Behandlung genommen wurde, wurde ohne erhebliche Er­örterung genehmigt. Dienstag nachmittag wird die Berat­ung fortgesetzt.

LandesnachrichLen.

* Ireudenstadt, 11. April. In der Privatklagesache des Adolf Nestleu gegen Stadtschultheiß Hartranft wegen Beleidigung ist vom Anwalt des letzteren die Berufung gegen das amtsgerichtliche Urteil vom 4. April eingelegt worden.

* Weutk «ge», 10. April. Die hiesigen Bau- uud Möbelschreimr find in eine Lohnbewegung eingetreteo. Sie haben von den Meistern folgendes verlangt: Abschaffung von Kost und Logis im Hause, Festsetzung der Arbeitszeit auf 91/2 Stunden, Erhöhung der Löhne um 10°/<>, sür Ueberstondeu einen Zuschlag von 25"/g und für Sonutags- arbeit einen solchen von 50 "/g. Die Lohnzahlung soll Freitags stattfi-den. Falls die Meister bis 15. April nicht auf die Forderungen etngehen, gedenken die Arbeiter in den Ausstand zu treten.

ss Fnvinge«, 12. April. Der Sonntag abend hierher verbrachte 38jährige Landwirt Joh. Schempp von Meß­stetten, welcher durch den Radler G?mper schwer verletzt worden war, ist bald nach der Operation gestorben. Der Verstorbene hil.terläßt 9 unversorgte Kinder.

* Stuttgart, 10. April. Wegen Beleidigung des Königs von Sachsen hatte sich heute vor dem Schwurgericht der verantwortliche Redakteur desSimplizisfimus", Linne- kogl aus München zu verantworten. Jnkrimiuiert war der Text des Bildes:Bange Stunden einer hohen Frau" in der Sprzialnummer vom 6. Dezember 1904. Die Ge­schworenen verneinten die Schuldfrage, worauf Freisprech­ung erfolgte unter Uebernahme der Kosten auf die Staats­kasse.

* Akm, 10. April. Der Bebel'sche Erbschaftsstreit ist vorgestern vom hiesigen Landgericht zu Gunsten Bebels rut­schte de» worden. Nach dieser Entscheidung haben sich ge­mäß dem Willen des Erblassers Bebel uud die Familie Oberiugenieur Otto Kollmann in die 800000 Mark je hälftig zu teilen. Nach Ansicht des Gerichts hat die kläger- ische Partei den ihr obgelegenen Beweis, daß der verstorbene Leutnant a. D. Hermann Kollmann schon vor seiner Ent­mündigung und insbesondere zur Zeit der Testamentser- richtung in einem Zustande geistiger Willrnsunfreiheit sich befunden habe, nicht erbracht.

* Alm, 11. April. Im Bebel'sche» Erbschaftsprozesse hat die unterlegene Partei Kollmann gegen das zu Bebels Gunsten lautende Urteil des Landgerichts Berufung ein­gelegt.

* Wom Wodensee, .9. April. Einzigartig schön dürfte der Anblick sein, der sich am Abend des Schillerfesttags vom Bodensee aus darbirtet. Auf Anregung des Bodeuseever- kehrsvereins soll auf dem Kranz der den See umsäumeuden Berge und Höhen Feuer an Feuer aufsiammeu zum Ge­dächtnis des Dichters.

* (Verschiedenes.) In Tübingen stürzte das 3Vsj. Bübchen des Hilfswärters Georg Schick in den Abzugs­graben, der von der Reparaturwerkstätte zum Güterschuppen führte und ertrank, ehe es bemerkt wurde. Der Taglöhner Proß in Schwann hat seiu 3jähr. Kind derart mißhandelt, daß es am Sonntag abend starb. Der Vater hat sich selbst der Behörde gestellt.

* Von der badischen Grenze, 10. April. In Pforz­heim wurde heute der juristische Hilfsarbeiter des Stadt­rats, Referendär Dr. K. Schweickert, mit 76 Stimmen von 77 abgegebenen zum zweiten Bürgermeister der Stadt Pforzheim gewählt.

* Maisch (bei Wiesloch), 10. April. Am Samstag abend stürzte während der Salve-Andacht ein großes Stück

Lef-srucht. U»

Wer Wer andre Schlechtes hört,

Soll es nicht weiter noch verkünden;

Gar leicht wird Menschenglück zerstört Doch schwer ist Menschenglück zu gründen.

Angrndstjirnre.

Roman von A. Andrea.

(Fortsetzung.)

