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Sonn Log, 25. DezernSb
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1904,
Ker WeihnactzLsbolurn.
Es ist Wohl einem Jeden Gewiß der Baum bekinmt,
Bon dem die Kinder reden Wenn Weihnacht zieht ins Land.
Im Wald die schlanke Tanne Gibt gern ihr Leben her,
Zu sein bei Fest und Klange Dünkt sie sich eine Ehr.
Drum sagt sie ohne Zage»
Dem grünen Wald Ade,
Läßt willig sich dann tragen Herein durch Eis und Schnee.
Da kommt sie hoch zu Ehre»,
Denn iu dem kleinsten Raum Darf frohen Klang sie hören,
Erfüllt der Kinder Traum.
Und viele kleine Lichter Erkläuzen dann au ihr,
Und fröhliche Gesichter Bewundern ihre Zier.
Auch-manche Liebesgabe Wird unter sie gelegt Und was am heil'gen Tage Das Christkind hat beschert.
O selig frohe Zeiten Wo solche» Vm.N! wo'.' schmückt
Mit himmlisch hehren Freudeg Wird man der Welt entrückt. ^
L. ?. Ll.
Zum Weihnachtsfest
(Nachdruck verboten.)
js Wiederum ist das liebe Weihnachrsfeft bei uns eingekehrt ; Tür und Tor iu Palast und Hütte sind geöffnet zu seinem Empfange, die Menschenherzen haben sich u»f- getan zu seiner Feier, die in jedem deutschen Hause Hoch und Nieder zusammenführt, wie sonst nie im Jahr, die freudigen Jubel von den Lippen der Kinder erschallen läßt, der auch den Erwachsenen sich mitteilt. Es ist ein Auslösen ans der Kette der Tagesarbeit und -Sorgen, wenn wir um den Christbaum versammelt sind, dessen leuchtende Kerzen nicht uur die Helle, fröhliche Weihnachtsstimmnng
j kennzeichnen, die auch den reinen, läuternden Charakter , der schönsten Feier im Jahre versinnbildlichen. Die Weih- ! nachtslieder begleiten in ihrer innigen Wirkung, die gerade ! dem deutschen Gemüts so entspricht, die glanzvolle Stunde Z unter dem schimmernden Gezweig, vor dem Tisch, den die . Liebe mit ihren Gaben gedeckt, und „Christ ward geboren, freue dich, freue dich, Christenheit" umschwebt es wie Klang aus Himmelshöhn unfern bewegten Geist. Was haben wir uns gemüht, gesorgt und gerungen, was haben wir erlebt und zu genießen gemeint iu den verwichene» Monaten? Und alles versinkt, erscheint klein gegenüber der rechten Weihnachtsfreude, die eint in dem einen Gedanke», in dem i einen Ziel, glücklich zn machen! So vieles Neue bringt ^ uns die Zeit, ungestüm wirft sie Altes, das lieb und wert uns oft gewesen, über den Haufen, aber vor unserer Weihnachtsfeier macht sie schüchtern und bezwungen Halt. Siegreich strahlt Weihnachten über alles fort, und die, welche zu herrschen sonst meinen, werden bei seinem Nahen zu Dienern der herrlichen Feier. So lebt das Fest in uns seit unserer Kindheit,, in gleichen Empfindungen wachsen unsere Kinder heran, und so wissen wir, daß Generation für Generation in unserem Volke festhält an dem, was uns die Christfeier beschert. Das ist ein Gedanke der Freude für uns in den stürmischen Tagen der Gegenwart, wir wissen, für die deutsche Familie, für das deutsche Haus i bleibt iu Weihnachten eins Feier, die einem sicheren Hafen ' im Sturmgebraus auch der härtesten Schicksale gleicht.
Unsere Weihnachtsfeier bleibt uns um so wertvoller, als wir sehen, wie unsere Erde ununterbrochen der Tummelplatz der ausgelassensten Leidenschaften bleibt. Als das neunzehnte Jahrhundert seinem Ende zuneigte, da hieß es überall, daß das neue, das zwanzigste Jahrhundert eine Zeit höchster Kultur und erfüllter Ideale, eine Periode des Friedens und Vertraqens in den einzelnen Völkern und zwischen Ken Nationen §ris> werde-. DL's-wrtztrs Alle zrz verkünden, die von sich selbst und ihrem Wissen hochdachteu, die da meinen, Menschenklngheit genüge, den Dingen auf dieser Erde ein für alle Mole bestimmte Wege und Ziele zu weise». Die Ereignisse des neuen Jahrhunderts belehren uns, daß in Wahrheit diese Menschenklngheit nur Klügelei ist, daß von beute auf morgen der Ungestüm und die Leidenschaft das Helle Licht m tiefes Dunkel werden können, daß die Neigung zum freundwilligen Vertragen vielfach nicht zu, sondern abgenommen hat. Wir brauchen nicht näher darzulegen, wie in diesem Jahr das „Friede auf Erden" durch blutigsten Kampf und Streit ersetzt worden ist, wir wissen nur, daß unendlich viel noch zu geschehen hat, bis die Menschheit sich vor herben, plötzlichen Enttäuschungen sicher fühlen kann. Wir wissen auch, daß wir Deutsche im eigenen ! Vaterlande noch fleißig uns zu rühren und zu regen haben,
bis es in Wahrheit heißen kann, „den Menschen ein Wohlgefallen."
