Krruser, Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Winnental, gab auf Grund vierwöchentlicher Beobachtung des Ange­klagten in seiner Anstalt sein Gutachten dahin ab, daß dieser erblich belastet sei, zeitweise an nervösen Störungen leide und infolge fortgesetzten Schnapsgenusses im Anfangsstadium des chronischen Alkoholismus sich befinde. Nach den vorliegen­den Umständen habe er die Tat aber nicht im Zustand geistiger Störung ausgeführt, wenn auch die Möglichkeit einer solchen nicht auszuschließen sei. Der Vertreter bean­tragte die Schuldigsprechung des Angeklagte», dessen Zu­rechnungsfähigkeit für die ungemein rohe Tat ohne Zweifel stehe, wegen tödlicher Körperverletzung, unter Zubilligung mildernder Umstände. Der Verteidiger bat, zu berücksichtigen, daß der Angeklagte in der Wirschaft dreimal von dem Italiener mit einer Bierflasche bedroht wurde, daß er be­trunken gewesen sei und daß ferner begründete Zweifel be­stehen, ob er die Tat in zurechnungsfähigem Zustande ver­übt habe, die seine Freisprechung rechtfertigen würden. Er empfahl eventuell die Zubilligung mildernder Umstände. Die Geschworenen bejahten tödliche Körperverletzung, ver­neinten jedoch mildernde Umstände. Hiernach lautete das Urteil auf dir gesetzliche Miudeststrafe von 3 Jahren Ge­fängnis, woran 3 Monate für Untersuchungshaft abgehen.

* Stuttgart, 13. Jan. (Kriegsgericht.) Wegen Nicht- einrückeu zur Reserve, dezw. Landwehrübung, hatten sich der Wehrmann Maier und Reservist Emminger vom Landwehr­bezirk Rottweil vor Gericht zu verantworten. Maier, der absichtlich der Ueöuug ferublieb, wurde zu 3 Monaten Ge­fängnis, Emminger, der infolge Wechsels des Aufenthalts­orts und Nichtanmeldung beim zuständigen Bezirkskommando vor dem Einrücketermin in leichtfertiger Weise die llebung versäumte, zu 43 Tagen Gefängnis verurteilt.

ff München, 13. Jan. Wie die Münch. Neuesten Nach- richren aus St. Gilgenberg bei Bayreuth melden, ist Fürst Karl Alexander zu Lippe heute nachmittag 1 Uhr in der Dr. Greither'schen Anstalt für Nervenleidende gestorben.

* Mönche», 14. Jan. Große Kundgebungen von Arbeitslosen fanden hier statt. Die im Dez. von Haus zu Haus vorgenommene Zählung hatte etwa 7808 Arbeitslose ergeben

ss Ueber die Anlage von Talsperren im Harz beriet eine Versammlung, die in Brauuschweig stattfand. An ihr nahmen Vertreter von Behörden und Vereinigungen, auch Interessenten teil.

* Ein erschütterndes Unglück ereignete sich bei Kalle a. S. Wie der dortige Generalanzeiger meldet, brach in dem Halle benachbarten Orte Mort das Eis eines Teiches, auf dem sich zwölf Kinder befanden. Sämtliche Kinder, im Alter von zehn bis zwölf Jahren stehend, find ertrunken.

Merlin, 12. Jan. Das Landgericht verurteilte gestern den Grafen Pückler Kleintschirne zu 6 Monaten Gefängnis wegen öffentlicher Aufforderung einer Menschenmenge zum Ungehorsam gegen die Gesetze, wegen Aufreizung verschiedener Bevölkeruugsklassen zu Gewalttätigkeiten gegen einander und wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze durch Verbreitung voll Schriften. Der Mitangeklagte Mitsching, wurde zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt.

js Merlin, 13. Jan. Die Nordd. Allgem. Ztg. meldet: Bei den in Berlin vom 9.12. Jan. zunächst unverbindlich geführten Regierungsversammlungen über die Bildung einer Betriebsmittelgemeinschaft ist der württemb. Antrag im einzelnen durchberaten, und sodann wegen der anzustellen- den Berechnungen und Feststellungen im einzelnen rm Aus­schuß gewählt worden. Nach Erledigung dieser Zwischen- arbeiten wird die gesamte Kommission wieder zusammeutreten.

