einem erfreulichen Eiuverständnis überweseutliche Punkte. Die Vorschläge bedürfen zunächst der Genehmig­ung der beteiligten Regierungen.

* Zkerli«, 6. Mai. Die Morgenblätter melden aus Rom: Dank den Bemühungen des Advokaten Mattarole in Florenz, des Vertreters des Königs von Sachsen und des sächsischen Justizministers, ist zwischen dem König und der Gräfin Montignoso ein Abkommen getroffen worden, wonach die Gräfin die kleine Prinzessin noch einige Zeit behält und eine erhöhte Apanage bezieht; dagegen verzichtet die Gräfin auf die sächsische Staatsangehörigkeit. Auch über den Zeitpunkt des Wiedersehens der übrigen Kinder wurden Abmachungen getroffen.

* Berti«, 6. Mai. Aus Lübeck wird gemeldet: Nach einem Gutachten des Generals Barandon-Kiel, wonach es sich bei den von der Germania-Werft nach Rußland ver­frachteten Dampfbooten um Lustboote, nicht um Torpedo­boote handele, wurde die Beschlagnahme der Maschinenteile aufgehoben.

* Bertt«, 6. Mai. Die Nordd. Allg. Ztg. stellt fest, daß mit der im Pariser Gaulois abgedruckten angeblichen Unterredung mit dem Reichskanzler Grafen Bülow der Gaulois emer groben Mystifikation zum Opfer gefallen sei. Die von ihm gebrachte Unterredung sei ein freies Phantastegebilde.

ff Wilhelmshaven, 7. Mai. Der Transportdampfer Rhein" ist heute mittag mit dem Ablösungstransport für das ostastatische Kreuzergeschwader, der 1200 Offiziere und Mannschaften beträgt, in See gegangen.

NnsLändifchss.

* Wie«, 6. Mai. Das Krakauer Blatt Czas meldet aus Warschau; Gestern nachmittag erfolgte die Ermord­ung des Polizeirevisors Abrahamowitsch, der die letzten blutigen Ereignisse verschuldete. Er erhielt fünf Revolverschüsse. Dreien seiner Kollegen wurden Todes­urteile zugestellt.

ff Ooissy, 7. Mai. Der Kriegsminister hielt auf einem heute ihm zu Ehren gegebenen Festmahl eine Ansprache, in der er sagte:Niemand hat die Ereignisse der Zeit vor 34 Jahren vergessen. Jedermann hofft ähnliches nicht mehr zu Wiedersehen, denn wenn das erste Bedürfnis des Landes, der innere und äußere Friede sei, so müsse Frankreich, um diesen Frieden zu erlangen, stark sein. Man dürfe nicht in der Lage sein, Gefühle, die nur von höherem Interesse des Landes und der Humanität eiogegeben würden, auf Schwäche zurückzuführen.

' Hlom, 6. Mai. DieAgevzia Stefan!" meldet aus Singapur von heute: Der italienische DampferPerseo" ging, begleitet von dem KreuzerPuglia", nach Colombo ab. Au Bord befinden sich italienische Truppen, die Peking verließen, wo eine Abteilung Matrosen zurückblieb. Der Perseo" dampfte ohne Zwischenfall durch Gewässer, in denen russische und japanische Schiffe kreuzten.

* Betersöurg, 7. Mai. Nach von der persischen Grenze eingegongenen Nachrichten ist der Gouverneur von Ardebil, Nosrulsalnate, nach Teheran abberufeu worden, weil es beim Versuch, die Grenze bei Beljasuwara zu Unguvstrn Rußlands zu verschieben, zu einem Zusammenstoß mit der russischen Grenzwache kam, wobei 100 persische Sol­daten getöret worden sein sollen.

* Moskau, 6. Mai. Leute, die aus Orechow-Sujewo im Moskauer Fabrikbezirk hier eiugetroffen find, berichten, daß dort in der letzten Zeit heftige Kämpfe zwischen Truppen und Arbeitern stattfande». Im Verlaufe der Ereignisse wurden 50 Gebäude niedergebrannt.

* Warschau, 6. Mai. Nach hiesigen Meldungen wurden bei den Unruhen am 3. und 4. Mai mehrere Hundert Personen verhaftet. Die Soldaten verfolgten die Fliehenden bis in ihre Wohnungen und nahmen dort Leibes­

visitationen vor, wobei zahlreiche revolutionäre Schriften, Waffen und ExPlofionSstoffe zu Tage gefördert wurden. Fünf Hausbesorger, welche der Polizei bei den Verhaftungen geholfen hatte», wurden von den Revolutionären ermordet.

ff In den Tschusowajawerken ist ein Ansstand aus­gebrochen. Die Fabriken find mit Truppen umstellt. Militär mit einem Feldgeschütz bewacht die Eisenbahnbrücke über den Tschusowajafluß.

