garre auf sein Bett gesetzt habe, beim Ausziehen der Stiefel j eingeschlafen sei und daß die ihm entfallene Zigarre das Bett in Brand gesteckt haben könne. Das Bett habe wenigstens bei seinem Erwachen gebrannt, und da seine Löschversuche vergeblich gewesen seien, so habe er sich entfernt und vor dem Hause Lärm geschlagen. Bor den Geschworenen räumte er ein, daß er das Haus mit Absicht angezündet habe. Auf dem Heimwege von der Wirtschaft sei ihm der Gedanke gekommen, den 3 Frauen Rau, Schanz und Kübler einen Possen zu spielen und das Haus anzu- züuden, weil diese schon oft über ihn gescholten hätten. Er habe ein brennendes Zündholz an das Stroh seines Strohsacks hingehalteu, das dann mit der Bettdecke sofort Feuer gefangen habe. Daun sei er so rasch und leise als möglich die Treppe hinunter und ins Freie gegangen, habe dann seine Stiefel wieder angezogen, habe Feuer gerufen und sei dann ins Dorf hineiugesprungen. Hierauf habe er dem Brand von der Ferne zugeschaut. Er sei angetrunken gewesen, sonst hätte er nicht angezündet. Der Brandschaden beträgt gegen 14,900 Mk. — Kübler wurde zu einer Zuchthausstrafe von 3 Jahren verurteilt und zum Verlust der Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren.
* SchwäSisch-Kall, 15. Dez. Das Schwurgericht verurteilte in 1 ^tägiger Verhandlung den ledigen Maurer Joseph Eckstein, welcher in der Nacht vom 5. zum 6 . Sept. den Wirt Arnold in Ober-Gleichen im Schlafzimmer bei einem Einbruchsdiebstahl erschoß, zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust.
* MeVliuge», 15. Dez. Der kaum 10 -jährige Sohn des Oekonomen Baier in Riedlingeu erschoß aus Unvorsichtigkeit den braven ledigen Maurer G. Kuhn. Im Hause des Vaters stand ein Gewehrschrank, aus dem der Knabe das Gewehr, in der Meinung, es sei nicht geladen, entnahm. Die Kugel drang Kuhn durch den Kopf, was dessen äugen- j blicklichen Tod zur Folge hatte.
Ausländisches.
* Budapest, 15. Dez. Ja der heutigen Sitzung des Abgeordnetuchauses kam es wieder zu fürchterliche« Lärm-Szene» der Opposition. Graf Tisza konnte lauge nicht zu Worte kommen. Er betonte, Gewalt! mußte angewendet werden, um der Anarchie ein Ende zu mache». — Nach jedem Worte hört man Schmährufe. Der Oppositionelle Olay ruft: „Laßtden Niederträchtigen nicht sprechen, er ist ein Narr; man muß ihn unschädlich machen!" Die Erregung steigert sich. Tisza ruft mit Stentorstimme: „Was geschehen ist, mußte geschehen, da die Opposition Nichts mehr respektierte. Ich werde Sie niederrrngeu und brechen. Die Nation wird Sie hiuwegfegen!" Diesen Worten folgt ein furchtbares Geschrei derOppPosition. Es wird geheult und gepfiffen. Der Liberale Wolfner ruft den Dissidenten zu: „Sie haben jeden ihrer Herren verraten !" Nach diesen Worten wird der Lärm noch größer. Exminister Wlasfics schreit etwas ins Haus und droht mit der Hand. Graf Tisza steht noch immer aufrecht, doch ! herrscht ein solcher Tumult, daß der Vorsitzende die Sitzung ' suspendiered muß, da alle Abgeordneten in die Mitte des I Saales stürze» und man eia Handgemenge befürchtet.
j. Attdapest, 15. Dez. In Ser heute abgehalienen Konferenz der liberalen Partei erklärte Graf Tisza bei der Besprechung der parlamentarischen Lage, falls die Opposition die Konstituierung des Hauses fortgesetzt hindern sollte, werde innerhalb kürzester Zeit ein Appell an die Wähler erfolgen. Die Konferenz nahm diese Erklärung mit einheitlicher Zu- , stimmung zur Kenntnis.
* Lottdo«, 12 . Dez. Hier wurde ein Schiedsvertrag zwischen Rußland und Schweden-Norwegen unterzeichnet.
* Madrid, 15. Dez. Das gesamte Kabinett gab gestern nachmittag seine Demission.
W Lefef-rucht. ZK
Laß den Schwächling angstvoll zagen!
Wer um Hohes kämpft, muß wagen;
Leben gilt es oder Tod!
Laß die Wogen donnernd branden,
Nur bleib immer, magst du landen Oder scheitern selbst Pilok.
