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Erscheint Dienstag Donnerst., Gamstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SonntagS- Gast".

SrstellpretS für das Vierteljahr im Bezirk p NachbarortSverkeyr M. 1.1», außerhalb M. 1.L8.

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Dezember

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904

Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung des K. Mediziualkollegiums, Tierärztliche Abteilung, werden im Falle genügender Be­teiligung an den Schlachthäusern za Heilbronn, Ulm und Stuttgart zu Anfang des nächsten Jahres vierwöchige Unter­richtskurse'für Fleischbeschauer abgehalten werden. Der Be­ginn des Kurses ist für Heilbronu auf 12. Januar, für Ulm, auf 17. Januar, für Stuttgart auf 24. Januar in Aussicht genommen. Die Gesuche um Zulassung fiud spätestens 8 Tage vor dem betreffenden Termin für den Kurs in Heil­bronn an Stadttierarzt Hohl daselbst, für den Kurs in Ulm an Stadttierarzt Dr. Rößle daselbst, für den Kurs in Stuttgart an Stadtdirekt.-Tierarzt Kösler daselbst eiuzureichen. Bemerkt wird, daß zu der im Anschluß an dir Ausbildungs- karse stattfindenden Prüfung nach den Prüfungsooischriften für Fleischbeschauer nur solche Bewerber zugelassen werden, welche 1) das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebens­jahr noch nicht überschritten haben, 2) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne stnd, und bezüglich deren keiue Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Nachsucheuden in Bezug auf die Ausübung des Berufs als Fleischbeschauer dartun.

KcrgespoMiL.

Eine überraschende Kunde geht durch die Zeitungen. Eine außerordentliche deutsche Gesandtschaft begibt sich Mitte Dezember nach Abessinien, um in der Hauptstadt Addis- Abasa mit dem Negus Menelik Handelsverträge rc. abzu­schließen und ihm Geschenke des Kaisers zu überbringen. Die Gesandtschaft wird eine Anzahl auserlesener Mannschaften vom Regiment der Gardes-du-CorpS begleiten, teils zum Schutz, teils zur Repräsentation am Hose des Negns.

Die Pforte hat wieder einmal dafür gesorgt, einen Zwischenfall mit Oesterreich-Ungarn zu schaffen. Die tür­kischen Behörden in Skutari hatten durch Zollbeamte und Gendarmen gewaltsam die Beförderung der österreichischen Post verhindert. Den gerechten Beschwerden Oesterreich- Ungarns glaubte die Pforte durch die gewohnten Verschlcpp- ungskünste begegnen zu können, weshalb sich, wie aus Kon­stantinopel gemeldet wird, der Botschafter, Baron Calice, genötigt sah, am 5. ds. eine Note zu überreichen, in der binnen 3 Tage« Genugtuung durch Absetzung und Bestraf­ung der an den Zwischenfällen schuldigen türkischen Beam­ten gefordert wird. Man darf neugierig sein, ob die Pforte in ihrem eigenen Interesse diese Forderung erfüllen wird, den» die österreichisch-ungarische Regierung ist durchaus nicht gewillt, eine weitere Verzögerung der Beilegung des Streit­falles zu dulden. Im Zusammenhänge damit steht wohl die Nachricht, daß ein k. und k. Geschwader, bestehend aus den Turmschiffen Habsburg, Arpad und Badenderg, den Kreuzern Aspern, Szigctvar und Zento, dem Torpedofahr­zeug Satellit und neun Torpedobooten demnächst bereits unter dem Kommando des Konteradmirals v. Petrusky au die Levante abgehen soll.

Deutscher Wsichstag.

Berlin, 6. Dezember.