* Loudo«, 6. Mai. Die unerwartete gestrige A b- bestellung der großen Manöver sämtlicher eng­lischen Flotten erfolgte nach einer Verständigung des Mi­nisterpräsidenten Balfour und des Minister des Aeußeru, Lansdcwne, um eine weitere Beunruhigung und Mißver­ständnisse seitens Deutschlands durchaus avszuschließev. AIS Manöverthema war angenomweu ein plötzlicher Üeberfall eines Gegners während einer Vorkrifis und während die diplomatischen Bemühungen um Erhaltung des Friedens noch avdauerten.

* Madrid, 7. Mai. Heute begannen mit großem Ge­pränge die Festlichkeiten aus Anlaß der Dreihundertjahr­feier der ersten Veröffentlichung des Don Quichotte. Zur Feier entsandten Deutschland, England, Frankreich, Italien und Rußland, sowie die mittel- und südamerikanischen Re­publiken offizielle Vertreter. Die Stadt ist reich geschmückt. Zahlreiche Fremde find eingetroffcn. Eine Blumenschlacht am Tag und ein militärischer Zapfenstreich am Abend lei­teten die festlichen Veranstaltungen ein.

Dir rrrsfifch-japanische Krieg.

ff Tokio, 7. Mai. Von dem mandschurischen Kriegs­schauplatz wird gemeldet, daß der äußerste rechte, wie der äußerste linke Flügel deS Marschalls Oyama beträchtlich vorgerückt find.

ff Tokio, 7. Mai. Amtlich wird bekannt gegeben: Eine japanische Abteilung, welche von Tuvghua aus in nörd­licher Richtung vorrückte, zersprengte die feindliche Kavallerie und besetzte am Montag Kupatai, 28 Meilen nördlich von Tuvghua. Eine andere Abteilung rückte gegen Fenchua und Fakuam vor und zersprengte am 4. Mai den in der Gegeud von Erhsiaotuu und Tasiaotun, 30 Meilen nord­westlich von Fakuam stehenden Feind und besetzte am Abend desselben Tages Paptuv.

* Tokio, 6. Mai. Vier Torpedoboote aus Wladiwostok erschienen gestern westlich von Jesso und nahmen und ver­brannten auf der Höhe von Suttsu ein kleines Segelfahr­zeug. Sie nahmen den Kapitän gefangen und verschwan­den in nordwestlicher Richtung; jedenfalls kehrten sie nach Wladiwostok zurück.

* Fokio, 6. Mai. Der Mannschaft des Segelschiffes, das gestern auf der Höhe von Suttsu westlich von Jesso von russischen Torpedobooten aus Wladiwostok verbrannt wurde, gelang es mit Ausnahme des Kapitäns, sich an Land zu retten. Das Schiff wurde von den Russen augezündet nachdem das Deck mit Petroleum begossen worden war.

Zum 9 Mai 1905.

Im guten Württembergerlande,

An unsrem schönen Neckarstrande,

Lang Mutter ihm sein Wiegenlied.

Natürlich ist man stolz in Schwaben,

Solch einen Mann gehabt zu haben,

Wie ihn die Welt wohl nimmer sieht.

Wer so ergreifend schön gesungen,

Sich so den Lorbeerkranz errungen,

Erregt fürwahr der Götter Neid.

Da kann es kein vergessen geben,

Durch solche Werke muß er leben,

Lebt er auch fort in Ewigkeit.

St.P. Pfinder.

Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.

