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Jerrrsprecher Nr. 11 .

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage Der Sonntags- Gast".

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Sonntag, 7. Mai.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

> 1905.

Sonntags-Mauderei.

(Nachdruck verboten.)

* Atteusteig, 6. Mar 1905.

Es zieht in diesen Tagen ein frisches Regen der Dank­barkeit und der Anerkennung nicht nur durch alle Gaue des deutschen Vaterlandes, sondern allüberall auch dort draußen in der Welt, wo immer deutsch nur eine Zunge Mögt. Am kommenden 9. Mai find hundert Jahre mdas Land gegangen seit einstens Deutschlands großer Schiller für immer den edlen Dichtermuud schloß, und im schönsten Manuesalter von noch nicht 46 Jahren die Leyer aus der Hand legen mußte, der er so herrliche Töne zu entlocken wußte und noch entlockt hätte, wäre ihm seine Lebensdauer nicht so kurz beschieden gewesen. Ein kraftvoller Streiter für Gott, Tugend und Vaterland, hat ihn sein Volk nicht vergessen bis zu dieser Stunde und unsterblich wird er un­ter diesem weiter leben so lange uoch eiu deutscher Laut die Welt durchkliugt!

Deshalb rüstet man sich auch allerorten, den Todes­tag Schillers feierlich zu begehen nicht als eine ernste To­tenfeier, sondern als ein Frft der Freude, daß es dem ed­len Dichter, dem großen Sohne Deutschlands, durch seine meisterhaften Werke, die er geschaffen hat, gelungen ist, un­sterblich unter dem deutschen Volke fortzulebeu. Die Feier soll die Jugend begeistern und das Alter mit fortreißen, dankbar eines ganzen Mannes zu gedenken, der in der Zeit der tiefsten Unterdrückung des Vaterlandes sich dem idealen Sinn für deutsches Wesen und deutsche Art zu erhalten wußte und nicht daran zweifelte, daß seinem Batrrlaude einst der Freiheit goldues Morgenrot aufgehen werde, wie er es so herrlich in seinem Teil prophetisch voraussagte. Und es ist aufgegangeu, nach den Freiheitskriegen von 1813 kam nach dem deutsch-französischen Kriege von 187071 die Erstehung des deutschen Vaterlandes zu eiaem geeinten Kaiserreiche, das heute machtvoll und stolz überall zu Wasser und zu Lande sein schwarz-weiß-rotes Banner zeigen kann.

Leider stehen wir in einer Zeit, wo des Lebens Ernst mit seinem Hasten und Sorgen unserem Volke die Ideale zu nehmen droht, und eben deshalb ist es gerade in der jetzigen Zeit so notwendig, daß bei Gelegenheit unserer Jugend das Andenken großer Männer und ihrer Tatra eingeprägt wird.

Keine andere aber, als die Jdealgestalt unseres großen Dichters Schiller ist mehr dazu geeignet als leuchtendes Beispiel der deutschen Jugend vor Augen geführt zu wer­den. Ein von Gott begnadeter Mensch, mußte er viel mit Entbehrung und Krankheitsleid kämpfen, was ihm aber die Flügel seiner glühenden Phantasie nicht lähmen konnte und wodurch er herrlich den Beweis erbrachte, daß nur der auf der wahren lichten Höhe des Lebens wandeln kann, der Sieger über das Leid geworden ist. So hat er sich zu der Unsterblichkeit emporgeschwuugen uad das deutsche Volk tut recht daran, ihn zu seinem hundertsten Todestage zu feiern in ernster würdiger Weise. .

Tagespolitik.

