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Aervsprecher Ar. N.
Erscheint Dienstag Donnerst., GamStag »vd Sonntag mit der wSch. Beilage »Der Sonntags- Gast".
vestellpretS für das Vierteljahr im Bezirk 8 . Nachb«rortSveckhr Mk. 1^8, außerhalb V». 1L8.
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Sonntag, 1. Januar.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1905 .
Erste Nummer in diesem Quartal I
Auf „Aus de» Tanne»" werden fortwährend Bestellungen angenommen. Die bereits erschienenen Nummern, sowie der Wand-Kalender werden nachgeliefert.
Dm verehrten Lesern, Freunden und Gönnern bringen wir beim Jahreswechsel unsern
dar.
L-. Larrk.
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ZUM neuen Jahre.
(Nachdruck verboten.)
Ein neues Jahr bringt neue Aufgaben! Die Entwicklung des Deutsch«! Reiches steht nicht in einem einzigen fvokre still ° wie die, Wellen, ^wcZ^siioßen Mostes heweacn sich die Zertströmucigen ununterbrochen vorwärts, und Aufgabe der Staatsleiter ist es, darüber zu wachen, daß sie nicht fortreißeu und zerstören, was fest bleiben muß. Unsere friedliche auswärtige Politik ist über allem Zweifel erhaben; fie hat die scheuen Blicke unserer Neider nicht bannen können, aber im Verein mit unserer nationalen Macht genügt fie vollauf, dem deutschen Bürger Sicherheit in seiner Arbeit, Erfolg in seinem Streben zu gewähren. Daß für Deutschland Fragen einer „uferlosen WelLpolitik", und damit internationale Gefahren, nicht in Betracht kommen können, haben die letzten Jahre zur Genüge bewiesen. Unsere Politik geht dahin, unserem Handel und damit der deutschen Arbeit Stützpunkte zu sichern, von denen aus sie erobernd weiter und weiter fortzuschreiten vermögen, in rastlosem aber friedlichem Wettbewerb mit den Vertretern anderer Kulturstaaten. Die schaffensfreudige Tätigkeit in der Heimat genügt nicht allein für die Gewinnung eines hervorragenden Platzes auf dem Weltmarkt, cs muß auch eine politische Machtentsalturrg dazu kommen, die dem Handel als Rückgrat dient. Alle die großen Staaten haben das für unabweisbar gehalten, fie haben, wie es die Kriege um die Insel Kuba und -um die Boern-Republiken lehrten, nicht immer die strengen Gebote des Rechts bis zum Aeußerften geachtet; in dem letzten Punkt wissen wir uns frei von Schuld, und um so weniger hatten wir Anlaß, uns eine Zurückhaltung auszuerlegen, die mir den fremden Staaten zu gute gekommen wäre. So flattert Deutschlands Banner machtvoll in entfernte» Gebieten, und daß das Reich de» festen Willen har, die Sicherheit ferner Bürger in energischster Weise zu schütze», lehrten die Expeditionen nach dem Reiche der Mttte und nach Süd- Afrika. Die Aufwendungen, die zu machen die nationale Ehre gebot, find nicht gering gewesen, aber wir dürfen hoffen, daß st- einer späteren Generation einmal reichen Ertrag bringen. Im friedlichen Wettbewerb kann und will der Deutsche nicht rasten, darum müssen wir auch die Unterstützung geben, die nnsrr Nahrftanü für seine unermüdliche Arbeit bedarf.
Nicht rasten »ach außen, nicht raste» im Innern. Wollen wir überall auf der Erde dem deutschen Fabrikat die Achtung verschaffen, auf die es einen Anspruch hat, so müssen wir in der Heimat den Arbeitswillen schützen, die Arbeit sicher». Wenn ein unbedachtsames Kind mutwillig sein Weihnachtsspielzmg zertrümmert, ja nun, dos ist Kinderart, dagegen läßt sich etwas Großes nicht sogen. Wohl aber läßt sich Protest erheben, und er muß erhoben werden, wenn eine Minderzahl die Mehrheit nach ihrem Eigenwillen, nach ihrem ganz persönlichen oder Politischen Interesse meistern will. Das verurteilen wir in jedem Falle, ohne Ansehung, um wen es sich handelt, und wie im alten Jahr die in dieser Richtung sich bewegende» Strömungen mit nachdrücklichem Ernst und gutem Erfolge zurückgewiesen wurden, so uwß es im neuen erst recht geschehen. Alle unsere Anstrengungen und Aufwendungen im Jutereffe unseres Nährstandes
> im Auslände helfen uns wenig, wenn wir zu Hause keinen sicheren Schutz der willigen Arbeit verbürge« können. Auf einen möglichen guten Willen können wir keinen Zug in die Fremde unternehmen, das ist ein zu schwankender, unsicherer Boden. Die Gefahren solcher extravaganter Anschauungen hat das deutsche Bürgertum erfreulicherweise ja auch erkannt, die letzten Ersatzwahlen zu unserem deutschen Reichstage haben das in ihrem Ausfälle glänzend bewiesen.