ruhig so fort machen wolle. Das Zentrum sei eine rein konfesfionelle Partei. (Sehr richtig!) Es organisiere sich an der Hand der Kirchenorganisation. Gerade durch das Zentrum seien die kovfesfionrllcn Gegensätze immer schärfer geworden, und eben Gröber habe das stärkste dazu beigetragen. Man müsse wachsam sein, daß die Funktion des pari­tätischen Staates nicht allzu sehr außer Acht gelassen wer­den. Damit schließt die Debatte. Fortsetzung nachmittags 5 Uhr. In der Weiterberatung des Kultusetats zur israe­litischen Zeutralkirchenkasse fragt Abgeordneter Götz an, wie es um deu schon vor fünf Jahren angeküodigten Gesetzent­wurf über die Aeuderung der Rechtsverhältnisse der israeli­tischen Kircheugemeivschafteu stehe. Minister von Weiz­säcker glaubt, versprechen zu können, daß in nicht ferner Zeit der Entwurf veröffentlicht werden wird. Hierauf ge­langt der sozialdemokratische Antrag zur Beratung, welcher die Regierung ersuch', der Kammer eine Ueberficht vorzulegen darüber, wie weit die Verpflichtung des Staates zur Für­sorge für die Kirche auf Grund der Einziehung des Kirchen­vermögens und der noch nicht erfolgten Ausscheidung des­selben geht. Abgeordneter Kloos (Soz.) begründet den Antrag. Hieb er (D. P.) ist mit dem Antrag einverstanden. Kultusminister von Weizsäcker gibt eine historische Dar­legung der Verhältnisse des Kirchenguts, von Sand­berger verweist auf die vielen fruchtlosen Bemühungen, welche im vorigen Jahrhundert zu demselben Zweck gemacht worden seien. Man könne nicht von den heutigen, völlig veränderten Verhältnisse» cmS üne Untersuchung anstellen, deren Tragweite man nicht übersehen könne. Abgeordneter Liesching (Volkspartei): Alle diese Fragen seien deshalb so schwierig, weil hier die Verhältnisse zwischen Kirche uvd Staat hineinspielen. Wenn einmal das finanzielle Verhält­nis zwischen Kirche und Staat geklärt sei, dann werde auch eine Revision des sonstigen Verhältnisses der beiden Ge­walten einer Revision unterzogen werden müssen. Gröber beantragt einen Zusatz, worin die Regierung um Abfassung einer Denkschrift über der Rechts- und Finanzverhältnisse des eingezogenen vorderösterreichischen Religions- und Studieufouds ersucht wird. Prälat von Demmlerhält die Trennung von Staat und Kirche nicht für erwünscht. Aber die Verfassung erfordere, daß eine Klärung erfolge. Lie- siching sieht die Ausscheidung des Kirchenvermögens als den ersten Schritt zur Trennung von Staat und Kirche an. Nach weiterer Debatte wird der Antrag Hieder-Lie­schin g mit großer Mehrheit angenommen, ebenso der Zu­satzantrag Gröber. Nächste Sitzung: Mittwoch.

^andesnachrichten.

* Aktensteig, 8. Mai. Von verschiedenen Seiten wurde angeregt, daß am 9. Mai als Huldigung für den Dichter des Liedes von der Glocke die Glocke» im ganzen Lande zur selben Stunde geläutet werden. Diese Anregung Hst fast überall Avklang gefunden und aus den Zeitungsnach­richten ist zu entnehmen, daß die 9. Abendstunde am Diens­tag vorgesehen ist. Dieses Glockenläuten könnte leicht auch hier und in de» umliegende» Orten erfolgen und gäbe eine schlichte Ehrung Schillers, die gewiß überall mit Freuden ausgenommen würde.

* In Stuttgart ist der 9. Mai zum allgemeinen Feier­tag erklärt worden. Zum Cchillerdenkmal finden Huldigungs­züge der Handwerker, Studenten, Arbeiter, Sänger usw. statt. Abends wird ein Festspiel auf dem alten Theaterplatz ver­anstaltet, daun sollen unter dem Geläute sämtlicher Glocken die Lichter an den Häusern und die Bergfeuer aufflammev.

ff Berti«, 7. Mai. Wie dieBerliner Polit. Nach­richten" hören, führten die am 4. und 5. Mai hier stattge­habten Verhandlungen von Vertretern der Bundesstaaten über die Reform deutscher Personen- und Gepäcktarife zu

Besseren machte er ihr eine tadellose Verbeugung. Daun zog er aus seiner Brieftasche ihren Brief.

Willst du die Güte habe», mir dies au sich sehr interessante Schriftstück zu erklären? Ich gestehe, daß deine sittliche Standrede mich geknickt hat; denn wir find allzumal Sünder, wir Männer; aber von einem Mädchen, das auf deu NamenMiesekatze" hört, weiß ich beim besten Willen nichts, noch weniger ist ein solches durch mich in die von dir sehr anschaulich beschriebene verzweifelte Lage gebracht worden.

Willst du damit sagen, daß du Frida Meilke nicht kennst?

Mein Ehrenwort, ich kenne sie nicht I"

Den zerknüllten Brief in der Hand stand Doris ihm gegenüber, Auge in Auge. Sie wußte, daß er nicht log. Ein Leuchten ging über ihr Gesicht, und halb lachend, halb weinend stammelte sie:

Ach Leu, ich muß ich glaube dir ja!"

Bitte ich mir auch dringend aus. Vor allen Dingen aber weg mit dieser Gardinenpredigthaltung I Ich will mein Hexlein sehen. So, nun gib mir 'ne Patschhaud und setze dich zu mir auf dies Wrack von einem Sofa I Nicht? Na, was gibt es sonst noch? Machen wir gleich tabula rasa!'

Kennst du diesen Brief?'

Er faßte den Papierfetzeu an, als könnte er sich schmutzig daran machen.

Noch einer? Und so'» Wisch ! Schade um das Träncheu,

das je darauf gefallen ist.-Herrjeh, was hast du

dir an der Hand getan? Opfer deines Berufes? Das ist ja um aus der Haut zu fahren."

