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Erscheint Dienstag DsrmerSt., Samstag > und Sonntag mit der wöch. Vellage ^ »Der SorwtagS- Gafi".
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Nr. 11.
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Samstag, 2l. Januar
Bekanntmachungen aller Art sticken die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1905
Amtliches.
Die erste höhere Frn anzdienstprüfung findet nach einer Bekanntmachung im Staatsanzeiger vom 17. ds. Mts. letztmals im Frühjahr 1905 nach der seitherigen Prüfungsordnung vom 16. Juli 1892 statt.
Künftig tritt die K. Verordnung vom 7.Dezbr. 1903 (Reg.-Bl. S. 598) in Wirksamkeit, wonach die Befähigung für den höheren Finanzdieust durch die Erstehung der ersten höheren Justizdienstprüfung und nachfolgenden 2Vs-jährigen Vorbereitungsdienst, sowie Erstehung der Staatsprüfung für den höheren Finanzdienst erworben wird.
Auch die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst im Departement des Innern hat die Erstehung der ersten höheren Justizdienstprüfung zur Voraussetzung.
Es haben also künftighin Juristen, Regimina- listen und Kameraltsten dieselbe erste Dienstprüfung am Sitz der Landesuniverfität zu erstehen und erst während des Vorbereitungs- (Referendar-) dienstes, von welchem übrigens auch Regiminalistea und Kameralisten einen Teil (12 bezw. 9 Monate) im Jastizdepartement abzuleisten haben, erfolgt der Uebertritr in den Dienst des Departements des Innern und deS Finanzministeriums.
„So geht's".
Von Hans Wald.
(Nachdruck verboten).
ss „Es wird gefeiert," so klang's von Tausenden von Stimmen durch's Berg-Revier. „Es wird gefeiert, unser Recht muß uns werden!" erscholl es aus den Häusern der Bergleute zu denen hinaus, die auf der Gaffe den großen Entschluß feierten. In langen Zügen drängten sich die Arbeiter auf der von den Kohlentransporten geschwärzten Straß?, eine frohe, stolze Hoffnung war über sie gekommen. Und die Frauen drängten ihre stillen Sorgen vor dem lauten Trubel und Jubel zurück, und die Jungens schrieen mit den Aeltereu um die Wette. Es konnte nicht fehlschla- geu, es mußte gelingen; der Sieg mußte werden, er konnte nicht ausbleiben.
„Wenn da Euer Hinnerk dabei wäre, Vater Schulz," sagte einer von den Führern der Feiernden zu dem alten invaliden Bergmann, der mit seinem Pfeifchen unter der Haustür stand. Der schüttelte den Kopf. „Wenn er nicht dabei gewesen wäre, das letzte mal, lebte er heute noch!" — „Wie Ihr da redet! Ich have ihn ja gekaint, ehe er über's Wasser ging. Der Hinnerk war Feuer und Flamme, mit Leib und Seele für seine Kameraden!" Damrt schlug der Sprecher seine Hände ineinander, daß es klatschte.
Der Alte nahm einen langen Zug aus der Pfeife und wieder einem Dann tippte er mit der Spitze seinem Gegenüber auf den Arm. „Sollst Recht haben, Peter, sollst Recht haben! Aber warum habt Ihr ihn damals gehen lassen, Peter, warum denn?" — „Ja, er sollte doch," sagte der andere zögernd, „sonst wär damals gar kein Friede geworden, er wollte doch gar nicht nachgeben."
