Nnm spreche» Mr. 1L.

Erscheint Dienstag Donnerst., Damstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der DormtagS-

BestellpreiS für das Vierteljahr im Bezirk ». RachbarortSverkehr Mk. 1.18, außerhalb Mk. 1.L8.

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Wr. 7.

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Sarnskag, 14. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1905

Amtliches.

Bewerbung um Zuweuduuge« aus der Köuig-Karl- Jubiläumö-Stiftuttg.

Aus den verfügbaren Mitteln der König-Karl-Jubi- läumsstiftung können auf den 25. Juni 1905 Zuwendungen der uachbezeichncteu Art gewährt werden:

1) Beiträge zur gemeinschaftlichen Beschaffung landwirt- schaftlicher Maschinen; diese werden nur au Gemeinden, Bezirks- oder Olts-Bereiue, Genossenschaften, Dar­lehenskassen und dergleichen verwilligt werden, und zwar in erster Linie zu den Kosten der Anschaffung solcder Maschinen, deren Nützlichkeit in der be­treffenden Gegend noch nicht genügend bekannt ist.

2) Zuwendungen au besonders belastete Ortsviehver- stcheruugsoereine; nur an solche Octsoiehversicheruugs- vereine werden Beiträge verwilligt werden, die nicht bloß durch Fleischabuahme, sondern durch Ersatz der erlittenen Verluste in Geld Entschädigung gewähren. Gesuche find bei den Oberämtern einzureicheu.

3) Beiträge zur Unterstützung bestehender oder zur Ein­führung neuer Hausiudustriezweige in armen Ge­meinden des Landes;

4) Reisestipendien an besonders befähigte junge Leute des kaufmännischen und des technischen Berufs zum Zweck ihrer weiteren Ausbildung oder zur Pflege und Erweiterung der diesseitigen Handelsbeziehungen au Zentralpunkten der Industrie oder in den für die heimische Produktion in Betracht kommenden Export- grbieteu;

5) Beiträge zur Unterstützung von Einrichtungen zur Förderung des Kleingewerbes, insbesondere zur Be­schaffung von Triebkräften und Maschinen; Beiträge zur Beschaffung von Triebskräften und Maschinen werden in erster Linie nur an eingetragene Genossen­schaften von Handwerkern und bloß soweit, als nach Maßgabe der vorhandenen Mittel daneben andere Gesuche berücksichtigt werden können, auch an sonstige nachweislich auf Dauer abgeschlossene Vereinigungen verwilligt werden.

6) Verleihung der Medaille der Könjg-Karl-Jubiläums- Stiftuug für tüchtige Arbeiter und Bedienstete, welche in einem und demselben Geschäfte oder Betriebe lang­jährige, treue uud ersprießliche Dienste geleistet haben. Hiebei wird bemerkt, daß nur solche Arbeiter und Be­dienstete Aussicht auf Berücksichtigung haben, die in einem und demselben gewerblichen Betriebe mindestens achtunddrrißig oder in einem und demselben land­wirtschaftlichen Betriebe mindestens fünfundzwanzig Jahre lang tätig gewesen find. Eine Verleihung der Medaille an weibliche Personen findet nicht statt. Gesuche find bei den Oberämteru einzureichen.

Sämtliche Gesuche find, soweit nicht im Obigen ihre An­bringung bei den Oberämtern vorgeschrieben ist (Z ff. 2 uud 6) bei der Verwaltungskommisston der König-Karl- Jubiläums-Stiftung (K. Ministerium des Jnneru) schriftlich einzureichen uud müssen bei dieser, auch soweit sie durch die Oberämter gehen, bis spätestens 15. Februar 1905 einkommen.

Uuterrichtekurse über Obstbaumzucht.

Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unterrichts- kurs über Obstbaumzucht am K. landwirtschaftlichen Insti­tut in Hohenheim und an der K. Weiubauschule in Weins­berg, sowie erforderlichenfalls noch an anderen geeigneten Orten abgehalten. Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kur­ses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine geeignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obstbäume. Zu diesem Zweck sind die­selben verpflichtet, nach Anweisung des Leiters des Kurses in der Baumschule und in den Baumgütern der betreffenden Lehranstalt die entsprechenden Arbeiten zu verrichten, um die Erziehung junger Obstbäume, die Veredlung, den Bauw- schnitt uud die Pflege älterer Bäume praktisch zu erlernen. Die Dauer des Kurses ist auf zehn Wochen acht Wochen im Frühjahr und zwei Wochen im Sommer festgesetzt. Bedingungen der Zulassung find: zurückgelegtes sieb­zehntes Lebensjahr, ordentliche Schulbildung, gutes Prädikat, Uebung in ländlichen Arbeiten. Vorkenntnisse in der Obst­baumzucht begründen einen Vorzug. Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskurs find bis längsteus 20. Februar d. I. an .das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft iu Stuttgart" eiuzusenden.

Zar Nikolaus.

Eine Stunde aus einem Kaiserleben. Von Georg Paulsen.

(Nachdruck verboten.)

ff Nikolaus II. hat das Kind schreien hören, nach dem er sich so sehr gesehnt, das einst sein Nachfolger auf dem Stuhl der Zareu werden soll. Als der kleine Alexis seinem Vater dargereicht wurde, wähnte sich der Selbstherrscher der reichste, glücklichste Regent der Welt; jetzt läßt der Knabe seine Stimme erschallen, doch der Zar, der sonst so gerne mit seinem Sohne spielt, bleibt ferne. Nikolaus starrt in die Weite, sein Herz blutet, mehr als je an einem Sor- geutage zuvor, denn sein Glaube an Rußland, sein Ruß­land, das sein Stolz war, hat eine unheilbare Wunde em­pfangen ....

Die Japaner haben Port Arthur. . . Er hat mit der Möglichkeit rechnen müssen, der blasse Zar, aber er hat nicht daran glauben können. Dieser Krieg sollte ihm eine Entscheidung sein, eine Art von Gottesgericht über Recht uud Üarecht im Kriege. So fest war er überzeugt von seinem Recht, aber die russische Schale sank, sie sank tiefer und tiefer in ein Meer von Feuer und Blut. Alle reden sie in seiner Umgebung von einer anderen, großen Zukunft; aber niemand von denen, die diesen Trost haben, ist ein Herrscher, niemand kann fühlen, wie der Zar, der weiß, wie dieser Schlag traf. . . .

Der junge einsame Kaiser hat einmal sagen hören, au dem Namen Nikolaus hänge kein Glück. Das war Volks­gerede, das kaum bis zu den Throuesstufen gedrungen ist; es hat auch gezeigt werden sollen, daß die Romanow's über den Aberglauben des russischen Bauern erhaben sind. Und ist dem Kaiser Nikolaus, dem Zweiten seines Namens, iu seinem Familienleben und auch sonst nicht so viel Glück bescheert ?

Der Zar lacht finster, und es kommen ihm Erinner­ungen. Er meint es gut mit allen Russen, aber er will die heilige Selbstherrschaft seiner Person unangetastet seinem Nachfolger überliefern, wie er sie bekam. Ec denkt au seinen Urgroßvater, Nikolaus I., den russischsten Kaiser, den Ruß­land besessen uud einen der energischsten Zaren. Mit Sä­beln und Pistolen bedrohten aufrührerische Offiziere Niko­laus I., aber keiuZugeständnis licß er sich «bringen, und die s Revolution,, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Europa durchbrauste, fand in ihm ihren unversöhnlichsten Gegner. Das war ein glücklicher Zar!. Und doch, am Ende seines Lebens der Krimkrieg, der Rußland fast zum Abgrund führte, der Verlust von Sebastopol. Ein harter Schlag, aber ein härterer ist der Fall von Port Arthur. ... Russen und Japaner! Die Zeit hat die Menschen gemodelt; ist das Glück von Rußland, wie von den Zaren gewichen?

