Schulkinder aufreizteo, im Religionsunterricht nicht deutsch , zu antworten oder deutsch zu beten. So sagte ein Pfarrer in der Nähe von Ratwitz den Kindern, sie dürfen nicht deutsch beten, weil die heilige Jungfrau, Jesus und Gott nur Polnisch verstehen! Ein anderer Pfarrer verbot im Beichtnuterricht den Kindern in derselben Gegend, in den ReligionSstundeu deutsch zu antworten oder deutsch zu beten. In Dubiu ging der Pfarrer von Haas zu Haas und sam­melte die Erklärungen, durch welche die Eltern dem Lehrer mitteilteu, daß fir den Kindern verbieten, deutsch zu aut- Worten. Ein Dubtoer Hausvater erklärte dem KretSschul- iospektor, er habe nichts dagegen, daß sein Kind deutsch antworte, er fürchte sich aber vor dem Pfarrer. Im Kreise Grätz teilten Kinder unter Tränen mit, fie möchten gern deutsch antworten, dürften es aber nicht.

wüirtteiirberrsifehe* L«rir-t«rg.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart. 2. Nov.

Die Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung in erster Linie die abweichenden Beschlüsse der Kammer d. Sraudesh. za den Gesetzentwürfen betr. die Gebührenordnung für Rechtsanwälte und die Gerichtskosteoorduung beraten. Den durchweg auf Zustimmung gehenden Au- i trägen der Justizgesetzgebungskommtssion trat das Haus bet, worauf die beiden Gesetze in einfacher Abstimmung an- genommen wurden. Im Anschluß hieran erfolgte die ! Beratung einiger Eingaben deS Konsumvereins Göppingen, > de- Ausschusses der WÜrtt. Konsumvereine, der Metzger- i geuossruschaft Göppingen und deS württ. Fleischerverbands , in Bezug aufSchlachthauSzwaugnod Schlacht- ebühreu. Die Kommission hatte den Antrag gestellt, die iugabrn mit Rücksicht auf die vom Ministerium deS Innern erlassenen Verfügungen für erledigt zu erklären, die Regierung jedoch bei dieser Gelegenheit zu ersuchen, auf die Er­richtung öffentlicher Schlachthäuser durch die Gemeinden und, so dies nicht möglich und ausführbar erscheint, wenigstens darauf hiuzuwtrkeo, daß den Gemeinden ein weitgehender Einfluß auf dif Festsetzung der Gebühren gewahrt bleibe ! und daß demgemäß von Zeit za Zeit die Gebührensätze einer Nachprüfung unterzogen werden sollten in dem Sinn, ' ob dir Gebühren nicht den zur Deckung der Betriebskosten und zur Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals er­forderlichen Betrag za sehr übersteigen. Der Abg. Keil brachte nun den Antrag ein, daß von den einer Genossen­schaft nicht angrhörenden Metzgern, wenn fie Mitglieder der Genossenschaft werden wollten, aber nicht ausgenom­men wurden, höhere Gebührensätze nicht sollen verlangt werden dürfen als von den Genosseoschaftsmetzgern selbst und er gnss sodann, als er dir Aussichtslosigkeit dieses An­trags riusah, auf den schon in der Kommission gestellten, aber abgelehnten Antrag wieder zurück, daß die von den Nichtmitgltedern geforderten Gebühren 20 °/g der ordentlichen Gebühren nicht übersteigen dürfen. Diese beiden Anträge ^ wurden schließlich gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und einiger Mitglieder der Bolkspartei abgelehnt und der Kommisfionsautrag mit großer Mehrheit angenommen. -

Bon besonderem Interesse waren die Ausführungen ; des Ministers des Innern Dr. v. Pischrk, der hinsichtlich der Fleischteueruug, die von einigen Rednern im Laufe der Erörterungen gestreift wurde, bemerkte, daß die württem- bergische Regierung sich mit dieser Frage schon ernstlich und eingehend befaßt habe; es sei aber sehr schwer, hier Abhilfe za schaffen; die Oeffuung der Grenzen, die jetzt vielfach verlangt werde, sei Sache des Reiches bezw. soweit die Orßimng der dänischen, holländischen, belgischen und französischen Grenze in Betracht käme, Preußens.