Heute wurde die Etatsberatuuz fortgesetzt. Abg. v. Richthofen (kons.) bedauerte, daß wieder eine Zuschußauleihe notwendig ist. Für Südwestafrika müsse das Erforderliche unweigerlich bewilligt werden. Unseren tapfer« Kämpfern gebühre Dank und Anerkennung. Abg. Sattler (ntlib.) hielt eine kleine Abrechnung mit Herrn Bebel, beklagte die Sol- datenmißhandlungen, forderte eine Reform des Militärstraf­rechts und stimmte den Militärvorlagen zu. Abg. Müller- Sagen (frs. Vg.) beschäftigte sich eingehend mit Südwestafrika und kritisierte dieauthentische Auslegung" des bekannten kaiserlichen Telegramms. Die Forderungen für Waffen würde seine Partei bewilligen, diejenigen für Verstärkungen bedürften dagegen genauester Prüfung. Redner forderte zum Schluß gute Wirtschaftspolitik. Abg. v. Kardorff (srkons.) lobte die Welt- und Wirtschaftspolitik des Reichskanzlers. Abg. v. Liebermann (Antis.) verlangte energisches Vorgehen gegen die Sozialdemokratie und bezeichnet? die Mittelstaads­politik als unzulänglich.

Werkt», 7. Dezember.

Die heutige Sitzung, in welcher der Reichshaushalt weiterberaten wurde, endete mit einem Zwischenfall. Abg. Schräder (fr. Berg.) hätte nichts dagegen, wenn Preußen z« Gunsten der leistungsschwachsten Staaten mehr zu den an das Reich zu zahlenden Beiträgen herangezogen würde, denn es habe durch sein Lotteriegesetz viel verschuldet.

Das Richtigste wäre freilich eine Reichsewkommrnsteuer oder eine Erbschasts- oder Vermögenssteuer. Boa den Friedeus- brstrebungen hoffe er, daß sie in Zukunft noch mehr Erfolg haben, für die Gegenwart bleibe aber nur ein bewaffneter Friede übrig. Redner äußerte sich daun zu den Kolouial- ftagen. Abg. Czarlinskh (Pole) «Märte sich gegen neue in­direkte Steuern. Wer neue Ausgaben wolle, möge auch die Kosten tragen. Der Redner verurteilte hierauf die Polen­politik, besonders daS preußische AufirdeluugSgesetz. Die Erhöhung der Friedensstärke des Heeres lehnten seine Freunde unbedingt ab. Abg. Hilpert (dair. Baxrub.) stimmte da­gegen der Erhöhung zu und erwartete von den Handels­verträgen energischen Schutz d<r Landwirtschaft. Abg. Stock- manu (kons.) wandte sich gegen Herrn Bebel und billigte das neue Kolovialprogramm. Abg. Zimmermaun (Antis.) vermißte einen großen Zug in unserer Politik. Dem Mit­telstände müsse geholfen werden. Abg. Storz (Südd. Vp.) sprach über die Militärvorlage und das Militärstrafrecht. Als das Haus immer unruhiger wurde und der Präsident stark klingelte, dankte ihm der Redner, seiner Freude darüber Ausdruck gebend, daß Graf Ballestrem noch nichterstorben" sei. (Anspielung auf eine Redewendung des Grafen in seinem Glückwunschschreiben cm den Kaiser zur Verlobung des Kronprinzen.) Der Präsident erwiderte erregt, daß er nie­manden gestatte, seine Handlungen während der Ferienzeit zu kritisieren. Wolle man ihm einen Tadel erteilen, so müsse dieser beim Hause beantragt werden. Nach diesem Zwischenfall vertagte der Reichstag die Fortsetzung der Be­ratung auf Freitag.

Kammerder Abgeordneten.

Stuttgart, 7. Dezember.