Alexander II., der Großvater Nikolaus 11., der Befreier der Bauern, der die Ketten der Leibeigenschaft brach, ward von den Nihilisten ermordet, sein ältester Sohn, des Na­mens N kolaus, starb vor ihm. Zar Alexander 111. hatte große Erfolge nach außen, die französische Republik neigte sich vor ihm. aber auch er mußte vor den Nihilisten zittern. Der junge Zar fährt zusammen; nie vergißt er die Stunde von Borki, wo um ein Haar seine Eltern und alle seine Geschwister mit dem Eisenbahnzug iu die Luft gesprengt wurden. Uud dann ward er aus dem schmählichen Thron­folger, nachdem sein Vater früh gestorben, der Selbstherr­scher aller Reußen, und er hat sich gemüht, er kann es von sich sagen, sein Bestes zu tun, kräftiger ist er geworden an Leib und Körper, Rußland uud die Welt sollten ihn achten uud ehren.

Und doch immer wieder allerlei Zeichen ... An dem­selben Tag war es, als er im Kreml zu Moskau sich die goldene Krone aufs Haupt gesetzt, da kamen draußen vor den Toren im Gedränge der festesfroheu Menge an die au- derthalbtauseud Menschen ums Leben. Ein arges Zeichen! Nikolaus hat es wenden wollen durch seine Tat im In­teresse des Friedens. Ja, in ganz Europa ward sein Name genannt, wohin er kam, ward ihm freudiger Gruß zu teil, höher und höher stieg Rußlands Macht uud Ansehen. Im Gedanken daran hebt er daS Haupt, aber da tönt fer­ner Lärm, schon iu seiner Residenz wogt die Revolte, die dem Aufruhr gleicht, durch die Straßen. Es soll anders werden, es muß anders werden, uud da taucht das Bild seines Vertrauens-Ministers Plehwe auf, den eine Sekunde zerschmetterte. . .

Hat Rußland, haben seine Zaren das alte Glück ver­loren? Im Lande ein wilder Ansturm gegen Alles, was bisher felsenfest stand, im fernen Osten die bittere Nieder­lage l Das ward Nikolaus 11. Was mag Deinem Sohn uud Nachfolger werden? Die bange Frage steigt auf im Hirn des Zaren uud aus seinem milden Auge fällt eine Träne.

Die Berleihung des Ordens pour Iv liiierits a« die Generale Stöffel «nd Nogi.

* Nerv«, 11. Jan. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Telegramme, welche der Kaiser wegen Verleihung des Ordens Pour le Merite an die Generale Stöffel und Nogi den Kaisern von Rußland und Japan zugehen ließ, lauten:

Au den Kaiser Zarskojesfelo. Die Verteidigung Port Arthurs wird für immer ein Beispiel für die Soldaten aller Völker bleiben. Der Held, der Deine treuen Truppen kom­mandierte, wird vou der ganzen Welt bewundert, besonders in meinem Heere und von mir. Um unsere Sympathie und Bewunderung für General Stöffel und seine wackeren Truppen Ausdruck zu geben, hoffe ich auf Deine Zustimm­ung, wenn ich ihm unsere höchste militärische Auszeichnung, den von Friedrich dem Großen gestifteten Orden Pour le MSrite verleihe. Dieselbe Ehre will ich seinem braven Geg­ner General Nogi erweisen."