LandesnachrichLen.

Akteusteig, 3. Nov. Wie wir auS sicherer Quelle ver­nehmen, sollen am nächsten Sonntag, den 11. Nov.,Licht- bilder in einem Gemeindeabrnd vorgrführt werden zur Feier deS Geburtstages unseres Reformators Luther. Wir möchten schon jetzt darauf Hinweisen mit dem Wunsche, daß viele sich den Genuß eines solchen AbendS bereiten mögen.

Akteusteig, 3. Nov. (Korr.) Auf das AuSschreiben in der heutigen Nummer dieses Blattes Stenographieuuterricht betreffend möchten wir au dieser Stelle noch besonders auf­merksam machen. Welch hohen Wert die Stenographie heutzutage hat, wird wohl niemand verkennen. In unserer, Zeit, da Handel and Verkehr, Industrie uud Gewerbe eiueu so uugeahnteu Aufschwung genommen haben, in dieser Zeit deS HastenS und Jagens kann unsere etwas schwerfällige Kurrentschrift für diejenigen nicht mehr voll und gavz ge­nügen, die viel zu schreibe» haben. Gewiß hat sich schon mancher nach einem Mittel gesehnt, daS geeignet ist, die Schreibarbeit zu vereinfachen uud zu beschleunigen. Dieses Mittel haben wir in der Stenographie oder Kurzschrift. Es liegt daher im Interesse aller derjenigen, bei denen die Schreibarbeit viel Zeit in Anspruch nimmt, diese Kurzschrift zu erlernen. Wer nun aber Stenographie erlernen will, der erlerne auch nur dasjenige System, das unter allen Systemen am leistungsfähigsten ist, nämlich das System Gabelsberger.

ss Hkagold, 3. Nov. Gestern feierte hier Stadtschult­heiß Krauß in Haiterbach sein2 5jähriges Dieust- jubiläum. Dieselbe Feier kann Herr Reallehrer Walz iu Rotfeldeu begehen.

Mo« Murgtal wird demGrenzer* geschrieben: In den Orten des Tals wie auf der Höhe herrscht allmählich ein bedenklicher Wassermangel. So klein wie gegenwärtig ist die Murg mit ihren Zuflüssen schon lange nicht mehr gewesen. Die SägwerkSbefitzer klagen über die geringe Wasser- menge und in einzelnen Orten wie Jgelsberg v. a. geben die Wasserleitungen das nötige Oaellwasser nicht mehr. Weiter unten z. B. iu Bermersbach u. a. Orten versagt die elektrische Beleuchtung, da es an Wasser fehlt. Wenn vor Eintritt des Winters und dem Znfrteren des BodeuS nicht reich­licher Regen fällt, könnte leicht WasserSnot mit ihren üblen Begleiterscheinungen eintreten.

ss Ktäiugen, 2. Nov. Betrügereien verübte vor einigen Tagen ein noch jaugeS Bäuerchen aus nächster Umgebung Lübivgeus io hiesiger Stadt. Derselbe hatte starke Gelüste nach Rauchfleisch und Rippchen, aber bei den hohen Fleisch- Preisen fehlte ihm das Geld dazu. Als Abgesandter eines Wirtes versuchte er in verschiedenen Läden das Gewünschte zu bekommen, da aber Geldmangel bei ihm herrschte, mußte er ohne Fleisch gehen. Schließlich verwandelte sich sein Flrischhuuger in eiueu Wursthunger, er gab sich als Haus­knecht eines anderen Wirtes aus und verlangte auch eine Anzahl Würste, welche ihm Wohl gut geschmeckt haben wögen, aber ziemlich schwer verdauen werden, da die Polizei Wind von seinem Treiben bekam und ihn bereits ermittelt hat.

jf Reutlingen, 2. Nov. Die bürgrrl. Kollegien haben beschlossen, auf 1. April 1907 die Gehaltsverhältntsse der städt. Beamten und Unterbeamteu neu zu regeln und die Sätze allgemein iu Anbetracht der zunehmenden Teuerung der Lebensbedürfnisse zu erhöhen.

