zuerst einen Unteroffizier von den Grenadieren und nachdem dieser gegangen war, knüpfte er mit dem Vizewachtmeister Lange au. Fortgesetzt redete er von „Kohldampfschieber", „Simpel", „Spinner" und dergl. und als der Vizewachtmeister ihm befahl, den Mund zu halten, entgeg- nete er: „Bon Ihnen lasse ich mir nichts gefallen, nicht einmal von meinem Wachtmeister, Maulhalteu gibts bei mir nicht und wenn ich zum Büchscnhannes komm! Als der Vizewachtmeister nach dem an der Wand hängenden Seitengewehr greifen wollte, um die Nummer festzvstellen, sprang Geiger auf den Vizewachtmeister zu, und stieß ihn mit der Hand zurück. Später ging der Angeklagte in der Wirtschaft umher und rief höhnisch lachend: „Parole noch 172 Tage, dann'weht die rote Fahne und der Kohldampf hat ein Ende I" Dabei zeigte er mit dem Finger auf den Bize- wachtmeister. Gegen das Urteil legte der Angeklagte Berufung ein, und zwar hinsichtlich der Schuldfrage, ebenso der Gerichtsherr wegen zu nieder bemessener Strafe. Der Vertreter der Anklage beantragte 2 Jahre Gefängnis. Der Verteidiger bat eine mildere Strafe auszuspreche», da der Angeklagte das Opfer sozialistischer Hetzer, deren Aufgabe es ist, gegen die militärische Ordnung zu Hetzen, geworden sei. Der Vertreter der Anklage stellte dagegen den Sozialdemokraten das Zeugnis tadelloser Führung beim Militär ans. Das Oberkriegsgericht fand die Berufung des Gerichtsherrn begründet und erkannte unter Aufhebung des kriegsgerichtlichen Urteils auf 1 Jahr, 7 Monate und 10 Tage Gefängnis uuter Abrechnung von 10 Tagen Untersuchungshaft.
fs Gaildorf, 7. Juli.AGeftern abend wurde ein lljäh- riger Knabe von Unterroth, hiesigen Oberamts, von einem losgewordenen Kettenhund gebissen. Ein Straßenwärter von Gaildorf, der dem Knaben zu Hilfe kam, wurde ebenfalls gebissen, sodaß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Ob der Hund tollwütig ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Der Fall ist bei der Behörde angezeigt.
ff Uommertsweiker O.-A. Aalen, 7. Juli. Am 4. ds. Js. ertrank hier beim Baden die 15jährige Klara Wiedmann.
ff Allmersbach, 7. Juli. Das vorgestrige Gewitter brachte einen furchtbaren Hagelschlag, der die Ernte auf hiesiger Markung vollständig vernichtete. Die Hackfrüchte liegen am Boden, das Getreide ist wie gewalzt. In den Weinbergen ist der Fruchtansatz vernichtet. Nur wenige der Betroffenen sind versichert, da wir lange Zeit keinen Hagel hatten. Alte Bauern standen draußen im Felde und weinten der verlorenen Ernte nach.
ff Aichleuöerg, 7. Juli. Hier erlitt infolge der großen Hitze der 15jährige Friedrich Sammet von Gärtnershahu einen Hitzschlag und starb bald darauf.
ff Kertka O.-A. Riedlingen, 7. Juli. Der 18jährige Sohn des Bauern Rotmund wurde von einem Pferd auf den Hinterkopf geschlagen und rötlich verletzt.
ff Ariedrichshafe«, 7. Jul'. Gestern Abend sprang in Langenargen ein besser gekleideter, ca. 45 Jahre alter Kaufmann aus Gmünd über die Ufermauer in den See. Schon im Wasser, brachte er sich noch am Hals und in die Seite einen Stich bei. Einem Vorübergehenden gelang es, den Lebensmüden dem nassen Element zu entreißen. Die Verwundung ist nicht gefährlich. Beim Verhör gab der Mann als Grund Lebensüberdruß an, welcher dem Vernehmen nach in Geschästskalamitäten zu suchen ist.
