Stadt Vicenza ist überschwemmt; das Wasser stieg dort einen Meter hoch. Hilfeleistung aus verschiedenen Orten ist organisiert.

* Raris, 15. Mai. Der Ministerrat hat im Prinzip beschlossen, eine Abordnung nach Berlin zu senden, um die Regierung bei der Hochzeit des deutschen Kronprinzen zu vertreten.

* Waris, 16. Mai. Der Spezial-Korrespondent des .Journal" berichtet aus Tokio über eine Unterredung, die er mit dem ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Grafen Oknma gehabt hat, der unter anderem gesagt haben soll, daß die Anwesenheit des russischen Geschwaders in den indo­chinesischen Buchten eine seiner Ansicht nach sehr beunruhi­gende Situation hervorgerufen habe. Wenn Jndochina einer anderen Nation gehörte, mit der die Japaner weniger gute Beziehungen unterhielten, daun hätte die außerordentliche Erregung des Volkes bereits alles hinweggefegt und die Regierung zu den äußersten Maßnahmen gezwungen. — Bezüglich der Friedensbedingungen sagte Oknma, Japan wird jeden Friedensvorschlag ablehnen, der Rußland gestat­ten würde, eine Revanche nach Wiederherstellung seiner mi­litärischen Kräfte ins Auge zu fassen. Japan müsse der Schiedsrichter über Ostafien sein. Wir würden uns nicht als befriedigt ausehen, wenn wir nur die Herrschaft über Korea und den Besitz der Halbinsel Liautung mit Port Arthur und Daluy sowie die Jose! Sachalin empfangen. Wevu Wladiwostok russisch bleibt, dann darf es nur ein Handelshafen bleibe», und die russische Herrschaft muß, wie unter Nikolaus I., am Amurfluß Halt machen.

* Limoges, 16. Mai. Infolge eines Artikels in einem sozialistischen „Volksblatt", worin die Soldaten aufgefordert werden, gelegentlich der Streikunruhen den Befehlen der Offiziere fernerhin nicht Folge zu leisten, und worin be­sonders drei Offiziere, die die Soldaten bei den Kravallen befehligten, beleidigt wurden, kam es zu einem Rekontre zwischen den Offizieren uvd den Redakteuren. Ein Haupt­mann versetzte einem Redakteur eine Ohrfeige, was dieser mit einem Faustschlag beantwortete. Der Vorfall ruft in Limoges großes Aufsehen hervor.

* RetersVvrg, iß. Mai. Jv Moskau find neue em­pörende Bestechungen entdeckt worden, infolge deren Militär­ärzte zahlreiche militärpflichtige Personen gegen gute Be­zahlung als dienstuntauglich erklärten. Auch Beamte der Militär-Verwaltung fi d au diesem Treiben beteiligt. Eine ganze Reihe von Beamten wurde verhaftet.

* Wetersöurg, 16. Mai. Der Arbeiter Sidortschuk gab gestern abend auf den Polizeimeister von Schitomir namens Kusarow 2 Revolverschüsse ab. Kusarow starb in wenigen Minuten. Der Mörder wurde verhaftet.

* Riga, 15. Mai. Auf eine Kosakeu-Patrouille wurde gestern abend um 11 Uhr von einer Umzeunung des Wör- manuparke saus ein Sprengkörper geschleudert, der einen die Patrouille begleitenden Polizeibeamteu am Fuße traf, jedoch beim Krepieren nur ein Pferd verletzte. Die Menge, die sich an dem Orte, wo die Explosion stattgefunden hatte, an- sammelte, wurde von den Kosaken zerstreut.

* Riga, 16. Mai. Gestern abend 11 Uhr warfen in der Nähe des Grisemberges unbekannte Personen eine Bombe gegen einen Polizeikommissar und 2 Polizisten. Der Kommissar und 1 Polizist wurden schwer verletzt, der zweite Polizist, der zunächst unverwundet geblieben war, wurde, als er die Täter verfolgte, von diesen durch Revolverschüsse getötet. Der andere verletzte Polizist ist ebenfalls seinen Wunden erlegen.

