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Nr. LI.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SornrtagS- Gast".

Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezick «. Rachbarortsverkehr Ml. 1.18, außerhalb ^ Mk. 1L8.

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Einrückun gs-^ebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmals, je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg., die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

Htr. iss.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.

Donnerstag, 22. Dezember.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904 .

Mit dem s. Januar beginnt ein neues Abonnement auf

Aus den Tannen"

nebst der wöchentlichen Beilagevrk 50 Nl 1 tagSga§t".

Auch im letzten Quartal hat das Blatt eine statt­liche Anzahl neu hinzugetretener Abonnenten zu ver­zeichnen und dieses Ergebnis bildet für uns den Sporn, unentwegt weiterzufahren in dem Bestreben, dem ge­neigten Leser ein rechtes Uolksvlatt in die Hand zu geben. Aeine Mühe wird uns zu viel fein, im Ge­biete der Berichterstattung Sa; Neueste unS Wissens- ivrrteste LU bieten und namentlich auch unseren Bezirks­interessen und den Interessen des engeren und weiteren Vaterlandes unsere besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Bestellpreis fürAus den Tannen" ist ein so niedriger, daß es Jedermann nicht schwer fallen dürfte, sich das Blatt zuzulegen. Mit der Neujahrs-Nummer erscheint der beliebte Wandkalender als Gratisbeilage und ist es ratsam, das Blatt sofort ZU bestellen, da­mit der Aalender sicher in die Hände des gen. Lesers gelangt.

Zu Bekanntmachungen aller Art halten wirAus den Tannen" ebenfalls bestens empfohlen und sichert die große Verbreitung in der Gegend den erwünschten Erfolg.

hochachtend!

Die IWMisn null kxpeditisri Ms llen Launen".

Sollten wir, was Gott verhüte, wieder einmal in einen großen Krieg verwickelt werden, so würde zweifellos unsere Mobilmachung glänzend von statten gehen. Weniger zuver­sichtlich könnten wir in bezug auf die Geldmittel sein, die bekanntlich auch zum Kciegführen gehören. Die 120 Mill. ! Mark des Reichskriegsschatzes im Juliusturm in Spandau würden nicht allzulang Vorhalten. Der Ooerst a. D. Ritter v. Renauld erklärt in einem militärischen Fachblatt, jeder Feldzugssoldat verursache täglich 6 Mk. Kosten. Die Kriegs­stärke Deutschlands beträgt 5 Millionen Mann. Würden hiervon nur eine Million unter die Waffen gerufen, etwa doppelt soviel als die Friedensstärke beträgt, so würde schon hierdurch eine tägliche Ausgabe von 6 Mill. Mk. verursacht; der Juliusturm wäre also in 20 Tagen bereits geleert. Alsdann würde Wohl an die Banken, vorab die Reichsbank und die Börse appelliert, und es würden innere Anleihen ausgenommen werden; aber immerhin wäre es nicht ganz leicht, die nötigen Barmittel immer schnell zu beschaffen; mindestens dürften große Stockungen im Wertverkehr eiu- treten. Es ist auch zu berücksichtigen, daß sehr große deut­sche Kapitalien im Ausland angelegt sind und der schnelle Verkauf der betreffenden Wertpapiere behufs Geldbeschaffung nur unter großen Verlusten vor sich gehen könnte. Renauld rät daher, auch eine finanzpolitische Mobilmachung vorzu­bereiten und der Börse mehr Freiheiten zu gebe», so daß sie imstande wäre, im Kriegsfälle unsere ausländischen Werte ohne große Verluste schnell abzustoßen und die Schaffung der nötigen Barmittel zu erleichtern. Die Finanzwelt hat ! schon lang derartige Verbesserungen des jetzigen Börsenge­setzes beantragt, und der Reichstag wird sich in nicht zu j langer Zeit mit der Börsengesetzreform zu beschaffen haben.

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Mit der österreichisch-ungarischen Regierung soll eine volle Einigung erzielt worden sein über die weiteren Han- , desvertragsoerhandlungen mit Deutschland, so daß schon in > der nächsten Woche die mündlichen Verhandlungen in Ber­lin fortgesetzt werden dürften. Wie das ungarische Korre- ! spondenzbureau erfährt, begeben sich die ungarische Bevoll­mächtigen demnächst nach Bcrlw, um zu versuchen, auf dem Wege mündlicher Verhandlungen die Hindernisse für den !

Abschluß der Handelsverträge zu beseitigen, wegen welcher jüngst die Verhandlungen iu Wien abgebrochen wurden.