ss Stuttgart, 2. Nov. Vom LandeS-Berband württem- belgischer Uhrmacher wird uns mitgeteilt: Die in den großen Uhrenfabriken der Schweiz und des Schwarzwaldes eingetretrne Lohnbewegung der nach vielen tausenden zählenden Uhrmacher, und der gleichzeitige Aufschlag sämt­licher Rohmaterialien und Uhrenbeftaudteile, haben eine Preissteigerung der Taschen- und Zimmer- uhren bis zu 20"/» veranlaßt, welche auf den Kleinbetrieb der Uhrmacherei nicht ohne Wirkung bleiben konnte.

ss Stuttgart, 2. Nov. Auf dem Bahnhof Untertürk-

t heim kam in letzter Nacht 12 V» Uhr ein Mann, der erst auS ! dem Eisenbahuwageu stieg, als der Zug schon wieder an- ' fuhr, zu Fall. ES wurden ihm beide Beine abge­fahren. Der Schwerverletzte wurde mit dem Zug nach Cannstatt und dort in da- städtische Krankenhaus verbracht.

* Göppiuge«, 1 . Nov. Iu der heutigen Gemeiuderats- fitznng wurde beschlossen, die seit 3 Jahren au den hiesigen Volksschulen eingefährten schulärztlichen Unter­such u n g e u auch iu diesem Jahr durchzuführeu. Gewünscht wurde, daß die Kosten, die im letzten Jahr etwa 1500 Mk. betrugen, nicht noch eine wettere Steigerung erfahren.

ss Geislingen, 2. Nov. Ja der gestrigen Sitzung der bürgerl. Kollegien wurden die Gehalte der städtischen Be­amten, die eine dieSbezügl. Eingabe gemacht hatten, neu geregelt. Die bei der Stadt beschäftigten Taglöhuer (männliche und weibliche) erhalten Pro Tag 20 Pfennig Aufbesserung als Teuerungszulage.

ff All«, 2. Nov. Auf der Insel scheute gestern daS Pferd der auf dem Wege zu einem Spazierritt befiadlicheu Gattin deS Oberstleutnants v Logau. DaS Pferd ging vorne in die Höhe, wodurch die Reiterin abgeworfru und aufs Pflaster geschleudert wurde. Sir erlitt hiebei erheb- liche innere Verletzungen uud mußte durch Mannschaften der SaoitätSkolonae in ihre Wohnung geschafft werden. Das Pferd trug einige tiefe Wunden davon, da es vom Straßenbahnwagen eine Strecke weit geschleift wurde.

js Alm, 2. Nov. Io Neu-Ulm soll nun der erste Wall­durchbruch hergestellt werden, da verschiedene Banlustige außerhalb deS Walles nördlich der Münchener Bahnlinie bauen wollen.

Aerschiedeues. Ja Ulm kippte auf der Donau ein ! Nachen, in dem sich einige Piouieroffiziere mit Damen be- ! fanden, um. Die Insassen kamen bet dem außergewöhnlich niederen Wasserstau- mit einem kalten Bade davon. In dem sogruauuteuLangen See' zwischen Plieningen uud Hohenheim wurde eine weibliche Leiche endeckt, die schon stark iu Verwesung übergegangeu ist. Es wird vermutet, daß es sich um die Ueberreße eines 16jährigen Mädchens handelt, das auS Plattenhardt gebürtig ist und vor mehreren Wochen das Haus seiner Dienstherrschaft plötzlich verlassen hat und seither gänzlich verschollen war. Ob ein UuglückSfall, ein Selbstmord oder Verbrechen vor- ltegt, dürfte die Uatersuchu"g ergeben. Ja Stuttgart ist iu einer Wohnung der Kasernenstraße dadurch ein Zimmer» drand entstauben, daß ein am Ofen aufgehäogtrs Kleidungs­stück tu Brand geriet. Von einem ausschlagendea Pferd wurde die 23jährige Tochter des Löwevwtrts Kirschver von Wims heim OA. Leonberg so unglücklich auf den Unter­leib getroffen, daß fie bedenklich erkrankt darniederliegt. Die Unglückliche leidet gräßliche Qualen.