Das Telegramm an den Kaiser von Japan iu Tokio lautet:

Die Belagerung und Einnahme vou Port Arthur haben den General Nogi als tapferen und klugen Heer­führer erwiesen, dessen Heldentaten ebenso wie die seiner Truppen für immer von allen Soldaten, besonders von mir und meinem Heere werden bewundert werden. Ich hoffe, daß Euere Majestät zustimmen werden, wenn ich ihm als äußeres Zeichen der Bewunderung die von meinem Vorfahren Friedrich dem Großen für Tapferkeit im Feld gestiftete höchste preußische militärische Auszeichnung, den Orden Pour le Msrite verleihe. Sein braver Gegner, General Stöffel, hat dieselbe Auszeichnung erhalten."

Darauf stud von den Herrschern Rußlands uud Ja­pans folgende Antworten eingegavgen. Der Kaiser von Rußland telegraphiert:

Sr. Majestät dem Kaffer iu Berlin: Im Namen mei­nes Heeres danke ich Dir für die hohe Auszeichnung, die Du dem General Stöffel verleihen willst. Er tat an der Spitze der braven Garnison bis aus Ende seine Pflicht. Deine Sympathie und die Deines Heeres, sowie Deine Anerkennung für seine Haltung werden von mir tief em­pfunden."

Der Kaiser von Japan antwortete:

An den deutschen Kaiser in Berlin. Ich bin sehr ver­bunden für Eurer Majestät Bewunderung für die Einnahme Port Arthurs. Was Ew. Majestät gütigen Wunsch be­trifft, dem General Nogi die höchste Auszeichnung des

Preußischen Heeres zu verleihen, stimme ich mit Freuden zu."

* *

ff Wien, 12. Januar. Das Fremdenblatt bespricht au leitender Stelle die Verleihung des Ordens kour 1smörits" an die Generale Stöffel und Nogi durch den deutschen Kaiser und bemerkt: Deutschfeindliche Blätter machen schon seit Monaten sich ein Vergnügen daraus, den Japanern zu erzählen, wie feindlich Deutschland ihnen gesinnt sei, m welch unerlaubter Weise es Rußland unterstütze. Aus dem freundaachbarlichen Verhältnis, das Deutschland zu Ruß­land unterhält, wird in diesen Darstellungen ein förmlicher Neutralitätsbruch. Solchen Uebertreibungen gegenüber wird die schöne Kundgebung des Kaisers, welche den russischen uud japanischen Helden die gleiche Ehre gibt, eine nützliche Wirkung haben und wird die Vorurteile rechtzeitig zerstören, die, wenn sie sich ungehiudert ansammelu, mit der Zeit zwar nicht gefährlich, aber immerhin schädlich wirken.

Deutscher Weichstag

ff Berlin, 11. Jan. Die erste Sitzung im neuen Jahre eröffnete gestern Präsident Graf Ballestrem mit den besten Wünschen. Beraten wurde zunächst über einen Beschlvß- autrag des Abg. v. Saldern (kons.), die Alters- und In­validenrente auch dann zu gewähren, wenn der Berechtigte aus Gesundheitsrücksichten im Auslände wohne. Direktor Caspar sagte Wohlwollende Erwägung zu. Der Antrag wurde angenommen. Es folgte die Beratung der Beschluß­anträge Hitze (Ztr.) und Dröscher (kons.) betreffend den Befähigungsnachweis. Abg. Patzig (ntlib.) beantragte die Abänderung der Gewerbeordnung im Interesse der Lehr­lingsausbildung. Nach längerer Erörterung vertagte sich das Haus, ohne einen Beschluß gefaßt zu haben.

ff Berlin, 12. Jan. Gestern begann die zweite Etat- beratuug. Zu dem Etat des Reichsjustizamts begründet Abg Müller-Meiningen (freis. Volksp.) einen Beschluß­antrag, in Rechtssachen nur solchen Staaten die Gegen­seitigkeit zu gewähren, die sie ihrerseits verbürgen können, ferner die zwischen einzelnen Bundesstaaten und auswärtigen Regierungen abgeschlossenen Auslieferungsverträge alsbald zu kündigen. Nur das Reich soll solche Verträge eingehen.