Kemfprecher

Kr. II.

Erscheint DimStag LsmierSt., TmrrStag und Sonntag Sit der wSch. Beilage .Der SsnntagS- Sai»".

BestellpreiS für das Merteljahr »« Bezirk

n. Nachbar Ortsverkehr

E 1 . 18 ,

außerhalb Di! 1L8.

Wr. 43.

>S»EV

Hegrüudek

1877.

MMbiM für

MeinessKmeige-

Von ci

6N

laöt.

Md'UnterhaltungzblaM

obsren >)/cl.^oIü.

Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 8 Pfg., auswärts je 8 Pfg., die ein­spaltige Zeile oder deren Raum-

Man abonniert auswärts aus dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postbote».

Dienstag, 20. März

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge sind willkommen

1906.

Amtliches.

Auf 8. Mai ds.Js. kommen die JahreSzinse der in Ver­waltung derZestrallcitung des Wohltätigkeitsvereins stehenden Engen-Wera-Stiftungim Betrage von 562 Mk. 50 Pfg. wieder zur Verteilung. Die Stiftaugist dazu bestimmt, würdigen und be­dürftigen jungen Leuten die Erlernung eines entsprechenden Lebevsberufs zu erleichtern. Za diesem Zweck werden Betträgezur Unterbringung armer, aus der Schule entlassener Knaben und Mädchen io Lehrstellen oder Fortbildungsaastalten, sowie zur Ausbildung von Lehrerinnen und Kleiukindrrpflegerinuea gewährt Gesuche um Berücksichtigung bei dieser Verteilung find spätestens bis zum 31. ds. Mts. bei der Zeatralleitung des Wohl- tätigkeitsvereius in Stuttgart eivzuretcheu; dieselben sollen genaue Angaben überden zu erlernenden Beruf und den dazu erforderlichen Gesamtaufwand, sowie darüber enthalten, ob im Falle der Gewährung eines Beitrags aus der Eugeu- Wera-Stiftunz (in der Regel 20 Mk.) die Aufbringung des weitere» Bedarfs gesichert ist. Außerdem ist die Würdig­keit und Bedürftigkeit der Bewerber durch die betreffenden gemeinschaftlichen Armier zu bescheinigen oder durch andere Zeugnisse glaubwürdig nachzuweisen. Wurde ein Lehr­vertrag abgeschlossen, so ist dieser zur Einsichtnahme vor- znlegeo.

B eg in u »eu er Un terrich tskvrse au der K. Fachschule für Feinmechanik, eiuschl. Uhr- macherer uud Elektromechanik, in Schwenningen a. N.

An der unter Aufsicht der K. Zentralstelle für Ge­werbe und Handel stehenden staatlichen Fachschule für Fein­mechanik in Schwenningen beginnen am 2. Mai d. I. wieder »rne Unterrichtskurse.

Der Zweck der Fachschule ist, durch praktischen uud theoretischen Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Feinmechanik, eiuschl. Uhrmacher« und Elektromechaaik, für diese Gebiete ebensowohl tüchtige Gehilfen und Wer7führer als selbständige Gewerbetreibende heranzubilden.

Der Unterricht an der Fachschule umfaßt 3 ordent­liche Jahreskarse, welche mit einer Schlußprüfung (Ge- hilseoprkfuug) abschließen, sowie auch im kommenden Schuljahr wieder einen einjährigen höheren Fortbildungs­kurs (Meisteikars) insbesondere für solche Gehilfen, welche sich in besonders gründlicher und umfassender Weise für die spätere selbständige Betreibung ihres Gewerbes oder für die Versetzung von Werkführerstelleu in der Großindustrie vor­bereiten wollen.

Anmeldungen find zu richten an den Schulvorstand, Prof. Dr. Göpel in Schwenningen, von welchem auch Schul- programme und Auskünfte erhalten werden können.

Langsam, aber sicher.

(Nachdruck verboten.)

