Ismlprecher

HK. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag mck Sonntag mit der wSch. Beilage »Der SonntagS- Sast*.

NesteUyretS für das Vierteljahr im Bezirk

u. RachbarortSverkehr Äk. 1.15,

außerhalb Ml. 1L5.

Vr. 44.

MenML.Mdl

mdMlerh a lt ungz blatt

MmlBlült für

AllgeMme^Kn^eiqe

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.

Donnerstag, 23. März

Hegrrindel

1877 .

Einrückungs-Gebühr für Mensteig und nahe Umgebung hei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg., die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bel- ^ trägestnd willkommen

1906.

Amtliches.

DaS K. Oberamt Nagold erläßt folgende Bekannt­machung: Da nach den tm vorigen Jahr gemachten Wahr­nehmungen im Bezirk vielfach noch die Unsitte besteht, daß die Hecken und das Gras um dieselben an Grenzraiuen und Wegen von jungen Leuten in Brand gesteckt oder von den Augrenzern entfernt werden, wodurch die beste Gelegenheit zum Resten den nützlichen Vögeln genommen und hiedurch zu großem Schaden für die Landwirtschaft und besonders dem Obstbau eine Verminderung der nützlichen Vögel ver­ursacht wird, werden die Orrsbehördeu beauftragt, durch ortsübliche Bekanntmachung und entsprechende Belehrung in den Schulen und Fortbildungsschulen ihre Gemeindeauge- hörtgen und besonders die jungen Leute unter Hinweis auf die Strafbestimmungen ernstlich za warnen, unbefugterweise das an Grenzraiuen, Straßen, Wegen oder Gräben wach­sende Gras, sowie die dort befindlichen Hecken oder Sträucher zu beschädigen oder abzubreuuen. Die Feld- und Wald- schützrn find auf die genannten Bestimmungen besonders aufmerksam zu machen und auzuweisev, etwaige Verfehlungen uunachstchtlich zur Anzeige zu bringen.

In Gemäßheit der im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern vom 28. Dez. 1898 S. 435 und im Wochen­blatt für die Landwirtschaft vom 8. Januar 1899 Nr. 2 veröffentlichten Grandbestimmungen für die staatliche» Be- zirksrindviehschaueu in Württemberg fiadet in Nagold auf dem von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellten Stadt­acker am Freitag den 6. Jalt d. Js. vorm. 8 Uhr eine staatliche Nejirksrindviehschau statt. Zugelasseu werden zu der Schau Zuchttiere des Rotcu- und Fleckviehs nämlich n) Farreu, sprungfähig mit 26 Schaufeln; b) Kühe, er­kennbar tragend oder in Milch, mit höchstens 3 Kälbern. Preis« können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zuerkauvt werden: a) für Farren zu 140, 120, 100 und 80 Mark, b) für Kühe zu 120, 100, 80, 60. 40 Mark. Diejenige», welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau bei dem K. Oberamt bezw. Herrn Oberamtstierarzt Metzger in Nagold unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmelde­scheine anzumelden und spätestens bis zu der oben an­gegebenen Zeit aufdem Masterungsplatz aufzustelleu. Farreu müssen mit Nasenring versehen sein und am Leitstock vor­geführt werden. Besonders wird noch darauf hirrgewiesen, daß verspätet angemeldete Tiere zur Teilnahme an dem Preisbewerb nicht berechtigt find und daß Farreu ohne Nasenring zurückgewiesea werden.

Verfügung des Ministeriums des Innern, betr. die Viehs euchenu ml age für dasJ ah r 1906.

Der Beitrag ist wie folgt festgesetzt: für ein jedes Pferd 10 Pfg., für einen Esel, ein Maultier, oder einen. Maulesel 10 Pfg., für ein jedes Stück Rindvieh 10 Pfg.

MgespoLAik.

Daß zu den höchsten Staatsämtern, namentlich für den diplomatischen Dienst, nur der Adel zuge­lassen wird, ist eine Rückständigkeit in unserer Staatspraxis, die sogar von dem strengkonservativen .Reichsboteu" jetzt scharf getadelt wird. Solch eine Monopolisierung ist nicht nur verfassungswidrig, sondern auch unter Umständen ver­hängnisvoll für den betreffenden Staat. An der Hand amtlicher Publikationen ist leicht der statistische Nachweis zu führen, daß unser Adel in einem unverhältnismäßig große» Prozentsatz in dem gesamten Staatsdienst zur Ver­wendung kommt. Bei dem diplomatischen Dienst ist es Tatsache, daß er sogar ausschließlich oder nur mit ver­schwindenden Ausnahmen hem Adel Vorbehalte» ist. Wer in den diplomatischen Dienst bei uns eivtritt, muß entweder bereits einen Ahneostammbaum mitbringen oder einen solchen nachträglich zugewiesen erhalten. Wer nicht dem Geburts­adel angehört und auch nicht in denAdelsstand versetzt* wixp, der hat in der Diplomatie keine Aussicht auf Be­förderung. Es verdient durchaus anerkannt zu werden, daß man endlich auch in jenen erzkonservativeu Kreisen sich

mit dieser wichtigen Personalfrage im diplomatischen Dienste zu beschäftigen und auf die Notwendigkeit eines energischen Syftemwechsels hinzudrängen anfängt. Auch für die Be­setzung der diplomatischen Posten muß die allseitige Fähig­keit der Persöaltchkeit allein entscheidend werden und nicht der Gothaische Kalender I