Frau v. Möhring wußte damals nicht, was der Mann überhaupt war. Heute freilich. Wie ein Blitz zuckte es durch ihren Sinn;Was ist's mit dem Manne, der seinem Weibe die Treue bricht? Darf er ungestraft ausgeheu? Ist eheliche Treue nur da, um von dem Weibe gehalten zu werden? Macht das Recht einen Unterschied zwischen Mann und Weib? Daun ist es kein Wunder, daß die Frau strebt, seine» Wert von heut umzuwerten, ein Recht zu schaffen, das für Mann uud Weib gleiche Resultate ergibt.

Die Augen der unglücklichen Frau funkelten. Sie warf das Buch fort, daß seine losen Blätter sich auf dem Boden ausbretteten. Sie bäuchten ihr wie kriechende Schlangen, die zu ihr emporzischten:Töte ihn I Töte ihn doch ! Schaffe dir dein eigenes Recht!"

Wie von unsichtbaren Händen gezogen, schleppte sie sich hin, nach dem Zimmer des Rittmeisters. Sie mußte die Vorhalle durchqueren. Lange schon hatte sie es nicht mehr unternommen. Es war immer eine Reise für sie ge­wesen ; aber heut war ein neuer Geist in sie gefahren; sie war stärker als ihre Schmerzen und ihre Schwäche.

In dem Arbeitszimmer des Herrn von Möhring lag und stand immer alles bunt durcheinander. Er haßte Ord­nung als eine Beschränkung seiner freien Bewegung. Sein fahriges, gelegentlich gewalttätiges Wesen drückte allen Ge­genständen seinen Stempel auf. Von seiner Chaiselongue

der Kirchendecke samt der Holzverschalung auf Schulmädchen herab. Wege» des großen, undurchdringlichen Staubes konnte mau zuerst gar nicht beikommen. Ungefähr sechs Kinder sind verletzt, zum Glück, wie es scheint, uichtschwrr; nur ein Kind hatte eine schwere Gehirnerschütterung erlitten uud ist bald darauf gestorben.

' Keidttberg, 10. April. Das furchtbare Erdbeben in Lahore schickte seine Ausläufer bis in unsere Gegend. Die , Neckar-Ztg." berichtet von dort, daß in der letzten Woche verschiedentlich kleinere Erdstöße wahrgenommen worden seien, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten.

* München, 10. April. Zum Kommandierenden Gene­ral des dritten bayerischen Armeekorps wurde an Stelle des zum Kriegsminister ernannten Generals der Infanterie Graf Horn Generalleutnant von und zu der Tann-Ratsam­hausen, bisher Kommaudeur der 5. Division (Nürnberg) unter Beförderung zum General der Infanterie ernannt.

* Werli«, 10 . April. DerLokal-Anzeiger" schreibt: Die Reise des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen dürfte mit der Ankunft in Peking ein vorläufiges Ende ge­funden haben. Die Weiterreise zur russischen Armee über Wladiwostok ist durch die iuzwischen eingetreteuen Ver­schiebungen der See- und Landstceitkräfte unmöglich ge­worden.

* Werkirr, 10. April. Prinz Heinrich ist heute früh von Petersburg wieder hier eingetroffen.

* Werkt«, 11. April. Nach einer Depesche des Berl. Tagebl. aus London meldet der Berichterstatter des Stan­dard in Berlin seinem Blatte, er sei in der Lage, eine amt­liche Bestätigung der Nachricht zu übermitteln, daß ein Ver­trag zwischen Deutschland und Marokko abgeschlossen wor­den sei, worin dem Deutschen Reich neue Küstenschiffahrts­rechte zugefichert worden find, die allerdings nicht den Cha­rakter von Vorrechten tragen.

* Kaflek, 11. April. Die Genickstarre ist auch hier beim Militär ausgebrochen. 1 Kanonier starb. 20 Mann sind in Zelten isoliert.

* Kiek, 11. April. Das Marinegericht verurteilte den Leutnant zur See Lisch vom Linienschiff Braunschweig we­gen tätlicher Beleidigung Untergebener und Verleitung zum Meineid zu 1 Jahr uud 4 Monaten Zuchthaus und Ent­fernung aus der Marine.

* Kamburg, 10. April. Der Postdampfer Eduard Wörmann mit der zweiten Staffel des Marine-Expeditions­korps ist heute vormittag um 10 Uhr 20 Minuten auf der Jahde angekommen. Der Dampfer bringt 111 Offiziere und Mannschaften vom ersten Seebatcillo», 73 vom Marine- Expeditionskorps und 49 von der Schutztruppe in die Heimat zurück. Die erste Staffel des Marineexpeditionskorps aus Südwestafrlka traf schon gestern abend in Kiel ein. Mit dem DampferEleonore Wörmann" haben beute nachmittag 14 Offiziere and 15 Unteroffiziere zur Verstärkung der Schutztrvppe in Kamerun die Reise nach Duala «»getreten.