Er zog sie nun doch auf das Sofa nieder und nahm ihre verbundene Hand zwischen seine, sehr zart.

Du stehst mir überhaupt übel aus, wie das wandelnde Mitleid. Kommt das alles auf Fridas Meilkes Kappe ? Ich sehe, es war die höchste Zeit, daß ich auf dem Schauplatz

erschien. Schnell, beichte!" Er zog ihre Hände an seine Brust. Sein Gesicht mit den blitzenden Augen kam dem ihren bedenklich nahe.Leu, lieber Freund,' sagte sie unsicher, unter dem Druck einer ihr sonst fremden Wehleidig­keit,dies war ein schlimmer Tag keiner während meiner Tätigkeit in der Klinik hat mich je so mitgenommen. Drüben liegt Frida Meilke im Fieber. Wir fanden sie ... es ist zu gräßlich, um es zu sagen einen Augeubick später, und sie wäre jetzt nicht mehr. Ich habe mich Wohl irgendwie mit der Schere verletzt. Daher die verbundene Hand ; aber das war ja alles nichts im Vergleich zu dem Schmerz, daß du an dieser Unglücklichen gesündigt haben solltest, du, mein alter Jugendfreund, mein fast brüderlich lieber . . .'

Und so weiter und so weiter !' unterbrach er sie ungeduldig und ließ ihre Hände jäh loS.

Das war ja nicht länger anszuhalten er hier so dicht neben ihr, und das verwünscht abkühlendeBrüderlich" auf sein Feuer! Aber er nahm sich zusammen.

Und das muß meinem Hexlein passieren wahr­scheinlich, weil ich nicht da war, um nach dem Rechten zu sehen. Ich sage, der Teufel hole die ganze Pillendreherei und allen modernen Reformklimbim I Ist das was für ein Mädel wie dich?'

Er wußte selbst nicht mehr, was er da zusammenrä- sonierte, denn ihm schoß es durch den Sinn, daß er es trotz desBrüderlich' vorhin wagen dürfte. Sie hatte sich um ihn gegrämt: das tut kein Weib »meinen Mann aus reiner Menschenliebe. Mechanisch nahm er bei der Schlußfolgerung den zerleseuen Brief vom Tisch, der allein von Frida Meilkes Recht zeugen sollte.

Wollen das mal fix erledigen, damit mein Hexlein es los wird', sagte er möglichst unverfroren.Also:Liebe Miesekatze!' Na, schenken wir uns! So waS kennt man. Aber 'ne Gemeinheit ist es nichtsdestoweniger." Mit einem Mal stutzte er:I, das ist doch merkwürdig! Sieh dir,

bitte, deu Wisch mal ohne Vorurteil an, Doris! Komm dir die Handschrift nicht bekannt vor?"

Aber ja. Nun fällt sie mir auf. Deine ist es jedoch nicht, Leu! Wo hatte ich meine Gedanken? Es ist Richards Schrift. Er saß ja auch gestern abend neben mir! Begreifst du das Mißverständnis?'

Sie war ganz blaß geworden. Stamer wollte etwas sagen, um sie zu beschwichtigen; aber ihre Augen blitzten vor Zorn und Schmerz, und außer sich rief sie:Mein eigener Bruder ! So was tut mein Bruder, Vaters ganzer Stolz!"

Da trat Stamer hinter sie und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sie senkte wie erschöpft den Kopf so kam er an seiner Brust zu ruhen. Ein stolzes Glücksgefühl erfüllte ihn, daß er sie in diesem Augenblick halten durfte, und dann wußte er mit einem Mal, daß er sie von Jugend auf geliebt hatte. Was tat es, daß die Zeit ihm ihr holdes Bild ein Weilchen entrückt hatte! Er sah sie wieder und war überzeugt, daß Besseres und Lieberes das Leben ihm überhaupt nicht mehr zu bieten hatte.

Seine Hand, die ihr weiches Haar streichelte, erzitterte, und als er auf sie niederschaute, auf ihre keuschen, trotz aller Herbheit heißen Lippe», erschauerte er vor Wonne.

Doris, mein geliebtes Mädchen, du nimmst das alles zu tragisch: Richard mag ein Egoist sein, leichtsinnig, deshalb braucht er noch nicht zu deu Schlechten geworfen zu werden. Du urteilst doch sonst über menschliche Schwächen milder."

(Fortsetzung folgt.)

* (Heimg eschiSt.) Frau (zum Photographen): Ich komme, um ihnen zu sagen, daß unser Familieubild durch­aus nicht zufriedenstellend geworden ist. Mein Jüngster sieht wie ein Affe aus. Photograph: Ja liebe Frau, das hätten sie bedenken sollen, ehe Sie ihn photographieren ließen I