oberleitung ist der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertragen. Zu dem Kurse werden im Laude ansässige selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, die sich selbständig zu machen im Begriff find, zugelassen. Ein Uutrrrichtsgeld wird nicht erhoben. Anmeldungen zur Teilnahme au de« Kursen find durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder deS Vorstands einer örtlichen gewerblichen Vereinigung bis spätestens 15. Ianuar 1 9 0 7 an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel etnzureichen.
An unser e Leser!
Mit dem 1. Januar beginnt ein neues Abonnement auf unsere Zeitung »Aas den Tannen/
Auch im neuen Jahr wird es a» interessantem Lesestoff nicht fehlen, kommen doch gleich anfangs Januar die Proporzwahke« unseres Landes, die die endgültige Zusammensetzung der Zweiten Kammer ergeben.
De« Mittelpunkt
«m welche« sich alles dreht
bilden aber die bevorstehenden Retchstagswahle« und alles, waS denselben vorausgebt nod uachfolgt. Voran geht der Neuwahl ein sr-sch-frei--fE.l>chcr Kampf, und zwar ein solcher, wie er ioteressaoter wohl bei keiner Gelegenheit vorher gekämpft wurde, denn die Waffen find gut und gleichwertig verteilt, der Schlachtruf ist auf beiden Seiten ein kurzer, bündiger: „Für de« Kolonialbesitz Deutschland-!" auf der einen, „Gegen die Kolonien!" auf der andere» Schlachtlinie. Mögen auch Schluffe auf daS Kawpfes-Eude, auf den Sieg dieses Kampfes heute noch verfrüht erscheinen, —wag das Recht dieses Kampfes, mag das Recht deS einstigen Sieges für Jahre hinaus noch ein imaginärer Begriff bleiben: das Eine ist sicher: es wird diese ReichstagS-Wahlschlacht so vielen, so lehrreichen, so Wissens- und beachtenswerten Stoff in der Erörterung des „Für" und .Wider" z >m Vorscheiu br ngeu, — es wird dadurch eine allgemeine Klärung über unser ganzes politisch-koloniales Wirtschaftsleben kommen, daß sowohl Freunde als Gegner unserer kolonialen Politik mit all ihren Irrungen, ihren Verdiersteu dieser Reichs- tagS-Wahlschlacht eia langes, eiu dankbares Gedenken bewahren werden!
Nach wie vor aber wird die Redaktion der Zeitung ,AuS deu Tannen" ihre Hauptaufgabe darin erblicken, dem Blatte den wohlverdienten und festbegrüudeten Raf eines vielseitig unterhaltende» unparteiischen Familienblattes zu wahrem Wir empfehlen allen seitherigen freundlichen Lesern unserer Zeit mg das Weite:-ALoauemeat ab 1. Januar 1907 nnt, fügen dieser Empfehlung den innigen Wunsch bei: Möge jeder Abonnent der Zeitung „AuS de« Tannen" «»sere Bemühungen dadurch lohne«, daß er «ns infolge eifriger Weiterempfehlung mildem neue« Jahre einen Abonnenten zasührt.
Mit aller Hochachtung!
Redaktion u. Verlag von „Aus den Tannen".
Auf Weihnachten wurde das Dienstbotenehreozeicheo für treue Dienstleistung iu einer and derselben Familie au 45 weibliche Dienstboten, und zwar: au 8 mit miudrsteuS öOjähriger Dienstzeit das vergoldete und au 37 mit mindestens 25jährtger Dienstzeit das silberne verliehen. — (Wie uns mitgeteilt wird, hat u. a. auch Christiane Pröhmer ans DagerSheim OA. Böhlingeu das silberne Ehrenzeichen bekommen, die zuletzt bei Präzeptor Trrubrr iu Alreosteig im Dienst war.)
Uebertragen wurde das Forstamt Wildberg dem Forst
amtmann Schmitt.in Hirsau.
Tagespolitik.
