Schwenningen, 27. Febr. Die sozialdemokratische Partei hat sich fast einstimmig und die nationalliberale Partei in großer Mehrheit für den Kandidaten Bürgermeister Dr. Braunagel in Villingen ausgesprochen. In der Fortschrittlichen Volkspartei macht sich dagegen eine Strömung für Amtmann Mayer-Nagold bemerkbar, während nur wenige Mitglieder dieser Partei für Dr. Braunagel sind. Nach der jetzigen Sachlage ist die Kandidatur des Oberamtmanns Dorn in Stuttgart fast aussichtslos.
Aalen, 28. Febr. In der Vahnhofstraße überfuhr das einspännige Fuhrwerk eines auswärtigen Landwirts das 5 Jahre alte Söhnchen der Witwe Heim, das fast leblos und blutüberströmt vom Platze getragen werden mußte. Aerztliche Hilfe war rasch zur Stelle. Es besteht Aussicht, das Kind am Leben zu erhalten. Den Fuhrmann soll keine Schuld treffen.
Blaubeuren, 26. Febr. In Eerhausen sind laut „Blaumann", gestern 26 Personen an Wurstvergiftung erkrankt. Untersuchung ist im Gange.
Friedrichshofen, 27. Febr. Dem württembergischen Dampfboot „Eberhard", das den Eilkurs 187, Friedrichshafen ab 11.50 Uhr, Rorschach an 12.50 Uhr, auszuführen hatte, ist kurz vor der Einfahrt in den Hafen die Achse des Schaufelrades gebrochen. Unter den Passagieren herrschte anfangs nicht geringe Bestürzung. Verletzt wurde niemand. Der Schaden ist sehr beträchtlich und die Reparaturen dürften mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Der föhnige Sturm in der Nacht vom Samstag zum Sonntag hat auf der neuen Uferstraße beträchtlichen Schaden angerichtet. Die Dämme, die das Wasser des Sees von der Quaimauer abhalten sollen, wurden zerstört, und das Wasser drang in das freigelegte Gebiet wieder ein, weshalb die Aussllllungs- arbeiten wieder eingestellt werden mußten.
Aus Oberschwaben, 27. Febr. Königs Geburtstag erwies sich Heuer, da er auf den Funkensonntag fiel, dem alten Volksbrauche, an diesem Tage bei Einbruch der Nacht Höhenfeuer, sogenannte Funken,
anzuzünden, als besonders förderlich. In ganz Oberschwaben lohten und glühten die Funken, um die die Jugend mit Fackeln sprang. Besonders schön war vom Bussen aus der Anblick der unzähligen Lichter ringsumher. Auch über den Bodensee hinüber in die Schweiz zeigten sich, da dort der allemanische Volksbrauch gleichfalls geübt wird, unzählige Funken.
Aus Welt und Zeit.
Newyork, 27. Febr. Theodor Roosevelt erklärte in Beantwortung einer von acht Gouverneuren der Weststaaten an ihn gerichteten Anfrage, ob er Kandidat für die Präsidentschaft sein wolle: „Ich werde die Nominierung annehmen, falls sie mir angeboten wird, und ich werde bei diesem Entschluß verharren, bis der Konvent seine Wahl getroffen hat."
Konstantinopel, 27. Febr. Die Pforte hat ihre auswärtigen Botschafter beauftragt, den Mächten kategorisch zu erklären, daß eine Verständigung für den Frieden auf der Grundlage des italienischen Annexionsdekrets unmöglich sei. Gestern früh erschien ein italienisches Kriegsschiff vor Mersina und entsandte ein Boot, um die Papiere eines deutschen Dampfers im Hafen zu untersuchen. Alsdann entfernte sich das Kriegsschiff wieder.
Gerichtssaal.
Stutgart, 27. Febr. Der Margarinefabrikant Johann Heinrich Mohr in Altona, dessen Margarine am Schluß des Jahres 1910, wie das Südd. Korr.- Vureau bemerkt, auch in Württemberg mancherorts bedenkliches Unheil und Schäden angerichtet hat, ist von den Altonaer Gerichten nunmehr rechtskräftig wegen fahrlässiger Körperverletzung in Verbindung mit Vergehen gegen das Nährungsmittelgesetz zu. einer Geldstrafe von 700 Mark und Tragung der sich hoch belaufenden Eerichtskosten verurteilt worden.
