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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast".

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Samstag, 6. August.

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Amtliches.

Das K. Oberamt Freude ustadt macht folgendes bekannt: Nach einem Erlaß des K. Medizinalkollegiums können, wo ein Bedürfnis sich zeigt, noch Nachimpf­ungen gegen Schweinerotlauf vorgeuommen werden. Die Schweiuebesttzer werden zur Nachmeldung impfbedürftiger Schweine beim Ortsvorsteher bis 20. August ds. Js. unter Hinweis darauf aufgefordert, Laß nicht mehr bloß die Verluste durch Jmpfrotlauf, sonder» auch diejenigen Verluste entschädigt werden, welche durch spätere, während der gewöhnlichen Dauer des Impfschutzes vorkommende Rot­lauffälle erwachsen. Hervorgehoben wird, daß die Ent- schädigungsleistung nur für die öffentliche Impfung vorge­sehen ist, nicht auch für die private und daß bei einer An­zahl von 20 Impflingen die öffentliche Impfung in der Regel billiger zu stehen kommt als die Private.

Tagespolitik.

Die deutsche Bolkspartei Badens ver­öffentlicht ihren Wahlaufruf für die kommenden Laud- tagswahlrv. Ja diesen wird eine Reihe demokratischer Forderungen als Programm der Partei aufgestellt, darunter: Einkammersystem, Trennung von Staat und Kirche, Schul­reform, weitgehende Selbstverwaltung, Mittelstaudspolitik rc. * *

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Die in derOstsee abzuhaltendeu großen deutschen Flottenmanöver nehmen am 1. Sep­tember ihren Anfang, finden also genau zu der Zeit statt, in der sich das englische Geschwader in der Ostsee befindet. Es steht in der Geschichte beispiellos da, daß die Flotten zwei verschiedener Mächte zu gleicher Zeit und am gleiche» Orte Hebungen großen Stils abhalten. Und deshalb ist nicht mit Unrecht die Frage aufgeworfen worden, ob die englische Marinebehörde nicht doch noch von Nebenabsichten geleitet worden ist, als sie ausgerechnet die Periode der deutschen Flottenmanöver für die Kreuzfahrt ihres Geschwa­ders in der Ostsee ausersah. Die Engländer wollen augen­scheinlich nicht blos ihre Kenntnis in der Ostsee vermehren, sondern wollen gleichzeitig noch dieses und jenes Manöver unserer Kriegsschiffe belauschen und so Dinge kennen lernen, die ihnen bisher unbekannt waren. Deutscherseits wird mau nicht Uüterlasfen, diese Möglichkeit in Rechnung zu stellen und dem entsprechend zu handeln. Die Manöver werden infolgedessen einen kriegsmäßigeren Charakter gewinnen, als sie ohne das Erscheinen des englischen Uebuugsgeschwaders erlangt hätten. Man hat den reksgaiszierenden Gegner wirklich zur Stelle, und nicht blos den imaginären, durch den Befehl des Flottenkommandanten bestimmten. Unserem Großadmiral Koester ist die Anwesenheit der Engländer des­halb vielleicht garuicht einmal unangenehm, so störend sie unter Umständen auf die Aktionen unserer Manöver-Flotte auch eiuwirkt. Jedenfalls verdient der auffallende Synchro­nismus des englischen GeschwaderLesuches in der Ostsee mit der Abhaltung der deutschen Flottenmanöver ebendaselbst allgemeine Beachtung. Deutschland ist nicht nur berechtigt, sondern durch zahllose Erfahrungen gezwungen, von allen Auslaudsstaaten dem englischen Vetter am wenigsten zu trauen. Wird mau dem Fuchs im Hühnerstalle glauben, daß er nur einen harmlosen Besuch habe abstatten wollen? Und eine gewisse Aehnlichkeit mit diesem Bilde hat der eng­lische Geschwaderbesuch in der Ostsee zur Zeit der deutschen

Flottenmanöver daselbst unleugbar.

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-Ir

Zur Ostseefahrt des englischen Geschwa­ders meldet noch ein Londoner Blatt aus Berlin: Der freundschaftliche Zweck des Besuchs der englischen Flotte in der Ostsee, von dem man in Berlin schon im Mai unter­richtet war, wurde kürzlich durch eine freundschaftliche Mit­teilung des Königs Eduard an den Fürsten Bülow hervor- gehobeu. König Eduard erklärte darin, es sei sein dringen­

der Wunsch, daß zwischen Deutschland und England gute und freundschaftliche Beziehungen herrschten. Fürst Bülow war von dieser Mitteilung höchst befriedigt. Wir geben diese Mitteilung, wie wir sie vorfindeu, bekennen aber, daß uns die dreimalige Freuudschaftsbeteuerung von englischer Seite bedenklicher stimmt als eine derbe Hetzerei oder grund­lose Verdächtigung der genügend bekannten Sorte.