AlsRadikale Komödie" bezeichnet Naumanns Hilfe" den Osterbeschlaß der württembergischen Sozial­demokratie, die Bolkspartei gleich Zentrum und die Bäud­ler zu bekämpfen und fährt fort:Was ist die Folge dieses Beschlusses? Die im besten Einvernehmen befind­lichen Klerikalen und Bündler, die in Württemberg im Vor­dringen find, können nur durch ein planmäßiges Zusammen­arbeiten von Volkspartei und Sozialdemokratie in Schach gehalten werden. Fällt die Sozialdemokratie der Volks- Partei in den Rücken, dann kann sie diese wohl schädigen, wird aber selbst am Schlüsse, wenn sie isoliert der Reaktion gegenüber steht, am schlechtesten abschneiden. Daneben winkt ihr noch die Aussicht, die volksparteilichen Wähler nach rechts zu drängen und so die Sympathie der öffentlichen Meinung für Arbeiterforderuugen erheblich herabzuminderu. Und bei alledem wird sie nicht daran denke», mit kom­munistischer Agitation aufs Land zu gehen. Das ist der Radikalismus, au dessen Theorien seine Vertreter selbst uoch kaum glauben, mit dem mau aber nun Parteigeschäfte zu machen hofft und schließlich sein Fiasko erleiden wird, wie

jede innerlich unwahrhaftige Politik."

* *

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Vom Kriegsschauplatz nichts neues weder zu Wasser uoch zu Laude I Man sollte es kaum glauben, daß in der Mandschurei sich über eine halbe Million Bewaff­neter seit Monaten gegeuübersteheu und daß im südchinestschen Meer seit Wochen zwei feindliche Panzergeschwader in un­mittelbarer Nähe vor einander liegen, ohne daß ein Schuß

fällt. Sowohl Russen als Japaner stehen vorerst in der Mandschurei Gewehr bei Fuß um den Erfolg der Flotten abzuwarten. Denn weder dem einen noch dem anderen Teil nützt ein Laudfieg viel, solange das Meer nicht frei ist. Je weiter insbesondere die angreifendeu Japaner vorrücken, umsomehr entfernen sie sich von ihren Verbindungslinien, um so schwieriger wird es ihnen, für den Fall eines russi­schen Seefieges mit heiler Haut schnell 'in die Heimat heim- zukehren oder sich genügend zu verproviantieren. Auf der anderen Seite will weder Japan uoch Rußland die bevor­stehende Entscheidung zur See übereilen. Die japanische Flotte hält sich in der Nähe ihrer Heimatshäfeu, da sie sich nicht genügend stark fühlt, um die russischen Geschwader entfernt von ihren Stützpunkten mit Sicherheit zu vernich­ten. Die russische Flotte hinwieder mag an den Küsten Cochinchinas, wo sie französische Gastfreundschaft genießt, uoch für einige Zeit Erholung suchen, Ausbesserungen vornehmen, vielleicht auch noch weitere Verstärkungen ab- warteu und vor allem reichlich Kohlen einnehmen.

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Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 4. Mai.