Gneisenau.
Kein gesponnen
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v.E. Kramer.
(Fortsetzung.)
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Als Rufus Carnow das Bureau erreicht und die Geschichte des kleinen Tim gehört hatte, war sein Entschluß gefaßt.
„Wir müssen augenblicklich die Frau aufsuchev," sagte er, „und sehen, wie sich die Sache verhält. Ich werde einen Ihrer Leute mitnehmen und vor der Tür aufstellen, Felix. Der Junge muß mitkommeu und uns das Haus zeigen, ich schicke ihn dann wieder zurück, denn bei der Frau würde wohl seines Bleibens nicht sein."
Der kleine Tim schien mit dieser Anordnung sehr zufrieden zu sein. War er doch noch nirgends so ausgiebig gefüttert worden wie hier.
Als sie in die Nähe des Hauses gekommen waren, sagte er: „Dort wohnt die Zirkus-Fanny, Herr. Und jetzt brauchen Sie mich nicht mehr, nicht wahr?"
„Nein, Tim."
Der Knabe wollte davonlaufev, zögerte aber plötzlich und fragte: „Ach Herr, Sie werden doch der Fanny nichts von mir sagen? Bitte, tun Sie es nicht."
„Schon gut, Tim, Du brauchst keine Augst zu haben."
Fanny war erst vor Kurzem zurückgekehrt und aß noch
* WasHittgton, 15. Dez. Der Schiedsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Italien wurde gestern unterzeichnest
Aus Deutsch Südwestafrika
* Aerkiv, 15. Dez. General Trotha meldet aus Windhuk vom 14. Dezember: BeiAdfuchung des Gefechts- -eldes von Naris am 3 Dezember fand eine Sanität spatrouille «och 5V-6« tote Hottentotte«.
Es wurden noch 3000 Stück Vieh zusammengetrieben, so daß die Gesamtzahl des den Witbois abgenommenrn Viehes 15 000 Stück beträgt.
Oberst von Deimling, der in der Verfolgung der geschlagenen Witbois am 8 . Dezbr. Kalkfontein erreicht hatte, setzte auf eine Aussage von Gefangenen, daß Hendrik Wit- Soi bei Witkranz sei, die Verfolgung noch in der Nacht zum 9. Dezbr. fort. Der Feind war jedoch bereits in der Richtung auf Hochas geflohen.
Deimling beauftragte Meister mit drei Kompagnien und einer Batterie die Verfolgung in der Richtung auf Hochas fortzusetzen und will selbst mit der halben Batterie Stuhl- maun nach Gibeon marschieren, wo er am 12 . Dezember einzutreffen hofft. Kleist hält noch vorläufig Rietmout besetzt.
Mit dem 1 Januar
beginnt das 1 . Quartal 1905 (Januar', Februar, März.)
Wir machen unsere werten Leser darauf aufmerksam, daß jetzt schon Bestellungen aus
„Aus den Hannen"
für das neue Quartal
entgegengenommeu werden und bitten wir um gefl. Erueuerung des Abonnements.
Der russisch-japanische Krieg.
Nächtliche sein.
* Hfetersösrg, 15. Dez. Aus Mukden wird berichtet: Die beiden Gegner geben sich nicht den Anschein, als ob sie in nächster Zeit die Offensive zu ergreifen gedenken. Mukden ist zum großen Lager erster Klasse gemacht worden; fortwährend treffen Zöge mit schwerer Belagerungsartillerie ein, sowie Truppetiverstärkungen, mit Proviant, Munition usw. Weitere Truppen gehen nach Süden zur Verstärkung Kuropatkins.
* Hokio, 15. Dez. Der Befehlshaber des Schiffsartillerie- korps vor Port Arthur meldet, daß die Beschießung sich am 13. Dezember hauptsächlich gegen das Arsenal und das Torpedolager auf der Tigerschwanzhalbinsel, sowie auf die in der Nähe liegenden Schiffe und Boote richtete. Das Torprdolager stand eine Stunde laug in Flammen, 3 Schisse wurden zerstört und eines sank. Auch wurden Gebäude schwer beschädigt. Die indirekte Beschießung der außerhalb des Hafens befindlichen „Sewastopol" wurde wegen- des schlechten Wetters wieder eingestellt.
ss FoZio, 15. Dez. (Amtlich.) Der Kommandeur des 3. Geschwaders berichtet, daß 2 Torpedoflottillen am 14. Dezember um 8^/2 Uhr früh die Sewastopol und ein Re- zierungsschiff während eines heftigen Schneefallcs angriffen. Die Torpedoboote kehrten bis auf eines, das noch vermißt wird, wohlbehalten zurück. Am Morgen des 14. Dezember meldete unsere Beobachtungsstation und das auf Vorposten liegende Schiff, daß die Sewastopol mit dem Bug 3 Fuß weggesuaken sei. Bo« V 2 I 2 Uhr i» der Nacht vom 14 bis um 3 Uhr morgens am 15 griffen k Torpedovootabtriluugvn und besonders dafür bestimmte Torpedoboote unnnterbrocheu die Sewastopol. das Pauzerkauonenboot Otwaschui und ei« Regierungsschiff a«. Einzelheiten darüber sind bis jetzt noch nicht eingegangen, doch hat am 15. Dez. um
von dem Brot, das sie für das Geld des alten Juden erstanden hatte.
