Der russisch-japanische Krieg.

* Petersburg, 17. März. Hier hegt man nur noch wenig Hoffnung, irgend einen organisierten Rest der Armee Kuropatkins zu retten. Eine diese Nacht veröffentlichte amtliche Depesche gesteht den Rückzug Kuro- patkius von Tieling ein und berichtet gleichzeitig, daß schon eine japanische Armee nördlich von ihm steht.

* Petersburg, 17. März. Einzelheiten über die gestern erfolgte Besetzung von Tieling durch die Japaner sind «och nicht bekannt. Es wird nur berichtet, daß ein von den Russen besetztes Dorf von den ja­panischen Granaten in Brand gesetzt wurde, worauf Kuropatkiu wiederum gezwungen war, be­deutende Vorräte und Bagage hier zurückzu­lassen, die verbraunt wurden. Außerdem soll er 80 Geschütze verloren haben. Die Zahl der Tote« und Verwundeten bei diesem Gefecht be­lief sich auf 1«,««« Mau«.

* Loudo«, 17. März. Aus japanischen Quellen wird gemeldet: Der Rückzug der Russe« artet aus i« regellose Flucht. Die japanische» Korps dagegen sperre« nordwärts die Eisenbahn, welche die Bortruppe« des Generals Rogi hinter Kaujua« zerstörte«. Andere beschießen die Fliehenden. Die bei­den russischen Flügel habe« satt de« gesamte« Train zurückgelasse«. Die russische« Berlnste find schwer. General Kaulbars versucht, die Verfolgung bei Kaihaun noch aufzuhalte». General Linnewitsch über­nahm die Deckung des Rückzugs. Der mit frischen Trup­pen aus Japan herübergekommenc und für eine Zeit lang gleichsam verschollene General Kawamura marschiert direkt auf Kirio.

(Kiriu liegt 275 Kilometer nordöstlich von Tieling, ungefähr halbwegs bis Chardin. Kiriu (Girin) hat 10 000 Einwohner, liegt in sehr bevölkerter Gegeud und ist von einer festen Mauer umgeben. Es war das Hauptausrüst- ungs-Depot der mandschurischen Truppen und besitzt ein Arsenal, eine Pulver- und Waffenfabrik. Die sogenannte Maudariuenstraße Tieling-Kirin ist zwar 20, streckenweise sogar 5070 Meter breit, aber die benutzte Fahrbahnbreite beträgt nur 49 Meter und außerdem befindet sich die Straße in einem solchen Zustande, daß man viel leichter über einen Sturzacker fahren könnte. Die Artillerie kann nur in gewöhnlicher Marschkolonne marschieren. Bis Jtuut- schou führt It. Frkft. Ztg. die Straße in hügeligem Terrain, auf 810 Kilometer parallel uvd östlich der Bahn. Die Gegend ist durchschnitten und sehr für die Ausführung von Ueberfällen und Hinterhalten geeignet, doch sind alle Flüsse, welche die Straße queren, furtbar und nach Regen etwas schwerer zu überschreiten.)

* Tokio, 17. März. Die 3. russische Armee, die im Zentrum bei Mukden stand, ist nach hier eiugetroffenen Meldungen so gut wie vernichtet. (Das erklärt auch die Meldung Kuropatkins, er habe keine Nachrichten von der 3. Armee.)

* Aaris, 17. März. Das Echo de Paris meldet aus St. Petersburg. General Kuropatkin werde bei seinem Rückzug nach Norden die aus Europa eiugetroffenen Ver­stärkungen von 13000 Mann rorfiriden; man habe in St. Petersburg geglaubt, daß diese Verstärkungen bereits in Mukden eingetroffen seien; sie seien infolge eines Unfalls auf der transsibirischen Eisenbahn, der aufs sorgfältigste ge­heim gehalten wurde, damit die Japaner bisher nichts da­von erführen, etwa eine Woche aufgehalten worden. Die Japaner schienen trotzdem von diesem Zeitverlust Kenntnis erhalten zu haben. Man neige zu der Ansicht, daß gerade dieser Umstand sie veranlaßt habe, ihren Angriff zu be­schleunigen.

ff Tokio, 17. März. Marschall Oyama berichtet, daß

sich in Tieling große Eiseubahnanlage« befinden,

ähnlich denen iu Liaojang. Große Mengen Proviant und Futter Ware« in der Rahe gelagert, wovon Vz durch die Russe« verbrannt wurde«. Die Beute ist groß, aber «och nicht gezählt. Zahl­reiche Gefangene sind aus dem rechte« Flügel ge­macht worden, die genaue Anzahl ist aber noch nicht gemeldet.