* Warschau, 16. Mai. In dem Vorort Lingurh bei Schitomir fanden neue Ausschreitungen gegen die Juden statt. Zwölf Juden wurden schwer verletzt nach dem Spi­tal von Schitomir gebracht.

* Sofia, 16. Mai. Die Regierung erhielt die Meldung, daß Dschengelew, der Direktor des bulgarischen Gymnasiums

in Salonik von Griechen durch Dolchstiche lebensgefährlich verwundet wurde. Diese Nachricht verschärft begreiflicher­weise die ohnehin gegen die Griechen schon bestehende Er­bitterung.

ss Stockholm, 16. Mai. Der Reichstag hat mit 219 gegen 146 Stimmen die Vorlage betr. Einführung eines Ausfuhrzolles auf Eisenerze abgelehnt.

ss ßhristiavia, 16. Mai. Das Tagblad will wissen, daß König Oskar die Regierung am 1. Juni wieder über­nehmen werde.

* Kopenhagen, 16. Mai. Die dänischen Behörden sind benachrichtigt worden, daß das 4. russische Geschwader in drei Wochen die dänischen Gewässer auf der Fahrt nach Ostafien passieren wird. — Das 4. baltische Geschwader liegt zur Abfahrt bereit im Hafen von Reval.

* London, 16. Mai. Reuter meldet aus Tokio: Hier­her ist das Gerücht gelaugt, daß eine Abteilung deutscher Truppen Haitschu, südlich von Schantung, besetzte und die deutsche Flagge dort aufgepflanzt und salutiert wurde. Haitschu liegt an der ausgedehnten Bai nördlich des alten Kanals des Hoangho. Diese Nachricht hat hier Sensation hervorgerufev.

ss London, 16. Mai. (Unterhaus.) Taylor richtete au den Ministerpräsidenten Balfour die Anfrage, ob er eine Nachricht von der gemeldeten Beschlagnahme eines chinesi­schen Hafens durch Deutschland habe. Balfour erwiderte, es sei ihm die Nachricht gerüchtweise zu Ohren gekommen; es lägen ihm aber keine amtlichen Meldungen vor.

js Tanger, 16. Mai. Die deutsche Solidergesandtschaft unter Grasen Tattenbach wurde heute vom Sultan mit dem üblichen Zeremoniell empfangen.

Bon der Kaiserreise.

* Metz, 15. Mai. Der Kaiser empfing im Fahnen- zimmer des Generalkommandos den Kardinal Kopp in Gegenwart des Reichskanzlers Grafen Bülow, des Statt­halters Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg und der Herren der Umgebung und des Hauptquartiers sowie in Gegen­wart der hier anwesenden Bischöfe. Der Kardinal überreichte dem Kaiser mit einer Ansprache den Orden vom heiligen Grabe. Der Kaiser erwiderte mit einer Rede. Nach dem Empfange Dr. Kopps gab der Kaiser im Speisesaal des Generalkommandos ein Diner.

* Metz, 16. Mai. Heute Vormittag 8 Uhr ist der Kaiser unter den Klängen der „Metzer Mutter" (große Glocke der Kathedrale) nach Mörchingeu abgefahren.

