Jents-recher

Mr. LI.

Erscheint DimStag Donnerst., SmnStag und Sonntag mit der wSch. Beilage »Der SormtagS- Sast* *.

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Dienstag, 17. Januar.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1905

Amtliches.

Am Donnerstag, den 6. April d. I., wird in Heiden­heim a. Br. auf dem Schafmarktplatz die jährliche Staats- Prämierung für ausgezeichnetes Schafoiey vorgenommen. Um Preise können sich württembergische Schafzüchter be­werben, welche die vorgeführten Tiere entweder selbst ge­züchtet oder zu Zuchtzwecken erworben haben. Zu Preisen find 960 Mk. ausgesetzt, welche in Abstufungen von 120, 100, 80 und 60 Mk. von dem Preisgericht vergeben werden. Zum Preisbewerb find nur Sammlungen zugelassen, be­stehend aus 12 Böcken, 10 Mutterschafen mit ihren Lämmern, 10 Kilber-Jährlingeo. Die Preisbewerber müssen ihre Tiere am 6. April d. I., vormittags 8 Uhr, in Heiden- heim a . Brenz aus dem Musterung splatz au fgestellt haben.

Uebertrag en wurde die zweite Schulstelle in Pfalzgrafen­weiler dem Schullehrer Seyfert in Beinberg Bez. Calw.

Unsere Kolonien.

Die dem Reichstag vorgelegte Denkschrift über die Entwicklung der deutschen Schutzgebiete im Etatsjahr 1903/04 enthält interessante Einzelheiten über die in den Kolonien erzielten Fortschritte. Sie sind überall unverkennbar, nur in Südwestafrika hat der Aufstand die gerade dort sehr verheißungsvollen Keime der Kultur vernichtet, und es wird dort das meiste wieder von vorn aagefangen werden müssen.

Viel ist in Ostafrika erreicht worden. Die Ausgaben find nicht nur durch die Einnahmen gedeckt, es ist auch, unter Hinzurechming der Mehreiunahme des Vorjahrs, eine Ersparnis von über 900,000 Mark erzielt worden. Der Sklavenhandel ist weiter eingedämmt worden, das Schul­wesen hat gute Fortschritte gemacht. Den Schulen ist es zu danken, daß die Stellen der Vorsteher der kleinen Zoll­posten jetzt mit Wasnahelischreibern besetzt oder den schreib- knndigen Oltsvorstehcrn übertragen werden können. Die in den Gonvernementsbüros längen schwarzen Schreiber machen gute Fortschritte in der deutschen Sprache. In Tanga hat die Gemeindeverwaltung mit Leuten, die aus der dortigen Schule heroorgegangen waren, eine Druckerei eingerichtet, die eine Zeitung, die Usambara-Post, heraus­gibt und sämtliche Schulbücher und andere für den amt­lichen Gebrauch bestimmten Werke druckt. Der Betrieb der 74 Kilometer langen Eisenbahn Tanga-Korogwa hat keine Störungen erlitten, die Eisenbahnstrccke bis Mamba wird bis zum Ende des laufenden Rechnungsjahres vollendet sein, der Bau der Tclegraphen-Linie Daressalem - Tabora wurde zu Ende geführt. Der Eingeborene fängt allmählich an zu öegreisen, daß es gut ist, mehr zu leisten, als man unbedingt braucht. Der Baumwollbau hat, dank vielfacher Bemühungen, bei den Eingeborenen Eingang gefunden. Vielfach haben die Eingeborenen eigene Baumwollfelder, im Bezirk Muansa hat ein privater Unternehmer die Leute einer ganzen Landschaft zum Baumwollbau herangezogen. Die Produktionsverhältnisse im Innern weisen, abgesehen von den Gebieten in der Nähe vom V.ktoriasee, keinen nennenswerten Fortschritt auf, es fehlt dort an Absatzwegen; nur durch de» Bau von Eisenbahnen und guten Fahrstraßen ist eine Besserung zu erwarten. Die weiße Bevölkerung des Schutzgebietes belief sich zu Beginn des Jahres 1904 auf 1437 Seelen, unter ihnen 1102 Deutsche. Die nicht ein­geborene, farbige Bevölkerung, Inder und Araber, wird auf 10,000, die eingeborene Bevölkerung auf etwa 6,7 Millionen geschätzt.