Ein ärgerliches Rot brannte auf ihren Wangen, als Carnow, der an ihre Tür geklopft hatte, öffnete.
„Seien Sie so gut, und schließen Sie die Tür." sagte Carnow, nachdem er eingetreten war. „Ich wünsche etwas mit Ihnen zu besprechen."
Fanny hatte auf einen Besuch eines Polizisten gerechnet und war daher nicht wenig überrascht, einen so höflichen und gutmütig aussehenden Herrn in Civil zu sehen. Für ihre Person hatte sie nichts zu fürchten. Sie schloß daher die Tür und erwartete seine weitere Anrede.
„Wo ist Mr. Charly Jeukins?" fragte der Deteknv, nachdem er mit einem scharfen Blick die beiden kleinen Räume überflogen hatte.
Die Frau setzte sich auf den nächsten Stuhl und blickte ihm mit höhnischem Lächeln ins Gesicht.
„Nun, ich glaube nicht, daß es ein Staatsgeheimnis bleiben wird," sagte sie. „Darum können Sie's ja auch von mir erfahren. Wenn Sie Charly Jenkins so gern sehen möchten, so müssen Sie schon zur Agentur Scharff u. Co. gehen. Ich denke, da werden Sie ihn finden."
Carnows Augen leuchteten zornig.
„Wollen Sie damit sagen, daß er arretiert ist? Jetzt? Heute nachmittag?"
„Ja, das wollt' ich sagen. Sie nahmen ihn in einem Wagen mit, und er sah nicht aus, als wenn er's als 'ne Vergnügungsfahrt betrachtete."
Die Frau erzählte ihm wahrheitsgetreu, was ihr bekannt war.
„Wissen Sie," fragte Carnow von neuem, „auf welchen Verdacht hin er feftgenommen wurde?"
„Nein, ich wünschte, ich wüßte es."
„Noch eins. Sind Sie mitdiesem Burschen gut Freund? Sind Sie geneigt, ihm zu helfen?"
9 Uhr vorm, die Beobachtuugsstation gemeldet, daß sich das Bug der Sewastopol noch weiter gesenkt habe, sodaß jetzt das Torpedorohr vollstä- dig unter Wasser sei.
js London, 15. Dez. Der Korrespondent des Reuterscheu Bureaus bei der Armee Nogis meldet von heute. Von dem 203 m-Hügel ist die Stadt und der Halen von Port Arthur zu überblicken. Die Straßen find verlassen. Die japanische« Bomben fallen in alle Teile der Stadt und des Hafens Die große» Verluste an Menschenleben, die die Einnahme des 2«3-w-Hügels getostrt habe«, find ausgewogen durch die voll- stäudjge Zerstörung der russische« Flotte Die japanische Flotte wird jetzt nach Japan zurückkehren, um in die Docks zu gehen. Die Japaner gehen allmählich am Ufer der Taubenbucht entlang auf verhältnismäßig ebenem Terrain gegen die Forts Teijangkau, Jtzeschan und Aute schau vor.
* Londott, 14. Dez. „Daily Telegeaph meldet auS Tschifu von gestern: Ein Boot aus Dalny berichtet, ein Kriegsschiff, das mit zwei anderen aus den Gewässern von Wladiwostok kam, sei vor Port Arthur durch ein Torpedoboot um oder am 30. Sept. in den Grund gebohrt worden. 300 Mann seien ertrunken. Das Schiff habe drei Kamine gehabt. Eingeborenenberichte bestätigen dies mit dem Zusätze, daß das Schiff größer gewesen sei als die „Saiyen". Es sei entweder die „Schikischima" oder ein großer Kreuzer gewesen. Am 25. Nov. wurden zwei russische Torpedoboote vor Port Arthur durch einen japanischen Kreuzer versenkt.
Bezahlt sich das Inserieren?
Männer, die durch das Inserieren zu Reichtümeru gelangten, antworten:
Der Weg zum Reichtum geht durch die Druckerschwärze.
, Barnum.
