packt die Kapelle ihre Instrumente aus, und es geht au die große Festpolonaise, die keinen Raum des Schiffes ver­schont. Früher, als die Takelage noch einen Hauptteil des Schiffes ausmachte, wurde der Weg gewissenhaft über alle 3 Masten genommen. Rundtänze folgen und das Ver- guügtsein dauert heute länger als sonst, denn der Zapfen­streich ist hinausgeschoben. Mancher sinkt aber heute schon vor dem Zapfenstreich in die Hängematte, sich darüber freuend, ' daß die Aufsicht ausnahmsweise weniger streng ist und des Dienstes gleich gestellte Uhr'einmal versagt. Ja, es ist doch ein schönes Fest-das Weihnachisfest.

Ireudenstadt, 22. Dez. In diesem Jahr begeht die hiesige Oberamtssparkasse die Feier ihres 70jährigen Be­stehens. Freud und Leid, Aufschwung und Notstand spie­geln sich m den Ziffern der Einlagen; aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich die Sparkasse einen achtenswerten Platz unter ihren Kolleginnen errungen. Im Jahre 1834 gegründet, ist sie die älteste der Oberamtssparkassen des Schwarzwüldkreises und eine der ältesten des Landes über­haupt. 8.

* Fnöinge», 23. Dez. (Strafkammer.) Der verheiratete Gipser Jakob Knecht in Oh men h aus en wurde wegen Urkundenfälschung zu einer Woche Gefängnis und den Ko­sten verurteilt.Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurde der Fuhrkaecht Bernhard Lutz in Al teufteig zu 10 M. und den Kosten verurteilt.

ss Mordheim b K., 23. Dez. Gestern wurde beim Holzfällen der 57 Jahre alte Bauer und Weiugärtner August Frank von einer umfallendeu Eiche erschlagen. Er wollte dre schon angehaueue Eiche anserlen und kletterte zu diesem Zweck auf den Baum, plötzlich siel die Eiche um und zerschmetterte ihm den Kopf, so daß der Tod sofort emtrat. Er hinierläßt eine Witwe und mehrere Kinder.

* Gmünd, 23. Dez. In einem hiesigen Blatte wurde unter der RubrikOeffentlicher Sprechsaal" darauf hinge- wiesen, daß es die Straßenpassanten unangeuehm berühren müsse, wenn am Abend die Fußsteige des Marktplatzes von den lustwandelnden Gymnastiken ausschließlich in Beschlag genommen und der Verkehr gehemmt werde, wenn die an­gehenden Musensöhne zu 4 und 5 breitspurig auf- und ab- spaziereu und das Publikum ihnen auszuweichen habe. Daraufhin versuchten gestern abend einige Gymuasisten ihrer Mißbilligung dadurch Ausdruck zu geben, daß sie in ver­stärkter Anzahl ihre Promenade auf dem Marktplatz machte» und niemanden auswichen, so daß es abermals eine Ver­kehrsstockung gab. Gegen diesen Unfug schritt die Polizei ein und verhaftete eine größere Anzahl Gymuasisten.

(!) Mm, 22. Dezbr. Das Kriegsgericht verurteilte de» Arbeitschldaten Menzel aus Berlin, einen von Jugend auf vollständig verwahrlosten Menschen, wegen Brandstiftung zu 2 Jahren und 2 Monaten Zuchthaus. In der emge- staudenen Absicht, die Kaserne der Arbeitsabteilung Ulm in den Brand zu stecken, hatte er seinerzeit sein Bett mit Pe­troleum getränkt und es augezündet. Nur dem Hinzu- kommen eines Unteroffiziers war -S zuzuschreiben, daß eine Feuersbrunst verhindert wurde.