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Ueber die britische Neutralität und den Aufstand in Südwestafrika hat sich Baron Nettel­bladt, Leiter eines Unternehmens in Südwestafrika, einem Mitarbeiter der Londoner Morningpost gegenüber wie folgt ausgesprochen: Es gibt in Südafrika eine kleine Partei von Chauvinisten, die ungehalten darüber ist, daß Deutsch­land überhaupt in Südwestafrika Fuß gefaßt hat. Ich mache dieser Partei das Eingeständnis zum Geschenk, daß nach meiner Meinung ganz Südwestafrika nie mehr als 4050,000 Menschen zu ernähren vermögen wird und daß die Millionen, die Deutschland schon an die Unter­drückung des Aufstandes gewendet hat, so und sovielmal den Wert der ganzen Kolonie betragen. Nichtsdestoweniger sollten gerade die Briten verstehen, daß eine Großmacht, , nachdem sie etwas verloren hat, was sich nicht mit Geld s vergleichen läßt, nämlich das Leben einer großen Anzahl Soldaten, Kolonisten, Frauen und Kinder, ebensowenig da­ran denken konnte, das Land zu räumen, ehe der letzte Funken des Aufstandes ausgestampft wäre, wie sie das eigene Vaterland Preisgebeu könnte. Damit kommen wir aber zu der Schlußfolgerung, daß es ratsam wäre, daß zwei europäische Regierungen im Interesse der Gesittung und in Erinnerung daran, daß beider Staatsangehörige durch die Eingeborenen ums Leben gekommen find, sich einigen sollten, zusammenzuwirken. Heute ist eine der bei- l den Mächte au der Reihe. Vielleicht wird morgen die an­dere sich in derselben Lage befinden. Die englischen Be­hörden haben zunächst Lebensmittel für Kriegskoutrebande erklärt. Hierdurch wuchsen unsere Schwierigkeiten. Daun behandelt man die Aufständischen einfach als Kriegführende. ' Der Aufstand wäre längst niedergeworfen, wenn nicht die Eingeborenen die britische Grenze als Operationsbasts und Zufluchtsstätte betrachteten. . . . Der schlimmste mir bekannte Eiozelfall von Waffenschmuggel ist der eines Menschen, der ein geborener Deutscher, aber später iu einen fremden Unter- taneuverband eiugetreten ist. Dieser Mann hat eine Nie­derlassung innerhalb britischen Gebiets, und Witboi, der Wohl 200,000 Mk. von ermordeten Ansiedlern zusammen- geplüudert bat, schickt Leute zu ihm, um Waffen und Mu­nition eiuzukaufeu. Der Baron sagte zum Schluß, daß die Haltung der Kapbehörden den Deutschen gegenüber freund­schaftlich sei und daß es wegen der weiten Ausdehnung der

Grenze unmöglich sei, wirkliche Neutralität zu wahren.

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Im englischen Unterhaus führte der liberale Abgeordnete Dilke in einer Ansprache u. a. folgendes aus: Das englisch-französische Uebereiukommeu und das englisch- japanische Bündnis seien auf den Frieden gerichtet, und es bestehe aller Grund zu der Hoffnung, daß, wenn einmal der gegenwärtige Krieg zu Ende sei, das gemeinsame Wirken der drei Mächte England Frankreich und Japan den Frie­den für lauge Zeit sichern werde. In Bezug auf Deutsch­land weist Redner die Gedanken zurück, daß England von seinem Wege abgehen solle, um den Gefahren zu begegnen, die durch das Anwachsen der rivalisierenden Flotte entstün­den. Wenn irgend jemand iu englischer Zukunft gewisse Gefahren sehe, solle man diesen nicht eutgegenwirkeu und das Üebel, das einer in ferner Zukunft voraussehe, auf diese Weise gleich herbeiführen. Es gebe Leute, die einen dauern­den Frieden dadurch herbeizuführen dächten, daß sie einen ewigen Krieg entfesselten. (Gelächter.) Die Regierung be­anspruche für sich das Vertrauen, daß sie ein gutes Ein­vernehmen mit Frankreich und den Bereinigten Staaten unterhalte. Alle Parteien Englands aber billigten eine solche Politik, die durch einen Wechsel der Regierung nicht

aufs Spiel gesetzt sei.

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Bezüglich der russischen Reformen gilt ganz gewiß das Wort deS Theaterdirektors im Vorspiel zumFaust":Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn !" Seit vielen Monaten hört man von Versprechungen, Vorarbeiten, Entwürfen, Berat­ungen, Audienzen beim Zaren, öffentlichen Versammlungen. Aber trotz der Legionen Worte, die zu der Angelegenheit gesprochen werden, trotz deS Ozeans von Tinte, der dieser- halb vergossen worden sein mag, schwebt die heiß ersehnte Volksvertretung noch immer in nebelhafter Ferne. Jetzt I heißt es, am Geburtstage des kleinen Thronfolgers, des