Zur Landtagswahl.

Ueber drn V r rzicht desRechtSanwalts Kraut auf ein Wiederauftreten im Bezirk ßalw schreibt die ,N.-Ztg.': Wir hören, daß der Verzicht deS Rechtsanwalts Kraut auf ein Wiederauftreteu iu Calw nur zum Teil ans das von ihm in den Vordergrund gestellte Motiv der Geschäftsüberlastuug zurückzuführen ist. Diese ist Wohl vorhanden, da Kraut ein gesuchter RechtSanwalt ist; ab r daneben läuft die Abneig­ung selbst eines Teils der konservativen Wählerschaft her, für Kraut wieder ins Zeug zu gehen. Man wirst ihm vor, daß er sich in den sechs Jahren seiner Landstandsschaft so gut wie nickt in Fühlung mit dem Bezirk erhalten habe.

In Aentkiuge« fand eine Versammlung des Volks­vereins uud der jungen Bolkspartei behufs Erörterung der Lavdtagswahleu statt. Dabei wurde einstimmig beschlossen, den seitherigen Vertreter Kammerpräsident Payer wieder um Annahme einer Kandidatur zu ersuchen. Für Reutlingen- Amt wurde Lehrer Gäußlen-Reutlingeu aufgestellt.

Ja Sutz a. U. hat eine BerlrauensMännerversamm-

widmet. Sollte sich, was ich nicht hoffen will, das Ent­ziffern der Geheimschrift verzögern, so müssen Sie Frank- s surt verlassen mit einem Urlaub auf unbestimmte Zeit und j irgendwo iu einen Winkel Deutschlands, von dem niemand! eine Ahnung hat, niemand, hören Sie, nur ich . . ." !

.Auch Gurisch nicht, der mein intimster Freund ist?' ' .Einer von den früheren Kaisern Rußlands sagte ein­mal, in Rußland schenke er nur zwei Menschen Vertrauen, ! der eine sei er selbst und der andere sein Bruder, aber von einem dieser besten wisse er nicht ganz genau, ob er des Vertrauens würdig sei.'

Na, lieber Breitschwert, darin gehen Sie doch ein! bischen zu weit, wir kennen unS seit beinahe zwanzig Jahren.' > Der Kaiser von Rußland kannte seinen Bruder noch länger. Aber ich will Ihnen einmal glaube» und Sie zum Wächter unseres Freundes Rechenbach bestellen.'

Ich kann dieses ehrenvolle Amt gar nicht annehmen, ich habe Frau uud Kinder und eine» schwierigen Erb- schaftsprozrß, den ich keinem andern überlassen kann. Sie müssen sich schon einen andern aussuchen.'

.Nein, ich suche keinen andern auS, denn Ihre Weiger­ung zeigt mir, daß Sie tatsächlich daS Vertrauen verdienen.' i Das könnt« ja ein Kniff von mir sein, lieber Doktor.' .Ganz recht,' murmelte Brritscbwert gedankenvoll vor sich hin, ,eS könnte ein Kniff von Ihnen sein; aber wenn Sie so raffiniert wären, hätten Sie schon mehr Erfolge als RechtSanwalt gehabt und brauchten Ihr« Sprechstunde nicht dazu zu benutzen, ungestörten MittagSschlaf zu halten." .Sie sind rin ganz boshafter Mensch, Breitschwert.' ! Man sagt so,' antwortete der freiwillige Polizist mit gutmütigem Lächeln . . .aber meine Herren, ich habe ! wirklich keine Zeit, denn ich muß nach Berlin fahren, s Gurisch. ich vertraue Ihnen das Leben Ihres Freundes au, verlassen Sie ihn ja nicht, keine Macht der Erde darf j Sir dazu zwingen, selbst nicht ein Telegramm, daS Jhuru

den Tod oder die Krankheit eines Ihrer Lieben avzeigt, nichts. Ehe Sie auf irgend welche Nachricht reagieren, telegraphieren Sie an mich uvd zwar in einer Chiffre, deren Schlüssel ich Jhnen hiermit einhändige.'