* Verschiedenes. JZ Dettingen suchten junge Leute, welche mit dem Polizeidiener und Nachtwächter Streit halten und diesen in das Rathaus verfolgten, das Wachlokal zu stürmen. Der Skandal dürfte für die Beteiligten schlimme Folgen haben. Der 27 Jahre alte Albert Schneider von Großdei ubach wurde beim Fällen einer Tanne von dem stürzenden Baum erschlage«.

js Leipzig, 23. Dez. DasLeipziger Tagblatt'meldet: Uebcr den Aufenthalt der Gräfin Montignoso werde» von informierten Kreisen zur Zeit noch alle Angaben verweigert, doch ist kuznnehmen, daß sich die Gräfin noch in der Villa des Rechtsanwalts Dr. Zehme in Gautsch befindet und die Abreise jede Stunde zu erwarten ist.

* Werki«, 23. Dez. DerLokalanz." meldet aus Leip­zig : Der Rechtsanwalt Dr. Jehme erklärte, daß die Gräfin Montignoso aus eigener Initiative, ohne daß er eine Ahnung davon hatte, gekommen sei, nur um ihre Kinder zu sehen. Da die Gräfin durch die lauge Fahrt von Florenz nach Leipzig überreizt schien, habe er sie, um sie nicht schutzlos zu lassen, nach Dresden begleitet. Die Gräfin reiste morgens 12 Uhr 42 Mi», von Leipzig nach Florenz ab.

js Wert!», 23. Dez. Der Angeklagte Berger, der den scheußlichen Mord an dem achtjährigen Mädchen verübte, ist wegen Totschlags und Sittlichkeitsverbrechen zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt worden.

js Werkt«, 23. Dez. Der deutsche Konsul in Kapstadt erhielt die amtliche Mitteilung, daß Samuel Maharero «ach Betschuanalrnd übertrat und die Erlaub­nis zum Verbleibe« auf britischem Territorium nachsuchte. Der Magistrat für Nyamiland erhielt die Instruktion, daß aus deutschem Gebiet kommende Flücht­linge vom Uebertritt auf englisches Gebiet tunlichst abge- halteu und falls sie dies gleichwohl tun, unverzüglich ent­waffnet und verhindert werden, auf deutsches Gebiet zurück- zukehren, um weitere Teilnahme au des Feindseligkeiten zn nehmen. Sie sollen in genügender Entfernung von der Grenze festgehalteu und es sollen legitimierte deutsche Beamte bei der Feststellung von Vieh, dessen Diebstahl angenommen wird, unterstützt werden. Samuel Maharero wird benachrichtigt werden, daß er mit einer beschränkten Anzahl seiner Genossen nur unter der gleichen Bedingung wie andere Flüchtlinge auf britischem Gebirt bleiben kann.

js Kamburg, 23. Dez. Mit dem DampferPrinz- Regent" verließ heute nachmittag 4 Uhr ein Truppentrans­port bestehend ans 24 Offizieren und 680 Unteroffizieren und Mannschaften, ferner 22 Pferden den hiesigen Hafen.

Ausländisches.

js Wom, 23. Dez. Abends veranstaltete die vom Reich subventionierte deutsche paritätische Schule eine glänzende Weihnachtsfeier.

" Waris, 23. Dez. Ein bisher unbestätigtes Privat- Trlegramm meldet: Bei Tembuktu habe ein Gefecht zwischen französischen Okkupations-Truppen und Eingeborenen statt- gefuuden. Die Franzosen hätten empfindliche Verluste erlitten.

* Wetersvnrg, 23. Dez. In Regierungskreisen wird auf das Bestimmteste versichert, daß der Zar zwar keine eigeutiiche Verfassung, dafür aber durchgreifende Reformen in allen Zweige« der Verwaltung ge­währen werde.

^ 0 Auf der russischen Eisenbahnstrecke Movirdza-Maiawka

stieß ein Zug mit nach dem Kriegsschauplatz angehenden Rekruten mit einem Raugierzug zusammen, so daß die Wagen ineinander gedrückt wurden. Einigen 60 Personen wurden die Beine weggequetscht.

