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Nr. 188 .
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Sonntag, 4. Dezember.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1904.
Amtliches.
Das Ergebnis der Wobt der Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten im Sinne des tz57 desJuvaliden- verstcherungsgesetzes für die Wahlperiode 1905/1909 bringt das Kgl. Oberami Nagold zur öffentlichen Kenntnis. Gewählt wurden:
a) Als Vertreter der Arbeitgeber:
1) Friedrich Gabel, Schreinermeister in Nagold,
2) Äakob Klemer, Oekonom u. Gasthofbes. in Ebhausen,
3) Friedrich Faitzl, Mühlebes. in Alteusteig,
4) Karl Weitv, Kgl. Oberförster in Altensteig.
b) Als Vertreter ver Versicherten:
1) Gottlied Hertkorn, Maurer in Nagold,
2) Joh. Jakob Walz, Oberholzhauer tu Walddorf,
3) Christian Wiedmayer, Säger in Nagold,
4) Friedrich Bechtle, Spinnmstr. in Altensteig.
Die Fahrt Mw Grabe.
Von Georg Pauls en.
(Nachdruck verboten.)
Endlich beginnt für den alten „Ohm Paul" die letzte Fahrt zum Grade. . . . Monate sind verflosfen, seit den müden Körper die Seele verließ, lange Verhandlungen fanden statt über seinen letzten Wunsch, in der Erde der Heimat zu ruhen, dann, als die englische Regierung die Genehmigung gegeben hatte, erfolgte die Fahrt nach Südafrika, und nun Hai die Landung in Kapstadt stattgefunden. Von da wird der Sarg mit den sterblichen Resten des großen Mannes durch sein Vaterland zu Grabe geleitet, und an zahlreichen Orten werden die Buren ihrem alten Führer bas letzte Lebewohl zurufen. Es wird eine nationale Totenfeier fein uud auch ein nationales Gelübde für die Zukunft. Denn haben die Buren trotz des heldenmütigsten Ringens die Freiheit verloren, an ihrer Art und Sitte wollen sie festhalteu.
Ein großer Man» wird zu Grabe gefahren! Es gab in unserer Zeit keinen, der dem ersten deutschen Reichskanzler ähnlicher gewesen ist. Und es scheint, als ob Männer ihrer knorrigen, unbeugsamen Art nicht so bald, vielleicht me wiederkehren werden. Beide stammen sie von der Scholle, und der „Junker" Bismarck, wie er einst von seinen politischen Gegnern genannt wurde, der der größte Staatsmann seiner Zeit werden sollte, hat dem „Bauer" Ohm Krüger am offensten und herzlichsten die Wertschätzung zu Teil werden lassen, die jener verdiente. Es waren ein paar Kraftnaturen. Ueber ihrem Lebensabend hing manche Wolke, aber Helden des Geistes blieben beide bis zur letzten Stunde.
Es sind zweieinhalb Jahre heb, daß, am 31. Mai 1902, der Friede zwischen England und den Führern der Buren geschlossen würbe, die damit verhüten wollten, daß die Zukunft ihres Stammes ia den britischen Konzentrationslagern verwelkte. Die Männer, die mehrere Jahre hindurch mit einem kleinen Häuflein den Huuderttausendeo Engländern erfolgreichen Widerstand geleistet hattteo, mußten König Eduard VII. den Treueid leisten. Paul Krüger ist bis zu seinem Tode ein freier Mann geblieben.
Die verflossenen Jahre haben klar erkennen lassen, woran die Schuld für die Niederlage der Buren lag. Die großen Fehler, die Cronje und Paul Joubert machten, daß sie den Engländern viel zu viel Zeit zur Sammlung ihrer Strritkräste ließen, waren nicht allein durch ihren persönlichen Eigensinn, noch weit mehr durch die Zwang- und Disziplinlosigkeit der Buren begründet, die auch zu sehr auf europäische Intervention rechneten. Zn denen, welche hierauf vertrauten, gehörte auch Paul Krüger selbst. Sein frommer Glaube hoffte selbst dann noch, als diese Erwartung sich nicht erfüllte; er hat wohl bis zum letzten Atemzug darauf gebaut, daß seinem Volke einst eine neue Morgenröte der Freiheit wieder leuchten werde. Uud wer mag die Zukunft deuten?