Vater Schulz verzog sein Gefickt zu einem grimmigen Lachen und dann nötigte er den Nachbar in die Stube. „Siehst Du, Peter, da ist sein Bild, kannst Dir ihn nochmal anseh'n. Wie der Hinnerk damals, beim letzten großen Streik, geschrieen hat, so schreit Ihr heute. Will Dir und Euch allen blos wünschen, daß es Euch besser geht als meinem Jungen." — „Aber der Hinnerk war doch immer so'n Bischen, was man neu Tollkopf nennt," sagte der andere etwas verlegen. Der Invalide sah ihn an, als wollte er ihm bis ins Herz hinein schauen. — „So! n'Tollkopf war er. Sieh blos mal au I Damals habt Jbr gesagt, er sei ein Held, ein ganzer Kerl, der sich vor Niemanden ducke. Also, n' Tollkopf war er. Wer hat ihn blos dazu gemacht? Ihr, Ihr Kerle, mit Eurem Geschrei; Ihr habt ihm den Kopf verdreht, Ihr habt ihn wirblig gemacht und nachher, na, da konnte er zusehen."
Sie schwiegen Beide. Dann fing der Alte wieder an: „Na ja, als es damals nicht anders ging, da zog der Hinnerk über's Wasser. Davon will ich nichts weiter sagen, daß der Hinnerk lieber in die Fremde ging, als daß er Euch zu guter Letzt noch Ungelegeuheiten machte. Er hat, trotzdem er ein strammer Kerl war, das Heimweh nie ganz verwinden können, und Ihr habt ihn, wie es nun mal so in der Welt ist, bald vergessen. Aber der Junge hat das nicht los werden können, für Andere draufzugehen; und was hat er davon in Amerika gehabt? Ha, was hat er gehabt, Peter?" — „Tot ist er," war die halblaute Antwort. „Na, sag's man grad' heraus, tot haben sie ihn geschlagen, diese Kanaillen. Da hat er sich drüben für sie ins Zeug gelegt, und als es schief ging, denn drüben fackeln sie nicht, da sollte er Schuld haben, er ganz allein; und als ihnen da Hinnerk gründlich die Wahrheit sagte,
die Lumpen und Schurken verachtete, da hat's ihm eine Axt besorgt. Ja, Peter, so war das! Und da kannst Dir Wohl denken, daß ich nicht möchte, daß der Hinnerk hier nochmals dabei wär'; denn hier ist ihm die Ruhe abhanden gekommen, ein unruhiger, friedloser Mensch ist er geworden und geblieben. Ja, so war der Junge!"
Der Nachbar gab dem Alten mit ein paar tröstenden Worten die Hand und ging hinaus. Was sollte er da weiter sagen? Ja, es war so, aber wenn der Hinnerk ein j zu großer Hitzkopf gewesen war, immer mit dem Kopf durch die Wand hatte fahren wollen, wer konnte dafür? Er hatte j auch keine Zeit weiter zum Nachdenken, überall klang Rufen und Lachen und Feiertagszeschrei.
Der Invalide drinnen in seinem Stübchen vernahm's nicht minder, ein unnennbarer Zug glitt über sein verrunzeltes Gesicht. Dichte Wolken stieß er aus der Pfeife hervor, und dann schaute er wieder zu dem Bilde empor: »Ja, ja, Hinnerk, wir wissen, wie's ist," brummte er dabei.
UagespoMiL.
In einer Meldung des Vorwärts, nach welcher die Anlagen der deutschen Reichswerft in Kiel eine bedeutende Erweiterung erfahren werden, find interessante Angaben enthalten über die Erfahrungen, die Rußland mit der Herstellung von Kriegsschiffen auf seinen eigenen und auf fremden Werften gemacht hat. Danach bestand bis vor zwei Jahren ein kaiserlicher Ukas zu Recht, dem zufolge russische Kriegsschiffe nur auf russischen Werften erbaut werden dürften. Die Ergebnisse, die mit dieser Ausschließung des Auslandes erzielt wurden, waren so niederdrückend, daß der Ukas des Zaren aufgehoben und Schiffsneubauten ans Ausland vergeben wurden. Rußland wandte sich in erster Linie, an Frankreich, dann yber.auch an Deutschland und Italien. Die deutschen Leistungen ließen die aller übrigen Konkurrenten weit hinter sich zurück. Die auf deutschen Werften gebauten Kreuzer Nowill und Askold, die leider ein so unrühmliches Ende nahmen, bildern die Zierde der russischen Kriegsflotte. Das neue große russische Flottenprogramm berücksichtigt daher die deutschen Werften auch in erster Linie, ihnen folgen die Werften Italiens und dann erst kommt Frankreich an die Reihe. Die von Rußland zu erwartenden enormen Aufträge machen aber eine gewaltige Erweiterung der deutschen Reichswerftanlagen insonderheit derjenigen Kiels erforderlich.
