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Kerssprecher Ar. H.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage Der Sonntags- Gast".

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. Er I Man abonniert auswärts aus dieses Blatt N»«,. 1 bxj den K. Postämtern und Postboten.

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Samstag, 18. März.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

! 1905.

Amtliches.

Bezirksrindviehschau in Altensteig.

Am Mittwoch, de« 14. Juni ds. Js., vorm. 10 Uhr findet in Altensteig auf dem von der Stadt- gemeivde zur Verfügung gestellten Musterungsplatz vor dem neuen Schulhaus eine staatliche Bezirksrindviehschau statt.

Zugelasfen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten- und Fleckviehs nämlich: s) Farren, sprungfähig, mit 26 Schaufeln; b) Kühe, erkennbar tragend oder in Milch, mit höchstens

3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgenden Ab­stufungen zuerkannt werden, s) für Farren zu 140, 120. 80 Mark, b) für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40 Mark.

Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau bei dem K. Oberamt bezw. Herrn Oberamtstier­arzt Metzger in Nagold unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spä­testens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Muster­sogsplatz aufzustellen.

Verlorene Milliarden.

0 Bisher stand die militärische Einbuße, welche Ruß­land in der Zwei-Wochen-Schlacht von Mukden bis Tie- liug erlitten hat. im Vordergrund der Erörterungen, jetzt wendet sich die Aufmerksamkeit auch den finanziellen Folgen dieses Ereignisses zu, aus welchem sich ein Schluß auf die Gesamtkosten des Krieges ziehen läßt. Da als einzige Zu- gangsstraße für allen Munitions- und Proviant-Transport, sowie für die Truppen-Nachschübe nur die große, sich ver­schiedene Tausende von Kilometern hinziehende sibirische Eisenbahn in Betracht kam, zu welcher noch die auch nicht geringen Entfernungen im europäischen Rußland gerechnet werden müssen, so waren die Unkosten von vorneherein sehr hohe; jeder Wagen-Kolonnen-Transport bis zum eigent­lichen Kriegsschauplatz fiel fort, stets und ständig mußte die Lokomotiveewgespanvt" werden. Welche kolossalen Summen dabei schon für den Eisenbahnbetrieb heraus- kommeu, liegt auf der Hand. Eine zweite Vorausbedingnng für die schweren Kosten war die große Entfernung; viel Pferdematerial hat die Reise nicht ausgehalten, viel Vor­räte find verdorben. Und endlich waren alle diese Schwie­rigkeiten für die bekannte russische Beamten- und Lieferantcn- wirtschast eine selten günstige Gelegenheit, für sich selbst zu sorgen. Das ist denn auch geschehen. Aus den gewaltigen Vorräte-Mengr», die die Japaner erbeuteten, ist zu ersehen, daß schließlich doch noch alles, was zum Kriegführen ge­braucht wurde, in Ostasien ankam; daß indessen nicht alles zur rechten Zeit dagewesen ist, hat sich aus den in Port Arthur und anderswo gemachten Feststellungen ergeben. Die russischen Armee-Rechnungen sind wohl sicher mit mehr als einfacher Kreide geschrieben worden.

Das find die Tatsachen, welche ergeben, daß dieser Krieg im fernsten Osten von vorneherein in finanzieller Be­ziehung denkbar ungünstig war, daß eine ganz, ganz andere Kalkulation" vorgenommen werden mußte, als es z. B. von uns 1870/71 geschehen ist. Alle Kriegs-Vorräte waren extra teuer an Ort und Stelle zu befördern, und nun kom­men die gewaltigen Verluste. Seit der Jaluschlacht, dem ersten unglücklichen Treffen, und einen für sie wirklich gün­stigen Kampf haben die Russe» überhaupt noch nicht be­standen, geht es Schlag auf Schlag; die Japaner haben große Mengen erbeutet, aber wir können getrost annehmen, daß noch weit mehr auf den Rückzügen verdorben und ruiniert worden ist. Dazu kommen die Ausgaben für die Befestigungen der eroberten Städte, die Millionen für die vernichtete Port Arthur-Flotre, die Ausgaben für die un­vermeidlichen Nenmobilmachungen zur Ausfüllung der gro­ßen Lücken in den Heereskörpern, die Fahrtkosten für die baltische Flotte rc., Alles in Allem schon in die Tausende von Millionen gehende Beträge. Und damit nicht genug. Alles nun verloren gegangene kostspielige Material muß für die Zukunft voll ersetzt, ja es muß eine bedeutende Erwei­terung in der Ausrüstung vorgenommen werden. Rechnen wir die besonderen Verhältnisse hinzu, so wird Rußland nicht weniger, sondern eher noch mehr Ausgaben haben, - als Frankreich nach 1870/71. Die umfangreichen Ausga­ben, die Frankreich für Paris und andere Festungen hatte,

finden ein Seitenstück bei Rußland darin, daß es seine ost­asiatische Grenze neu sichern und seine Flotte neu bilden muß. Wirfürchten, an die zwanzig Milliarden werden nicht rei­chen, um das Zarenreich all' die Sorgen dieses Krieges vergessen zu machen und einen neuen befriedigenden mili­tärischen Stand zu erreichen. Und woher all' diese Riesen­summen nehmen, die sich noch dadurch erhöhen werden, daß hohe Ausgaben für die Sicherung der Schienenwege und des Verkehrs in dem weiten Lande gemacht werden müssen ? Die sibirische Eisenbahn hat sich als unzulänglich erwiesen und kann nicht so bleiben, wie sie zur Zeit ist. Und die in Ostasien gemachten bitteren Erfahrungen werden in ih­ren Lehren auch in Zentral-Afieu gegenüber dem lieben Nachbar England beachtet werden müssen.