Breitschwert schob ein Schubfach seiues Schreibtisches auf und gab dem Rechtsanwalt ein Blättchen Papier.

Meine Telegrammadresse ist: Breitschwert Berlin Polizeipräsidium. Und nun Adieu, meine Herren, ich muß noch nötig packen."

Nach diesen Worten reichte er den beiden die Hand ond verließ, ohne ihren Abschied abzuwartev, durch eine kleine Tapetentür das Zimmer.

Als Rechenbach uud Gurisch die Straße betraten, be­gann es bereits zu dunkeln. Sie bemerkten daher nicht, daß eine junge Dame, die scheinbar absichtslos auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig bin und her gegangen war, ihnen iu einer gemesseueuen Entfernung folgte.

Es war eine seltsame Erscheinung, schlank und fein- gliedrig und mit gesuchter Einfachheit gekleidet. Ein schlicht garnierter Strohhut beschattete leicht ihre Augen, die nur, wenn das Lateruenlicht ihr bleiches Gesicht be­leuchtete, wie zwei Sonnen aufblitzten. Der feine Mund war zusammengepreßt und verriet eine herbe Energie, die zu der süßen Weichheit des lieblichen Gesichtes iu eigen­artigem Kontrast stand.

Sir folgte aufmerksam deu beide» Männern und wandte sich erst, als fie in der Wohnung GurischS ver­schwanden, um eine kurze Strecke zurückzugeheu uud daun io eine Seitenstraße eivzubiegeu.

Als fie um die Ecke wollte, trat ihr ein Gepäckträger derb auf deu Fuß, entschuldigte sich aber höflich mit seiner großen Eile, er müsse noch nach dem Berliner Zug. Dabei sah er ihr so frech in die schönen Augen, daß fie sich empört abwaudte uud etwas wie Unverschämtheit vor sich hiumurmrltr.

Der Gepäckträger eilte seinen Weg nach dem Bahnhof Wetter und erreichte noch pünktlich de» v Zug, passierte die Schranke und verstaute den Handkoffer, deu er trug, iu einem Kupee erster Klasse.

Na vorwärts, Gepäckträger, daß Sie fertig werden," rief ihm der Zugführer zu,es geht gleich ab.'

Der Gepäckträger antwortete, er müsse noch auf seinen Auftraggeber warten, der mit dem Zuge mit wolle und dies Kupee für sich allein bestellt habe.

Der Auftraggeber aber kam nicht, und alS der Zug schon im Fahren war, sprang der Gepäckträger noch einmal in das Kupee, als ob er etwas vergesseu hätte. Niemand kümmerte sich um ihn, denn der Zag hielt ja noch einmal in Sachsrnhausen, der Vorstadt Frankfurts, wo der Manu bequem aussteigeu konnte.

Aber er stieg nicht ans, sondern fuhr ruhig weiter. Er hatte sogar die Unverfrorenheit, den Handkoffer seiues Auftraggebers zu öffnen, einen eleganten Relseauzug heraus- zonehmeu, sich umzakleideu uud dafür seine Gepäckträgerbluse und die Mauchesterbeiukleider sowie die Dienstmütze dartu zu verstauen. Dann nahm er sogar seinen Bollbart ab, löste eine augeklebte Nase los und ehe der Zag die Station Elm erreichte, blickte Dr. Breitschwert vergnügt auS dem Fenster deS bestellten Kupees erster Klasse.

.Die Dame kenne ich nicht,' sagte er vor sich hin, aber beobachten wollte sie mich . . er lächelte ver­schmitzt,uuu, ick habe ihr nicht schlecht auf die Hinter­pfoten getreten. Verteufelt hübsch, daS muß man sagen.'

Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, nahm er eiueu Rieseuschluck aus einer Kognakflasche, zog die Reise­mütze über die Ohreu uud streckte sich auf dem weichen Polster behaglich zum Schlafe aus, indes der Zug mit uuvermiuderter Schnelligkeit der Hauptstadt des Reiches entgegrubrauste.

(Fortsetzung folgt.)