IrrrispreHrr Ar. LI.
Erscheint Dienstag Donnerst., Damötag und Sonntag mit der wöch. BeLage »Der SonntagS- Sast".
Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezirk ». RachbarortSverkehr MI. 1.18, außerhalb Mk. 1L8.
Nr. 8.
U
MM
MmtSblatt s
undMlerhaltungFolatt
Einrückungs-'Reböhr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg„ bei mehrmal je 8 Psg., auswärts je 8 Pfg., die einspaltige Zeile oder deren Raum.
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.
Sonntag, 16. Januar
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Bei- ^ träge werden dankbar angenommen.
1905
Amtliches.
Das K. Amtsgericht Freudenstadt macht bekannt, daß im Jahre 1905 die ordentlichen Scböffeugeiichtssitzungen am Dienstag, die ordentlichen Zioilsitznugen des Oberamtsrichters am Montag, des Amtsrichters am Mittwoch, des Hilfrichters am Donnerstag snd die Entgegennahme mündlicher Anfragen, Anträge und Gesuche — dringende Fälle ausgenommen, welche jederzeit augedracht werden können — am Samstag jeder Woche stattfindet.
Abhaltung eines vierzehntägigen Kurses über Weinuntersnchung und Weinbehandlnug.
In dem chemischen Laboratorium der Weinbauver- snchsanstalt in Weinsberg wird vom 27. Februar bis 11. März 1905 ei:! Kurs über Weinnutersuchung und Weinbehaudluug abgehalten.
Von Würltembergern wird ein Honorar für den Besuch des Kurses nicht erhoben. Für Nichtwürttcmberger beträgt das Honorar 25 Mk. Im übrigen hat jeder Kursteilnehmer 20 Mk. Ecsatzgeld für Materialverbrauch rc. und 1 Mk. für Bedienung zu bezahlen. Das Honorar und die sonstigen Gebühren sind vor Eröffnung des Kurses an das Kasfenamt der K. Weindauschule z r entrichten.
Gesuche um Zulassung zu diesem Kurs, welche Alter und Berus des Grsuchöstellers enthalten müssen, find spätestens bis zum 1. Februar 1905 an den Vorstand der Weinbauversuchsaiistalt zu richten, der sie mit sein«» Anträgen der Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Entscheidung vorlegen wird.
Rundkäsereikurs und Backfteiukäsereikurs.
Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Lehrsennerci in Dürren ein zweimonatiger Uritcrrichtskurs über Rundkäscrei mid an der Lrhrkäserei in Waltershofen ein zweimonatiger Unterrichtskurs über Backsteinkäserei abgehalten werden.
Bedingung der Zulassung zu den Kursen find: ein guter Leumund und genügende Schulbildung. Außerdem müssen die Teilnehmer an dem Rundkäsereikurs das zwanzigste Lebensjahr, die Teilnehmer an dem Backsteinkäsereikurs das sechzehnte Lebensjahr zurückgelegt haben. Auch haben die ersteren den Nachweis einer mindestens zweijährigen, die letzteren den einer mindestens einjährigen Tätigkeit in einem entsprechenden Käsereibetrreb zu erbringen.
Beginn der Kurse Montag den 6. März d. I.
Gesuche um Zulassung zu den Kursen find bis längstens 15. Februar d. I. an de» Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Leutkirch, Oekonomierat Farny in Dürren, einzusenden.
Orden.
(Nachdruck verboten).
js Die Verleihung des Ordens pour Io Erits an die Generale Stösftl und Nogi durch den Kaiser hat im Auslände mehr Aufsehen erregt wie bei uns, denn dieser militärische Orden ist ein selten verliehener uadka in nur nach erfolgter Auszeichnung vor dem Feinde getragen werden. König Wilhelm I. von Preußen übergab seinen eigenen Orden pour Io mtzrito dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm nachmaligen Kaiser Friedrich, am Abend der Schlacht von Königgrätz. Auch Fürst Bismarck, obwohl er kein aktiver General gewesen, besaß den Orden; der alte Kaiser hatte ihn seinem ersten Ratgeber in seinem letzten Lebensjahre verliehen, um, wie es hieß, darzntuu, daß der Kanzler auch mehr als einmal im Felde sich bewährt habe. Der russische höchste Orden für militärische Verdienste ist der Georgs- Orden, dessen erste Klasse nur für eine gewonnene Schlacht oder eroberte Festung gewonnen wird. Kaiser Wilhelm 1. besaß auch diesen Orden, ebenso das französische Großkreuz der Ehrenlegion, das er auch nach 1870/71 bei Besuchen in der französischen Botschaft in Berlin anlegte. Kaiser Wilhelm II. besitzt keine französischen Orden, ebensowenig trug ein Präsident der Republik deutsche Dekorationen, während der russische Andreas- und der italienische Anun- ziaten-Orden vom Präsidenten Loubet öfters auf seinem Frack getragen ist.