Die Wahlanfechtuug in Oberndorf. AuS Schramberg wird gemeldet: Beim zweiten Mahlgang im Bezirk Oberndorf scheinen verschiedentlich Unregelmäßigkeiten und Gesetzwidrigkeiten vorgekommeu za sein. So verlautet, daß ein Badenser, der daS wkrttembergische Staatsbürgrrrecht nicht erworben hatte, abgestimmt hat; das gleiche geschah von solchen, die Gemeiudeauterstützuog, z. B. den HauSzius, erhalten. In Schramberg selbst enthielten mehrere Wahlkouverte neben einem Stimmzettel noch die WählerlrgitimatiouSkarten; die betreffenden Stimmzettel Warden als gültig betrachtet. In Lautrrbach wurde infolge Nameusverwechslavg ein Nichtwahlberechtigter zur Abstimmung zugelassen. Ein Wähler, der zum Gemewdeverband Sulgau gehört, soll sein Wahlrecht in der Gemeinde Sul- geu ausgeübt haben. Ja letzterer Gemeinde stellte es sich überdies heraus, daß eine auffallend große Zahl von Wahlberechtigten nicht iu die Wählerliste ausgenommen worden war.
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AIS Kandidaten za den KrriSP r op o r zwahleu im Schwarzwald- und Douaukreis für die wärttembergische zweite Kammer stellten auf: die Deutsche Partei Oekouomirrat Bantleou - Ulm, Kommerzienrat F scher-Reatlingen, Handelskammersrkrrtär Dr. Kehm-Ulm, RechtSauwalt Milczewrki-Stuttgart, Schultheiß Scholl-Unter- reichevback, Schretuermeister Uebel - Biberach, Landwirt Walter-Aach, Oberlehrer Wandel - Kirchheim n. T.; die Zentrumspartei: Stadtpfarrer Dr. Späth-Btberach, Lehrer Weber-Heilbronu, Redakteur Havser-Stuttgart, Professor Dr. Spotzrer-Ehiugru, Statiousverwaltrr Banmanu- ! Loßburg; die Volksp artet Reihliog-Beruloch, Pro- ^ frsfor Nägele-Tübivgen, Platz-Saulgau, Bürk-Schweu- < ningeo, Statiouskosfier Fischer-Stuttgart, Kaufmann Bühler- j Ulm, Fischer Sekretär der ev. Arbeitervereine Reutlingen, Kaufmann Meisel-Neueubürg; die Sozialdemokratie
M Lef.frucht. M
Ein Segen ruht im schweren Werke,
Dir wächst, wie du's vollbringst, die Stärke;
Bescheiden zweifelnd fängst du's an
Und stehst am Ziel, ein ganzer Mann- Geibel ^
Das Forsthaus im Tmselsgrund.
Detektiv-Roman von F. EduardPflüger.
(Fortsetzung.)
Hertha I" zum ersten Male kam ihr Vorname von seinen leidenschaftlich zitternden Lippen, »Hertha, warum sorgen Sie sich um mich?
Sie antwortete nicht, sondern wivkte uur immer hinunter nach dem Tal, wo die Häuser eine Sicherheit boten. Er aber faßte ihre beiden Hände und drückte ste leiden- schaftlich an die Lippen.
»Hertha, darf ich Ihre Augst richtig deuten, soll mir wirklich dos große Glück beschicken sein . . .?'
Sie schwieg aber ste hatte nicht die Kraft, ihm ihre Hände za entziehen und trotz der Angst, die sich auf ihrem holden Antlitz malte, sah sie ihm warm iu die Augen.
Zam ersten Male tu seinem Leben war er seiner Sinne nicht mehr mächtig, er sah nichts, uicht die Grfohr, die ihm im Dunkel deS WaldeS umlauerte, er hörte nicht daS leise Rascheln io den Büschen, nur ein- wurde ihm deutlich, dieses herrliche Mädchen liebte ihu, dieses wunderbare Geschöpf war ihm tu die Einsamkeit gefolgt, um ihu zu warnen, weil ihr Herz für seine Sicherheit zitterte. Mochte ste sein, wer sie wollte, Anarchistin oder Nihilistin, das eine stand fest, sie liebte ihn und sein Herz schrie nach ihr.
.Hertha,' jubelte er auf,' so sorgt sich uur eine Frau, dle einen Manu liebt.'
Er zog ihre beiden Hände au fich heran, bis ihre Fingerspitzen seine Lippeu berührten, dann riß er die
schwankende Gestalt au seine Brost und Preßte in wildem Taumel seine L>ppen auf ihren süßen Mund.