In der Weiterberatuug des Etats wurden die Kapitel Staatsministerium, Geheimrat uad Berwaltungsgerichtshof genehmigt. Bei Kapitel 17 Gesandtschaften und Konsulate ergab sich in der Fiuanzkommisfion über die Frage der Bei­behaltung der Gesandtschaft in München Stimmengleichheit. Der Berichterstatter Re mb old-Gmünd (Ztr.) empfiehlt die Beibehaltung mit Rücksicht auf das Ansehen Württembergs, den förderativeu Charakter des Reiches^ und die Aufrechter- haltung guter Beziehungen zu den benachbarten Bundes­staaten. Minister des Auswärtigen v. Soden: Nachdem früher in diesem Landtage die Gesandtschaft zweimal be­willigt wurde, scheine ihm kein Grund für Wiederaufrollung der ganzen Frage vorzuliegen. Im Verhältnis zu Bayern sei während der letzten zwei Jahre zudem nichts hervorge­treten, was die Aufhebung der Gesandtschaft nahelege. Er halte es für seine Pflicht, zu erklären, daß die Regierung nach wie vor von dem Wert der beiden Gesandtschaften in Berlin und München überzeugt sei und bitte namens der Regierung um Bewilligung dieser beiden Gesandtschaften wie bisher. Betz (D. Bp.) wird gegen die Münchener Gesandt­schaft stimmen. Die Schädigung Württembergs durch die bayerische Berkehrsverwaltung zeigten nicht, daß die Ge­sandtschaft eine ersprießliche Tätigkeit entfaltet habe. Auch die Berliner Gesandtschaft scheine keinen großen Wert zu haben. Präsident Payer meint, daß der württembergische Gesandte in Berlin auf den Abschluß eines Schiedsgerichts­vertrages mit der Schweiz keinen großen Einfluß üben könne' Er stellt dem Antragsteller anheim, den Antrag selbständig einzubringen. Zu diesem Titel gehöre er nicht. Minister v. Soden: Der württembergische Gesandte in München sei au den Umleitungen des Güterverkehrs nicht schuldig. Vom Standpunkt der bayerischen Berkehrsverwaltung sei deren Verhalten wohl begreiflich. Wean er an deren Stelle stände, so würde er es wahrscheinlich ebenso machen. (Große Heiter­keit.) v. Galler (D. Vp.) würde es für Übel angebrachte Sparsamkeit halten, wenn jetzt dieser Posten aufgehoben würde. Die Gegensätze im Reich hätten sich nicht gemindert, und es sei ein Gebot der Selbsterhaltuug, daß die Mittel­staaten zur Abwehr einander unterstützen. Es wäre geradezu frevelhaft, im gegenwärtigen Augenblick die Beziehungen zu Bayern abzubrechen. Hildeubrandt (Soz.) hält nach Schaffung des deutschen Reiches das Weiterbestehen be­sonderer Gesandtschaften für überflüssig. Hieber (D. P.): Seine Partei werde für Aufrechterhaltung der Gesandtschaft in Berlin, aber gegen die Gesandtschaft in München stimmen. Ministerpräsident v. Breitling: Vom Standpunkt des Ministerpräsidenten sei die Offenhaltung aller Wege zur Förderung guter Beziehungen der Bundesregierung zum Reich und zu den einzelnen Staaten von großem Interesse. Württemberg habe alle Veranlassung zu guten Beziehungen gerade mit Bayern, um jederzeit unterrichtet zu sein, was in Reichsangelegenheiteu von den süddeutschen Staaten getan und gelassen werden muß. Ohne Unterstützung gehe es im Buudesrat einmal nicht. In dieser Hinsicht sei die Ge­sandtschaft mehrmals von Wert gewesen. Haußmauu- Gerabronu: Seine Fraktion werde in ihrer großen Mehr­heit für die Forderungen stimmen, v. Kiene (Zentr.) be­fürwortet ebenfalls die Beibehaltung dieser Gesandtschaft. Hieber (D. P.) und Hilden braudt (Soz.) bestreiten, daß die Gesandtschaft für die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen viel tun könne. Käß (Bp.) verweist auf das rücksichtslose Borgeheu Bayerns durch Umleitungen des Güterverkehrs. Das spreche nicht für die Nützlichkeit der

Gesandtschaft, und er verstehe nicht, wie rin Verkehrsminister dieses System der Umleitungen verteidigen könne. Hauß- man n-Gerabroun: Die bisherigen Eiuwände zeigten uur eiu gewisses Mißtrauen gegen die bisherige Amtsführung. Sie bewiesen aber nichts gegen die Notwendigkeit eines solchen Postens. In namentlicher Abstimmung wird hierauf mit 46 gegen 22 Stimmen der Gehalt des Gesandten be­willigt. Dagegen stimmten die Sozialdemokraten, acht Ab­geordnete der Bolkspartei, die deutsche Partei und zwei Prälaten. Die weiteren Kapitel des Etats wurden ohne wesentliche Debatte erledigt. Hierauf wurdet» die Beratung des Kultusetats eiugetreten. Bei Kapitel 47 Beiträge au bedürftige Gemeinden zu deren Baukosten für Kirchen, Pfarrhäuser und Bolksschulgebäude erklärt Kloß (Soz.), er werde mit seiner Fraktion gegen sämtliche die Kirchen be­treffende Kapitel stimmen, weil nicht ersichtlich sei, wie hoch sich die Einkünfte des Staates aus dem eingezogeuen Kircheu- vermögeu belaufen, und wie weit die Verpflichtung des Staates gegen die Kirchen auf Grund dieser Einziehung geht. Er werde im Namen seiner Partei beantragen, die Regierung zur Aufstellung einer Ueberficht über diese Ein­künfte und Verpflichtungen zu ersuchen. Die Beratung dieses Antrages wird einstweilen zurückgestellt. Bei Kapitel 49 Titel 5 stad für Aufbesserung für die evangelischen Geist­lichen 300 000 Mark eingestellt. Dem Antrag der Kom­mission entsprechend wird dieser Betrag ohne Debatte ge­nehmigt. Morgen finden voraussichtlich zwei Sitzungen statt, da daun bis Mittwoch wegen der Schillerfeier nicht getagt werden kann.