Tagespolitik.

Der Verband rheinisch-westfälischer Arbeitervereine be­schloß die Abfindung einer Eingabe an den preußischen Landtag, in welcher der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß die Berggesetznovellen baldigst in einer den berechtigten Wünschen der Bergarbeiter entsprechenden Form angenommen werden, damit endlich die dringend notwendige Beruhigung in der Bergarbeiterbevölkeruvg eintreten könne und eine weitere parteipolitische Ausnutzung des Streiks unmöglich werde.

* * .

In Mazedonien nimmt das Bandenunwesen wieder zu. Es haben sechs größere Bandenkämpfe stattgefunden, außerdem wurden von Banden kleinere Untaten und zahl­reiche Morde verübt. Eine Bande ließ mehrere Bomben zurück. * *

In einer Sitzung des Storthing erklärte Minister­präsident Michelsev. die jetzige Regierung sei gebildet, nm das verfassungsmäßige Recht Norwegens auf ein eigenes, vorweg ischesKonsulatwesen durch­zuführen. Das norwegische Volk habe keinen höheren Wunsch, als in Frieden und in gutem Einvernehmen mit allen Völ­kern leben zu können und nicht zum wenigsten mit dem schwedischen Nachbarvolke, um seine ganze Nationalkraft ein- setzen zu können zur Entwickelung seiner materiellen Hilfs­quellen. Die Regierung sei überzeugt, daß der einige und unbeugsame Wille des norwegischen Volkes, sein Recht in Uebereinstimmung mit der Verfassung zur Geltung zu bringen, zum Ziele führen werde. Der Präsident des Storthing sprach die Ueberzeugung auS, daß das Storthing der Re­gierung seine Kräfte zur Durchführung der schweren und großen Ausgabe leihen werde.

Deutscher Weichstag.

Bertt«, 14. März.

Heute wurde der Etat des Reichsamts des Innern endlich erledigt. Ein nationalliberaler Beschlußantrag auf möglichst baldige Reform des Patent-, Gebrauchmusterschutz- und Warenzeichengesetzes wurde mit kleiner Mehrheit ange­nommen. Auch der Etat des Reichsinvalidenfonds kam zur Verabschiedung. Hier stellte Reichsschatzsekretär v. Stengel einen Nachtragsetat zu Gunsten der Veteranen in baldige Aussicht.

Aertt«, 15. März.

Die Mittwochsitznng brachte drei Reden des Reichs­kanzlers, dessen Etat zunächst auf der Tagesordnung stand. Abgeordneter Spahn (Ztr.) befürwortete einen Beschlnßan- trag, Elsaß-Lothringen eine selbständige Vertretung im Bundesrat zu geben. Graf Bülow sah dieses Verlangen als einen Beweis dafür an, wie sehr das Bewußtsein der Zugehörigkeit zum Reiche in der reichsländischen Bevölker­ung an Boden gewonnen habe. Aber es handle sich um eine schwierige politische Maßnahme, deren Durchführung Bedenken begegne. Der Kanzler legte diese des näheren dar. Die maßgebenden Stellen selbst würden den Zeitpunkt für das gewünschte Vorgehen festsetzen. Abgeordneter von Vollmar (Soz.) kritisierte den Verkauf deutscher Handels­schiffe an Rußland und trat für den Beschlußantrag seiner Partei ein, die von Preußen und Bayern mit Rußland ab­geschlossenen Auslieferungsverträge zu kündigen, weil sie allem menschlichen Rechtsgefühl widersprächen. Auch der Aufenthalt der Ausländer im deutschen Reiche müsse gesichert werden. Reichskanzler Graf Bülow trat der Annahme des Vorredners entgegen, daß die russische Großmachtstellung den Krieg mit Japan und die inneren Wirren nicht über­