Kuropatkins letzter Rückzug!

DiePetersb. Tel. Ag." meldet aus Tschantafou von heute: Geueral Knropatki» reiste heute abend «ach Petersburg ab. General Linnewitsch übernimmt das Amt des Oberbefehlshabers.

* Uelersvnrg. 17. März Die Aööerufrmg Knro- patkius ist nun nach der Prüfung der furchtvare« Nie­derlage Sei Mukden zur Tatsache geworden. Wie von zuverlässiger, informierter, nicht militärischer Seite berichtet wird, sandte der Zar folgende Depesche a« Kuropatkin: Ilevergeven Hie das Kommando au General Linnewitsch, der zur temporären Führung der Armee vorgesehen ist.

* Netersvnrg, 17.März. DieAbberufung Kuro­patkins von seiner Oberbefehlsbaberstellung erfolgte unter Belastung in der Würde eines Generaladjutauteu des Kaisers.

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*

* General Kuropatkiu ist nun seines Postens ent­hoben worden und einer seiner bisherigen Untergebenen, GeneralLinnewitsch, zu seinem Nachfolger ernannt wor­den. Ob damit eine Aenderurig zum Bessere» für die russische Armee erzielt werden kann, bleibt abznwarten. Man wirft in Rußland Kuropatkin vor, daß er als Krieqsminister ver­säumt habe, die russischen Streitkräfte in Ostasien auf einen kriegsmäßigen Stand zu bringen. Welche Schuld ihn in dieser Beziehung wirklich trifft ist im Augenblicke schwer zu sagen Tatsache ist, daß Kuropatkin, als er den Oberbe­fehl Übernahm, offen von der Unzulänglichkeit der russischen Streitkräfte dort gesprochen und zur Geduld gemahnt hat. Vermutlich hat Kuropatkiu wie so viele audere Militärs, die Stärke der Japaner unterschätzt, obgleich er selbst in Japan gewesen ist. Allzu große Vorsicht wird ihm vorge­worfen, allein alle Kämpfe mit den Japanern beweisen, daß das Mißtrauen gegeu die Kräfte der Russen nur zu gerechtfertigt war. Alle fremden Kriegsberichterstatter beim russischen Heere haben die Umsicht und den Fleiß Kuropatkins gerühmt und die Soldaten hatten ihn gerne, weil er für sie sorgte. Der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen, L i n n e- witsch, ist jetzt 67 Jahre alt. Er hat wie Kuropatkin, den größten Teil seiner Dienstzeit im Kaukasus und in den astatischen Besitzungen Rußlands zngebracht. Für Kühnheit und Geschicklichkeit im russisch-türkischen Kriege hat er einen goldenen Ehrensäbel und das Kreuz des St. Georgs-Ordens

! erhalten. Linnewitsch ist bei den Truppen sehr beliebt und ! hat sich Lei den Petersburger Machthabern wahrscheinlich : dadurch besonders empfohlen, daß er in den letzten Kämpfen ! nicht nur zeitweilige Erfolge über die Japaner errungen, i sondern auch seine Truppen in vollkommener Ordnung !unter klingendem Spiel" nach Tieling geführt bat.

! Vermischtes.

! * Von einer furchtbaren Wahnsinnstat wird aus Denver

! im Staate Colorado berichtet. Ein Fuhrmann namens ! Georg Schißler wurde plötzlich wahnsinnig, tötete 2 Per- l sonen und wurde dann selbst nach einem aufregenden Kampf mit der Polizei getötet. Bor einiger Zeit hatte Schißler ^ einen Streit mit seinem Nachbar Ray Sill. Der Fall kam s vor den Richter und wurde abgewiesen. So herrschte zwischen > den beiden Familien eine starke Erbitterung, bis Schißler, ! der über das ihm angeblich zugefügte Unrecht fortwährend grübelte, schließlich wahnsinnig wurde. Am letzten Sonntag bewaffnete er sich schließlich mit einem Repetiergewehr und begab sich zu Sills Haus. Dieser stand an der Tür und wollte fliehen, da er nichts Gutes ahnte, aber Schißler zielte