* *

»

Bei der Informationsreise^ die die ReichS- tagsabgeordueten nach Kiel unternehmen werden, um sich über die Notwendigkeit der Erbreiterung des Kaiser-Wil- Helm-Kanals an Ort und Stelle zu überzeugen, wird, nach den Kieler Neuesten Nachrichten, auch eine Besichtigung der Flotte, der Werftanlagen und der Marineetabltssemeuts stattfiuden, um den Volksvertretern die Notwendigkeit grö­ßerer SchiffStypen zu beweisen.

* *

*

Der deutsche Standpunkt und die der­zeitige Sachlage bezüglich der Marokko- Konferenz Werden in einer hochosfiziösen Auslassung der Nordd. Allg. Ztg. noch einmal wie folgt gekennzeichnet: Nach amtlichen Berichten des Botschafters v. Radowitz hat bisher auf der Konferenz von Algeciras unter den Dele­gierten allerseits das redliche und loyale Bestreben geherrscht, die großen sachlichen Schwierigkeiten sachlich zu behandeln, deu Einfluß erregter Preßerörterungen ferozuyalten und so das Werk, wen« möglich, z« gutem Ende zu bringen. Die gesamte ernste Presse Deutschlands darf, wie wir glauben, die Anerkennung beanspruchen, daß sie die Arbeit der Dele­gierten respektiert hat und dem Gange der Verhandlungen mit Rahe gefolgt ist, im Gegensatz zu der aufgeregten, zum Teil gehässige» Haltung mancher Pariser Blätter; immer kehrt in ihren, so beispielsweise in der letzten Nummer des Temps, der Versuch wieder, die von Deutschland verlangten internationalen Garantien als verkleidete Aunrxiousgelüste hivzustellrn. Der in dem österreichisch-ungarischen Ver- mittlungseptwurf enthaltene Vorschlag, neben dem neutralen Geueraliospektorat eine neutrale Station io Casablanca ein- zurichteo, sei ein untaugliches Beweismittel für die Be­hauptung, daß die deutsche Politik nicht bloß volle Garantie für die offene Tür verlange, sondern sich von uneio- gestandeneu Nebenabsichten leiten lasse. Für die spezifisch deutschen Interessen ist es gleichgültig, ob gerade in Casa­blanca ein Paar schweizerische oder holländische oder spanische und französische Instrukteure für die marokkanische Polizei tätig find. Wir glauben auch nicht, daß Deutschland die Verständigung in der Polizeifrage lediglich an Casablanca scheitern lassen kann, wenn Frankreich bereit ist, die Polizei- Instruktion tu deu Häfen mit wirklich genügenden Bürg­schaften für ihre allen fremden Interessen unparteiisch dienende Ausübung zu versehen. Der erste Schritt dazu ist ge­schehen mit dem Zugeständnis, daß ein neutraler General- inspekteur eingesetzt werden soll. Wir wollen noch au der Hoffnung festhalten, daß sich skrupelloser Uebereifer nicht mächtiger als nüchterne Ueberlegung erweisen und daß das Bemühen der Delegierten, die von Deutschland von Anfang an anerkannte Sonderstellung Frankreichs und Spaniens mit dem internationalen Recht in Uebereivftimmung zu setze», doch zum Ziele führen wird. Sollte die Konferenz scheitern, so wird nicht Deutschland die Verantwortung tragen, and die Folgen würden für uns nicht empfind­licher sein als für andere. Das ist eine ernste Mahnung in letzter Stunde. Hoffentlich wird sie in Frank­reich beherzigt. Mau scheint dort geneigt zu sein, aus der weitgeheuden Nachgiebigkeit Deutschlands falsche Schlüsse zu ziehen.

* *

»

Der schweizerische BuvdeSrat hat am Samstag eine an die Bundesversammlung gerichtete Bot­schaft betr. den Entwurf einer neuen Militärorganisation veröffentlicht. Die Bildung besonderer Gebirgstruppen, die aus Gebirgsgegenden rekrutiert werden sollen, ist in Aus­sicht genommen. Die körperliche Ausbildung der jungen Mannschaften nach dem Schulaustritt bis znm Beginn der Militärpflicht, sowie die Ausbildung im Schießen vor der Dienstzeit soll staatlich nach Kräften gefördert werden, vor allem durch finanzielle Beihilfe. Diese Vorbereitung auf deu Militärdienst ist freiwillig. Die Dauer der Rekruteu-

