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Hk. 11.

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Sonntag, 0. Aprik.

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1905.

Zur Einsegnung unserer Kinder.

(Nachdruck verboten.)

Bon neuem ist die ernste Feierstunde herangekommen, in welcher alljährlich viele Tausende von jungen Chrlsten- menscheu am heilige» Altäre des Gotteshauses vor ihrem Herrgott kaieen und frohen Herzens das Gelöbnis ewiger Treue dem dreieinigeu Gott darbringeu. Segnend legt sich die Hand des Priesters auf die Häupter der Kinder und nimmt sie so in den großen Bund der Christenheit auf, in Welchem sie alle Zeit echte und wahre Gottesstreiter sein sollen. Rein wie das Kindesberz, so ist auch noch ihr Glaube und inbrünstig steigt ihr Gebet zu dem Erlöser em­por, dem sie sich heute durch ihren Treneschwur ganz hin­gegeben haben. Mit gemischten Gefühlen schauen die Eltern der ernsten Handlung zu, denn das, was dort in stiller An­dacht knieet, ist ihr höchstes und heiligstes Gnt, ihr Kind, welches nun die Tage der sonnigen Kindeszeit hinter sich läßt und den Ernst des Lebens bald kennen lernen wird, fern von dem wachenden Mutterange und der schützenden Baterhand, weit draußen in dem wilden Getriebe der Welt. Wo sind sie hin, die Tage und Jahre des Glückes, da sie ihren Liebling erziehen konnte», gleich Stunden sind sie ver­ronnen, bis zu diesem ernsten Feiertag. Wehmut auf der einen Seite, daß nun diese glücklichste Zeit der Elternliebe vorüber sein soll, Dank im Herzen auf der anderen Seite, daß Gott gnädig bis hierher ihr Kind in Schutz nahm, find die Veranlassung, daß heute lauter denn je die Hallen der Kirche das alte LiedNun danket alle Gott" bei den Klän­gen der Orgel durchbraust. Und so mancher, der grollend seitwärts gestanden und mit seinem Gott und Mitmenschen zerfallen war, wird heute bei dem Anblick seines Kindes wieder zum stillen Beter!

Ja es ist etwas herrliches um den Kindesglauben, dessen Reinheit die junge Seele so verschönt und das kleine Herz so unschuldig erhält I Sucht ihn Euch zu erhalte«, Ihr lieben Kinder, die Ihr heute von sorgender Elternhand zu dem ernsten Gange in das Haus des Herrn festlich ge­schmückt worden seid. Bald werden viele von Euch diese Leitung entbehren müssen, die nun aus dem teuren Vater­haus hinaus in die Ferne zieh'n, um einen Beruf zu er­lerne» oder sich seinen Mitmenschen nützlich zu machen. Sorgt dafür, daß Euch einstens bei dem Wiederbetreten des Vaterhauses nicht die Schamröte in das Gesicht zu steigen braucht, weil Ihr Euch schuldbewußt fühlt, daß Ihr Eure Pflicht nicht allenthalben getan habt, sondern daß Ihr mit freiem offenen Kindesblick in die treuen Augen schauen könnt', die sich oft manche Nacht in der Sorge um Euer Wohl nicht schließen wollen. Noch habt Ihr ja keine Ahn­ung, welche Gefahren draußen in der Welt Eurer harren , und wie leicht auch der beste Mensch mit der besten Er- !

ziehung der Verführung unterliegen kann! So wie es s jetzt in der Natur ausschaut, wo die Sonne nun wieder wärmer von dem Himmel lacht, wo die Knospen schwelle» und die Vögleia fingen und wo wieder alles hoffnungsfroh dem jungen blühenden Lenz entgegen geht, so sieht es auch in Eurem Herzen aus, es ist geschwellt, von stolzen Hoffnungen, von großen Erwartungen und von küh­nen Plänen. Ihr werdet bald einscheu müssen, daß es im Lebe» ganz anders zugeht, als wie ihr heute glaubt und daß bittere Enttäuschungen oft die stolzen Hoff­nungen ablösen. Zu keiner Zeit ist der Kampf um das Dasein so ernst gewesen, wie zu der jetzigen, und mau muß ein ganzer Manu und auch ein ganzes Weib sein, will man in der Welt voll und ganz bestehen. Deshalb heißt es von frühester Jugend anLernen, lernen und wieder lernen" und immer rastlos vorwärts streben! Die Gelegen­heit wird Euch jetzt hierzu geboten, nützt sie zu Eurem ei­genen Vorteil und zur Freude Eurer Eltern im reichsten Maße aus! Es wird die Jugend immer mit dem Lenz verglichen und kein Vergleich ist wohl paffender als dieser. Deshalb sollt Ihr auch den Lenz Eures Lebens genießen, aber dabei immer kindlich bleiben und Euch nicht nach Dinge» sehnen, welche die junge Seele vergiften. Bedenkt, daß die Blüten des Lenzes auch reifen und später Früchte tragen müssen, so soll es auch bei Euch sein, denn je reicher die Früchte, desto größer der Loh». Haltet fest im Glauben und bewahrt Gott im Herzen, dann werdet Ihr alle Fähr­nisse des Lebens überwinden und sollte trotz alledem doch einmal der Verführer siegen wollen, dann gedenkt zu Hause der sorgenden Eltern, wie bekümmert sie durch Euren Fall sein würden, und Ihr werdet siegreich den Verführer Nieder­kämpfen. Laßt Euch heute nochmals segnend von Vater und Mutter, die besien Menschen, die Ihr auf der Welt habt, die Hände aufs Haupt legen und dann geht wohl­gemut dem neuen Leben und i Streber, entgegen,