Ausländisches.

* Wudaptst, 9. April. Der Sohn des Ministerpräsi­denten Grast» Tisza, welcher einem Bankett bei­wohnte, geriet mit einem anderen Studenten in einen Wort­wechsel, welcher zur Forderung führte. Es wurde ein Säbel­duell vereinbart und gestern ausgetragen. Graf Stefan Tisza jun. erhielt zwei Flachhiebe auf die Brust, worauf die Se­kundanten des Duell für beendet erklärten. Der Minister­präsident begleitete seinen Sohn persönlich zum Duell.

* Wndöpest, 10. April. In liberalen Kreisen ist mau mit Erfolg bemüht, dir konservativen Gruppen von einem weiteren Zusammengehen mit der Kossuthpartei abzuhaltev, da dies unbedingt zu einem Konflikt mit der Krone führen würde.

schleifte die Schlafdecke au der Erde, die Sessel standen ver­rückt und verschoben; überall lagen Zeitungen umher, der Schreibtisch war mit den unglaublichsten Dingen beladen. Wenn der Rittmeister Platz zum Schreiben haben wollte, warf er alles herunter, was ihm unter die Hände kam; öfter als einmal befand sich das Tintenfaß gleichfalls dar­unter. Der Diener mochte sehen, wie er die Tinte aus dem Teppich bekam. Im Papierkorb stak eine eben an gefangene Kiste feinster Zigarren, und auf dem Sofatisch lagen neben einem Mokkatäßchen ein Siegelring, eine Haarbürste und ein Stulpenstiefel.

Früher hatte Frau von Möhring hier immer aufge­räumt, so daß ihr Gemahl es nicht merkte. Heut bemerkte sie das alles nicht. Sie suchte den Pistolenkasten ein wertvolles Stück aus der Junggesellenzeit des Rittmeisters. Er pflegte auf dem Sicherheitsschrauk zu stehen, meist offen, denn Herr von Möhring liebte mit seinen Waffen zu spielen wie mit Kindern und Hunden. Auf dem Samt des Kastens lagen blank geputzt zwei von den kurzen Schußwaffen; ein kleiner, handlicher Revolver, der auch zu der Sammlung gehörte, fehlte.

Frau von Möhring besann sich, daß dieser gewöhnlich über dem Bette in dem Schlafkabinett ihres Gatten hing, und zwar geladen. . .

In ihrem Zimmer sank die unglückliche Frau erschöpft in ihren Lehnstuhl. Das ganze Unternehmen hatte kaum zwölf Minuten gedauert: ihr war es eine Ewigkeit erschienen. Sie flog und zitterte an allen Gliedern. Der kalte Schweiß brach ihr aus; fiel er in dicken Tropfen über ihr zuckendes Antlitz oder waren das Tränen?

Die Dämmerung senkte sich nieder. Mit lautem Hal- loh kamen die Kinder ins Haus gestürmt. Dazwischen die Stimmen des Rittmeisters uud der Erzieherin. Polternd zogen sie an ihrer Tür vorbei; dann wurde es still.

Frau von Möhring schob einen kalten, schweren Gegen-

ff M-vs, 11. April. In der derBelgischen Kohleu- bergwerksgesellschaft" gehörenden GrubeNoirschain" bei Mons ereignete sich heute nachmittag eine Explosion schla­gender Wetter, durch welche 7 Bergleute getötet und einer verletzt wurde.

* Waris, 10. April. Aus Algier wird gemeldet: Ma- rokkaujsche Rebellenbanden versuchten das von Sultans­truppen besetzte Udja au der algerisch-marokkanischen Grenze zu nehmen, indem sie den Ort von 3 Seiten angriffen. Als die Sultanstruppen zu unterliegen drohten, griff eine in der Nähe befindliche französische Abteilung mit Geschütz­feuer ein und schlug die Rebellen zurück. Nach dem Ge­fecht bei Udja fanden die marokkanischen Truppen zahlreiche Gewehre, vier Kasten mit Patronen und die Ueberreste der einzigen Kanone des Thronforderers auf dem Kampfplatze. Die Verluste des Thronforderers find sehr beträchtlich. Die Truppen des Sultans haben nur einen Verlust von 10 Toten und 20 Verwundeten gehabt.