s Großfürsten Alexis, der am 12. ds. Mts. sein erstes Lebens­jahr vollendet, werde das Manifest des Zaren erscheinen, iu dem die Einberufung der russischen Volksvertretung an­geordnet werden wird. Darf mau dieser Versicherung nach den unzähligen Enttäuschungen noch Glauben schenken? Und wagt man's; wie wird der Entwurf aussehen, wird er dem russischen Reiche wirklich eine Volksvertretung bringen, oder wird nur der Schemen einer solchen gewährt werden? Zwar konnte man neuerdings wiederholt hören, daß weit­gehende Zugeständnisse gemacht worden seien, und daß das russische Volk in den Stand gesetzt werden würde, eine Ver­tretung zu wählen, die bei der Gesetzgebung ein Wort mit­zusprechen haben würde. Wird sich das alles wirklich er­füllen? und wenn, wird auf Kosten der Volksvertretung dann nicht etwa der Krieg fortgesetzt werden? Zu Ruß­lands Wohlfahrt gehört beides: eine den Umständen ent­sprechende Reform und Friede; daun wird's wieder besser werden.

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In Schweden ist*die Ministerkrise be­seitigt und an die Stelle des infolge der Beschlüsse des Reichstagsausschusses über die Auflösung der skandinavischen Union zurückgetretenen Kabinetts Ramstedt ein Ministerium Luudeverg ernannt worden. Da dieses Ministerium sich mit den Beschlüssen des Reichstagsausschusses, die inzwischen auch vom Plenum angenommen worden find, einverstanden er­klärt, auch Norwegen dagegen prinzipiell nichts einweudet, so wird der schwedisch-norwegische Streit bald durch die offizielle Anerkennung der Selbständigkeit Norwegens ge­schlichtet sein. Den Norwegern bleibt alsdann nur noch

übrig, die Lhroufolgefrage zu regeln.

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Die kretische Kammer hat, wie aus Konstanti- uopel gemeldet wird, vor ihrer Vertagung neuerlich eine Denkschrift an die Mächte gerichtet, die sich für die Annexion durch Griechenland ausspricht und die Haltung der vier Generalkonsuln kritisiert. Ja der letzten Kammersitzung wurde zugleich mit einer dem Oberkommissär Prinz Georg von Griechenland das Vertrauen ausdrückendeu Adresse eine Zuschrift an deu Konvent von Therisso gerichtet, in der er­klärt wird, dies sei die unbedingt feststehende Grundlage jeder Verständigung. Die Einwohner von Therisso ver­öffentlichen ihre Verhaudluugen mit deu Generalkonsuln und der Kammer in der neugegrüudeten offiziellen Zeitung des Jusurgeutenkonveots. Dieser hat in der letzten Zeit seine Waffen- und Muuitiousvorräte ergänzt. Die Maßregeln gegen deu Schmuggel erwiesen sich bis jetzt als vollkommen wirkungslos. In den letzten Tagen ist die Insel in Belagerungszustand erklärt worden, da die Auf­ständischen die Niederleguug der Waffen abgelehnt haben. Es blejbt abzuwarten, ob und inwieweit sich diese Maßregel

als wirksam erweist.

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Ein schmeichelhaftes Urteil über unsere deut­schen Eisenbahnen fällte der Präsident Hadley der amerikanischen Universität New Haven, einer der besten Ken­ner des Eisenbahnwesens der Vereinigten Staaten von Nord­amerika. Er sagte: Daß die amerikanischen Eisenbahnen die besten der Welt seien, lasse sich lauge nicht mehr so be­stimmt behaupten wie vor zwanzig Jahren. Sie find heute von den deutschen Eisenbahnen eiugeholt, ja viele sachver­ständige Beobachter find sogar der Ansicht, daß die deutschen Eisenbahnen allen berechtigten Ansprüchen des Publikums besser Nachkommen als die amerikanischen.

Landesnelchrichten.

-1. Hrömöach, 3. August. Der Brandstifter entdeckt! Den Bemühungen der Landjäger von Pfalzgrafeuweiler und Altensteig ist es gelungen, denselben iu der Person des 15jährigen Georg Pfeifle von hier ausfindig zu machen. Pfeifle trat vor 1 Jahr bei Schmiedmeister Mast, dem Ab­gebrannten, in die Lehre. In den letzten Wochen gab es wiederholt Zwistigkeiten zwischen Lehrherr und Lehrling, und wollte jedenfalls Pfeifle sich nun an seinem Meister rächen. Pfeifle wurde heute nachmittag an das Kgl. Amts­gericht Freudenstadt eingeltefert.

* Kaitervach, 4. August. Am Dienstag Abend hat hier anläßlich des 25jährigen Dienstjubiläums unseres Stadt- Pflegers Ku orr im Saale des Gasthauses zum .Lamm" eine schöne Feier stattgefuuden. Die Bürgerschaft von hier hatte sich dazu sehr zahlreich eingefuuden, so daß der Saal dicht besetzt war. Gesangsvorträge des hiesigen Liederkrauzes wechselten mit Ansprachen, in denen der Jubilar und seine Familie gefeiert wurden. Besonders hob Stadtschultheiß Krauß die Verdienste des Stadtpflegers Knorr während der 25jährigeu Tätigkeit hervor und überreichte ihm als Zeichen