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An der Küste von Dover sind gewaltige Felsmasfen ins Meer gesunken. Der Sturz ist ein Äomonto wori für England. Es maßt sich an, die ganze Welt zu beherrschen, aber an seinem Stammlande nagt das Meer. Frühere große und wichtige Küstenstädte stad schon versunken. Jährlich geht England so viel Land verloren, wie Gibraltar an Boden umfaßt, und allein an der Ostküste bröckelt jährlich so viel Land von England ab, wie die Insel Helgoland enthält. Was England in den letzten 400 Jahren an Boden verloren hat, entspricht an Flächeninhalt der jetzigen Grafschaft London. Die Abnahme der Grundfläche von Großbritannien veranschaulichen folgende Zahlen, die das Acker- bauministerium auf Grund amtlicher Aufnahmen veröffentlicht hat:
1867 .... 56,964,260 Acker.
1880 .... 56,815,354 .
1890 .... 56,786,199 „
1900 . . . . 56,782.053 „
Man kann also heute schon berechnen, bis wann das ganze Großbritannien vom Meere verschlungen sein wird.
Deutscher Weichstag
Merlin» 18. Jan.
sZAm Dienstag wurde der Etat des Reichsschatzamts beraten und angenommen. Abg. Kirsch (Ztr.) begründete einen Beschlußantrag seiner Partei, den Wohunngsgeldzu- schuß neu zu regeln unter Berücksichtigung der kinderreichen Familien und der gestiegenen Wohnungsverhältnisse. Abg. Arendt (frkons.) pflichtete dem Anträge bei. Schatzsekce- tär v. Stempel erinnerte daran, daß er ja bereits mit dem preußischen Fiuanzminister in Verbindung getreten sei, und teilte mit, daß die neuen Fünfzigpfennigstücke in den nächsten Wochen ausgegeben werden würden. Die Umfrage über ein Dreimarkstück sei noch nicht abgeschlossen. Abg. Müller-Saga» (frs. Vp.) stimmte dem Anträge zu. Auf Preußen brauche das Reich nicht zu warten. Dem Abg. Richthofeu (kons.) ging der Antrag zu weit. Zum Schluß kam es zu Auseinandersetzungen darüber, ob bei der Gewährung von Veteranen - Beihilfen Gesinnungsschnüffelei
stattfinde oder nicht. Der Staatssekretär gab ein entschiedenes „Nein!" ab.
Werkt», 19. Jan.
sj Die Mittwochfitzung verlief in beschaulichster Ruhe, wie bei dem Etat des Reichseisenbahnamts auch nicht anders zu erwarten war. Abg. Erzberg er (Ztr.) wünschte den Verhandlungen über den Abschluß einer Betriebsmittel- Gemeinschaft guten Erfolg. Auch Abg. Hieb er (ntlib.) tat das, indem er heroorhob, daß es sich hier um eine nationale Angelegenheit im besten Sinne des Wortes handle. Präsident Schulz konnte noch keine Auskunft über das voraussichtliche Ergebnis geben. Abg. Pach nicke (frs. Berg.) bezeichuete als die Hauptsache eine Reform' der Per- soneutarife mit dem Ziel, daß der Preis für einfache Fahrt die Hälfte des Rückfahrkartenpreises beträgt. Auf der anderen Seile dürften aber nicht etwa die Gepäcktarife erhöht werden, vielmehr sei auch hier Verbilligung am Platze. Abg. Werner (Antis.) sah in der Betriebsmittel - Gemeinschaft gleichfalls eine nationale Aktion. Abg. Wolfs (Wirtsch. Vereinig.) meinte, wenn Preußen hier Entgegenkommen zeige, könne es moralische Eroberungen machen. Abg. Storz (Südd. Volksp.) fand die an die Gemeinschaft geknüpften Hoffnungen zu groß. Abg. Pichler (Ztr.) war gegen die - ^ " ' Bayern. Aba. v. Ger -
Kammer der Abgeordneten.