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* Ktteusteig, 6. Mai. Das ausführliche Programm der hiesigen Schillerfeier ist im Inseratenteil der heu­tigen Nummer unseres Blattes enthalten, worauf wir unsere Leser aufmerksam machen.

* Aktensteig, 6. Mai. Bei der heutigen Amtsversamm- lung in Nagold wurde als Oberamtssparkassier HerrStadt- schultheißeuamts-Assisteut und Bezirkskraukenkasseu-Kassier Gaiser hier gewählt.

-r. Aerrreck, 5. Mai. In seltener Weise werden die hiesigen Schulkinder ans Anlaß der Schillerfeier bedacht werden. Boa einem nicht genannt sein wollenden Stutt­garter Herrn erhält jedes der 66 Kinder die vom Schwä­bischen Schillerverein herausgegebeneSchillerausgabe" ; die Stadtväter haben auch einen Betrag bewilligt, so daß jedes Kind mit einem Schillerheft, einer Schillerwurst und Schillerbretzel beschenkt werden kann. Endlich dürfen die Schüler am 9. Mai auf Kosten eines Mitglieds der hiesigen Gntsherrschaft einen größeren Ausflug machen. Den edlen Spendern sei auch au dieser Stelle warmer Dank ausge­sprochen.

* ßak«, 6. Mai. Von hier nach Wildbad ist in den letzten Tagen eiu neuer Weg markiert worden, dieser ist eiu Verbindungsweg zwischenOst- uad Mittelweg" und ist mit einem rot-gelben Rhombus derart bezeichnet, daß rot zum Ost- und gelb zum Mittelweg zeigt. Es ist die kürzeste Verbindung zwischen Calw und Wildbad und geht über Speßhardt, Rötenbach, Spanplatz, Eiseugrund und Riesensteiu.

* Weutkinge«, 5. Mai. Das Hofgut Gaisbühl wurde vom Bruderhaus mit lebendem und totem Inventar und 63 Morgen Land für 100000 Mark von dem seitherigen Be­sitzer zu dem Zweck erworben, den landwirtschaftlichen Be­trieb von der Wernerstraße nach dem Gaisbühl zu verlegen.

* Gmünd, 5. Mai. Polizeidieuer B. von Straßdorf, ein Mann im Alter von 64 Jahren, hatte gestern zwei Zi­geuner an das Oberamt einzulieferu. Inmitten der Stadt, auf dem Kirchplatze, stürtzte er plötzlich tot nieder. Ein Herzschlag hatte ihn getroffen. Die Zigeuner begaben sich allein an ihren Bestimmungsort.

ff Aacknang, 5. Mai. Der 21 Jahre alte Dienstknecht Christ. Schmölzie von Lauffeu a. N. wurde wegen eines Einbruchsdiebstahls, welchen er in Waldrems OA. Backnang nachts 12 Uhr in einem Spezereiladen verübte, wobei er aus der Ladenkasfe ca. 3040 Mk. entwendete, ins hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Gestern fand in Großaspach hies. Oberamts, die Schultheißeuwahl statt, zu welcher sich vor einigen Tagen 11 Kandidaten angemeldet haben. Unter diesen wurde der Schultheißeuamtsassistent Müller z. Zeit in Untertürkheim, mit Stimmenmehrheit ge­wählt.

* (Verschiedenes.) Gutsbesitzer Dierolf von Brauns- Wiesen bei Eschental verunglückte auf dem Nachhauseweg in der Nacht auf Dienstag derart, daß er au den Folgen seiner Verletzung sofort starb. Dierolf war mit seinem Sohne mit Fuhrwerk in Braunsbach. Während dieser der Straße nach heimfuhr, wollte elfterer den Fußweg benützen.