Die Steuer-Kommission des Reichstags, welche Mitte der vergangenen Woche die zweite Beratung der sogenannten Retchs-Finanz-Reform-Borlage begönne» hat, vermeidet jede Urberstürzung. Sie machte bemerkenswerte Pausen, deren Bedeutung leicht zu erkennen ist; es sollen in denselben private Besprechungen unter den Vertretern der Mehrheits-Par­teien stattfiaden, damit sich die Debatten ia den Kommissions­fitzangen selbst sich nicht ins Uferlose verlieren. Und daß daS augestrebte Ziel erreicht wird, beweist schon die zweite Lesung der Brausteuervorlaze, die von der Kommissions-Mehrheit, Zentrum, Konservativen und Nationalliberalen, angenommen ist uud also auch im Plenum des Reichstags bestimmt ge­nehmigt werden wird. Die Reichsregierung hat bereits die neu verlangten Kriegsschiffe sicher, sie wird auch die Finanz­mittel dafür bekommen, die Steuer-Reform, oder besser, die erwünschte uud erforderliche Vermehrung der Reichs-Ein­nahmen wird also ganz zweifellos Gesetz werden. Die Brau­steuer und die neue Reichs-Erbschaftssteuer ergaben allein schon an die hundert Millionen mehr, und auch der nö­tige Rest wird sich finden. Der macht noch etwa siebzig Millionen, die aus der Zigarettcnsteuer, Automobilsteuer, Fahrkarteusteuer, Aktiensteuer usw. sicher herauskommen wer­den; über kleine Einzelheiten mag noch Meinungs-Ver­schiedenheit bestehen, in der Hauptsache ist die Einigkeit vor­handen uud entschieden.

Als Lohn für seine Taten wird der Reichstag be­kanntlich die von seiner Mehrheit oft gewünschten Diäten erhalten; die Reichsregierung konnte zuversichtlich die be­zügliche Ankündigung machen, da die Haupt-Arbeit der Ses­sion gesichert erscheint. Ob der Reichstag daun ebenso voll von Mitgliedern sein wird, wie er bisher war, bleibt frei­lich abzuwarten, denn schließlich vermögen doch alle Diäten der Welt keinen Anreiz zu üben, wenn Dauerredner auf dem Posten find, die ihre Ausführungen über die Gesetze zum

huoderften Mal wiederholen. Jedeafalls wollen wir das Beste hoffe», deuu eS wird wirklich Zeit, daß das Interesse für die Reden in der deutschen Volksvertretung durch Er­höhung der Qualität wieder gekräftigt wird. Emstmüls tagte der Reichstag kaum die Hälfte der heutigen Zeit, aber die Worte, die gesprochen Warden, bargen reiches Gold, während heute bei dem endlosen Hiuzkhen die Spreu oft überwiegt.

Es ist Niemandem erfreulich, wenn, wie es jetzt ge­schieht, die Reichs-Einnahmen durch neue Lasten erhöht werden müssen, aber es ist doch wenigstens zu hoffen, daß diezu Tage getretenen Anläufe auf größeren Steuerdruck für den Nährstaud ausgeschaltrt werden. So, wir die Fahr­kartensteuer z B. in der ersten Lesung angenommen wurde, kann sie unmöglich Gesetz werden. Besteuere man Luxus­züge und ähnliche Veranstaltungen, aber gehe man nicht von dem Gedanken aus, daß jede Reise ein nicht nötiges Vergnügen ist. Das schießt über das Zweckdienliche hinaus, da könnte bei de« Automobilen der Begriff des Amüsements eher viel weitgehender aafgefaßt werden, wie eS heute der Fall ist. Uad dann die Ansichts-Postkarte I Daun kann erst recht eine jede Livree ihre Abgabe entrichten. Also übertreiben wir nicht, halten wir für große Dinge auch einen großen Zug in der Auswahl von neuen Stenern für angebracht, kommen wir nicht zu Kleinlichem.