js Moskau, 23. Dez. Die Studenten beschlossen gestern in einer Versammlung, den Besuch der Vorlesungen bis nach Weihnachten eiozustellen uud dem Rektor der Univer­sität ihren Unwillen auszusprechen und ihre Verachtung dafür, daß er ihnen verboten habe, Versammlungen abzu- halten. In einer von den Studenten angenommenen Reso­lution heißt es, als Bürger des zukünftigen wiedergeborenen und freie» Rußlands seien sie erfüllt von dem gemeinsamen Ideale wirtschaftlicher, politischer und bürgerlicher Freiheit und leisteten einen Eid, mit allen Mitteln und alle« An­strengungen dafür zu kämpfen, daß die Verwirklichung einer demokratischen und sozialen Organisation erreicht werde, welche das unterdrückt; Vaterland befreien uud Gewalttätig­keiten beseitigen solle, wie sie sich bei der grausamen Nieder- metzelung der Teilnehmer an den Kundgebungen am 18. und 19. Dez. gezeigt hätten. Wenn die Teilnehmer an der Versammlung bestraft werden sollten, heißt es in dem Be­schluß schließlich, würden die Studenten eine Kundgebung unter Teilnahme der Arbeiter ins Werk zu setzen.

* Kvnßaulinopel, 23. Dez.Daily Telegraph" meldet von hier In Atmen ist eine Revolution ansge brache«. Die Rebellen haben das Gebiet zwischen Sana und Leo besetzt.

* Sydney, 23. Dez. Am 7. Dez. hat auf den neuen Hebriden ein Orkan gewütet, der großen Schaden verur­sacht hat.

* Tsnger, 23. Dez. Ein Bote aus Alcassar bringt die Nachricht, daß die benachbarten Stämme die Stadt umzingelt haben. Sie fordern die Auslieferung des französischen Konsuls rmd der englischen Untertanen und drohen, die Stadt im Falle der Ablehnung ihrer Forderungen zu zerstören. Eine berittene Abteilung Regierungstruppen verläßt Tanger, doch weiß man nicht, ob mit dem Bestimmungsort Alcasser oder zum Patrouillendienst außerhalb Tangers.

* Ganger, 23. Dez. Reuter. Aus Casa Bianca geht die Nachricht ein, daß an der Westküste Marokkos N/s Kilo­meter von der Stadt entfernt die Farm eines englischen Untertanen völlig niedergebrannt worden ist.

Der russisch-japanische Krieg.

Die vollständige Eroberung Port Arthurs betrachtet mau in Japan nur noch als eine Frage der Zeit. Nach­

dem durch die Besetzung des Forts Tungdikwauschau ein­mal Bresche in den Festungsgürtel gelegt ist, darf die ja­panische Ansicht auch als gerechtfertigt bezeichnet werden. Nachdem auch die russische Port Arthur-Flotte gänzlich oder doch beinahe vollständig vernichtet ist, betrachten es die Japaner als ihre nächste uud wichtigste Aufgabe, der Ostseeflotte das Schicksal des Port Arthur-GeschwaderS zu bereite». Zu diesem Zwecke fiud großartige Vorbereitungen getroffen worden. Wie auf Umwege» aus Tokio verlautet, steht es fest, daß eine mächtige japanische Flotte bereits unterwegs ist, um die russische Ostseeflotte aus hoher See zu treffen. Diese japanische Flotte besteht ausschließlich aus großen modernen Schlachtschiffen und schnellen moder­nen gepanzerten Kreuzern, so daß eine entschiedene Ueber- legenheit über die russische Ostseeflotte vollständig gesichert ist. Die Flotte wird zum größten Teile aus dem Blockade- geschwoder des Admirals Togo bestehen uud von 15 Koh­lentransportdampfern begleitet sein, um Kohlen auf hoher See einnehmen zu können. In Tokioer Mariuekreisen hegt man die Hoffnung, daß die Oftseeflotte nach dem Kampfe weniger Stunden in den Grund gebohrt sein wird; man verhehlt sich aber andererseits auch nicht, daß die bevor­stehende Schlacht die fürchterlichste sein werde, die die' Kriegsgeschichte aufzuweisen hat. Admiral Birilow, der die dritte russische Flotte nach Oftasten führen soll, hat seinen Offizieren ebenso höflich wie energisch befohlen, iu Kriegsangelegenheiten für die Zukunft den Mund zu halten und die öffentliche Meinung nicht unnütz aufzuregeri. Dieser Befehl ist auf das Beispiel des Kapitäns Klado zurückzu- führen, der auf die Mangelhaftigkeit der russischen Seemacht hi« gewiesen, dabei aber ledglich die Wahrheit gesagt uud das Interesse Rußlands verfolgt hatte. Die Lage muß sehr ungünstig sein, daß die Offiziere darüber auch nicht einmal mehr die Wahrheij sagen sollen.