* Merkt«, 13. Jan. Ja der heutigen Sitzung der Bud- getkomlssiou des Reichstags erklärte Staatssekretär Stengel, nachdem die Kommission gestern die Jntemnitätsoorlaze für die Ausgaben in Südafrika für nötig erklärt habe, trage der Reichskanzler kein Bedenken, diesem Verlangen stattzugeben.

ff Merlin, 13. Jan. In dem Gefecht bei Gochas am 5. Januar und bei Zwartfonteiu am 7. Januar 1905 ge­fallen : Oberleutnant Christian Ahreus, früher Pionier­bataillon 19 und 8 Man« schwer verwundet, Oberleutnant Wilhelm Groos, früher Feldamlleriereg. 22, Leutnant Ale­xander Effnert, früher Pionierbataillon 21, Leutnant Hein­

rich Frhr. von Mallzahv, früher Königin Elisabeth-Garde- grenadierreg., Oberveterinär Adolf Pautze, früher Leibgarde- husarevreg. und 8 Mnu«. Leicht verwundet: 1 Offizier und 12 Mann.

js Meß, 13. Jan. Der Bezirkspräfident von Lothringen, Graf Zeppelin, hat durch einen eingehend begründeten Be­scheid vom 11. Jan. die vom Pfarrer und von vielen Ein­wohnern der Ortschaft Fameck am 15. Dez. v. I. erhobene Beschwerde gegen seine vorhergehende Entscheidung vom 26. Nov., durch welche der Antrag auf Errichtung kon­fessioneller Abteilungen auf dem dortigen Gemeindefriedhof abgelehnt war, zurückgewiesen.

Ausländisches.

ss Mer», 13. Jan. Das Internationale Friedensbureau ersucht die Friedensgesellschafteu der verschiedenen Länder um Unterstützung der von der Delegation permanente äes soeietes tran^aisss äe la paix beschlossenen Petitionen, die an die russische und japanische Regierung gerichtet werden soll, um diese zum Abschluß eines Waffenstillstandes und zur Einleitung von Friedensunterhandluugen zu bestimmen.

ss Au-apest, 13. Jan. Gestern abend fand hier unter dem Vorsitz Les Ministers des Auswärtigen, Grafen Go- luchowski eine gemeinsame Ministerkonferenz statt in der Angelegenheit des Handelsvertrags mit Deutschland. An der Konferenz nahmen der österreichische Minister des Innern, sowie der Handels-, Ackerbau- und Finauzminister Teil, welche gestern Abend hier eingetrvffen find, sowie die ungarischen Fachminister. Die Sitzung dauerte noch nachts 1 Ühr fort.

ss Maris, 13. Jan. DerTemps" veröffentlicht eine von Prinz Georg von Griechenland als Oberkommisfar Kretas dem Minister des Aeußeren, Delcasfe, überreichte Denkschrift, in der abermals als einzige Lösung der schwie­rigen Frage die Vereinigung Kretas mit Griechenland be­zeichnet wird. Falls der geringste Zweifel über die Ge­sinnung der Kretenser bestehe, möchten die Großmächte unter der Kontrolle und Leitung ihrer Vertreter ein Plebiszit über die Frage vereinbaren.

ss MeteisSvrg, 13. Jan. Die russische Regierung hat ei« Rundschreiben au die fremden Mächte gerichtet wegen der Verletzung der Neutralität während des verflossenen Zeitabschnittes des russisch-japanischen Krieges durch China. In dem Schreiben wird China für unfähig erklärt seinen Verpflichtungen «aznchkomme«.

js Makence, 13. Jan. Hier ist ein allgemeiner Arbeiter- ausftand ausgebrochen. Bei einem Zusammevstoß zwischen Streikenden und der Polizei wurden mehrere Arbeiter ver­wundet.