dauern werde. Die Sozialdemokratie wolle uns in einen Krieg mit Rußland treiben, um au dem Feuer ihre Partei- suppe zu kochen. Wir seien von Rußland nicht abhängig, hätten aber auch keinen Anlaß, uns Rußland unangenehm zu machen. Der Vorwurf der Liebedienerei gegenüber Ruß­land sei auch schon dem Fürsten Bismarck gemacht worden. Die Schiffsverkäufe verbiete das Völkerrecht nicht; Japan habe ja in England gekauft. Unser Gesamtverhalten sei durchaus korrekt. Unser Gesandter in Tokio habe tele­graphiert, daß die japanische Regierung den deutschfeindlichen Ausstreuungen keinen Glauben schenke und unsere in Ost­asten erworbenen Rechte respektiere. In der dritten Rede betonte der Kanzler, daß es nicht unsere Aufgabe sein könne, uns in die Verhältnisse anderer Staaten einzumischeu. Für unsere wirtschaftlichen Interessen in Marokko werde er stets besorgt sein. An der Erörterung beteiligten sich auch Red­ner der Konservativen, des Zentrums, der Antisemiten, Frei­sinnigen, Dänen und Pole». Staatssekretär Graf Posa- dowsky trat den Beschwerden der letzteren entgegen. Staats­sekretär von Richthofen erklärte, daß weder Preußen noch Bayern Neigung habe, die Auslieferungsverträge mit Ruß- ; land zu kündigen. Weiterberatnng Donnerstag.

j Lcmdesnachrichlen.

- b Aktessteig, 17. März. Am Dienstag und Mittwoch j dieser Woche fanden die Prüfungen der gewerblichen Fort- ; bildungsschale und der Lehrlinge statt, welche den neueren i Bestimmungen gemäß einer Prüfung sich unterziehen wollten, j Natürlich haben Schüler und Lehrlinge allerlei Lücken in « ihrem Wissen erkennen lassen, aber bei der Mehrzahl war ! leichr zu finden, daß sie ihre Zeit auch im Unterricht ordent­lich angewendet haben und darum in dem, was sie wissen konnten und wonach bei ihnen gefragt werden konnte, be­friedigendes leisteten. Erfreulich war, daß die 19 Lehrlinge die Prüfung in Schulfächern und Buchführung mit Erfolg bestanden haben und daß einzelne, darunter auch ei» Aus­wärtiger, wirklich Anerkennenswertes leisteten. Bleiben auch für die Fortbildungsschulen viele Wünsche übrig, insbeson­dere über den Stoff, der zu behandeln ist und die Zeit des Unterrichts, so hat die Prüfung doch erwiesen, daß die Schule auch in ihrer unvollkommenen Einrichtung beachtens­werte Leistungen aufweist und der Jugend ein Segen ist. Die Prüfung in Schulfächern und Buch­führung haben folgende Lehrlinge bestanden: Bauer, Friedrich bei Schlosser Ackermann; Binder, August bei Gipser Zocher; Blaich, Martin bei Schuhmacher Seeger; Bohnet, Friedrich bei Steinhauer Kienzle in Spielberg; Braun, Friedrich bei Schreiner Wackenhut; Brenner, Karl bei Zimmermeister Henßler; Frei, Christian bei Friseur Ackermann ; Frey, Friedrich bei Schneider Bäßler; Henßler, Karl bei Sattler Henßler; Hindennach, Friedrich bei Schreiner Kolmbach; Kallsaß, Adam bei Schneider Wizemann; Ar­cher, Michael bei Zimmermeister Gauß in Hesfilbroou; Moser, Ernst bei Rotgerber Moser; Roh, Gustav bei Kon­ditor Flaig; Schmid, Joh. Georg bei Schreiner Kolmbach ; Seeger, Matthäus bei Schreiner Sprenger; Seyfried, Adam bei Seeger ,z, Traube" ; Waidelich, Gottfried bei Konditor Flaig; Walz, Karl bei Schuhmacher Seeger.

* Stuttgart, 16. März. Die Finanzkommisfion der württembergischen Abgeordnetenkammer lehnte gestern die geforderte Gehaltsaufbesserung für die höheren Lehrer an den Gymnasien und Realschulen und damit auch für diejenigen an den niederen Seminarieu ab.

* S1«ttgart, 16. März. Am heutigen Tage feiert der frühere Ministerpräsident Staatsminister Dr. Freiherr v. Mittnacht in geistiger Frische den achzigsten Geburtstag.

* Stuttgart, 17. März. DemSchwöb. Merk." zu­folge hat der Fürst von Oettingen-Wallerstein der Regier­ung mitgeteilt, daß er auf das württembergische Staats­bürgerrecht verzichte. Damit scheidet der Fürst für seine Person aus der württembergischen Kammer der Standesherreu aus.

* Keikörouu, 16. März. Das Oberlandesgericht zu Stuttgart hat heute das Urteil des Heilbrouuer Landgerichts in der Klage des früheren Oberbürgermeisters Hegelmaier gegen die Stadt auf Herausbezahlung von 8152 Mk. Ge­bühren aus seiner Suspensionszeit bestätigt. Dadurch ist die Stadt zur Zahlung der genannten Summe an OBM. a. D. Hegelmaier plus 4 "/» Zinsen daraus vom 14. März 1904 verurteilt. Bon den Kosten hat die Stadt ^ Hegel­maier

i/. zu tragen.

Unsere verehrlichen Postabonnenten bitten wir höflichst, die Bestellung aufAns den Tannen" für das II. Quartal 1905 (April, Mai «nd Juni) möglichst sofort aufgeben zu wollen.

Sämtliche Postanstalten, Briefträger und Postboten nehmen Bestellungen für das neue Quartal entgegen.