ss Mörchingen, 16. Mai. Der Kaiser traf heute mor­gen 9V» Uhr hier ein und wurde am Bahnhof von Kreis- direklor Loeper-Forbach und dem Bürgermeister des Kan­tons erwartet. Der Kaiser ritt durch das Spalier der Kriegervereine zum Exerzierplätze. Hier erfolgte der Parade­marsch d:r Garnison, an dem sich eine Gefechtsübung an­schloß. Nach dieser Beendigung ritt der Kaiser an der Spitze der Fahuenkompaguie durch die großartig geschmückte Stadt nach dem Offizierskafiuo. Eine ungeheure Menschen­menge jubelte dem Kaiser begeistert zu, der freundlich dankte. Beim Frühstück im Offizierskafiuo brachte Generalmajor von Uechtritz dem Kaiser den Dank für seinen Besuch dar und gelobte Treue bis in den Tod. Der Kaiser gedachte in seiner Erwiderung mit höchst anerkennenden Worten der Leistungen der Truppen und betonte, daß wir uns hier auf dem historisch-kulturellen Boden des einstigen Herzogtums Lothringen befinden. Nach dem Frühstück fuhr der Kaiser im Automobil zum Bahnhof. Zum Abschied reichte der Kaiser dem Bezirkspräfidenten und dem Kreisdirektor die Hand und dankte für den prächtigen Empfang. Die Ab­fahrt nach Wiesbaden erfolgte um 2 Uhr 10 Minuten.

js Wiesbaden, 16. Mai. Der Kaiser traf 5.10 Uhr mittels Soriderzuges, begleitet vom Reichskanzler Grafen Bülow und dem Gefolge, auf dem hiesigen Tauuusbahnhofe ein,

woselbst sich zur Begrüßung des Monarchen der Polizei­präsident von Schevck, uvd der Kommandeur des Füstlier- regimevts von Gersdvlff, Kurhessisches Nr. 80, Oberst Süßkind, eiugefvndeu hatten. Vom Bahnhof fuhr der Kaiser sofort durch die reich geschmückte Stadt zum Theater, um der Generalprobe beizuwohneu.

* Wiesbaden, 16. Mai. Die Kaiserin wird morgen Abend von Potsdam abreiseu und am Donnerstag 8 Uhr früh hier eintrcffen.

Der russisch-japanische Krieg.

* Tokio, 16- Mai. Die Gesamtzahl der russischen Ge­fangenen in Japan beträgt nach den neuesten Feststellungen 10 Generale, V0 Stabsoffiziere, 884 Hauptleute und Leut­nants 8558 Unteroffiziere und 50 769 Gemeine.

* Kongkong, 16. Mai. Am 10. Mai abends begeg­nete ein Dampfer dem baltischen Geschwader, welches sich anscheinend nach der Houkohe-Bai begab. Au der Spitze fuhren zwei Torpedojäger.

* Kongkong, 16. Mai. In der Nähe von Gradock (Hongkong) wurden in der vergangenen Nacht 12 Schiffe gesichtet, deren Lichter gelöscht waren.

* Kongkong, 16. Mai. Nach Informationen des „Mor- ning Leader" liegt die gesamte russische Flotte beider fran­zösischen Insel Sthoh», ungefähr 150 Kilometer südwestlich von Hongkong.

* Tokio, 16. Mai. Nunmehr weiß man ganz bestimmt, daß die baltische Flotte, nachdem sie zeitweilig die Houkohr- Buchl am 8. ds. Mts. verlassen hatte, dorthin zurückgekehrt ist und dort vor Anker liegt.

* Tokio, 16. Mai. Wie nach Paris gemeldet wird, hat die Nachricht, daß das russische Geschwader wieder in der Honkohebucht vor Anker gegangen sei, erneut unter der ja­panischen Bevölkerung große Verstimmung und Erbitterung gegen Frankreich Hervorgerufe».

* Kongkong, 15. Mai. Infolge ihr zugegangener Be- richte entsandte die chinesische Regierung einen mit dem Völkerrecht und dem chinesischen Seerecht vertrauten hohen Beamte» nach der Insel Haiuan, um Erhebungen über den dortigen Aufenthalt des russischen Geschwaders vorzunehmen. Mau entnimmt daraus, daß China sich bemüht, den Ver­pflichtungen der Neutralität nachzukommeu.