Slullgktl, 13. Jan.
* Die Artikel 19—24 der Bezirksordnung, welche die allgemeinen Bestimmungen über die Organe der Amtskörperschaft, Amtsvecsammlung und Bezirksrat behandeln, wurden gestern ohne Debatte nach dem Beschlüsse der Kommission angenommen. Bei Artikel 25, welcher den Vorsitz in- der Amtsversammlnug dem Oberamtsvorstand oorbehält, beantragt Abg. Beetz (Bp.), diese Bestimmung zu streichen. Der Anrrag wurde abgelehm und der Artikel nach dem Kom- missiousbeschluß angenommen. Zu Art. 27, welcher die Wahl zur Amtsversammlung den Gemeindekollegien der einzelnen Gemeinden überträgt, beantragt Abg. Beetz, die Wahl der Mitglieder der Amtsversammlung direkt durch die Gemeidewähler erfolgen zu lassen. Die Wahl soll gleich- zeitia mit den Wahlen zum Gemeinde- und Bürgerausschuß stattfiadev. Abg. o. Geß (D. P.) spricht für direkte Wahl der Amtsversammlung. Das würde das Ansehen dieser Körperschaft, welches gegenwärtig nicht sehr hoch stehe, erhöhen. Minister von Pischek widerspricht dem Antrag Beetz. Die Amtsversammlung sei keine Vertretung der Bezirks- eingesessenen, sondern ein wirtschaftlicher Verband der Gemeinden. Der Zusammenhang zwischen Amtskörperschaft und Gemeindeamt werde am besten durch die Wahl in das Gemeindekollegium gewahrt. Die Abgg. Sommer (Ztr.) »und von Kiene (Ztr.) sprechen sich gegen die direkte Wahl aus. Die Verbindung mit den Gemeindewahleu würde zu mancherlei Unzulässigkeiten und Verwirrungen bei den Wahlen führen. Abg. Kloß (Soz) erwartet von der direkten Wahl eine Belebung des Interesses an den Amts- Versammlungen. Die Awtskörperschaft sei ein Verband der Gemeinde, aber nicht der Gemeindeverwaltung, sondern der Gemeindeeinwohner. Abg. Lieschiug (Vp.): Die jetzigen Zustände in den Amtsoersammlungen seien traurige. Es bestehe eine weitgehende Abhängigkeit von den Oberamtsvorständen und es fehle besonders in den ländlichen Bezirken jede Initiative. Wenn auch durch die direkte Wahl nicht mit einem Schlage eine Besserung herbeigeführt werde, so werde doch das Ansehen in der Oeffentlichkeit gestärkt werde». Die Abgg. Haug (Bbd.) unb Röder (D. P.) sprechen gegen die direkte Wahl. Bei der Abstimmung wird der Antrag Beetz, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, der Volkspartei und des Abg. v. Geß abgelehnt und der Kommisstonsantrag angenommen. Die folgenden Artikel über den Geschäfskreis und den Geschäftsgang der Amts- Versammlung wurden im wesentlichen nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Art. 36 enthält Bestimmungen über die Zusammensetzung des neu zu schaffenden Bezirksrates. Der Bezirksrat soll nach den Beschlüssen der Kommission aus dem Ooeramtmann als Vorsitzenden und sechs weiteren von der Amtsversammlung zu wählenden ordentlichen Mitgliedern nebst vier Stellvertretern bestehe«. Ueber den Antrag, daß von diesen sechs ordentlichen Mitgliedern