Der Kampf um das tägliche Brot gestaltet sich härter und härter, er erfordert Charaktere, Menschen, die nicht wie ein Rohr im Wind hin und her schwanken, die festfteheu in dem Widerstreit zwischen Recht und Unrecht, der so oft als Versucher in kritischen Zeiten naht. Wir erfahren es oft, wie unter schweren Vorkommnissen des Tages in gereizte«, erbitterten oder bedrückten Gemütern sich die Ueber- zeugung festsetzt, daß aus eines andern Unrecht das eigene Recht ersprieße, aber dem ist keineswegs so. Niemandem gibt ein fremdes Uarechr Recht zu gleichem Tun, daS sagt deutlich die nur zu oft überhörte leise Stimme iu der Brust, das Gewissen! So erlebeu wir immer noch ein Aofeiudeu der Glieder ein und desselben Volksstammes untereinander, wir merken, daß der Unfriede mit sich und Anderen oft größer ist, als der aufrichtige Wnusch nach Friede«. Und wir haben wahrlich allermeist Grund genug, bei uns au Frieden zu denken, wenn wir sehen, wie die Nationen unter einander hadern, zu erkennen, daß des Deutschen bester Freund immer der Deutsche sein muß. Nur daun haben wir nach großer Vergangenheit und Gegenwart eine größere Zukunft.
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Im Reichstage teilte jüngst Abg. Stöcker mit, ihm habe, jemand den Brief eines Herrn gezeigt, der iu Rom den Papst sprach. Letzterer habe hierbei gesagt, er denke in Uebereinstimmung und im Zusammenwirken mit Kaiser Wilhelm die Welt wieder zu Christo zurückzaführen. Herr Stöcker kommt hierauf im „Reich" zurück und schreibt u. a.. daß hier eine Act Gememfchaft möglich sei, zeige die schon bestehende Gleichheit der beiden Kirchen iu der Sozialpolitik unseres Vaterlandes und in dem internationalen Zusammenwirken zur Bekämpfung des Alkohols, des Mädchenhandels, der Unzucht, der schlechten Literatur. Aber es sei zu einer wirklichen Gemeinschaft der Interessen und des Handelns noch nicht gekommen, weil die kirchliche Kluft, die beide Konfessionen trenne, daran hindere. Zur Milderung dieser Gegensätze sei das Wort des Papstes durchaus geeignet, und die gegenseitige religiöse Anerkeuuung sei auch unerläßlich, wenn der große Gedanke iu Erfüllung gehen solle.
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Br
Die Mitglieder der Internationalen Untersuchungs- Kommission in Paris, die den Tatbestand des nächtlichen Angriffs des russische» Ostseegeschwaders auf die Fischerflotte von Hüll festzustelleu hat, hatten zunächst eine private Besprechung, iu der es sich zeigte, daß der russische Admiral Kaynakow und seine Begleiter den Verhandlungen, die ihnen Schwierigkeiten, verheißen, mit Mißbehagen entgegensetzen.
Fei» gespo««e«
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v.E. Kramer.
(Fortsetzung.)
Zwei Tage später schrieb Steinhoff einen langen Brief an Caruow. Ja dem Postbeutel, der ihn enthielt, wurden noch zwei andere, zierlich geschriebene und fem parfümierte Briefe befördert, deren Inhalt für uns vou Interesse ist.
Steinhoffs Schreibe» an Carnow begann mit einem genauen Bericht über sein Zusammentreffen mit dem Theater
nung habe, sie hier zu finden. Unterrichte mich über Alles, was Du hörst, Rufns. Wenn Du mich nicht nach Chicago zurückrufst, werde ich wahrscheinlich von hier nach Boston gehen.
Dein „spurloser" Steiuhoff.
Der zweite Brief in dem Postbeutel war von Miß Adeline Rosevelt an Mrs. Jakob Baring und lautete wie folgt :
„Meine teure Tante I Meinem Versprechen gemäß will ich Dir eine kurze Schilderung von Ellen Jermhns
t eingeht. Er hat ihr versprochen, sich an einen Rechtsanwalt zu wenden, und Schritte getan, Charlie Jermyugham cmszu- findeu."
Sie sprechen davon, Ellens Gesundheit wegen aus Reisen zu gehen ; Mr. Jermhn hofft viel von einem häufigen Luftwechsel und der Arzt stimmt ihm bei.