Die ordeusreichsten Herren find in dev einzelnen Staaten in der Regel nicht die Souveräne, sondern die Leiter des Hofstaates, die Oberhofmarschälle. Besonders gesegnet ist damit der Oberhosmarschall des deutschen Kaisers, Graf Eulenburg, der schon unter dem alten Kaiser die Festlichkeiten bei Hofe leitete. Fürst Bismarck war kein Ordeus- freund; er sagl in semen Dentwücdigkeitrn ganz offen, er habe nie begreifen können, wie Diplomaten und hohe Beamte sich so sehr nach Orden und immer neuen Orden gesehnt hätten. Natürlich hat der erste deutsche Kanzler die ihm verliehenen Auszeichnungen angenommen, nur einmal entstand eine KrisiS. Das war, als ihm der hochoegehrte spanische Orden vom Goldenen Vließ, einer der allerersten im Range, verliehen wurde, und der Fürst mehrere tausend Mark Aufnahme-Gebühren bezahlen sollte. Da ließ er kaltblütig sagen, so viel sei ihm der Orden nicht wert, und die Kostenfrage blieb denn auch auf sich beruhen. England verleiht selten an Ausländer Orden, nimmt auch selten fremde Auszeichnungen. Die Schweiz und die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind blank von Orden. In Europa ist, wie bekannt, die Nachfrage rege, aber ein gut Teil steht auch unter pari. Z. B. ein serbischer erweckt seltsame Gefühle.
Tagespolitik.
Der Reichskanzler bekundet Verständnis für die Aufgaben der Presse. Er ordnete in einer Verfügung au die ihm unterstellten Behörden an, bei Beantwortung einer Frage, die von legitimierten Vertretern von Zeitungen au Beamte gerichtet werde, nicht unnötig Zeit verstreichen zu lassen, sofern nicht der Erteilung der Auskunft Bedenken evtgegenstehen. Es wäre sehr erwünscht, wenn auch die übrigen Behörden im Reiche die Anordnung des Reichskanzlers beachten würde«.
* * *
In der Berliner Gesellschaft erregt der Selbstmord des Hofzahnartztes des Kaisers, Dr. Sylvester, unliebsames Aussehen. Der Tote hat eine glänzende Laufbahn hinter sich. Als einfacher Zahntechniker aus Amerika gekommen, hatte er das Glück, dem Kaiser persönlich bekannt zu werden. Er wurde Hof- und Leibzahaarzt. Hierdurch erhielt er großen Zuspruch aus den ersten Gesellschaftskreisen, und seine jährliche Einnahme soll 150,000 Mark betragen haben. Sein Glücksstern soll etwas verblaßt sein, als die Kaiserin sich einem seiner Assistenten, der sich inzwischen selbständig gemacht hatte, anvertraute, doch der Kaiser und die Prinzen blieben ihm treu. In der letzten Zeit quälte den Sechzigjährigen ein Leiden, das die geistige Niedergeschlagenheit heroorgerufea zu haben scheint, in der er seinem Ledea durch einen Revolverschuß selbst ein Ziel setzte. Nach anderer Angabe hatte er Spielschulden, die in die Zehntausende gehen sollen. Man spricht auch von einem für ihn unglücklich verlaufenen Prozeß, den er gegen eineu Gehilfen angestrengt hatte.
* *
*
Großes Aufsehen erregt die Behauptung der Wwuer „Zeit", der zurückzetretene Ministerpräsident Herr v. Korber habe wiederholt Adel, Orden und Titel gegen Geldbeträge für Staatszwecke verschafft.
Deutscher Weichstag
Merlin, 13. Jan. In der gestrigen Sitzung regte A b- laß (frs. Vp.) an, Frauen mehr als bisher zu Vormündern zu bestellen. Weiterhin rügt Redner, daß jetzt so hä .sig von Schwurgerichts-Vorsitzenden öffentlich abfällig über die. Geschworenentätigkeit geurteilt werde. Staatssekretär Nieder- ding erklärt, auch nach seiner Auffassung sei es nicht Aufgabe der Schwurgerichts-Vorsitzenden nch in gegebenen Fällen über den Spruch der Geschworenen zu äußern oder sich über die Mängel der Gesetzgebung auszulasseu oder gar Vorschläge zu machen, wie das Gesetz zu ändern sei. Eia Schwurgerichts-Vorsitzender werde die Würde seiner Stellung am besten wahren, wenn er sich aller einschlägigen
«O L-lsfrucht. K*
Denn sei nicht stolz, o Menschenkind Du bist dem Tod wie Spreu dem Wind, Und magst du Kronen tragen;
Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt, Und eh' ein Hauch dies Blatt bewegt, Kann auch die deine schlagen.
Fei» gesponnen
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v. E. Kramer-
(Fortsetzung.)
„Diese Toilette." sagte Mr. Jermyn eben, indem er sein Auge prüfend auf seine Gattin richtete, „ist entzückend. Du bist immer außerordentlich glücklich in Deiner Wahl. Es ist das ein besonderes Talent von Dir."
„Es ist Wohl mehr eine gänzliche Nichtachtung des Geldes," versetzte sie gleichgiltig, „ich glaube uichr, daß Du ahnst, was diese einfache Eleganz kostet."
„Solange es so hübsch aussteht, ist es mir einerlei, was es kostet. Am Gelde an und für sich liegt mir nichts, wie Du weist. — Gehst Du heute aus?"