Der Bergarbeiterausftand.

* Der Berg arbeite: ansstand in Rheinland-Westfalen ge­winnt noch immer an Ausdehnung, trotz der dringenden Ermahnungen der Führer. Diese haben sich wirklich alle Mühe gegeveu, die Bewegung, die für die Arbeiter verhäng­nisvoll werden kann, einzudämmen, aber ihr Einfluß hat vollständig versagt. Bemerkenswert find die Aeußerungen des Vorsitzenden des alten Bergarbeiterverbandes, des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Sachse. Er Warf den Streikenden Kopflosigkeit vor und fragte nach demSchurken", der zu dem Ausstand geraten habe. Die Mißstände seien ja groß, der etngeschlagene Weg aber falsch. Für einen allgemeinen Streik sei die Lage nicht günstig. Von der Biertelmillion Bergarbeiter seien bloß 40 vom Hundert organisiert. Wo sollten die Streikgelder Her­kommen? Die vorhandenen Mittel reichten kaum auf eine Woche. Auch die Abgesandten der vier Bergarbetterverbände, die am heutigen Donnerstag zur Feststellung der gemein­samen Forderungen der Arbeiter zusammentreten, werden sicher von dem allgemeinen Ausftand abraten nnd den Weg der Vermittlung wählen. Im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhause sollen Anfragen wegen der Lage im Ruhrgebiet gestellt, nnd bei dieser Gelegenheit wird die Regierung hoffentlich befriedigende Auskunft über ihre Stellungnahme zu der Angelegenheit geben können.

js Mochrrm, 12. Ja». Die in der heutigen Delegierten­versammlung gewählte Kommission hat die Forderungen der Bergarbeiter der Rhein. Wests. Volksztg. zufolge folgendermaßen formuliert: 1. 9stüvdige Arbeitszeit einschl.

Ein- und Ausfahrt für 1905 ; 2 . 8 l/ 2 stündige Arbeitszeit einschl. Ein- und Ausfahrt für 1906 ; 3. das Wagennullen ist verbot:« (die Wagen werden nach Gewicht berechnet). 4. Die Wagevkontrolleure bezahlt die Belegschaft; 5. Der Minimallohn für Häuer beträgt 5 Mk., für Schlepper 3.80 Mk., für Pferdetreiber und Bremser 3 Mk., 6 . wird die Schaffung von Arbeiterausschüssen gefordert; 7. Deputat­kohlen sind zum Selbstkostenpreis zu überlassen. 8 . wird gefordert eine Reform des Knappschaftswesens nach dem Programm der Arbeiterorganisation; 9. es dürfen keine Abzüge und Strafen für den Streik erfolgen; 10. das Oberbergamt wird als Einzugsamt vorgeschlagen.

* Noch««, 13. Jan. Jetzt sind 91 Schächte mit einer Totalbelegschaft um Jahresmttte 1903 von 110 838 in Mitleidenschaft gezogen. Die Beamten der umliegenden Zechen erhielten Polizeibefugnisse und wurden ver­eidigt, auch die Feuerwehr.

* Irankfttrt, 13. Jan. Heute früh ging eine größere Anzahl Gendarmen iu feldmarschmäßiger Ausrüstung vou hier und Umgegend nach dem Ruhr-- gebiete ab.

Der ruMH-japanischr Krieg.

* London, 13. Jan. Russische Kriegskorrespondenteu berichten von der Front: Die japanischen Truppen am Schaho feierten den Fall Port Arthurs, indem sie Papierdrachen mit triumphierendeu Inschriften i n d ie russ i s ch cn Lini eu steigen ließen. Die Nachricht machte auf die russischen Truppen einen schmerzlichen Eindruck, wurde von ihnen aber ruhig und würdig ausgenommen.