* (Werschiedk«es.) Beim Baden im Neckar ist ein 10- jähriger Knabe aus Feuerbach, und ein 17jähriger Angehöriger der Pflegeavstalt Stetten, der besuchshalber bei seinen Eltern weilte, in der Nähe von Gaisburg ertrunken. — In Hausen ob Rottweil ist die 23jährige Julie Merkle von einem Hitzschlag getroffen worden und auf freiem Felde gestorben. — In Hall fiel in einer Brauerei ein Brauer in die Braupfanne und verbrannte derart, daß er starb.
* Kechiuge«, 7. Juli. Einem Hitzschlage erlag im hiesigen Spital der verheiratete Knecht Kramer bei Güterbeförderer Pfister hier. Es ist dies innerhalb zwei Tagen der dritte Todesfall infolge der in denletztenTagengeherrschtentropischenHitze.
ff Merlin, 7. Juli. Die „Voss. Zeitung" meldet aus Petersburg: Infolge des Ausstaudes harren hier 15 Dampfer mit über 6000 Tonne« der Löschung.
Ausländisches.
ff Me«, 7. Juli. Das Abgeordnetenhaus nahm den deutschen Handelstarif nebst Annexen an und genehmigte in allen Lesungen das Ergänzckngsgesetz betr. die provisorische Regelung der Handelsbeziehungen mit der Schweiz und Bulgarien. Die Sitzung schloß nach 12* */z ständiger Dauer um Vs 12 Uhr nachts.
ff Baris, 7. Juli. In dem heute im ElisS abgehaltenen Ministerrat machte Ministerpräsident Rouvier Mitteilung über den Stand der Verhandlungen mit Deutschland bezüglich Marokkos. Er äußerte, alles berechtige zu der Hoffnung, daß ein endgültiges Uebereinko Ulmen in kurzer Frist zustande kommen werde. — Marineminister Thomson legte eine Depesche des Ma- riuekommandauten in Biserta vor, von 9 Uhr morgens, welche besagt, man habe eine 3. und 4. Hebekette unter das gesunkene Unterseeboot „Farfadet" gelegt, aber es sei nicht gelungen, es zu heben. Die eingeschlosfeneu Mannschaften antworteten wiederholt auf die Signale der Taucher.
vvStvIInUK«»
auf
„Aus den Tanne«"
werden für das III. Quartal (Juli, August, September) immer noch entgegen genommen und die bereits erschienenen Nummern gratis nachgeliefert.
* Baris, 7. Juli. Um eine eingehende Untersuchung über die Ursachen des Unterganges des Unterseebootes „Farfadet" anzustellen, ist der Marineminister Thomson heute Abend in Begleitung des Chefingenieurs seines Kabinetts nach Biserta abgerrist.
ff Berviers, 7. Juli. Infolge von Meinungsverschiedenheiten zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern in den hiesigen Fabriken ist ein ernster Streik ausgebrochen. Die Fabrikanten kündigten für morgen die Schließung von 43 Werken an. Hiervon werden mehrere Tausend Arbeiter betroffen.
ff Brussel, 7. Jul«. In der Kohlengrube „Gendebien" bei Anderbuls ist heute durch schlagende Wetter ein Gesteinsturz erfolgt, wodurch 40 Bergleute verschüttet wurden. 1 1 sind getötet, 12 verletzt; 1 wird vermißt.
ff Loudo«, 7. Juli. Während einer gestern abgehal- teneu Felddienstübung bei Adlershot erhielt Kavallerie den Befehl zur Attacke auf die Garde. Die Attacke wurde zu weit getrieben, die Dragoner hieben mit ihren Säbeln auf die Garde ein; einige feuerten ihre Gewehre aus nächster Nähe ab. Ein Teil der Gardisten erhielten Verletzungen.