* Tschis«, 16. Mai. Ein aus Niutschwang heute hier eingetroffenrr Dampfer berichtet, daß ein japanisches Trans­portschiff durch Ausstößen auf eine Mine in dem Golf von Petschili gesunken ist und daß dieser Unfall sich gleichzeitig mit dem Sinken des Transportdampfers „Sheyntsu Maru" ereignete.

ss Nagasaki, 16. Mai. Die Beschlagnahme des auf der Fahrt nach Wladiwostok von den Japanern weggenom- meuen holländischen Dampfers „Wilhelmina" ist vom Prisen- aericht in Saseho als rechtSgiltig erklärt worden.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 13. Mai. (Schlachtviehmarkt.) Erlös aus V- Kilo. Schlachtgewicht: Ochsen: ausgemästete 78—80 Pfg., fleischige und ältere — bis —. Bullen (Farren): vollfleischige 64—65 Pfg„ ältere und wenig fleischige 62— 68 Pfg.; Stiere und Jungrinder: aus­gemästete 76 bis 78 Pfg., fleischige 73bis 74Pfg., geringe 66 bis 70Pfg., Kühe: junge ausgemästeie — bis —, ältere aus gemästete 63-65 Pfg^ geringere 50 bis 55 Pfg; Kälber: beste Saugkalber 84—96 Pfg., gute Saugkälber 91—93 Pfennig, geringere Saugkälber 88 bis 90 Pfennig: Schweine: junge fleischige 64—65 Pfg., schwere fette 62-63 Pfennig; geringe Sauen 58-60 Pfg- Verlauf des Marktes: Mäßig belebt.

* Stuttgart, 15. Mai. Mehlpreise pro 100 Kg inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29-30 Mk., dto. Nr. 1: 27-28 Mk., dto. Nr. 2: 25,50-26,50 Mk., dto. Nr. 3: 24-25 Mk., dto. Nr. 4: 21-22 Mk. Suppengries 29—30 Mk. Kleie 9,75 Mk.

Soukurse.

vr. inoä.Ludwig Brändle, früherer prakt. Arzt in Schnaitheim, zur Zeit in Gmünd. — Nachlaß des j- Christian Brixner, Gemeinde­rats, früheren Frohnmeisters in Beilstein. — Friedrich Schneider, Kauf­mann in Hohentengen.

Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.

Altensteig Stadt.

ImMl.

Nächsten Sonntag, den 21. Mai 1SV5

rücken sämtliche 4 Kompagnie«

zu einer Hebung aus.

Antreten präzis 7 Uhr.

Alteusteig, 17. Mai 1905.

Das Kommando.

Aitririveilair.

Tsder-Anzeige.

Tiefbetrübt teile ich Verwandten, Freunden ' und Bekannten mit, daß meine liebe Schwester

" Veronika Dürr

nach längerem, schwerem Leiden sauft ver­schieden ist.

Die tieftrauerude Schwester:

Anna Maria Dürr.

Beerdigung: Freitag mittag 1 Uhr.

K. Forstamt Klosterreichenbach.

KtammHolz-

Derkanf.

Am Mittwoch, den 31. Mai

vorm. 10 Uhr

in der „Sonne" in Kloster­reichenbach aus Staatswald Ailwald, Rosenberg, Schö.iegründer- wald und Dobelwald: 6106 Radel- holzstämme (worunter 1104 Rot- forchru in besonderen Losen) mit Fm. Langholz: 54 I., 388 II., 710 III., 1019 IV., 436 V. Kl. Säg­holz: 9 I., 10 II.. 17 III. Kl.

10 Eiche« V. Kl. mit 1 Fm.

Losverzeichnisse unentgeltlich durchs Forstamt.

Alteusteig-Stadt.

Jeisverkauf

am Samstag, den 2V. Mai d. I

aus Stadtwald Priemen Abt. 8 Dachsklinge, Abt. 15 Reuteteich, Ab». 24 Reute:

710 Rm. Reis ans Hausen.

Zusammenkunft vormitt. 9*/, Uhr in Abt. 8 an der Priemensteige. Den 16. Mai 1905.

Stadtschulth.-«mt:

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