* Metersörrrg, 13. Jan. DemDaily Telegraph" wird von hier gemeldet, General Stöffels Haltung während der Belagerung und bei der Kapitulation Port Arthurs fin­det iu Rußland scharfe Kritiker, die auffallende Uu- genauigkeiten in seinen amtlichen Berichten entdecken und ihn heftig wegen der Art und Weise tadeln, iu welcher er es unterließ, den Namen des Generals Smiraow, dem die Stärke Port Arthur und der Enthusiasmus der Truppen zu danken ist, auch nur zu erwähnen.

ff Gokio, 13. Jan. (Reuterm.) Das japanische Haapt- quartier in Korea erhielt gestern eine Meldung, nach welcher die japanische Garnison von Hanehung eine Abteilung der sibirischen Kosaken in der Nähe von Honevan besiegte. Das Datum des Kampfe? ist nicht angegeben. Die Russen zogen sich in Unordnung zurück und ließen 9 tote Offiziere und Soldaten z u rück.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 13. Januar. (Schlachtviehmarkt.) Ochsen: voll­fleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwerts, bis zu 6 Jahren 72 bis 74 Pfg, Darren (Bullen) vollsteischige, höchsten Schlachtwerts 58 bis 60 Pfg., mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 5658 Pfennig; Kalbeln, Kühe: vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlachtwerts 6870 Pfg., ältere, ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte Kalbeln und jüngere Kühe 6667 Pfg., mäßig genährte Kalbeln und Kühe 5860 Pfg., Kälber: feinste Mastkälber i Voll­milchmast) und beste Saugkälber 8586 Pfg., mittlere Mastkälber und gute Saugkälber 7882 Pfg., geringe Saugkälber 74 76 Pfg., Schweine: vollsteischige der feineren Rassen und Kreuzungen bis zu 1° ^ Jahren 6264 Pfg., fleischige 6062 Pfg., gering entwickelre, sowie Sauen und Eber 5658 Pfg. Verlauf des Marktes: Lebhaft.

Konkurse.

Karl Schwab, Bauer in Plieningen. Gustav Kraft, Tape­zier in Heilbronn. Karl Wilhelm Auch, Schuhmachermeister in Eßlingen, Marktplatz 6. Wilhelm Exinger, Schneidermeister und Inhaber einer Kleiderhandlung in Göppingen. Magdalene(genannt Lina) Aßfalg, Witwe in Laupheim, Inhaberin der Firma I. G.- falg, Käse- und Bulterhandl ung in Laupheim._

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Altensteia.

Wo Witterung und Woöenverkältniff' ein Befahren der Felder gestatten, wird im Winter auf die Schläge, welche die kommenden Frühjahrssaaten aufnehmen sollen, Stallmist gebracht. Bei schlechtem Wetter, besonders kurz nach erfolgten Niederschlägen, weiß man dagegen mit den vorhandenen Arbeitskräften oft nicht viel anzu­fangen, und doch könnten in solchen Zeiten mit besonderem Vorteil Arbeiten ausgeführt werden, die man gar zu oft bis zu der arbeits­reichen Zeit der Frühjahrsbestellung verschiebt. Versuche, die in großer Zahl angestellt worden sind, lehren, daß ein frühzeitiges Ausstreuen von Thomasmehl auf die rauhe Furche, auch wenn eine leichte Schnee­decke liegt, die ausgezeichnetsten Erfolge ergiebt. Daher ist nur zu empfehlen, tas Ausstreuen von Thomasmehl an Wintertagen oor- zunehmen, an denen auf dem Felde andere Arbeiten nicht ausgeführt werden können.

Alterrsteig, den 14. Januar 1905.

Tsder-Airzeige.

Tiefbetrübt machen wir die schmerz­liche Anzeige, daß unsere liebe. Gattin, Mutter, Großmutter und Schwester

Johanna Haetzlrr

geb. Buyer

heute morgen 8 Uhr im Alter von 68 Jahren sauft entschlafen ist.

Beerdigung: Montag mittag 3 Uhr.

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