Gott sei mit Euch l"

Tagespolitik.

Der Reichstag geht jetzt in die Osterferien. Wenn man von einer wohlverdienten Ruhepause sprechen kann, so darf man das Wortwohlverdient" auf die jetzt begin­nenden Osterferien der deutschen Volksvertretung anwenden. Selten hat der Reichstag so in einem Ruck, mit nur ganz wenigen sitzungsfreien Tagen gearbeitet, wie von Beginn des neuen Jahres bis jetzt in den April hinein, und zu den häufig vom Mittag bis in die achte Abendstunde hi­neindauernden Plenarsitzungen kamen noch zahlreiche Kom­missions-Verhandlungen an den Vormittagen und bei Ein­bruch der Nacht; kein Wunder, daß sich nun doch eine ge­wisse Müdigkeit zeigt. Allerdings war die Zahl der au der Arbeitsstätte anwesenden Parlamentarier nicht immer sehr

erheblich, die Debatten nahmen nicht selten eine ermüdende Länge an, die keineswegs geboten war, aber wir wollen nicht vergessen, daß doch in den neuen Handelsverträgen und in der neuen Militärvorlage wichtige Gesetz-Entwürfe zum defiaitiven Abschluß gelangten. Daß viele Interessenten, besonders auS den Kreisen der Jadustrie, an den Handels­verträgen etwas auszusetzen hatten, ist bekannt, auch die Militärvorlage ist nicht Jedem recht gewesen, wenn gleich ihre Neuforderuugen wirklich nur bescheiden waren; aber zu leugnen ist doch nun einmal nicht, daß. die Fertigstellung dieser großen Gesetze wichtig war, daß eine noch lauge an­dauernde Unsicherheit nachträglich auf Handel und Verkehr für den ganzen Nährstand hätte wirken müssen. In prak­tischen Lebeusdingen, in Geschäfts-Angelegenheiten ist nichts Peinlicher, wie die Ungewißheit, und diese ist beseitigt wor­den. Es kann auch anerkannt werden, daß trotz gelegent­licher Reibereien der Berhaudlungston während des ver­strichenen Sesfionsabschaittes des Reichstags ein würdiger war und sehr wohltuend abstach von den Spektakelszeueu, die in anderen Volksvertretungen während der verflossenen Wochen stattfanden; die großen Tumulte, die sich s. Z. bei der Beratung des heute geltenden deutschen Zolltarifes ab­spielten, und deren Wiederholung vielfach befürchtet wurde, haben sich nicht von neuem ereignet. So können wir bei diesem Ferien-Begiun vom Reichstage sagen, daß es erheb­lich besser gegangen ist, als erwartet wurde und mau er­warten konnte. Der Reichstag hat auch nach dem Osterfeste noch einige Zeit zu tun, aber man darf anuehmen, daß dieser Teil seiner Verhandlungen nur in tätiger Arbeit verlaufen wird. Bedeutsame Gesetzentwürfe harren noch der Erledigung, wie z. B. das neue Börsengesetz, die für unser wirtschaftliches Leben von Wichtigkeit sind.

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Hessen steht als erster der süddeutschen Staaten, im Begriff, seiner LauVwirtschaft eine Berufsorganisation zu geben. Die zweite Kammer hat den Entwurf für die Grün­dung einer hessischen Landwirtschafts kämme r angenommen.

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Franzosen und Engländer erzählen immer noch vielerlei über den Kaiserbesuch in Marokko, aber wenn es genug geworden, werden sie schon von selbst wieder aufhören. Was bedeutet denn die Kaiserfahrt? Doch gar nichts weiter, als eine leise Erinnerung daran, zu halten, was über die Achtung der Unabhängigkeit von Marokko im Interesse des Internationalen Handels gesprochen ist. Der französische Minister des Auswärtigen, Delcassee, wollte alle anderen Kaufleute und Industriellen aus Marokko hinaus- haben und nun ist der Aerger groß, daß der schlaue Plan mißlang. Das isi alles!

Arrir LLsirfivittatisir.

Hörst du mein Ainö den Ton der Glocken?

Gedenk' daran, bleib' fest und treu"!