schuleu beträgt für die Artillerie 90 Tage, für alle anderen Waffengattungen 70 Tage. Die Wiederholangskurse, die jährlich abgehalteu werden, dauern 11 Tage. Im Auszug, der die Jahrgänge vom 20. bis zum 32. Lebensjahre um­faßt, haben die Mannschaften 7 Wiederholungskurse durch­zumachen, in der Landwehr, zu der die weiteren Jahrgänge bis zum 40. Lebensjahre gehören, einen. Dir Schießpfltcht, d. h. die Ableistung verschiedener Schießübungen, ist von allen gewehrtragendeu Mannschaften jedes Jahr zu erfüllen. Die Truppeueiuheiten der Kavallerie gehen sämtlich au deu Bund über, während die Infanterie wie bisher, kantonal bleibt. Die Tendenz des Entwurfs geht dahin, dir Ab­leistung der Militärzeit mehr auf die jüngeren Lebensjahre zu verlegen und gleichzeitig eine verbesserte Ausbildung zu erzielen, ohne die Zahl der Dieusttage zu vermehre».

Deutscher Werchstag.

Berlin, 20. März.

Za Beginn der gestrigen Sitzung widmet der Präsi­dent dem verstorbenen Direktor des Reichstags Geheimrat Knack einen warm empfundenen Nachruf. Das Haas er­hebt sich zu Ehren des Verstorbenen von deu Sitzen. Der dritte Nachtragsetat zum Kolouialetat wird in dritter Lesung eudgiltig angenommen. Es folgt die 3. Beratung des 4. NachtragSetats für 1905. Abg. Ledebour (Soz.) fragt, ob es war sei, daß Msreuga auf englisches Gebiet geflüchtet sei, denn daun wäre der Aufstand zu Ende. Redner be­zweifelt die Angabe in der Denkschrift der GeneralstabS, daß die Hereros so kriegstüchtig seien wie die Bure», die Engländer hätten doch im Barenkriege höhere Verluste ge­habt. Oberst von Deimling bespricht die jetzige taktische Lage in Südwestafrika, da die Verwunderung laut geworden sei, daß wir noch unsere gauze Truppeuzahl draußen halten. Die Ooambos im Norden verhalten sich ruhig. Von deu HereroS wurden durch uns bis Mitte Februar 10 700, davon 2700 Männer gefangen, abgegeben find jedoch nur 600 Gewehre. Wie groß der Rest der Hereros ist, läßt sich noch gar nicht bestimmen. Der Hereroaufstaud kann entschieden als niedergeworfeu gelten. Ich bin aber über­zeugt, daß, wenn wir unsere dortige Besatzung schwäche», der Aufstand wieder in Hellen Flammen emporlodern würde. Der Aufstand in der nördlichen Hälfte des Hotteutotteu- gebietes ist ebenfalls niedergeworfeu. 2400 Hottentotten, davon 830 Männer wurden gefangen genommen, aber 15000 Hottentotten und davon 3000 Orlog-Leute mit kleinkalibrigeu Gewehren sind noch vorhanden. Unsere 500 Mann Besatzung find dort unentbehrlich. Im südliche» Hottentottengebiet steht der Aufruhr in Hellen Flammen unter Führung Morengas. Dieser trägt nicht Ringe in Nase und Ohren, sondern einen eleganten englischen Reit­anzug; er hat ein Fernglas und spricht holländisch und etwas deutsch. Ec plünderte bei Beginn der Unruhen i. I. 1904 mit 300 Mann als eine Art Rinaldint die Farmen der Deutschen und Buren. Morenga hat die englische Grenze im Rücken. Die schwache englische Grenzwache könnte ihm den Uebertritt nicht verwehren. Jenseits stehen seine Stammesgenossen, die jederzeit bereit find, ihn zu unterstützen. Vom 8.13. März fanden die heftigsten Kämpfe gegen Morenga unter Major von Estorff statt. Leider gelang es Morenga, nordwärts durchzudringen. Unsere Truppen taten ihre Schuldigkeit unter unsäglichen Strapazen. Hottentotten zu fangen ist so schwer, als Flöhe iu einen Sack eiuzuschließen. Das einzige Mittel, sie zu unterdrücken, ist der Weiterbau der Bahn Lüderitzbucht- Kabub nach Keetmanushoop. Jetzt find unsere Truppen an die VerpflrguvgSbastS am Oravjcflaß gebunden. Dort können sie, Gott sei Dank, von deu Engländern Verpflegung bekomme». Aber sie leben von der Hand iu den Mand, denn die Engländer lassen nicht mehr hinein, als den nötig­sten Muudvorrat. Ohne Reserve au Verpflegung und ohne Munition ist aber die Unterwerfung der Hotteutotten un­möglich. Bon unseren Truppen im Schutzgebiete stehen nur etwa Vs vor dem Feinde. Der Rest dient zur Sicherung der rückwärtigen Verbindung auf der langen Etappevliute für Telegraphie, Eisenbahnbetrieb, Scheinwerfer usw. Nicht ein Manu ist zu viel dort.

Unsere verehrliehen Dost-Absirireirteir -

bitten wir, das Abonnement auf das II. KuarLaL 1906 rechtzeitig erneuern zu wollen, damit Störungen im Bezüge des Blattes möglichst vermieden werden.