Wir haben oft genug sagen hören, Deutschland sei nicht allein auf dem Wege, ein Industriestaat zu werden, es sei schon ein solcher geworden. Das ist nicht zutreffend, wird auch nie zutreffend werden. Nicht einmal Mitteldeutschland läßt sich in einen solchen umwandeln, vom Osten, von Bayern, von Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen mit ihrer umfangreichen Landwirtschaft neben Handels- und Industriebetrieben ganz zu schweigen. Wir können eine solche Umwandlung in einen Industriestaat für die Zukunft ebensowenig, wie für die Vergangenheit wünschen, den» eben diese Vergangenheit hat uns gezeigt, welche jähen Rückschläge auch bei einer hochgespannten Industrie-Entwicklung, eintrcten können. Wenn in allen Staaten die Industrie bis < ins uferlose — hier gerade kann man vom Uferlosen reden ' vermehrt werden sollte, dann würde eine Konkurrenz und eine Massen-Produktion herauskommen, die einen allgemeinen Zusammenbruch zur Folge haben müßte. Deutschland hat seinen Nährstaud iu Stadt und Land und wird und muß ihn behalten um seiner selbst willen. Dieser Erkenntnis haben sich alle Gegenströmungen unterzuorduen und es bleibt dem deutschen Bürgertum nur übrig in diesem Sinne tätig zu sein. Es ist die Losung für 1905 wie für die Folgezeit.
Wir Deutschen haben uus allmählich daran gewöhnt, uns für unbesiegbar zu halte» und unsere Armee für dis beste der ganzen Welt anzusehen. Kein Wunder, wird ja doch in unseren Schulen und bei patriotischen Festen in erster Reihe immer von den glänzenden Erfolgen von 1815, 1866 und 1870 erzählt. Selten wird aber zum Llcht auch der Schatten gestellt und der traurigen Zetten eingehend gedacht, in denen wir selbst die Rolle der Besiegten und Degenerierten spielten. Auch vergißt man in der Regel bei Erzählung der Ruhmestaten, wie wenig oftmals gefehlt hätte, daß wir anstatt Lorbeeren Schläge ernteten. Die Fehler, die namentlich von verschiedenen unserer höheren Führer j 1870 gemacht wurden, die Zahlenüberlegenheit von damals,
. der Unterschied in der Bewaffnung sowohl 1870 als 1866 ! und vieles andere werden ganz üoergangen. Diese Einsei- I tigkeit führt uns aber mit Notwendigkeit zur Selbstüberhebung und Geringschätzung des Feindes, sie wiegt uns in ! trügerische Sicherheit, die sich in einem neuen Krieg bitter ! rächen kann! Darum ist Wachsamkeit vonnöten.
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Deutschlands Industrie hat es besser verstanden, als die Industrie anderer Länder, sich Arbeit und Verdienst zu verschaffen. Unsere Fabriken sind in der Hauptsache normal beschäftigt. Von einer ungewöhnlichen Zahl Arbeitsloser kann keine Rede sein. In England aber hat die Arbeitslosigkeit einen Umfang erreicht, der zu außerordentlichen Maßnahmen zwingt. In London allein beträgt die Zahl der Arbeitslose» rund 200,000. In den Jndustriebezirken steht es nicht besser. 7 Prozent der gelernten Arbeiter iu Großbritannien sind gegenwärtig ohne Beschäftigung. Unter den ungelernten Arbeitern ist die Arbeitslosenzahl noch viel größer. Die beschäftigten Arbeiter müssen sich Arbeits- und Lohnkürzungen gefallen lassen. Auch in Frankreich ist die Arbeitslosigkeit in diesem Jahre, uameutllch im Oktober, wieder viel stärker als 1903. Für das Jahr 1904 wird der Prozentsatz auf mindestens 10 Prozent der industriell beschäftigten Arbeiter angenommen. Bei etwa 5^2 Mill. gewerblich beschäftigten Arbeitern gibt dies weit über eine halbe Million Arbeitslose.
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Hauptmann Frauke, der wackere südwestafrikanische Streiter, erklärte, in erster Linie seien in Afrika gute Schützen erforderlich, denn der Feind verstehe im allgemeinen gut zu schießeu. Es ist ja übertrieben, wenn man annimmt, oaß die Herero z. B. bessere Schützen sein sollten, als unsere ausgebildeten Leute. So gut wie sie schießen wir auch — in der Voraussetzung natürlich, daß unsere Ausbildung im Schießeu bereits abgeschlossen ist. Die Hottentotten, mit denen mau jetzt vorzugsweise zu tun hat, find unter den Eingeborenen die besten Schützen. Sic sind zugleich gewandter wie die Herero, dabei klein von Figur und teil- , weise mager wie ein Gerippe. Von ihnen kann mau sagen,
fie leben von der Last, während die Herero — große, starke Kerls — mehr Nahrung gebrauchen. Bezeichnend für die Kriegführung der Hottentotten ist ihr Bestreben, stets die empfindlichsten Stelle» des Feindes zu treffen. Sie sehen es iu erster Linie auf die Pferde und die Proviautkolonuen ab und nehmen die Offiziere scharf aufs Koro. Was die Ovambo anbetrifft, so fällt ins Gewicht, daß dieser Stamm schlechtere Gewehre hat, als die Herero und Hottentotten, auch sonst Wohl nicht so kriegsgeübt ist, als diese Eingeborenen. Mau wird zum Schluß, da reiuer Tisch gemacht werden soll, auch gegen die Ovambo ziehe». So ist denn ein Code des Feldzuges gar nicht vorherzusageu. Wie lange es zunächst mit den Hottentotten dauern wird, kann man ebensowenig wissen. Sehr schlimm wäre es, wenn es nicht regnen würde. Wir haben bereits Jahre dort unten verlebt, in denen das ersehnte Himmelsuaß ausblieb. Sobald es also trocken bleibt, find die Truppen au Ort und Stelle gebannt, und man kann nicht vor- und nicht rückwärts. Es ist übrigens möglich, daß es jetzt schon iu der Kolonie zu regnen beginnt. Gerade der Süden, wo die Hottentotten wohnen, ist wasserärmer wie der Norden, und es maß daher doppelt gewünscht werden, daß der Regeu dort nicht ausbleibt.