Die heut' zum Gotteshaus dich locken,

Dem Herrn zu schwören Lieb' und Treu' I Hörst du, wie sie so ernst dich laden?

Gedenk' daran, vergiß es nicht I Erneure heut den Bund der Gnaden Vor Gottes heil'gem Angesicht.

Als einstens man in heil'ger Stunde Durch Taufe dich dem Herrn geweiht,

Versprach dir Gott mit treuem Munde:

Ich bin dein Vater allezeit".

Dem Vater willst du heute schwören Daß du mit rechter liindsstrsu Ihm wollst auf ewig angehören,

Gedenk' daran, bleib' fest und treu"!

Sei Gott getreu im ganzen Leben,

In Leiden, Aengsten und in Not;

Dann wird er dir die Aron' einst geben,

Sei Gott getreu bis in den Tod I

D. L.

Jugeudstürme.

Roman von A. And r ea.

(Fortsetzung^

Im Foyer trafen Stamer und Doris mit den andern bei­den zusammen.Wie kommst du hierher ?" fragte Richard wenig erbaut seine Schwester. Sie fiel ihm immer bald lästig mit ihren Kreuz- und Querfragen und ihrer Gründlichkeit.

,Ich hatte das Stück gelesen. Es machte mir einen j so starken Eindruck, daß ich es aufgeführt sehen wollte." ! Westernkamp trat heran und begrüßte sie herzlich. Leo Stamer beobachtete sie. Er wußte, daß derJunker" Doris schon früher wiedergesehen hatte; sah er denn nicht, wie schön sie war? Sie sprachen unbefangen, wie ein paar Freunde miteinander; aber die Frechheit, sie zu duzen, hätte Hans Joachim nie gehabt.

Sie find nicht enttäuscht worden?" fragteer, an ihre Bemerkung anknüpfend.

Im Gegenteil, ich bin erschüttert", versetzte Doris. Es ist eine Tragödie aus dem Kleineleuteleben wie sich viele wohl darin abspielen, ohne daß wir eine Ahnung da­von haben. Oder, wenn wir etwas davon sehen, wenden wir uns in ästhetischer Feigheit ab, weil die Helden und Heldinnen keine Hermelinmäntel und keine seidenen Kleider tragen. Däs tragische Schicksal der Niedrigen packt uns mit harten Händen, und die Saiten unserer Seele schlagen einen gequälten, schrillen Ton des Mitleids unter ihnen an. Der Durchschnittsmensch setzt sich dem nicht gern aus: hier ist aber ein Dichter, der uns zwingt, auszuhalteu und mitzu­leiden."

Na, ich danke!" sagte Richard,Einmal und nicht wieder."

Lassen wir ihn laufen den seelenlosen Kaaben!" meinte Stamer gleichmütig und zog Doris Arm in den seinen.

Ich sehe mir hintereinander sieben von der schweren Sorte an not», bsns, mit meinem Hexlein zur Seite."

Leu, du bist immer noch nicht gesetzt worden I"

Und du?"

Bedeutend", lachte Doris.

Stamer schlug vor, daß sie nach der Vorstellung bei Dresse! essen wollten.

Laßt euch nicht stören," sagte Doris.Ich nehme hier au der Ecke eine Elektrische und fahre nach Hause."

Wo wohnst du jetzt?" fragte Richard.

In der Ramlerstraße."

Richard horchte auf.

Nummer?"

Dreiundfünfzig, bei Frau Meilke."

Richard wäre beinahe auf glatter Straße gestolpert. Sie waren aus dem Theater gekommen und befanden sich noch in dem ersten Gedränge.

Stamer wollte sich Doris nicht entschlüpfen lassen.

Sei kein Spielverderber, Hexleiu !' bettelte er.Kamp reist nächstens nach seiner Kate zurück, dann kommen wir vier fürs erste nicht wieder so jung zusammen."

Aber Doris blieb standhaft.

Ich kann nicht die Nacht durchschwimmelu. Ich muß um acht in der Klinik sein, sonst verliere ich um elf meine Vorlesung."

Was verschlägt das? Man schwänzt doch mal."

Nee, Leu! Ich halte mich nämlich nicht meines Vergnügens halber in Berlin auf. Also: gute» Abend, meine Herren l"

Westernkamp mit einem Anflug von Verlegenheit, doch in alter Treuherzigkeit, hielt ihr beide Hände hin. Lachend schlug Doris ein

Ist es nicht komisch, daß wir uus untereinander mit Herr" undGnädige" avfasfen sollten? Wir find doch noch die alten, nicht war Hans Jochem?"

Adieu, Jungens!"

Halt, halt I Ich bringe dich an deine Haltestelle."

Stamer eilte ihr nach und zog ungeniert ihren Arm in seinen.Die anderen gehen voraus und bestellen daS Souper. Over besser ich nehme eine Droschke. Wir bleiben daun noch zusammen und frische» alte Erinnerungen