Zu Beginn der hentigen Sitzung wurde der neuge­wählte Vertreter des Bezirks Mergentheim, Abg. Mittnacht, nach Leistung des Berfassungseides in das Haus ausgenom­men. Die Beratung über die Gemeindeordnuog wurde bei dem Abschnitt über die Verwaltung des Gemeiudevermögens weitergeführt. Die Kommission hat in die allgemeinen Be­stimmungen darüber einen Artikel 122a eingeschaltet, wonach Denkmäler der Kunst und des Altertums, deren Erhaltung wegen ihres Kunst- oder historischen Wertes im öffentlichen Interesse liegt, nur nach vorgängiger, rechtzeitiger Benach­richtigung des Konservatoriums vaterländischer Kunst- und Altertuwsdcnkmale veräußert, beseitigt oder verändert werden dürfen. Ebenso dürfen Urkunden und geschichtlich wertvolle Akten nur nach Benachrichtigung des Geheimen Haus- und Staatsarchivs veräußert oder vernichtet werden. Abg. Hieber (D. P.) begründet einen Antrag, demzufolge auch dieAus­besserung" geschichtlicher Denkmäler in diesen Artikel ausge­nommen werden soll, und dem Staate bei der Veräußerung vou historischen Urkunden und Akten ein Vorkaufsrecht nach den Bestimmungen des B.-G.-B. zustehen soll. Kultusmini­ster v. Weizsäcker begrüßt den Artikel und den dazu gestell­ten Erweiterungsantrag. Ein allgemeines Denkmalschutzge­setz könne er nicht in Aussicht stellen. Er hoffe, daß die Erkenntnis von dem Wert unserer Kunst- und Altertums- deukmäler in immer weitere Kreise dringe, und daß auch die Gemeinden diese Bestrebungen unterstützen würde». Abg. Frhr. v. Ow und Abg. v. Geß erklären sich mit dem An­trag der Kommission und dem Zusatzantrag einverstanden. Abg. Liesch ing (Volksp.) hält es für richtig, daß nicht weitergehende Beschränkungen der Verfügmigsfrciheit der Gemeinden, wie sie in anderen Bundesstaaten bestehen, vor- genommen werden. Schon wegen der verschiedenen Auf­fassung über die Art, in welcher Altertumsdenkmäler zu er­halten find, sei es notwendig, die Entscheidung nicht aus­schließlich den staatlichen Behörden zu geben. Der Artikel wird mit dem Zusatzantrag angenommen. Die weiteren Artikel bis 139, welche die einzelnen Bestimmungen über die Verwaltung des Grundstücksvermögens, die Ausstellung des Gemeinde-Haushalts und die Verwaltung der Ueberschüsse enthalten, wurden nach dem Beschlüsse der Kommission an­genommen. (Nächste Sitzung Freitag.)

LandesnachrichLen.

* Aktevfleig, 9. Dez. Wie ans der ergangenen Ein­ladung hervorgeht, findet die Generalversammlung der Be­zirkskrankenkasse am nächsten Sonntag um 12*/z Uhr statt. Wir möchten auch an dieser Stelle unsere Leser und zwar Arbeitgeber wie Arbeiter auf dieselbe nochmals aufmerksam machen. Bisher war der Besuch dieser Generalversammlung stets ein sehr schwacher, so daß es den Anschein haben konnte, als hätte Niemand Interesse daran und doch find die Beschlüsse derselben, zumal wenn es sich um Statuten­

änderungen, Beitragserhöhungen usw. handelt, oft für den Einzelnen durchaus nicht ohne Belang, da meist der Geld­beutel die Wirkung nachher zu verspüren hat. Eine regere Beteiligung wäre daher wohl zu wünschen.

* Aliensteig, 9. Dezember. Vielseitigen Wünschen ent­sprechend bringen wir in der heutigen Nummer unseres Blattes dieTax-Preise des Forst Verbands Al- teusteig für das Jahr 1905 zum Abdruck. Interes­senten verweisen wir ans das 2. Blatt.

* Verschiedenes. Aus Cannstatt wird eine entsetz­liche Mordtat berichtet. Die 24 Jahre alte Empfangsdame Eugenie Mast, die beim Photographen Klaiber im Hause Königsftraße 69 angestellt war, wurde heute abeud, kurz nach 6 Uhr, im Empfangssalon ermordet aufgefuuden. Der Mörder hatte sie durch Schläge mit einem Prügel auf den Kopf betäubt, dann den Hals durchschnitten und die Kasse mit etwa 12 Mark Inhalt geraubt. Am Tatort ließ der Tätkd den Prügel zurück und schloß die Türe von außen ab. Vou dem Raubmörder hat mau keiue Spur. Ver­unglückt. Heute wurde hier ein junger fleißiger Mann von 27 Jahren beerdigt, der in einem Steinbruch bei dem nahen Wimpfen, wo er beschäftigt war, ca. 7 Meter hoch abstürzte und das Genick bra-i. Uuter-Offizier Karl Bötzel, aus Renningen, Oberamt Leooberg, der ein­zige Sohn deS Veteranen und Mesners von dort, ist am 30. November am Typhus in Deutsch-Südwestafrika verschieden. Bötzel war schon als Teilnehmer au der China- Expedition bei der Kompagnie Knörzer gewesen und hatte für sein rühmliches Verhalten daselbst die silberne Militär- Verdienstmedaille erhalten.