Hechingen, 28. Febr. Das Schwurgericht verhandelte gegen die Bahnwärtersehefrau Katharina Stroppel von Oberschmeien wegen Giftmords, be
gangen an ihrer Base Sabina Neusch. Es waren zahlreiche Zeugen und mehrere Sachverständige geladen. Die Angeklagte gab zu, den Giftmord begangen zu haben, bestritt aber im Gegensatz zu ihrer früheren Aussage, bei der Tat mit Ueberlegung gehandelt zu haben. Die Geschworenen sprachen sie des Giftmords schuldig. Das Urteil lautete auf 12 Jahre Zuchthaus und 8 Jahre Ehrverlust.
Reklameteil.
Läßt die Gewichtszunahme der Säuglinge zu wünschen übrig, so greife man vertrauensvoll zu dem nie versagenden Nestle's Kindermehl, und man wird seine kühnsten Hoffnungen erfüllt sehen. Eine Probedose gratis durch: Restle-Gesellschaft, Berlin W. 57.
Lanäwirtschalll. geMgverein.
Diehverkauf betreffend.
Infolge des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in einigen Gemeinden unseres Bezirks ist die Abhaltung der Mehmärkte bis auf weiteres verboten und dadurch den Landwirten der Verkauf ihres Viehs sehr erschwert worden. Um nun den Biehbesitzern den Absatz ihrer Tiere zu erleichtern, beabsichtigt der landwirtschaftliche Bezirksverein, die Verkaufs-Angebote zu sammeln und dieselben je nach Bedarf einmal oder zweimal wöchentlich im Lalwer Tagblatt auf Kosten des Vereins zu veröffentlichen.
Es ergeht deshalb die Aufforderung an alle Landwirte, welche verkaufsfähige Tiere haben, dies unter näherer Bezeichnung derselben dem Bereinssekretär, Oberamtspfleger Fechter in Calw, anzuzeigen, welcher dann für die Veröffentlichung der Kaufsangebote im Calwer Tagblatt Sorge tragen wird.
Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, Vorstehendes in ihren Gemeinden öffentlich bekannt machen zu lassen.
Calw, den 20. Februar 1912.
Der Vereinsvorstand: Reg.-Rat Binder.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Amtliche und Privatanzeigen.
K. Grundbuchamt Calw.
Wohnhaus- und Garten-Verkans.
In der Nachlaßsache der f Luise Grießler» Wirts Wwe. hier, kommt die vorhandene Liegenschaft, nämlich:
Geb. Nr. 231 1 a 13 Wohnhaus, Viehstall u. Hof
raum an der Jnselgasse,
„ „ 231a 16 cM Stallgebäude allda,
r/- an „ „ 232 1 a 12 qm Wohnhaus, Holzschopf und
Hofraum allda,
Parz. „ 129 2 a — gm Gemüsegarten und Hofraum
allda,
am Dienstag» den 5. März ds. 3s.»
vormittags 11- Nhr»
aus dem Rathaus zum zweiten- und letztenmal öffentlich zur Versteigerung. Liebhaber sind eingeladen.
Den 27. Februar 1912.
Grundbuchbeamter:
Bez.-Notar Krayl.
Am Donnerstag, den 29. Februar, abends 8/» Uhr, wird im Saale des Hotels Waldhorn ein
Lichtbilder-Vortrag
stattfinden, bei dem Herr Franz Karlicek aus Nürnberg über das Thema: „Die Feuerbestattung vom Standpunkte der Wahrheit, der Religion und der Aesthetik" spricht.
Hiezu ist jedermann, auch Frauen, freundlich eingeladen. Freier Eintritt.
Heute Mittwoch gibts
und ladet hiezu sreundlichst ein
X. SsKtseMer Wwe.
(LokulLmsnks 8 vk«ss 2 >n)
eignet sieb nickt nur rum V?zscken, sondern vürcl auck vorteilkait oerv-enäet beim Lutrsn, Zcksusrn und klbseilsn. Ls ist dsker !m ttauslmit
KMlikMrWen.
Das Konkursverfahren über das Vermögen des Jakob Talmon, Maurers in Neuhengstett, wurde heute in Ermanglung jeglicher Konkursmasse eingestellt.
Den 27. Februar 1912.
Gerichtsschreiber des K. Amtsgerichts:
S i b e r.
Gustav-Adolf-
Grauen-Verein
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