Sonst wüßte ich nichts Neues zu berichten. Gracia und ich wollen noch acht Tage bei Ellen bleiben, ehe wir
neuem Heim und ihrem Eheleben geben. Abgesehen davon, ! uach Philadelphia zuröckkehren, und dann zu einem kurzen
daß ich nicht begreife, wie Jemand lieber in Ncw-Aork als in Boston oder Philadelphia wohnen kann, habe ich an
direktor Wilkens und über ferne ferneren vergeblichen Be- Ellens Heim nichts auszusetzen. Ellen selbst scheint anch
damit zufrieden zu sein, obgleich sie sich gesundheitlich nicht gut befindet. Mr. Jermyn ist ganz der alte — immer der ernste, höfliche Gentleman, als den wir ihn iu Roseville kannten. Ec ist sehr mit Studien aller Art beschäftigt, scheint sich nicht viel aus Gesellschaften zu machen, ist aber selbst ein j ausgezeichneter Wirth. Manchmal kommt es mir vor, als j wenn Ellen nicht ganz so glücklich wäre, wie sie es unter
mühungen, das Mädchen, welches er für Bertha Warham hielt, aufzufinden.
„Es ist nicht leicht," schrieb er seinem Freunde, „einen Droschkenkutscher zu ermitteln, dessen Nummer man nicht weiß, aber ich fand den Mann, der, nachdem er den Direktor abgesetzt, die junge Dame nach Hause gefahren hat. Er zeigte mir das Hotel, vor dessen Tür sie gegen acht Uhr abends abgcstiegen war, und als ich dort Erkundigungen einzog, hörte ich folgendes. Zehn Minuten, nachdem Miß Burton — diese» Namen hatte sie auch im Hotel angegeben — uach Hause gekommen war, erschien ein Mann, - Experimenten und seinen wissenschaftlichen Versuchen, daß
der sie zu sprechen wünschte, sie kam hinab und erhielt - Ellen, obgleich selber sehr intelligent, etwas iu den Hinter-
von dem Fremden, der stch gleich wieder entfernte, einen ! grund tritt — und das fühlt sie natürlich.
Brief. Nach weiteren zehn Minuten sah sie der Portier, j Ihre zarte Gesundheit stimmt ste wobl auch herab, und
zum Ausgeheu gekleidet, das Haus verlassen und seitdem j oft hat sie die wunderlichsten Gedanken. Seit Kurzem spricht
ist sie wieder verschwunden. Beim Himmel, alter Junge, l sie viel von ihrem Stiefbruder Charlie, sie meint, sie habe ihn
das Mädchen ist eine Hexe! Aber trotzdem — und wenn > oeruachlässigt und möchte versuchen, seinen Aufenthaltsort wir noch ein Weilchen länger auf diesem Planeten zusammen- zu erfahren. Du weißt, wie gewissenhaft sie ist, und da sie bleiben, werde ich ihr Geheimnis entdecken vnd sie von Au- ! wünscht, ihr vermeintliches Unrecht gut zu machen, hat sie
geficht zu Angesicht scheu. — - die Absicht ausgesprochen, ihr Testament auszusetzen und
Ich werde mich noch einige Tage hier aufhalten, um i ihm einen Teil ihres Vermögens zu hiuterlassen. Es ist die Stadt genau zu durchsuchen, obgleich ich wenig Hoff- rührend, zu sehen, wie Mr. Jermyn auf alle ihre Idee«
Besuch zu Dir kommen. In Liebe Deine
Adeline Rosevelt."
„x>. 8. Ich bin überrascht, zu hören, daß Kenueth Baring noch immer an seiner Neigung für Neuer Brian festhält. Wie fatal Dir das sein muß I"
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
* Hi« origineller Bericht ist kürzlich von einem salz- di'es'e'n M-ständ7n fek^söllt^^Jch'glU' si-^ühlt sich "zu- - burgischen Gemeindevorsteher an seine Vorgesetzte Behörde weilen etwas einsam. Ihr Gatte ist so fleißig und so voll ! "stattet worden: „Löbl. k. k. Bezirkshcmvtmann ! Hiermit hoher Gedanken, so in Anspruch genommen von seinen ' mache ich dlevvu tiesstem Schmerze gebeugte Ar>zeigc, daß
- .' - . 2 user 22 Jahre langer Förster an der Kurzsichtigkeit seines
Herrn plötzlich gestorben ist und nach 2 Stunden bereits tot war, da ihm der Herr Graf nugerechtsrweise angeschossm hat. Der so schwer Getroffene, dem in seinem ganzen Leben so etwas nicht passiert ist, befindet stch nun im größten Elend, der hiruerläßt die Witwe von 5 unversorgten Kindern, wovon der älteste bestimmt ist, ebenfalls Förster zn werden und dem hohen Jagdherrn einst in gleicher Weise zu dienen."
* (Ein Undankbarer.) A.: „Ich habe statt des erhofften großen Loses nur 50000 Mark iu der Lotterie
gewonnen; heute morgen erhielt ich die Hiobspost."
Die nächste Nummer unseres Blattes erscheint am Mittwoch vormittag