Die in jeder Beziehung wichtigste neue Stener bleibt die ReichS-Ecbschaftssteuer, die die Erbschaften zwischen Ehegatten und die der Kinder von den Eltern zwar frei­läßt, aber sonst alle übrige» von einem gewissen Satze an mit 4 bis 10 Prozent (vom Hundert) je nach dem Grade der Verwandtschaft zur Steuer heravzieht. Mancher Erbe wird das sehr empfiudea. Indessen er wird sich damit befreunden müssen, wenn auch für die Ueber- gaugszrit gewiß etwas Nachsicht zu wünschen ist.

Unsere verehrliche Abme-tte»

bitten wir, das Abonnement auf das

II. Quartal 1906 -

i sofort erneuern zu wollen, damit Störungen im Bezüge ! des Blattes möglichst vermieden werden.

ULgSS-pottttk.

' Die deutschen Eisenbahnen hatten im letzten ! Monat eine geradezu glänzende Einnahme, besonders aus ; dem Güterverkehr. Diese, betrug 114^ Mill. Mk. oder 19,13 Mill. Mk. mehr und aus dem Personenverkehr flös­sen 37,62 Mill. Mk. oder 3.80 Mill. Mk. mehr.

! » *

! *

Der Senioreukouvent des Reichstags beschloß, die Osterferien am 6. April beginnen zu lassen und am 24. April die Arbeiten wieder aufzunehmeu. Es soll versucht werden, vor den Osterferien die zweite Lesung des Etats zu beendigen; obs gelingen wird, bleibt abzu- wartev. Nach der Osterpause soll die Reichsfinanzreform- Vorlage in zweiter und dritter Lesung erledigt und dauu die dritte Lesung des Etats geschlossen werden. DaS Etats­gesetz wird demnach auf einen ganz respektablen Zeitraum

j ausgedehnt werden müssen.

* *

l *

I DerReichstagsabgeorduetefürBeuthen, Krolik (Ztr.), hat sei« Mandat Niedergelegt. Er war aus der Zentmmsfraktion, obwohl er mit Hilfe des Zentrums

als Pole tu Oberschlefien gewählt worden war, ausgetreten. * *

*

In Deutsch-Südwestafrika haben unsere Truppen wieder sehr harte Arbeit zu leisten, nachdem der neue Angriff auf Moreuga. den einzigen, aber gefährlichsten noch im Felde sichenden Baudenfühcrr, eingeleitet worden ist. Morenga führt nach europäischer Art Krieg und ist ein guter Stratege, wie die sagen, die schon gegen ihn ge­fachten haben. Zudem steht er in sehr schwer zu erreichen­den Gebirgsstelluugeu, auch kennt er die Schlupfwinkel, während unseren Kriegern das Gebiet im äußersieu Süden, wo sie jetzt kämpfen, so gut wie unbekannt ist. Teilerfolge haben wir aber bei dem neuen Vorgehen trotz aller Schwie­rigkeiten bereits erzielt. Möchten sie von guter Vorbedeutung sein für den Ausgang deS schwierigen Unternehmens I

Dem deutschen Botschafter io London Grafen Wolf-Metternich ist der Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen worden. Die Auszeichnung deutet au, daß des Botschafters Wirken in London erfolgreich ist, die offiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und England also befriedigend sind. Unmittel­bar vor der Entscheidung auf der Marokko-Konferenz in Algeciras darf mau diese Feststellung als günstiges Omen begrüßen. Ueber den AuSgaug der Kouferevz Warden bis zum Beginn der klärenden Dieustagfitzuug in Algeciras eine Unmenge von Kombinationen und Nachrichten in gutem und bösem Sinne verbreitet, die im einzelnen wiederzugeben, um so weniger lohnt, als die Entscheidung ja unmittelbar bevorsteht.