Alles, was ich habe, meinen Weltnamen, meine Millionen, versänke ich nicht allein der Reellität der Geschäftsführung, sondern zu 99/100 der Macht der Zeitungs-Anzeigen. Ich bin der Gewißheit, baß heutzutage kein Geschäft ohne die Macht der Zeitungs-Annoncen in die Höhe kommen und gewinnbringend sein kann.
Rudolph Hertzog.
Wie soll die Welt wissen, daß Du etwas Gutes hast, wenn Du es ihr nicht anzeigst ..... Nur dadurch erzielst Du Umsätze. Vanderbilt.
Die Annoncen sind dem Geschäfte, was der Dampf der Maschine ist, die große bewegende Kraft.
Lord Mccanlay.
Häufiges und beständiges Anzeigen brachte mir, was ich besitze. A. T. Stewart.
Das Inserat ist der Bahnbrecher des Neuen, der Lichtträger des Alten, der geflügelte Bote des Erfolges!
Stollwerk.
Handel und Verkehr.
* Iveuöenktcrät, 10. Dez. Schrannenberlcht. Weizen 9,40 Mk.' Kernen 9,30 Mk., Haber 7,40 7,35 7 30 Mk., MisLelfrucht 8,10 Mk. Heutiger Verkauf 197 Ztr. Verkaufssumme 1046,05 Mk.
* Kakrv. 4. Dez. Der heutige Viehmarkt wies eine starke Zufuhr auf. Es waren zugebracht 24 Pferde. 476 Stück Rindvieh, üi Körbe Milchschweine und 172 Stück Läufer. Die Preise hielten den bisherigen Stand. Handel in Großvieh lebhaft. Ochsen wurden zu 700—1023 Mk. pro Paar verkauft. Gesamtverkauf 270 Stück. Auf dem Schweinemarkt lösten Michschweine 10—24 Mk. und Läufer 30 bis 86 Mk. pro Paar.
* Stuttgart, 12. Dez Mehlpreise pro 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 bis 31 Mk., dto. Nr. 1: 28-29 Mk., dto. Nr. 2: 26,50-27,50 Mk., dto. Nr. 3: 25—26 Mk, dto. Nr. 4: 21,s0—22,50 Mk. Suppengries 30—31 Mk., Kleie 9.50 Mk.
Konkurse.
Anna Maria Hirschmann geb. Eberhardt, Witwe des Schäfers Georg Hirschmann in Hellmannshofen, Gde. Gründelhardt. — Karl Wolf, Wagner, und dessen Ehefrau Viktoria geb. Schmid, beide in Großsüßen. — Bernhardt Heinzmann, Fabrikarbeiter in Bolheim.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Alt ensteig.
„Sind Sie's?" fragte sie zurück.
„Ich bin nicht sein Feind — wünsche ihm nichts Böses. Antworten Sie mir."
„Wenn ich überbaupt mit'm Menschen gut Freund bin, so bin ich's mit Charly Jeukins. Unannehmlichkeiten möcht' ich um ihn nicht haben, die Hab' ich in meinem Lebe» genug gehabt. Aber wenn ich ihm helfen könnte, würde ich's gewiß gern tun, sehr gern."
„Glauben Sie, daß Scharff oder einer seiner Leute zu Ihnen kommen wird?"
„Das ist leicht möglich."
Ohne ein weiteres Wort zu verliere», öffnete Carnow die Tür und rief dem wartenden Polizisten zn:
„Holen Sie eine Droschke, Johny."
Dann wandte er 6 ch zurück au die Frau. „Nun, Madame, um Sie vor ScharffS u. Co. Fängen zu schützen, will ich Sie unter meine Fittiche nehmen. Betrachten Sie sich als meinen Gast, und Sie sollen fein untergebracht werden."
„Mit anderen Worten: Sie nehmen mich fest?"
„Ich denke nicht daran. Kommen Sie nur, Ihr Freund Jeukins hat sich eine böse Suppe eingebrockt, und es kann sich leicht Herausstellen, daß Sie und ich seine einzigen Freunde sind. Ich will Sie nicht zwingen, aber —"
„O, ich werd' schon so kommen," fiel die Frau, keineswegs beunruhigt, ei». „Ich muß wohl, aber wissen möcht' ich, wer Sie find, und was das alles zu bedeuten hat."
„In ein paar Tagen werden wir uns schon besser kennen und verständigen," versetzte Carnow freundlich.
Unter einigen leise gemurmelten Verwünschungen traf Fanny ihre Vorbereitungen und fuhr bald darauf mit Carnow davon, sich im Stillen beglückwünschend, daß ihr wenigstens eine feine Unterkunft versprochen worden war.
(Fortsetzung folgt.)