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DaS bulgarische Regierungsorgau „Now Wek" führt in einem Leitartikel aus: Trotzdem Bulgarien alle erdenklichen Versuche und Anstrengungen gemacht habe, um die Aufmerksamkeit der Pforte auf die Konsequenzen ihrer Handlungsweise zu lenken, fahre diese fort, 11: Erfüllung ihrer übernommenen Verpflichtungen zu Hintertreiben. Wen» die Türkei in ihrer Verblendung glaube, daß es ihr auch diesmal, wie so oft bisher, gelingen wird, durch Verschleppung Lee Lösung der schwebenden Fragen auszuhlllten, so würde
sie sich »iüssri-i, vuß chc.c P-tsiik
diesmal Komplikationen herbeiführcn werden, deren Schlichtung nicht mehr von ihr abhäuge. Es sei hoch an der Zeit, daß sich die Aufmerksamkeit Europas neuerdings den Balkan- Verhältnissen zuweode, deren Regelung rasche und energische
Maßnahmen erfordere.
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Der norwegische Schriftsteller Björnstjerne Björnson meint, jetzt sei der rechte Augenblick gekommen, um den Vorschlag des französische» Deputierten Jean Jaures auszuführen, der dahi» ging, gleichzeitig in allen Parlamenten der Welt die Regierungen aufzufordern, dem Krieg zwischen Rußland und Japan ein Ziel zu setzen. Einem Kriege, setzt Björnsou hinzu, den die ganze zivilisierte Welt empörend fiadet Weges seiner »»erhörten Meuschenschlächterei und vielleicht besonders, weil sein Schauplatz und sein Streitobjekt das neutrale Gebiet eines großen friedliebende» Volkes ist. In dieser Stunde, schreibt Björnson weiter, ist Port Arthur so gut wie vernichtet, seine Flotte zerstört, das Heer, das zum Entsatz der Belagerten herbeieilen sollte, ist matt gesetzt, die Flotte, welche zur Hilfe ausgcschickt ward, ist kaum ihrer Aufgabe gewachsen und die öffentliche Meinung zu Gunsten des Friedens beginnt in Rußland drohend zu werden. Die Parlamente, fährt Björnson fort, haben übrigens ein Mittel in der Hand, dem Kriege Einhalt zu tun, gleichgiltig, ob die Kriegführende» es wollen oder nicht: indem sie die strengste Durchführung der Neutralität verlange«, die heute so schmählich und so scheinheilig durch die großen wie die kleinen Nationen verletzt wird. Wenn die Kriegführenden keine Anleihen erhalten, wen» fie keine Kohle», keine Lebensmittel bekommen, keine Schiffe, mit anderen Worten, wen» der Krieg nicht von außen genährt wird, so
wird er aufhören.
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Das erste Zusammentreffen der baltischen Flotte mit den Japanern wird voraussichtlich bei den Inseln erfolgen, welche die große Wasserstraße von Europa nach Ostafien zwischen Australien und Hinteriadien eineugcn, also in der Nähe von Celebes, Borneo. Sumatra oder Malscca. Dort lauern schon die leichteren j panischen Vorpostenschiffe, um den Feind der japanischen Havpislotte zu signalisieren. Es ist aber keineswegs ausgeschlossen, daß trotz aller Wachsamkeit die baltische Flotte den Spähern entgeht, denn der zu überwachende Raum ist sehr groß und der Wege zwischen den Inseln hindurch find mehrere. Weon die Russe» Kohlen genug haben und im Sundaarchipel nicht anlegea müssen, könnte es ihnen am Ende doch gelingen, unbehindert bis vor Wladiwostok zu kommen. Dort haben fie daun nochmals japanische Aufpasser zu fürchten. Die Zufahrt vom offenen Ozean nach Wladiwostok hinein läßt sich indessen den Russen nur dann verwehren, wenn die j.panischen Geschwader zur kritischen Zeit vollzählig gerade auf dem rechten Fleck beisammen sind und klares Wetter herrscht.