Sie widerstrebte ihm uicht, »tu selige- Leuchten ging über ihr Avtlitz. Wie eine verfolgte Taube barg sie ihren Kopf an seine Brast »ud er drückte seinen Mund iu ihr duftendes Haar, er küßte ihre Augen, ihre reine Stirn und flüsterte ihr die zärtlichen LiebeSworte zu.
Einen Augenblick nur übirlteß ste fich dem süßen Taumel, daun riß ste fich los und eindringlich bat sie:
„Nun erfüllen Sie mir doch die erste Bitte und kommen Sie hinunter, fort aus diesem unheimlichen Dunkel.'
„Nein, nicht von der Stelle gehe ich, der Ort ist mir heilig, wo ich dich gefunden habe, hier will ich bleiben uud wenn die Gefahr noch so nahe sein sollte."
„Ich fleh dich an,' rief ste jetzt uud jähes Entsetzen malte fich iu ihrem Gesicht, „erfülle mir diese erste Bitte, komm, komm. Soll ich dich wieder verlieren, deu ich eben erst errungen, soll meine Seele denn verdürsten in der Einsamkeit, wo sie eben erst den Becher des Glücks au die Lippeu gesetzt?'
»So liebst du mich wirklich, wirklich?"
»Mehr als mein Leben, mehr als meine Seligkeit,' flüsterte ste.
Und jubelnd schloß er sie iu seine Arme und ste küßte ihn wie eine Verdurstende, sie hielt ihu umschlungen und zog ihu mit sich fort hinunter ins Tal, wo auS den Hütten jetzt der erste Rauch aufstieg, zum Zeichen, daß die Arbeiter von ihrer Arbeitsstätte heimgekehrt.
Plötzlich blieb sie stehen. Sie erblaßte iu jähem Schreck, denn daS Knacken eines Astes hotte ihr die Nähe eiveS Menschen verraten. Jo hastigem Sprung kam eine dunkle lauge Gestalt deu Berg herab und Hertha warf sich zwischen den Ankömmling uud ihren Geliebten.
»Ich decke dich mit meinem Leib, erst müssen sie mich töten, ehe sie dich treffen . . .'
„So weit ist's noch nicht, guten Abend, meine Herrschaften,' uud höflich den Hut ziehend, stand Breitschwert vor deu beiden.
»Gott sei Dank!'
Ein tiefer Seufzer der Erleichteruug entrang fich Herthas Mund.
»Nan, mein Fräulein, ich gratuliere Jhueu zu der Verlobung mit meinem lieben Freund Rechenbach. Als VerlobungSgeschenk verlange ich von Ihnen den Namen Ihres Bruders und seinen Aufenthaltsort.'
»Am Gottes Willen, Sie wissen alles?'
»Nein, daS letzte sollen Sie mir erst sagen."
»Welch' eiu Unglück, welch' eine entsetzliche Qual. Er ist unschuldig, er ist verblendet, verführt von einem satanischen Weibe. Neben Sie Gnade, haben Sie Mitleid mit mir, ich soll deu Mann, den meine Mutter unter dem Herzen getragen dem Henker preisgeben."
„Wenn Sie lieber Ihren Verlobten dem Mordstahl opfern wollen, dauu haben Sie recht.'
,O, welch' entsetzliche Qual I' Sie rang die Häude, ,o wein Gott, befreie mich auS dieser Not, aus diesem Elend. Soll ich denn daS Glück verlieren, daS ich eben erst ergriff ? Und ich muß eS verlieren . . Eg, wir könne« einander nie gehören, lebe wohl, lebe ewig wohl I'
Sie umarmte ihu, küßte ihu heiß, uud ehe er sie »urück- halteu konnte, war ste im Dunkel des Abends verschwunden.
Die beiden Freande sahen fich einen Augenblick erstaunt an. Rechenbach wollte der Geliebten uachstürzeu, aber Brritschwert hielt ihn zurück.
„Lassen Sie nur, lassen Sie sie r»hig gehen, ich werde auf ihrer Spur bleiben und dann meine Hand auf de« Mörder legen, drvn ihr nächster Weg führt za ihm."
»So wissen Sie schon, wer mich verfolgt?'
„Alles weiß ich, uur kann ich ihu uicht fassen, de« schlauen verschlagenen Mordgeselleu. Er ist klag und kühn