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Die LondonerTimes" macht dem Reichskanzler Grafen Bülow den Vorwurf, er habe im Reichstag unbe- gründeterweise von den französischen Revanche-Ideen ge­sprochen, um weitere deutsche Rüstungen zu rechtfertigen; die jetzige Regierung tn Paris aber denke nicht an den Krieg. Letzteres mag sein. Das jetzige französische Ministerium sieht ein, daß es innere Feinde genug hat, um die es sich kümmern muß uud daß es sich uicht auch noch auswärtige Schwierigkeiten aufladen kann. Aber im Volk selbst ist das Verlangen nach Elsaß-Lothringen noch lange nicht erloschen. Davon kann sich ein jeder Deutsche überzeugen, wenn er sich nur ciumal die Mühe macht, nach Metz oder Mühl­hausen zu reisen oder gar über die nahe Grenze hinüber zu gehen. Die Spatzen pfeifen es dort von den Dächern, daß die Franzosen drüben und die Französlinge hüben täg­lich aufdie große Abrechnung für 1870" warten. Wir wären töricht, uns in Sicherheit wiegen zu lassen, bloß Werl der jetzige Präsident von Frankreich und seine Minister zu­fällig keine Draufgänger sind. Wie lang werden sie noch im Amt sein? Wir müssen unS auf die Tage vorseheo, wo in Paris andere Leute am Ruder sind uud wo unsere kranken oder unzuverlässigen Bundesgenossen Oesterreich uud Italien uns die Suppe allein ausesseu lassen. Die Engländer sollten das zu allererst einseheu; denn auch sie machen ihre Politik nicht mir von heute auf morgen, sondern für Jahr­zehnte vor. An demselben Tag zum Beispiel, an dem die Times" Bülow tadelte, meldete derStandard", daß nach Lord Kitcheuers, des englischen Oberkommaudierenden, Re­formplänen die englische Armee in Indien derart verstärkt werden solle, daß sie einem Einfallheer von einer halben Million Streiter gewachsen sei. Das kann nur auf die Russen gemünzt sein, und doch wissen die Engländer genau, daß das jetzt in Ost.sien festgelegte Rußland weder heut noch in einem Vierteljahr oder Jahr, sondern erst viel später in der Lage sein könnte, ein Heer von einer halben Million nach Indien hineinzuwerfen. Aber Küchener rechnet eben sehr richtig nicht rmt Jahren, sondern Jahrzehnten; gerade das aber wollen wir Deutsche mit gütiger Erlaubnis der

Times" eben auch tun!

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Die Franzosen haben nach und nach in den Grenz- garnisonen Truppenmassen angehäuft, die uns zu denken geben könnten. Namentlich sind die Franzosen uns dort in- bezug auf die Reiterei gewaltig überlegen. Nicht weniger als 32 Regimenter stehen in Lumville, Ranzig usw., denen j die Deutschen zunächst nur 12 Reiterregimenter entgegen­stellen können. Binnen 24 Stunden könnten all diese fran­zösischen Reiter wie ein Heuschreckenschwarm nach Deutsch­land hereinbiechen, wenn nicht alle Wege von unserer Infan­terie besetzt wären. Französische Blätter haben sogar ge­prahlt, schon eine Smnde nach der Kriegserklärung würden ihre Reiter nach der Grenze abrücken. Wir können uns diese Aussprüche merken, wenn wir auch nicht alles wörtlich zu glauben brauchen, was von französischer Kriegsbereit­schaft gerühmt wird.

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Die gerichtlichen Sachverständigen haben sich in ihrem Gutachten über die Ursache des Todes des bekannten Syve- tous dahin ausgesprochen, daß Syvetou nicht iu seinem Arbeitszimmer, sondern in dem daneben liegenden Bade­raum sich selbst getötet habe. Erst nach dem Eintritt des Todes Hütten ihn andere in das Arbeitszimmer gebracht und doit auf den Fußboden gelegt, um einen Unfall wahr­scheinlicher zu machen. Bei diesem Transport habe Syoe- ton wahrscheinlich auch die Stirnwunde erhalten, indem man mit dec Leiche vielleicht an eine T'.schecke gestoßen sei. Jeden­falls sei die Wunde erst nach dem Tode entstanden. Wenn die Sa ^verständigen Recht haben iu ihrem Gutachten, so muß Frau Syveton, die über die Ursache des Todes sich ganz anoerS geäußert hat, die Unwahrheit gesagt haben. DerMatin" berichtet: Frau Syveton habe in ihrem gest­rigen Sstundigen Verhör dem Untersuchungsrichter Bouc- qaard bestätigt, daß ihr Gatte tatsächlich Selbstmord be­gangen habe. Nach den furchtbaren Enthüllungen ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes Menard habe sie ihrem Gatten erklärt:Ich will uicht länger mit dir leben, Du mußt verschwinden und Du darfst Dich niemals mehr wie­der vor mir oder meiner Tochter erbl.cken lassen." Syveton habe darauf beschlossen, za sterben. Er habe sich in seinem Arbeitszimmer vor den Gasofen niedergelegt und seinen Kopf dicht vor die Röhre gehalten und das Gas in vollen Zügen eingeatmet. Als Frau Syveton wieder in das Ar­beitszimmer eingetreteu sei, habe sie ihren Manu tot ge­

i fanden. Syvetons Gesicht sei von Ruß geschwärzt gewesen. ! Frau Syveton habe ihrem Gatten das Gesicht abgewaschen ? und mit Hilfe der Hauspförtnerin alle Anzeichen beseitigt, durch die ein Selbstmord hätte festgestellt werden können. Frau Syveton habe auch dem Untersuchungsrichter einge- standeu, daß sie die bekannten Zeitungen selber in das Ka- mrurohr hineingesteckt habe, um an einen Unfall glauben zu machen.