* London, 23. Dez.Daily Telegraph" meldet anS Tschifu von gestern: Nach dort einlaufendeu Berichten ent­käme» acht Torpedobootzerstörer ans Port Ar­thur. Während der letzten 24 Stunden herrschte heftiger Schneesturm.

* Vom Simplon-Kuuuel meldet mau aus Bern: Der Berichterstatter des Bondesbahnausschusses erklärte im Ständerat, es sei keine Aussicht vorhanden, daß der Eisen­bahnverkehr durch den Simplon, wie geplant, im nächsten Sommer eröffnet werden könne. Man müsse zufrieden sein, wen« die Eröffnung überhaupt noch im Laufe des Jahres 1905 möglich sei.

* Ei» sehr großer Teil der Hühnerangen- leidende« ist der Meinung, Hühneraugen seien eise Krank­heit, die sich von den Eltern vererbe oder gar durch unreines Blut entstehe usw. Es ist dem alle« nicht so. Hühneraugen entstehe» nur durch Druck von unpassendem Schuhzeug; au der Fußsohle entstehen sie durch unebene Einlage der Brandsohle. Die Hübneraugen sind dementsprechend bloß eine Verhärtung der Oberhaut, wobei sich mit der Länge der Zeit ein verhärteter Kern, genannt Hühnerauge, bildet. Das ganze Leiden hängt deshalb ganz und gar vom Tragen passenden Schuhzeugs und von der Pflege der Haut ab. Einmal von sachkundiger Hand gründlich entfernt und en der betreffenden Stelle, nachdem es erntfernt ist, die Haut extra gut gepflegt, dann ist ein Nachwachsen des Hühner­auges vollständig ausgeschlossen. Wir verweisen «uf die An­zeige des Herrn Hornberger, Spezialist gegen Hühneraugen, der zur Zeit in Alteusteig im Gasthof zur Schwane an­wesend ist.

Handel »ud Verkehr.

* Wiköberg, -22. Dez. Am gestrigen Jahrmarkt wurden zuge­führt: 6 Paar Stiere, 88 Kühe, 21 Kaibinncn, 38 St. Schmalvieh, 150 Läufer, 250 St. Milchschweine. Verkauft 1 Paar Stier mit 650 Mk., 16 Kühe von 250 bis 340 Mk., Kalbinnen 6 St. von -60 bis 300 Mk., Schmalvieh 11 St. von 85 bis 180 Mk. Läufer sämt­lich verkauft von 35 bis 100 Mk pro Paar. Milchschweine sämtlich verkauft 16 bis 28 Mk. pro Paar. Handel lebhaft.

* Stuttgart, 22. Dez. Das Geschäft auf der Möbelmefse in der Gewerbehalle ließ sich flott an. Die Landschreiner haben viel Material zu Markt gebracht, durchweg gangbare Sachen, von denen schon vieles verkauft wurde, doch sollen die Preise gedrückt sein.

* Wottrveik, 23. Dez. Ans den hiesigen Stiftungswaldungen

kamen am 20. ds. 3971 Langholzstämme mit 2546 Festmeter zum Ver­kauf, wobei ein Durchschnittserlös von 122 der staatlichen Revier­preise erzielt wurde (gegen 120,4"/, im Vorjahre und 120,5», bei dem kür zlich abgehaltenen Verkau fe des städtischen Langholzes). _

Konkurse.

Frida Fäll, ledig in Stuttgart, Rotebüblstraße 35 Hl, Inhaberin eines Putzgeschäfts, Neue Brücke 14. Johannes Supper, Stern- bruchbesitzer in Illiingen. Jakob Schü l e, Bauer in Dietingen.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Altensteig.

empfiehlt die

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lauk.