* Watts, 11. April. Anläßlich der Behauptung eines offiziösen Blattes, daß Deutschland mit seiner marokkanischen Politik lediglich den Sturz des Ministers des Aeußeren Delcassee herbeiführen wolle, schreibt Jaures in seinerHu- manite": Herr Delcassee hat hier ein etwas plumpes, aber seiner Meinung nach sicheres Mittel gefunden, umunan­tastbar" zu werden. Ein ähnliches Manöver hat seinerzeit General Boulanger versucht und mit ihm auch eine Zeitlang Erfolg gehabt. Wann werden endlich die Unklugheite« der französischen Diplomatie und der französischen Presse aufhören? Wan» wird Herr Delcassee entschlossen sein, den von ihm heraufbeschworenen Schwierigkeiten ins Gesicht zu sehen? Wann wird er die Ehrlichkeit und den Patriotismus haben, die Initiative zu den notwendigen Verhandlungen mit Deutschland zu ergreifen und so die Folgen seiner Un­besonnenheit und Anmaßung wieder gut zu machen? Es ist umso dringender alles Unbehagen und jedes Mißver­ständnis zwischen Frankreich und Deutschland zu zerstreuen, als unliebsame Zwischenfälle und verdächtige Machenschaften, wie z. B. das vorgestrige Scharmützel zwischen französisch- algerischen Soldaten uud den Truppen des Prätendenten Bu Hamara bei Udja die marokkanische Frage zu ver­wickeln drohen.

* Hl. Wetersvnrg, 11. April. Die Polizei verhaftete einen Jäger, welcher Mitglied des Personals des kaiserlichen Hauses ist und welcher revolutionäre. Ideen an den Tag gelegt hatte. Er wurde Überrascht, als er einem Manne ein Papier überreichte, auf dem sich genaue Mitteilnuge« üver die Zette« der Spaziergänge des Zare« in ZarS- koje Selo befanden.

ff Petersburg, 10. April. Gestern versammelten sich 180 Rechtsanwälte des europäischen Rußlands zu einem altrussischen Advokatevkongreß. Die Polizei drohte, dir Versammlung gewaltsam aufzulösen. Daher kamen die Teil­nehmer in der Wohnung eines Petersburger Rechtsanwalts zusammen. In der Nacht erschienen Polizeibeamte, notierten die Namen der Anwesenden und zogen sich dann zurück. Hierauf teilte der Vorsitzende mit, Trepow wolle die von auswärts gekommenen Advokaten ausweisen. Eine heutige Versammlung der Rechtsanwälte sprach sich in einer Reso­lution für den Sturz des autckratischen Regimes, die Prok- lamierung der demokratischen Verfassung, die Förderung der Volksbewaffnung zur Bekämpfung der administrativen Will­kür und Vorbereitung einer zukünftigen Revolution aus. Die Versammlung beschloß ferner die Bildung eines Zevtral- bureaus und Gründung eines eigenen Preßorgans. In einer heute abend abgehaltenen Versammlung wurde der Resolutionspassus über Förderung der Volksbewaffnung gestrichen.

* Moskau, 10. April. Der Prozeß gegen den Mör­der des Großfürsten Sergius beginnt am 19. April.

! * Ko«sta«ttrroptt, 11. April. Eine Baude Grieche«

stand unter das Bauerntischcheu neben ihrem Stuhl. Da brachte die Zofe Licht.

Wo find die Kinder?" fragte sie.

Im Speisezimmer mit dem Herrn Rittmeister uud dem Fräulein."

Ich lasse den Herrn Rittmeister auf einen Augenblick zu mir bitten."

Wünschen gnädige Frau auch die Kinder?" fragte die Zofe gutmütig.

Eine Pause. Das Herz der unglücklichen Frau schrie nach ihnen; aber sie gab sich einen Ruck, uud klar uud fest sagte sie:Nein."

Als sie dann den dröhnenden Schritt ihres Gatten hörte, begannen alle ihre Pulse zu Pochen, immer in gleichem Takt schien es ihr :Töte ihn ! Töte ihn I" (F. f.)

Vermischtes.

sj Welche Macht das Heimweh über den Menschen be­sitzt, zeigte eine kriegsgerichtliche Verhandlung in Kitt gegen den aus Grossen stammenden 40jährigen Georgi, der vor 15 Jahren als Marinemat fahnenflüchtig wurde. Er ent­kam nach Nordamerika, durchwanderte Mittelamerika uud ließ sich in Lima als Senffabrikant nieder. Seine materi­elle Lage war günstig. Die Sehnsucht nach der Heimat machte ihm das Leben in der Fremde indes unerträglich. Er kehrte zurück, besuchte Eltern uud Geschwister uud stellte sich dann freiwillig in Kiel. Das Kriegsgericht verurteilte ihn nur zu sechs Monate» Gefängnis und gab ihm anheim,

die Gnade des Kaisers anzurufen.

* »

* (Unerhört.) Mutter (zur juugverheirateteu Tochter): Du siehst so verweint aus; was fehlt Dir?"Ach Gott, ich bin auch ganz unglücklich; denke Dir, mein Manu hat heute. . . gegähnt I"