In Kamerun bilden nach wie vor Palmkerne, Palm­öl, Gummi, Kakao und Elfenbein die wichtigsten Erzeugnisse. Kaffee und Tabak, schon bisher in geringem Maße erzeugt, find aus der Reihe der Aussuhrprodukte ausgeschieden, da­gegen entwickelt sich die Kolannuß zu einem wichtigen Aus­fuhrartikel, ihre Ausfuhr hat seit dem Vorjahre um das Zehnfache zugenommen. Die Erschließung der mineralischen Bodenschätze ist mit Erfolg wieder ausgenommen worden. Die Pflanzungsgesellschast Vrcroria hat am Ufer des schiff­baren Wurislusses eine Bitumer guelle entdeckt, die nach den Ergebnissen der in Berlin vorgenommenen Untersuchung vorzügliches Petroleum liefert. Auch an anderer Stelle ist das Vorkommen mineralischer Oele feftgestellt worden. Das Rechnungsjahr dürfte mit einem Fehlbetrag von etwa 849,000 Mk. abschließen, was nameutlich auf Minderein­nahmen von Zöllen zurückzuführen ist.

In Togo ist die Rahe nicht gestört worden. Der Togo­neger ist unkriegerisch und der Weise ist ihm kein unwill­kommener Eindringling, er steht ein, daß der Europäer ihn durch Belebung des Handels, insbesondere durch Abnahme der sonst nicht verwertbaren Landerprodukte, fördert. Um die Kosten für eine Eisenbahn Lome-Palime aufzubringen, soll auf Vorschlag der im Togogebiet ansässigen deutschen Firmen eine Erhöhung der Einfuhrzölle stattfiaden, und es

ist darum die Zollvereiuigung zwischen Togo und der bri­tischen Goldküftenkolonie gekündigt worden. Der Gesund­heitszustand der Europäer war im allgemeinen gut, die Malaria hat abgenommen, da die Europäer ihr durch Chin­ingenuß Vorbeugen. Mit dem Bau der Küstenbahn Lome- Kleinpopo ist im März 1904 begonnen worden, das Wege­netz ist in sämtlichen Bezirken weiter ausgebaut worden. An Stelle des bisher üblichen Transports durch Träger ist auf dem Wege Lome-Palime, der Hauptverkehrsstraße in das Innere, der Wagenverkehr in größerem Maßstade eingeführt worden. Palmkerue und Palmöl, die Haupt­produkte des Landes, litten in dem Berichtsjahr unter großer Trockenheit. Die Versuche, den Baumwollbau unter den Eingeborenen zu fördern, halte« bereits ersreiliche Erfolge aufzuweiseu. Das Schutzgebiet hat in' dem Berichtsjahr keines Zuschusses bedurft, trotz der ungünstigen landwirt­schaftlichen Verhältnisse, es wird sich also unter normalen Verhältnissen auch ferner selbständig erhalten können.

MolgespoLAiL-

Ein längerer Bericht derFrks. Ztg." über die in Berlin gepflogenen Verhandlungen wegen Bildung einer Betriebsmittclgemeiuschaft gibt die einleitenden Ansprachen der Vertreter der verschiedenen Verwaltungen wieder, ins­besondere die Ansprache des Staatsrats v. Balz, der die württembergrschen Vorschläge begründet und unter anderem dem Vorurteil gegenüber trat, als ob für die württembergische Regierung bet ihrem Vorgehen vor allem der finanzielle Gesichtspunkt oder das Begehren, seine Finanzen auf Kosten Preußens zu verbessern, maßgebend gewesen wäre. Freilich werde ein finanzieller Vorteil er­wartet, aber nicht auf Kosten Preußens, sondern durch die mit jedem Großunternehmen und mit jeder Gemeinschafts­verwaltung an sich verbundene verhältnismäßige Ver­billigung des BelriebS'mid durch sonstige Verkehrs- Vereinfachungen, Erleichternngen und Verbilligungen und dieser Vorteil müsse jedem der beteiligten Staaten in glei­cher Weise zu gute kommen. Die Meinung der württem-, belgischen Regierung gehe gerade dahin, daß unter Auf- rechtertzaltung der Selbständigkeit der einzelnen Mitglieder durch Z isammenfassen der Kräfte ein möglichst großer Wirt- schaftseffikt erz elt werden sollte. Das Frankfurter Blatt berichtet dann weiter über das Ergebnis der Verhandlungen : Nachdem ein Antrag, auf einer anderweiten Grundlage eine Lösung der Frage zu versuchen, nicht den Beifall der Ver­sammlung gesunden hatte, würbe in mehrtägiger Verhand­lung der württembergische Vertragsentwurf einer eingehen­den Prüfung unterzogen, deren Ergebnis sich in einer Reihe von Einzelvorschlägen verdichtet und wie wir erfahren im ganzen den Eindruck hinterlassen hat, daß auf diesem Wege die Lösung der großen