auf ihn und tötere ihn sofort. Darauf eilte Sills Frau jammernd herbei, beugte sich über ihres Mannes Leiche und bat flehend um Gnade, aber der Wahnsinnige erschoß auch fie. Dann verwundete er »och einen herbeigeeilten Nachbar. Schißlers Frau war Zeugin der beiden Morde gewesen und brach bei diesem Anblick zusammen; da fie herzleidend ist, wird fie wahrscheinlich auch infolge Schrecks sterben. Nun zündete der Verrückte mit einer Fackel Sills Hans und Scheune an, und beide Gebäude brannten nieder. Zwei Kinder Sills entkamen, aber das dritte wird vermißt, und man fürchtet, daß es in den Flammen umgekommen ist. Nach diesen Untaten begab sich Schißler in sein Hans, wo er sich verbarrikadierte. Fünf Polizisten, ein Inspektor und der Polizeiarzt kamen bald an und näherten sich dem Hause, aus dem Schißler das Feuer eröffnet und den Arzt schwer und den Inspektor leicht verwundete. Nun wurden eiligst Reservemannschaften herbeigerufeu, die der Major befehligte; da aber Schißler immer weiter feuerte, mutzten sich die Leute zurückziehen. Auch d§r Mayor entging nur knapp einer Kugel. Schließlich bepackten die Polizisten einen leichten Wagen mit Heufudero, benutzten ihn als beweglichen Schild, rückten unter seinem Schutze langsam vor und schickten nun eine Salve nach der anderen in das Haus. Schißler erwiderte das Feuer so lange, bis er tödlich verwundet war. Er starb wenige Minuten nach seiner Gefangennahme.

Verantwortlicher Redakteur Ludwig Laut, Mensteig.

Kalidüngung zu Futterrübe«.

Sämtliche Rübenarten find ebenso wie die Kartoffel als Kalifresser bekannt, d. h. sie gebrauchen zu ihrem Auf­bau außerordentlich große Mengen von Kali und entnehmen dies dem Boden, auf dem fie wachsen. Stellt ihnen der Boden diesen Nährstoff nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, so können sie sich nicht genügend entwickeln und zeigen, wie Prof. Wilfarth, Bernburg das speziell bei Zucker­rüben nachgewtesen hat, eine Reihe Kravkheitserscheinungeu; die Blätter erhalten gelbe bis braune Flecke und ganze Teile derselben sterben ab. Naturgemäß können sich, wenn die Blätter nicht gesund find, auch die Knollen nicht in ausgiebiger Weise entwickeln. Aus diesem Grunde ist bei der Düngung der Rüben besonders auf die Zuführung vou Kali zu achten. Das in Stallmist enthaltene Kali reicht nicht aus und deshalb lohnt sich selbst aus schwerem Boden neben einer Stallmistdüngung auch noch eine kräftige Gabe von Staßfurter Kalisalzen. Die Futterrübe, die sich die in den genannten Düngemitteln enthaltenen Nebensätze sehr gut zu Nutzen machen kann, zeigt der Anwendung deS Kainits eine höhre Ertragssteigerung als beim 40 prozentigen Kali­salz, weshalb mau außer auf ganz schweren Bodenarten, die von Hans aus leicht zum Verkrusten geneigt find, im all­gemeinen den Kaimt vorzuziehen hat. Zahlreiche Düng- nngsoersuche, die die Zweckmäßigkeit einer Kalidüngung neben Stallmistgaben dartun sollten, find durchgeführt worden, und wir erwähnen einen, den Herr Anton Mühleis iu Kitzen P. Eislingen im letzten Jahre anstellte. Er erntete von der nur mit Stallmist gedüngten Parzelle 226'/z är Futterrüben pro da, von einer anderen mit Thomasmehl und Chilisal­peter neben Stallmist gedüngten 295 är und von einer dritten, die außer genannter Düngung noch 800 Kainit erhalten hatte, 496 är Futterrüben. Der Mehrertrag der zweiten Parzelle kam im Wert nach Abzug der Düngekosten auf 46 Mk., die mit Kainit gedüngte Parzelle brachte einen Reingewinn von 297,20 Mark. Beweis genug für die Zweck­mäßigkeit einer Kalidüngung.

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in die gemeinschaftliche Borklasse, sowie in die I. Realklasse (nur für solche Schüler, die einen besonderen Vorbereitungsuvterrrcht im Deutschen genossen haben) findet am

Dienstag, den 21. März 1SV5

von vormittags S Uhr an

statt. Die Schüler haben ein Schulzeugnis und Schreibmaterial mitzn- bringen.

Anmeldungen find zu richten an

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