Li», eine Pression auf Japan auszuüben, um einen Bruch mit Japan zu verhindern. Er soll ihm zugleich versichert haben, daß England es jedenfalls ablehnen würde, sich mit in einen Konflikt verwickeln zu lassen.
* London, 8. Mai. Die heutigen Abendblätter konstatieren mit sichtlicher Erregung, daß die Beziehungen zwischen Japan und Fravkreichäu- ß e rst kritisch geworden find. In englischen politischen Kreisen befürchtet man sehr unangenehme Verwicklungen in der internationalen Lage. Man nimmt an, daß Rußland versuche, diese Komplikationen herbeizuführen.
ff London, 9. Mai. Der hiesige japanische Gesandte Hayaschi hat bezüglich des Aufenthalts der baltischen Flotte in den französischen Gewässern dem Reulerschen Bureau gegenüber die Erklärung abgegeben: Die Lage ist eine sehr schwierige, aber sie kann iu keiner Weise als eine kritische angesehen werden, solange die französische Regierung gewillt ist, strengste Neutralität aufrecht zu erhalten. Dies ist unserer Meinung nach der Fall. Ich erkläre deshalb nochmals, daß von einer Krisis keine Rede sein kann; obgleich die Lage nicht kritisch ist, würde es doch unklug sein, zuzulassen, daß das Nationalgefühl der Japaner noch fernerhin bis zu einer unberechenbaren Höhe aufgereizt würde. Es besteht aller Grund zur Annahme, daß die französische Regierung einen Weg finden wird, die öffentlichen Beunruhigungen zu beseitigen uud die Möglichkeit einer Ausdehnung der Kriegsphäre ganz außer Frage zu stellen.
* FoKio, 9. Mai. Anläßlich der Abreise des Prinzen Karl Anton voll Hohenzolleru weist die Zeitung „Jystki" darauf hin, wieviel Japan Deutschland um die Reorganisation der japanischen Armee schulde. Als der Krieg ausbrach, sei es der natürliche Wunsch des Heeres g.weseu, iu blutigem Waffengange zu beweisen, daß es seines Lehrers würdig sei. Nicht nur die Armee, sondern auch daS ganze Volk haben mitFreude undDank- barkeit die Anwesenheit des Prinzen empfunden, der während mehrerer harter Monate in der Mandschurei den Operationen der Truppen gefolgt sei. Der Prinz, so hoffe man, werde von dem Gesehenen die besten Eindrücke mit nach Hause nehmen.
* Tokio, 9. Mai. Die Regierung ist damit beschäftigt, die Pläne fertig zu stellen, nach denen iu den von dev Japanern besetzten Gebietsteilen der Mandschurei der Ersatz der Militärverwaltung durch Zivilverwaltung stattfiuden soll.
Aus Deutsch-Südwestafrika.
* Iu Deutsch-Südwestafrika haben Ende April neue Kämpfe mit dem Bandevführer Morenga stattgefundeu. Ein Telegramm aus Windhuk besagt: In den Karasbergeu erreichte am 26. April Leutnant v. Detten mit einem Zug bei Ganaus den nach Osten adziehendeu.Morenga, den er avgriff. Nachdem am 27. April Hauptmann Winterfeld mit Verstärkungen eingetroffen war, wurde der Gegner mit einem Verlust von mindestens 15 Toten in die Berge östlich von Ganaus geworfen, wo seine Spuren ausetuanderlaufen. Diesseits 6 Manu gefallen, 10 verwundet.
* Berlin, 8. Mai. Auf dem Platz, wo zu Beginn des Aufstandes in Südwestafrika der Farmer Zimmermanu ermordet wurde, an der Bahnstrecke zwischen Karibib und Okahandja gelegen, wurde iu der letzten Woche die Frau des Ingenieurs Schenkel ermordet. Einem eingeborenen Diener wurde die Kehle durchges chnitten, die bewegliche Habe geraubt oder zerstört. Soweit bisher bekannt, waren die Täter Hereros.
* Merlin, 8. Mai. Aus Windhuk wird gemeldet: Die gegen die Bande des Kapitäns Kornelius entsandte Abteilung Zwehl traf am 1. Mai drei Werst von Kutip etwa 75 Kilometer südwestlich von Gibeon ein und warf den
Gegner, von dem 24 Mann fiele«, zurück. 500 Stück Großvieh und etwa 2000 Stück Kleinvieh wurden erbeutet. Auf deutscher Seite keine Verluste.