Frage sich verwirklichen wird.

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Die im Reichstage von den Sozialdemokraten gestern eiogebrachte Interpellation über die Zustände im Ruhr­gebiet lautet wie folgt: Ist dem Herrn Reichskanzler be­kannt, daß die Werkdesttzer im Ruhrkohle ivezirk systematisch die zum Schutze der Arbeiter in der Rnchszewerveordnung festgclegten und auch für die Bergarbeiter gütigen Bestimm­ungen umgehen, und sogar eine förmliche Organisation be­hufs Verrufserklärung unbequemer Arbeiter geschlossen ha­ben ; 2. die reichSgesetzlichen Vorschriften über den Arbeits­vertrag tatsächlich außer Wirkung setzten, die Arbeitsord­nungen durchaus willkürlich anwenden und dadurch werk- seitig fortgesetzt Kontraktbruch geübt wird; 3. durch das Nullen der Kohlenwagen den Arbeiter um einen Teil seines verdienten Lohnes betrügen; 4. durch ihre Verkaufsorga- msatiou, das Kohleusy rdikat, ohne Berücksichtigung der Industrie und der allgemeinen Volksbedürfnisse die Kohlen­preise systematisch hiuaufschraubeu und um dieses in höherem Grade zu erreichen, alles getan haben, was den Ausbruch des Bergarbeiterstreiks zur Folge haben mußte. Welche Maßregeln gedenkt der Herr Reichskanzler gegenüber diesen Vorgängen zum Schutze der Arbeiter sowie der Kohlen­verbraucher zu ergreifen?

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Auf Befehl des Königs* von Sachsen soll im Dres­dener Operahause eia Mrtinee zugunsten der m Südwest­afrika verwundeten deutschen Soldaten stattfiiden. Unsere Totaloerluste an Toren und Verwundeten beträgt bisher

1041 Man«, davon 7S2 tot.

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He

Im rheinisch-westfälischen Kohlengebiet dürste in dieser Woche die Enischeidung über den Generalstreik fallen. Vor­erst ist aber noch auf Vermittlung zu rechnen und dann

läßt sich schon jetzt sagen, daß viele Bergleute sich dem Generalausstand nicht anschließeu werden. Unter diesem Umstande und angesichts des Geldmangels kann das Schick­sal der Streikenden nicht zweifelhaft sein. Jeder Monat kostet bei einem Generalstreik etwa 6 Millionen Mark!

Deutscher Werchstag

Berlin, 14. Jan.

Reichsjnstizetat auch gestern. Abg. Himburg (kous.) fand es nicht gerechtfertigt, daß in einer Privat­klagesache der Gewinner die Kosten tragen muß, wenn der andere Teil nicht zahlen kann. Staatssekretär Nieder- diug erwiderte, wenn der Staat die Kosten übernehmen müßte, dann würden noch mehr aussichtslose Prozesse ge­führt werden. Abg. Lenzmann (frs. Vp.) kam ans die Oldenburger Borgäagezurück. Das bekannte Spiel sei eines der ordinärsten Spiele, das Hasardspiel der Pferdehändler. (Heiterkeit.) Allzu schwarz sehe er den Fall Rnhstrat aber nicht an. Redner bezeichuete dann unter Bezugnahme auf den Fall Hüssener eine gesetzliche Regelung des Strafvoll­zugs für unerläßlich und berührte auch die Angelegenheit Pückler. Staatssekretär Nieberding betonte die Ge­wissenhaftigkeit der Strafvollzugsbehörden im allgemeinen. Gewissenlose Handlungen einzelner Beamten würdea immer Vorkommen. Abg. Müller-Meiningen (frs. Vp.) brachte Beschwerden über den Mangel an Rücksichtnahme ans die persöalicheFreiheit vor. DieAbgg. Jessen und Killersk hatten dänische und polnische Beschwerden.