"Ich glaube kaum."
„Wie wäre es mit einer Spazierfahrt in meinem neuen Einspänner?"
„O, das würde mir recht sein. Bist Du fertig, kann ich klingeln?" 2
Er nickte und erhob sich, als sie aufstaud ebenfalls, öffnete ihr galant die Tür und begab sich dann in sein Arbeitszimmer, um eine Zigarre zu rauchen. Er hatte kaum damit begonnen, als seine Frau mit einem Brief in der Hand zu ihm ins Zimmer trat. Das war schon etwas Ungewöhnliches, und obendrein zeigte der Ausdruck ihres Gesichts mit den aufeiuandergepreßten Lippen und der Falte zwischen den dunklen Brauen eine starke Erregung.
Mr. Jermyn legte die Zigarre bei Seite und nahm drn ihm gereichten Brief entgegen. Während er las, hielt sie das Ange unverwandt auf ihn gerichtet. Als er zu Ende war, kreuzten sich ihre Blicke — der seine gelassen wie immer, aber mit einem Ausdruck, als wollte er sagen:
„Nun, da haben wirs!"
„Ich gehe ins Empfangszimmer, kommst Du mit?" fragte sie mit fester Stimme, und die Falte war noch immer aus ihrer Stirn.
„Das hatte ich nicht erwartet," erwiderte er langsam. „Es tut mir leid, mein Kind, um Deinetwillen."
„Unser Bedauern ist wechselseitig," bemerkte sie spitz. „Natürlich bleibt unS nur eins übrig."
„Gewiß, und dies Eine wollen wir mit Anstand tun Hm," sagte er, nahm den Brief wieder auf und las noch einmal mit halblauter Stimme: „Nach jahrelangem Um- herstreifen bin ich wieder in New-Ä)ork gelandet. Diese Zeilen sollen mich nur anmelden; in einer Stunde bin ich selbst bei Dir. Karl Jermyngham." „Ein wohlklingender Name, nicht wahr?"
„Sehr! Fast so wohlklingend wie E. Percy Jermyn. — Wollen wir hinuntergehen?"
„Meinetwegen!"
Er bot ihr mit höflichem Ernst den Arm, auf den sie mit einer Verbeugung und einem spöttischen Lächeln ihre Hand legte, und sie begaben sich nach dem Empfangszimmer. Bald darauf erschien der Diener, um Mr. Jermyngham anzumelden. Ec machte dabei ein etwas verblüfftes Gesicht; denn selbst wohlerzogene Diener neigen zuweilen mehr oder minder zur Neugier, und dieser hatte den Herrn vou gestern vormittag wieder erkannt, trotz der Veränderung in seinem Namen und seinem Wesen.
Steinhoff hatte sich vorgenomme», Mr. Jermyn zu überzeugen, daß er wirklich schauspielerisches Talent besitze, und er spielte seine Rolle mit vielem Behagen. Hätte der
, kritische Mr. Jermyn geahnt, daß die kleine Szene, deren I Zuschauer er sein sollte, nur eine Vorstellung, und noch da- ! zu ohne vorangegangene Probe war, so würde er mit seinem j Beifall nicht gekargt haben.
Mrs. Jermyas weiße Hände glitten bei der Meldung des Dieners von den Tasten des Flügels, aas denen sie eben eine lustige Melodie gespielt hatten; sie stieß einen kleinen Schrei aus, sprang vom Stuhle aus und eilte dem Eintretenden mit ausgestreckten Händen entgegen.
„Karl!" rief sie. „Wirklich Karl Jermyngham?"
„Niemand anders !" erwiderte er, und sein Ton klang ein wenig verletzt, daß sie ihn nicht sofort erkannt hatte.
„Habe ich mich wirklich so verändert, Ellen, daß Du an meiner Person zweifeln kannst?"
„Nein, nein, aber Du siehst besser aus, als früher, Karl," setzte sie mit einer stolzen Handbewegung hinzu. „Dies ist mein Gatte, Mr. Jermyn."
„O!" Die beiden Männer traten aus einander zu, aber als die Begrüßung vorüber war, hatte Mr. Jermyn mit Recht nicht zu sagen vermocht, ober seinen lange verlorenen Schwager willkommen geheißen, oder ob dieser ihn seiner Gönnerschaft versichert habe.
Mr. Jermyn war ein Mann von Takt und nicht übermäßig neugierig. Er hörte mit Teilnahme zu, was der Neuangekommene von seinen interessanten Reisen und Abenteuern zum Besten gab. und erzählte ihm seinerseits, wie lebhaft Mrs. Jermyn bemüht gewesen sei, Nachrichten über ihn zu erhalten.
„Ellens Gesundheit ließ vor einigen Monaten zu wünschen übrig," sagte er; „sie fing an, düster in die Zukunft zu sehe», und bestand darauf, daß ich versuche, Sie zu finden. Sie ist nämlich der Meinung, daß ! e noch etwas im Besitz hat, was vou Rechts wegen Ihnen gehört. Hat Sie schließlich doch einer meiner Aufrufe rn den Zeitungen zu uns geführt?"