Der russisch-japanische Krieg.
ff Betersönrg, 9. Mai. General Linnewitsch meldet dem Kaiser am 7. o.: Kapitän Baron Räder verbrannte auf einer Aufklärungsfahrt mit Torvedobooteu au der j a- pautsch en Küste iu einer Entfernung von 2 Meilen vom Kap Loutsouki einen japanischen Schooner, dessen Befatzung an Land gesetzt wurde. 15 Meilen von der japanischen Küste nahm er einen zweiten Schooner weg, nahm seine 9 Manu starke Besatzung an Bord und lieferte die Prise nach Wladiwostok ein.
ff Betersvrrrg, 8. Mai. Der Petersburger Telegraphen- Ageütur wird aus Lytuca gemeldet: Auf dem linken Flügel begegnete eine Kolonne am 5. im Jmpolingpaß etwa zwei japanischen Bataillonen mit 6 Geschützen, wobei Schüsse gewechselt wurden. Gegenüber der russischen rechten Flanke sollen bedeutende japanische Strettkräfte bemerkt worden sein. Der Wachdienst der Japaner ist derartig verstärkt, daß mehrere Kavallcriepatrouillen unmöglich die Vorpostenlinie durchbrechen können.
* Belersörrrg, 8. Mai. Alle Telegramme aus der Mandschurei berichten, daß die Japaner stündlich Angriffe gegen die rechte Flanke der Russen ausführen. Jedoch wird keine große Schlacht iu den nächsten 14 Tagen erwartet.
* Songkoug, 8' Mai. Der nach der Kamrahnbucht entsandte Berichterstatter des „Bureau Lassan" kabelt jetzt über den Aufenthalt des russischen Geschwaders in der Kam- rahubucht nähere Einzelheiten, deren telegraphische Beförderung der französische Zensor in Saigon am 30. April verweigert hatte. Der Korrespondent führt aus, daß die Russen tatsächlich iu d er Kä m rah u b u ch t eine Flottenbafis für Ausbesserungen, für Ergänzung der Vorräte uud Koh lenz u f u h r , hatten, die sie 10 Tage lang benutzten und die monatelang v orher eingerichtet worde u war. Riesige Mengen Kohlen uud Vorräte für das Ostsee-Geschwader waren in den vorhergehenden Monaten mit vollem Wissen der französischen Regierung in Saigon aufgestapelt worden, und Admiral Roschdjestwensky ließ seine Schiffe offen unter Leitung des Kapitäns des in Saigon internierten russischen Kreuzers „Diana", Fürsten Lieven, mit Vorräten versorgen. Fast die ganze Zeit über war der französische Admiral de Jonquieres in der Kamrahnbucht anwesend. Ohne die französische Hilfe würden die Russen in die schlimmste Lage geraten sein. Der Korrespondent, der am 2. Mai Saigon verließ, Passierte auf dem Fluß vier
^ russische Trausportdampfer mit Vorräten für das Ostsee- Geschwader und beim Kap St. JameS einen deutschen und vier französische Transportdampfer mit voller Ladung.
* Saigon. 8. Mai. Das Geschwader des Admirals Rochdjestwensky, das sich von der Honkohebucht aus nach Süden begeben hat, ist von dem Beobachtungsdienst des Admirals JonquiSres bei einer benachbarten Bucht gesehen worden. Roschdjestwensky erklärte, alsbald die Anker ! aufnehmen zu wollen.
ff Baris, 9. Mai. Ein heute nachmittag hier einge- gaugenes Telegramm des Admirals Jonquisres besagt, daß das Geschwader des Admirals Roschdjestwensky von der Vanfongbucht mit unbekanntem Ziel abgefahren sei.
Zu Schillers hundertjährigem Todestage -
Seht dort, die Feuerbrände Ringsum auf lichten Höh'n!
Warum die Flammenzeichev,
Der Glocken Vollgetön? s
Es soll im Schwabeulande Erinnern an den Mann,
Den ein echt Schwabenherze Niemals vergessen kann.
Der Name Schiller schwebe Auf jedes Schwaben Mund,
Er künde sein Verdienen Bis an der Erde Rund.
Er lehrte uns den Segen Der Arbeit recht versteh'»,
Er zeigte die Gefahren Von trägem Müßiggeh'n.