Berli«, 15. Jan.

Die sozialdemokratische Anfrage wegen des Berg­arbeiterstreiks, die gestern zuerst an die Reihe kommen sollte, wurde zurückgestellt und dafür der Reichsjnstizetat weiter­beraten. Abg. Stadthagen (soz.) kam auf die Olden­burger Vorgänge zurück, sprach von Klassenjustiz und ver­brecherischer Art des Strafvollzugs. Staatssekretär Nieber­ding stellte ans Grund neuester Ermittlungen fest, daß sich die Strafanstaltsbeamten in Oldenburg bei der Behandlung des Redakteurs Schweynert vomRefidenzboteu" nichts hätten zu Schulden kommen lassen. Abg. Bargmann (frs. Volksp., rin Oldenburger) führte aus, keineswegs dürfe man die oldenburgischen Richter in Bausch und Bogen verdammen; sie seien bestrebt gewesen, objektiv Recht zu sprechen. Immerhin wäre es vielleicht besser gewesen, die Sache Ruhstrat von einem anderen Gericht entscheiden zu lassen. Ein Strafoollzugsgesetz sei dringend nötig. Die weitere Erörterung brachte mchts Neues. Fortsetzung am Montag.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 15. Jan.

* Die Beratung wurde gestern bei Art. 14 flOberamts- sparkassen) fortgesetzt. Nach den Beschlüssen der Kommission soll die Höhe des Reservefonds der Kassen mindestens den zwölsien Teil der Gesamtsumme des Guthabens der Ein­leger betragen. Die Ueberschüsse der Verwaltung sollen dem Reservefonds Angewiesen werden, bis dieser die satzuugsge- mäße Höhe erreicht hat. Weitere Ueberschüsse sollen zur Erhöhung des Zinsfußes der Einleger oder zur Herabsetz­ung des Zinsfußes der Schuldner verwendet werden. Mit Genehmigung des Ministeriums des Innern können sie für gemeinnützige Zwecke, welche den minderbemittelten Klassen der Bezilksangehörigen zugute kommen, verwendet werden. Abg. Schlicht (Zentr.) begründete einen vom Zentrum ge­stellten Antrag, nach dem dem Reservefonds jährlich nur ein zwanzigstel des Ueberschusses zuzuführen ist. Die Ge­nehmigung der Verwendung der Ueberschüsse durch das Ministerium sei überflüssig. Abg. Käß (Volksp.) hält es nicht für nötig, daß alle Ueberschüsse dem Reservefonds zu­geführt werden. Es sei unbillig, die Nwtskörperschafteu, welche die Oberamtssparkassen ins Leben gerufen und zu gedeihlicher Entwickelung gebracht haben, in der Weise m der Verwendung der Ueberschüsse zu beschränken, wie es durch die Beschlüsse der Kommission geschehen würde. Abg. Hang (Bauernbd.) und Henning (Volksp.) sprachen sich für die Kommissionsbeschlüsse aus, während Krug (Ztr.) und Hahn (Volksp.) den Antrag des Zentrums befürworteten. Minister v. Pischek hält die in den Kommissionsbeschlüsseu vorgesehene Höhe des Reservefonds von 8'/z Prozent für angemessen. Dagegen hält er es für zu streng, wenn bis zur Erreichung der vollen Höhe des Reservefonds die ganzen Ueberschüsse dem Reservefonds zugeführt werden müssen, es würde die Hälfte genügen. Auch die Einschränkung der Amtskörperschaften hinsichtlich der Verwendung der Ueber­schüsse gehe ihm zu weit. Ein von den Abgg. Sommer