* Ilesdosta, 7. Juli. Der Panzer „Potemkin" hat ein englisches Kohlenschiff auslaufen lassen und ist dann selbst in See gegangen. Die Stadt ist ruhig. (Demnach wäre die Meldung, der „Potemkin" sei in die Luft gesprengt worden, nicht richtig.)
ff Hdessa, 7. Juli. Der Befehlshaber des Schwarzen Meergeschwaders, Admiral Tschuthnieu, hat dem Generalgouverneur von Odessa telegraphiert, das Geschwader habe Befehl erhalten, das Panzerschiff „Potemkin" aufzu-
suchen und gefang-n zu nehmen oder zu vernichten. Eine heute aus Sewastopol eingegangene Depesche meldet, daß das gesamte Geschwader dort ausgelaufen sei.
* Madrid, 7. Juli. Der Hof wird heute nach San Sebastian abreisen, da die Hitze hier furchtbar ist. In Andalusien hat sie einen bedrohlichen Charakter angenommen. In Malagga versiegten die Quellen, die die Wasserleitung speisen.
ff Manila, 7. Juli. Es heißt, daß die Matrosen der hier eiugetroffeuen internierten russischen Kriegsschiffe „Aurora", „Oleg" und „Schantschug" eine starke Mißstimmung au den Tag legen und mit den Meuterern der Schwarzen Meer- flotte sympathisierten. Auf die Gerüchte, daß sie einen Mord- auschlag auf die Offiziere planten, legte sich der KÜsteu- panzer „Monaduock" in unmittelbare Nähe der russischen Schiffe.
Der rrrsfisch-japarrifche Krieg.
* Beiersöttrg, 7. Juli. Gegenüber der von japanischer Seite ausgesprochenen Behauptung, die Russen, insbesondere die Abteilung des Generals Mischtscheuko, hätten Anfang Mai das mongolische Gebiet betreten und so die neutrale Grenze verletzt, wird der Petersburger Telegrapheuagentur aus Godfiau von heute gemeldet, daß diese Behauptung auf Grund der beim Stabe des russischen Oberkommau- diereuden befindlichen, jeden Zweifel ausschließeuden Dokumente kategorisch zurückgewiesen werden könne.
ff Tokio, 7. Juli. Das diplomatische Korps gab heute ein Abschiedsfrühstück zu Ehren des japanischen Bevollmächtigten für die Friedenskonferenz, des Barons Komura und seines Stabes. Der belgische Gesandte, Doye des diplomatischen Korps, führte den Vorsitz. Der Dampfer „Minnesota", auf welchem die japanischen Delegierten reisen werden, wird Samstag früh in Aokohama erwartet und Samstag Abend nach Seattle in See gehen.
Handel und Verkehr.
X Stuttgart, 6. Juni. Auf dem heutigen Großmarkt waren etwa loOV Körbe mit Mrschen zugeführt, Preis 15—18 Pfg., Presslinge kosteten 20—25 Pfg., Heidelbeeren 14—16 Pfg., Himbeeren 26 bis 24 Pfg., Johannisbeeren 10—11 Pfg., Stachelbeeren lO—12 Pfg. das Pfd. Verkauf lebhaft.
Konkurse.
Georg Kippenhan, Dampfziegeleibesttzer in Heumaden. — Nachlaß des -s Gottlieb Mannsperger, gewes. Weingärtners in Cleebronn. — Max Steinsberger, Gasthofbesitzer zum goldene» Löwen-Blanken in Ulm. — Nachlaß der Marie Gscheidle geb. Rupp, Schuhhändlerin in Stuttgart, Eichstr. 7 wohnh. gewesen., Witwe des Joh. Friedrich Gscheidle, Schutzmanns.
Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Mensteig.