Er lehrt uns Menschen prüfen, Zeigt deutlich ihren Wert,
Der Menschen Müh und Sünde, Der Menfcheu Tück' auf Erd.
Er lehrt uns Menschen achten Trotz ihrer Fehler all;
Er glaubt niemand verloren Auf Gottes Erdeuball.
Solange Gottes Gnade Den Sünder selig macht,
Solange sein Erbarmen Ob seiner Seele wacht.
Das Göttliche desMenschen Erkennt er tief und rein:
Der Mensch muß seinem Richter Dafür einst haftbar sein,
Wenn in dem Weltgerichte Er fordert aus der Hand Das Herz, das er ihm göttlich Am Anfang zugewandt.
Wir wollen nie vergessen,
Was Schiller uns gebracht. — Daß doch in allen Herzen Sein Gutes wär' erwacht,
In uus'res Volkes Seele Sich tief möcht senken ein Und in dem Volk erstrahlte Wir gold'ner Sonnenschein,
Daß noch iu Zukunftstagen Die Jugend pflückt die Frucht,
Die Schiller unsrem Volke Zu bieten hat gesucht.
Hartmann.
Handel und Verkehr.
* Kerreriktrg, 6. Mai. Schweinemarkt. Zugeführt: 1S5 Milchschweine und 80 Läufer. Preis per Paar Milchschweine 25 bis 42 Mark, Läufer SO- 100 Mark. Verkauf gut.
* Wottweik, 6. Mai. Schweinemarkt. 248 Milchschweine und S Läufer. Ter Handel war bei sehr hohen Preisen recht lebhaft, so- daß in kurzer Zeit die ganze Zufuhr abgesetzt wurde und viele Käufer mit leeren Säcken abziehen mußten. Bezahlt wurde für erstere Gattung 24—48 Mark (für mehrere Paare sogar SO Mark).
Konkurse.
Alista Lörmann geb. Krespach, Witwe des Josef Hörmann Schusters in Eutingen. — Friedrich Haller, Weingärtner und dessen Ehefrau Luise Haller geb. Rück, beide in Schorndorf, seither in Grimbach. — Karl Leibfarth, Küfer in Dettingen a. E.
Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.
nähme; aber seine Geringschätzung läßt er mich bei jeder Gelegenheit fühlen. Er sagt, ich wäre von klein auf „überspannt" gewesen, uud Mutter hätte mich nicht strenge genug gehalten. Wenn er wüßte ... Ich lebte ja nicht mehr, wenn Mutter nicht immer so gütig und voll Erbarmen gewesen wäre.
Seine ewigen „Ermahnugeu" statt dessen, sie habe» mich entnervt. So oft er nur damit beginnt, bricht mir schon der Angstschweiß aus; es ist, als fiele ein Bienenschwarm über mich her, und jede senkte ihren Stachel in meine Seele. Wird das aufhörev, wenn ich Schwabers Frau bin? Eine Todesangst packt mich zuweilen, wenn ich denke, daß ich auch bei ihm keinen Frieden fände, daß er Vater gleichen könnte iu seiner sublimen Nichtachtung alles dessen, was „Frau" heißt. Ich besitze ja nicht Mutters Größe, ihre sittliche Kraft: ich ginge zu Grunde . . .
Wir werden ganz klein anfangen, Doris ! Schwabers Gehalt kennst Du ja, und ich bringe ihm nichts mit als meine Aussteuer. Vater hat alle seine Ersparnisse und auch Mutters kleines Vermögen an Richard gegeben, „angelegt" ueunt er es. Richard scheint ja sein Glück zu machen. Er will sich mit seinem Chef, dem reichen Bankier Hohumaier, assoziieren und. . . sein Schwiegersohn werden. Kennst Du vielleicht dies Fräulein Hohumaier? Sie soll sehr elegant, sehr geistreich sei». Kannst Dir BaterS Freude darüber denken I Er stellt Richard jetzt jedem jungen Manne ! seiner Bekanntschaft als leuchtendes Beispiel hin. Schwaber sinkt förmlich zusammen wenn er nur von ihm reden hört.
„Wer es iu seinem Leben doch auch so weit brächte!" seufzte er neulich, daß wir es hörten.