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Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 17. Dezember.

Die Beratung der Gemeiudcordaung wird bei Art. 194 (Anstellungsverhältnisse der Gemeindebeamten) fortge­setzt. Nach den Beschlüssen der Kommission erfolgt die An­stellung auf bestimmte Zelt, die der übrigen Gemeindebeam- ten auf bestimmte oder unbestimmte Zeit. Berufsbeamte können mit Zustimmung des Bürgerausschusses auch auf Lebenszeit «»gestellt werden. Die Dauer der Anstellung auf bestimmte Zeit muß miudestens 3 Jahre betragen. Bei Be- rufsbeamtea lauft das Anstellungsverhältnis, wenn nicht 6 Monate vor Ablauf der Anstellungsdauer eine Kündig­ung erfolgt, auf die Dauer der Aastelluugszeit weiter. Bei Anstellung auf unbestimmte Zeit muß die GemeinSe bet Berufsbeamten eme Kündigungsfrist von 6 Monaten, bei anderen eine solche von 3 Monaten einhalten.

Die Abg. Liesching u. Haußmann beantragen, ebenso wie den Gemeindepslegrr, so auch den Polizei» orstand auf bestimmte Zeit anzusteüen, dagegen die Möglichkeit der lebenslänglichen Anstellung überhaupt auszuschließen. Abg.

Liesching (Vp.) hält eine lebenslängliche Anstellung der Gemeindebeamtcn nicht für nötig. Es sei ohnehin nicht das Bestreben der Gemeindevertretungen, ihren Gemeinde­beamte» ohne dringende Ursachen zu kündigen. Daran ! werde sich auch unter den neuen Gemeindeunterbeamten I nichts ändern.

, Staatsuttnister des Innern Dr. v. Pischek tritt für ! die automatische Verlängerung der Anstellungszeit ein, hält aber die Möglichkeit einer Anstellung auf Lebenszeit dadurch nicht für überflüssig.

Von den Abg. Liesching und Nieder wird bean­tragt, daß nach Avlauf von je 10 Dienstjahren oder der nach Vsifluß von 10 Jahren beendigten vertragsmäßigen Dienstzeit bet Berufsbeamten das Dierstverhältuis um wei­tere 10 Jahre als verlängert gilt, wenn nicht 6 Monate vor Ablauf des 10. Jahres gekündigt wird. Auf Assistenten und Gehilfen finden diese Bestimmungen keine Anwendung. In der Abstimmung wurden die vorstehend mittgeteilten An­träge angenommen und ebenso hieraus der nach diesen Anträgen adgeänderte Komnusstonsaotrag. Gegen die Aus­schließung der lebenslänglichen Anstellung stimmten nur die meisten Priviligierien, ein Teil des Zentrums und der Kon­servative Kraut. Die übrigen Arukel über die zur An­stellung der Gemeiudebeamten erforderlichen Eigenschaften und ihre Besolduugsverhättmsse wurden nach den Kommis- sionsbeschlüffen angenommen.

Stuttgart, 20. Dezember.

Unter den verschiedenen Einläufen, die vor Eintritt in die Tagesordnung verlesen werden, befindet sich auch die Wahlanfechtung des Abg. Mittuacht durch das Weikersheimer Wahlkomitee für Oberforstrat Keller. Nach Verlese» der Einläufe tritt man iu die Tagesordnung ein, die als einzigen Punkt die Fortsetzung der Beratungen über den Entwurf einer Gemeindeordnung aufweist. Der Art. 196, welcher Bestimmungen betreffs des Wohnsitzes der Gemeindebeamten in Gemeinden und zusammengesetzten Ge­meinden trifft, wird heute weiter beraten und ist namentlich der Absatz 2 des Art., über deu die verschiedenen Gemüter verschiedener Meinung find. Dieser Absatz lautet nach der Kommisftonsfussung:Ja zusammengesetzten Gemeinden steht es zum Ermessen des Gemeinderats, den Wohnsitz des Orts­vorstehers zu bestimmen." Berichterstatter Nieder schlägt folgende Fassung vor: 1) Die Gemeiudebeamteu haben ihren Wohnsitz in der Gemeinde zu nehmen, wenn sie nicht durch den Gemeinderat hievon entbunden werden. 2) Besteht eine kleine Stadt- und Landgemeinde aus mehreren Ortschaften, so kann der Ortsvorsteher von dem Bezirksrat mit Zustimm­ung des Gemeinderats verpflichtet werden, seinen Wohnsitz am Versammlungsort der Gemeinde zu nehmen, wenn andern­falls der Dienst desselben erheblichen Nachteil erleiden werde. In der Debatte um den Abs. 2 sprechen die Abg. v. Kiene, Re mb o ld-Aalen und Schlichte gegen den Antrag des Berichterstatters. Die Abg. v. Kiene und Maie r-Blau- beuren bringen Anträge eia. Äbs.1 wird nach der Kommisfions- fassung angenommen, Abs. 2 nach dem Antrag Kiene, der