* *

*

Die maßgebende Sitzung der Marokko- Konferenz in Algeciras wirb nach Meldungen von dort am Dienstag erwartet. Daun wird endlich dem Zickzack- kurs, dem die Verhandlungen selbst vielleicht weniger aus­gesetzt gewesen find als die. Nachrichten über diese, ein Ende gemacht sein. Da es nicht möglich ist, hinter die Kulissen zu schauen, hinter diesen sich aber die Ereignisse der jüngsten Tage abspielteu, so konnte man es erleben, daß ans AlgeciraS in ein uud derselben Stunde die denkbar zuversichtlichsten, und völlig Pessimistische Nachrichten eiuliefen. So lauge die Verhandlungen nicht abgebrochen sind, darf mau jedenfalls auf eiue Verständigung rechnen, selbst wenn der Dienstag die volle Klärung noch nicht bringen sollte. Im übrigen darf Deutsch­land mit sei-em Erfolge in Algeciras, d. h. mit der An­erkennung seiner Marokko-Politik durch die Mehrzahl der Mächte zufrieden sein, einerlei ob die Konferenz in AlgeciraS scheitert oder ob sie zur Verständigung führt.

» *

*

Der erste Erfolg der deutschen Hilfe­leistung in ConrriereS ist, daß deutsche Rettungs- eiririchtmrgen in Frankreich Schule machen. Mehrere Mit­glieder des Pariser Gemeinderats ersuchten den Polizei- Präfekten, die von Verdeutschen Rettungsmannschaften in Cour- rieres angewandte» Einrichtungen auch bei der Pariser Feuer­wehr eivzuführen und zur Prüfung dieser Apparate gegebenen­falls Fachleute nach Westfalen za senden. Direktor Meyer von der Bergwerksgesellschaft Hiberuia begibt sich zum zweiten Male nach ConrriereS, wo ein Teil der deutschen Retter geblieben ist. Die Bergung der Leichen wird bei den ent- gegeusteheuden Schwierigkeiten noch längere Zeit in Anspruch, nehmen.

* *

*

Ein Denkmal für den erm ordeteu König I Humbert von Italien ist am Samstag in Verona . enthüllt worden. König Viktor Emauuel wohnte der Feier bei..

* *

Englische Abrüstnugspläue. Der Chef des' neuen liberalen Kabinetts tu England, Sir Henry Campbell- Bannermaun hat sich wiederholt, im Parlament nudln Bersammlnugeu, zu Gunsten einer allgemeinen Abrüstung ausgesprochen. Allerdings hat er den bezüglichen Antrag eines Mitglieds der Arbeiterpartei im Unterhaufe entschieden bekämpft. Der betreffende Antrag wurde denn auch abge- lehnt und die Regierungsvorlage mit gewaltiger Mehrheit angenommen. ES ist daher zweifelhaft, wie weit es dem englische» Premierminister mit seinen Empfehlungen zur Abrüstung ernst ist. Ob das Kabinett in London, wie die dortigen Blätter behaupten, wirklich mit einem Abrüstungs- Vorschläge an die Regierungen aller Staaten herautreteu werden, erscheint uns daher auch mehr als zweifelhaft. Die englische Presse behandelt' den Gedanken allerdings ganz ernsthaft. Die konservativen Organe verspotten ihn, die liberalen spenden ihm begeisterten Beifall. Für unsere Leser bedarf es keiner Versicherung, daß der Gedanke, so schön er sich in der Theorie auch ausuimmt, nicht zur Berwirk- lichuug gelangen wird.

* »

*

Die russische Regierung trifft Maßnahmen zur kräftigen Unterdrückung eines eventuellen Wiederaus­bruchs der Revolution. Die dnnkleu Gerüchte, die von dem Bevorstehen neuer Katastrophen zu melden wußten, scheinen danach nicht unbegründet zu sein. In Petersburg wird die Peter-Pauls-Festuug durch Maschinengewehre und schwere Geschütze verstärkt und das Arsenal befestigt. Auch ein neuer Generalstreik droht ausznbrrcheu. Die Lage ist um so kritischer, als weite Gebiete Rußlands von einer furchtbaren Hungersnot heimgesncht werden, gegen welche alle Fürsorge auS Reichsmittelu sich als völlig ungenügend erweist.