Wegen des gestern abeud kurz nach 6 Uhr in tzauvstatt v.MtzL._WmhwordL.. wurdoan -dem Oku:», staatsanwalt sofort abends 7 Uhr die Untersuchung einge­leitet und die gesamte PolizeimamHchaft in Stuttgart, Cann­statt, Eßlingen, Lndwigsburg, Bietigheim und Waiblingen aufgebote«, auch den nächsten Eisenbahustellrn sowie sämt­lichen Schultheißenämtern in der nähern und weitern Um­gebung von Cannstatt von der Tat telephonisch und tele­graphisch Kenntnis gegeben. Es besteht begründeter Ver­dacht, daß die Tat von 2 Männern im Alter vou etwa 24 Jahren, dunkel gekleidet, mit Hüten, ohne Ueberzieher, verübt worden ist. Dieselben begegneten abends 7^ Uhr aas der Canustatter Brücke einem jungen Kaufmann von Cannstatt, welcher im Vorübergehen hörte, wie der kleinere zum größeren sagte: dann habe ich mich rasch auf die Kasse gestürzt. Es wurde sofort eine Verfolgung dieser Personen durch verschiedene Polizeibeamte mittelst Fahrrads in der Richtung nach Feuerbach und Zuffenhausen sowie in der Richtung nach Münster und Mühlhausen eingeleitet, auch eine Umfrage nach den Tätern in sämtlichen für die Tat in Betracht kommenden Wirtschaften in Cannstatt, Berg und Stuttgart angeordnet. Eine hohe Belohnung ist demjenigen sicher, welcher die Ergreifung der Täter vermittelt und be­wirkt.

* Ws« -er hoyeujolleruschen Grenze, 8. Dez. Der in weiten Kreisen Württembergs bekannte Dr. med. Vope- lius, der in Degerloch eine umfangreiche Praxis hatte, und in den letzten Jahren in Bad Jmnau als Leiter einer Heil­anstalt wirkte, ist gestern gestorben.

* ßrpskzheim (Pfalz), 7. Dez. In der Dunkelheit ge­riet das mit 2 Pferden bespannte Fuhrwerk des Gutsbe­sitzers Schumann in der Nähe des hiesigen OrteS in den Mühlbach; beide Pferde find ertrunken.

js Werkln, 8. Dez. Zum Unterstaatssekretär des Mi­nisteriums der öffentlichen Arbeiten ist derNationalztg." zufolge der Landeshauptmann Geh. Oberregierungsrat Holle- Münster ernannt worden.

* Werlin, 8. Dez. Der 24 Jahre alte, angebliche Gold­warenhändler Isidor Perl, einer der gefährlichsten unter den Berliner Wucherer-Agenten, ist demKl. Journ." zu­folge verhaftet worden. In den nächsten Tagen soll die Verhaftung zweier weiterer Wucherer bevorstehen. Zu den Opfern Perls gehört ein ehemaliger Offizier, der Sohn ei­nes hiesigen Universitätsprofessors und der vor einiger Zeit durch Selbstmord geendete koreanische Gesandtschaftsattachee.

sj Auf dem Werkiner Hauptgroßmarkt für Weihnachts- bäume ist die Anfuhr bisher knapp. Etwa 100 000 Bäume sind dortigen Blättern zufolge ja bereits anfgcstapelt, der Bedarf beträgt aber über eine Million Stück, deun Berlin versorgt auch noch andere Orte mit Christbäumen. Die Preise find recht hoch, keine erfreuliche Botschaft! Doch ist noch ans größere Zufuhr zu rechnen, so daß die Preise hoffentlich hernntergehen werden.

Werli«, 8. Dez. General vou Trotha meldet aus Windhuk: Die 4. Ersatzkompagnie, die am 2. Dez. in-