Ich in meiner Einfalt hingegen frage mich vergebens: was hat dieser Musterknabe denn geleistet? Weder durchge- rungen wie Bruno hat er sich, noch finanziell unabhängig gemacht, wie Ihr alle beide. Ach Doris, Du I Wärst Du nicht meine geliebte Schwester, ich würde dich beneiden
Wie stehst Du im Vergleich zu mir da! Du brauchst nicht mit Deiner Person dafür zu zahlen, daß ein Mann Dich ernährt und kleidet. Wäre ich noch wie früher, ich ginge fort, irgendwo hin ins Ausland, um dieser hoffnungslosen Heirat zu entrinnen ; aber ich bin gebrochen. Mein bißchen Verstand reicht gerade noch so weit, daß ich die mir vom Vater aufgegebene Aufgabe lerne: eine gute Hausfrau und Gattin zu werden . . .
Siehst Du Herr Stamer zuweilen ? Richard äußert sich ziemlich abfällig über ihn.
Bon Bruno haben wir die letzte Nachricht wieder aus England. In etwa drei Monster» kommt er zurück, um sich dann endgültig in Berlin uiederzulassen. Mutti ist glücklich darüber; aber Vater — ich fürchte, er hat ihm immer noch nicht verziehen, obgleich Bruno doch hier war. Es schien zu Anfang, als ob alles gut wäre; als Bruno aber noch denselben Abend abreiste, waren sie gegeneinander erkältet. Vater will an seinen Kindern keine Individualität haben —
und Bruno ist doch eine!-Ach, auch Du bist eine,
Doris!
Wirst Du zu meiner Hochzeit kommen können? Sie soll nur sehr klein werden: wir und Schwabers Familie. Ich kleidete mich am liebsten in Schwarz; als ich aber nur einmal den Wunsch äußerte, sahen sie mich alle an, als ob ich den Verstand verloren hätte.
Ade, Geliebteste! Drei Wochen nur noch, dann vollzieht sich mein Schicksal: Jda Normann ist tot; aber sie hat nicht aufgehör«, Deine arme Schwester zu sein. ..."
* *
»
„Was werden sie zu mir und Leu sagen I" dachte Doris noch ganz bewegt von den Klagen, die aus jeder Zeile in Jdas Brief hervorbracheu. Sie war sich ihrer eigenen Verlobung kaum recht bewußt denn ihre Exameuarbeiten und mehr noch die immer noch kranke Frida Meilke nahmen sie
fortwährend in Anspruch. Sie hatte au Richard geschrieben daß sie ihn zu sprechen wünschte; der ließ aber nichts von sich hören oder sehen.
Zn ihrem Verlobten sagte sie: „Es gibt nur eine Lösung: Richard muß das Mädchen heiraten."
„Du gehst ja mit einem Radikalmittel ins Zeug, lieber Schatz I" eutgeguete Stamer ungläubig. „Raus vorrons!"
Er stand im Begriff, sich den elterlichen Segen zu holen da er unter den herrschenden Umständen an seiner Braut doch nicht viel mehr als nichts hatte.
„Das muß vorschriftsmäßig erledigt werden," meinte er. „Ich kenne unser Oberhaupt: Bratenrock, Klapphut usw. usw. Auch die nötige Rührung darf nicht fehlen. Uebrigens gut, daß du nicht mit kannst. Ich mag dich nicht auch von der eivzuheirateuden Familie, den Schwabers, abknutschev lassen. — Fi Deibel! Na, also, ich telegraphiere dir dann umgehend das Resultat. Einen Korb wird es hoffentlich nicht geben."
„Das wäre schlimm, nachdem meines Vaters Tochter es vorher versäumte, ihn dir zu verabfolgen," lachte Doris.
Denselben Abend noch traf ein Telegramm ein : „L.I1 rigbt! Oberhaupt gemütlich. Mutter ein Engel. Aber das Jdchen ... Da ist etwas faul im Staate Dänemark. Bleibe nur über Nacht, um iu Deinem Mädchcustübchen zu logieren. Diese himmlischen Träume! Dein glücklicher Löwe."
(Fortsetzung folgt.)
* (Unter Lehrbuben. „Wie gefällt's Dir denn iu Deiner Lehre?" — „Der Meister und die Gesellen reißen sich um mich."
* (Ein Heuchler.) Sie: „Du kommst so spät nach Hause und unterstehst Dir noch zu lachen?' — Er: „Aber nur aas Freude, Dich wiederzusehen I"