Aus Brachschläge und frisch geschälte Getreidestoppel« wird Thomasmehl je zeitiger, desto besser ausgestreut. Dabei braucht man gar nicht ängstlich zu sein, daß das Mehl dann auch gleich uutergeeggt oder uuterge- pflügt werde» müßte, es kann ruhig obenauf liegen bleiben, bis es gelegentlich der nächsten Arbeit mit Egge oder Pflug von selbst hiueinkommt. Das oberflächliche Liegeubleiben des Thomasmehls ist durchaus nicht von Nachteil, sondern auf Böden, die genügend Feuchtigkeit haben, sogar von Vorteil, denn gerade in den oberen Bodenschichten veranlassen die wertvollen Nährstoffe und Nebenbestandteile des Thomasmehls, Phosphorsäure, Kalk, lösliche Kieselsäure, Eisen und Magan, in ihrer Wechselwirkung mit Feuchtigkeit und Luft eine ganze Reihe von chemischen Vorgängen, durch die auch die Bodenbakterien zu einem lebhafteren Wachstum augeregt werden; in kurzer Zeit tritt dadurch ein Ergrünen des Ackerbodens ein, eine Gare, die sonst viel längere Zeit in Anspruch nimmt. — Für die Herbstmonate scheint die Nachfrage geradezu stürmisch zu werden.
Attenfteig
Amtsgerichtsbezirks Ragold.
Verkauf einer Geschäftshauses und Warenlagers.
In der Kovkurssache der Frau
Karoline Springer
Kaufmanns Witwe von hier, bringe ich am
Mittwoch, den 12. Anli -s. Js.
Vormittags 10 Uhr
auf dem hiesigen Rathause das günstig gelegene
Mohn- und Geschäftshaus
bestehend aus zwei Wohnungen und zwei an das Haus angebauten, geräumigen Magazinen, angekäuft zu 31000 Mk., ferner
Parz. Nr. 404 7 a 85 gw Baumacker am Hellesberg, im Werte,
von 300 Mk.
im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf. Bemerkt wird, daß das vorhandene, zu 17 00 0 Mk. angeschlagene
UM" Warenlager
in der Hauptsache bestehend in Kleidungsftoffe« für Damen vnd Kinder, Bettzeug und Drogerie«, «« Kloo mit dem Haus oder für sich erworben werden kann.
Liebhaber find riugeladeu.
Altensteig, den 30. Juni 1905.
Bezirksnotar:
«eck.
K. Forstamt Hofstett.
Post Teinach.
Zllttigttimkaof
Submission
am Samstag, de« 22. Juli Vorm. 10 Uhr
in Rehmühle aus Staatswald Hut Rehmühle Abt. 22, 42, 48, Hut Aichelberg Abt. 23:
Baustauge«: 25 la, 390 IK, 235 II., 15 III.
Hagsta«ge«: 480 I., 8io II., 70 III.
Die bedingungslosen Gebote auf die eiozeluen Lose, verschlossen und unterzeichnet mit Aufschrift „Gebot auf Stangen" wollen dem Forstamt bis zu obigem Tag vorm. 9 Uhr in Hofstett eingereicht werden oder von 9^2 bis 10 Uhr in Rehmühle, woselbst um 10 Uhr die Eröffnung stattfindet, welcher die Bietenden anwohuen können. Bedingte Gebote haben nicht Anspruch auf Berücksichtigung.
Losverzeichuisse vom Forstamt unentgeltlich.
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—>» bssksT" yiralr'töt — bei Osdr. Lisas», Lssllvxsii
Hochdorf.
Tsder-Anzeige.
Tiefbetrübt teilen wir Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht mit, daß unsere liebe Gattin, Mutter, Schwieger- und Großmutter
Marie Schaible
geb. Schneider
heute Morgen früh 3'/» Uhr nach langem, schwerem Leiden sanft entschlafen ist.
Den 8. Juli 1905.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Schultheiß Schaible.
Beerdigung: Montag, den 10. Juli, »achm. 2 Nhr.
Alle Arte«
ßexeliSM-Miiki'
1» Zrosssr ^.uswsUI
empfiehlt die
W. Meker fche Bnchdrnckerei.