Seinen Leichenzug grüßen die großen Schlacht- und Siegesfelder der Buren. Am Modder-River geht er vorbei, wo Cronje die englischen Kolonnen zu wiederholten malen io den blutigsten Gefechten schlug, vis der Storrkopf sich umzingeln und zu der verhängnisvollen Kapitulation zwingen ließ, welche die Wendung im Kriegs-Verlauf kennzeichnet,:, obwohl der Krieg nachher noch länger dauerte, als zuvor. Ueber den Oranje-River geht der Weg, ä» dessen Ufern der unerreichte „Schwarze Christian" Dewet sich gegen eine zwanzigfache britische Uebermacht behauptete und weithin seine Streifzüge bis in die Kapkoloute hinein unternahm. Transvaal- uud Oranje-Freistaat, nicht zu vergessen die britische Natal-Kolonie mit den Gefechisseldern um Lady- smith und am Tugela-Fluß, bilden Schaustätten glänzender
Burenerfolge, bis die wilde und wütende Jagd endlich erlahmte, vis der Hanger und der Tod entsetzliche Lücken rissen. Tausende der Freiheitskämpfer ruhen ln der Gruft, bei ihnen nun bald der erste und wagemutigste in einem ganzen langen Leben voller Kampf, Paul Krüger. Er war ein Bauer ; aber ein Mann, der ein ganzes Volk wog. Sein Grab wird eine nationale Wallfahrtsstätte bilden.
Ehre seinem Andenken für alle Zeit!
Tagespolitik.
Zur Lage in Deatsch-Südwrstasrika äußert sich das Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft: Das Drama in der Omahrke scheint sich in der Tat seinem Eade zu nähern. Die zahlreichen Scharmützel, Ueberfäüe und Gefechte, die sich im Oktober und November im Saudfelde abgespielt haben, und die letzten vom Oberkommando übermittelten Nachrichtnn beweisen dreierlei: Erstens, daß die Zersprengung und Berjagung der Herero aus dem Waterberg-Distrikt in Wahrheit ein großer Erfolg war, zweitens, daß die Oma- hcke in der Tat — abgesehen von wenigen die dünn gesäten Wasserstellen verbindenden Straßen — eine für größere Menschenmassen ungangbare, wasserarme Westevsteppe ist, unter deren Schrecken die scharf verfolgten Hereromassen derart zusammenbrachen, daß sie heute — aller Widerstandskraft bar nach Westen zurückfliehend — nur noch regellose Haufen von Strauchdieben und Räubern siud, uud dritteus, daß die Maßnahmen des Generals von Trotha nach dem Schlage am Waterberg — Sperrung und Versetzung aller bekannten Wasserstellen am westlichen und südlichen Rande der Omaheke unter gleichzeitigen Vorstößen starker Verfolgungsabteilungen — durchaus zweckmäßige waren. Zwar fehlen uus noch immer die Häuptlinge, die wir unter allen Umständen in unsere Hände bekommen müssen — auch wird es vielleicht noch einige Zeit.dauern, bis man von einer vollständigen Niederwerfung des Herero-Aufstandes sprechen kann — aber dies Ende ist dach mit aller Bestimmtheit vorauszusehen und einige Wochen oder Monate ruhelosen Umherstreifens seitens unserer wackeren Truppen werden es herbeiführen und besiegeln. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz herrscht noch große Unklarheit über die Stellungnahme der meisten Hotrentottenstämme. Wir wissen heut noch nicht, ob die Veldscheutrager, die Tseibschen, die Bersebaer und Bondelzwarts sich den Aufständischen angeschlosseu haben oder nicht. Es ist das ein Beweis für die Schwierigkeit der Verbindung und der Uebermittelung sicherer Nachrichten in dem düun bevölkerten Groß-Namalande, dessen weite Grassteppen, Einöden und wilde Gebirge von jeher ein Dorado für Buschklepper uud allerlei lichtscheues Gesindel waren. Wenn nun einzelne Landstriche des Groß-Nama- landes schon in friedlichen Zeiten dauernd als „unsicher" bekannt und verrufen waren — so z. B. die von den Khauas, den Gochas-Lenten und Veldschoendragern bewohnten, oder besser gesagt: „durchstreiften" Gebiete — so wird jetzt, in Kriegszeiten, gerade die Verbindung der Truppen untereinander und die Sicherung der Verkehrslinien, der Wagentransporte, Vieherden u. a. m. sich zu eiuer äußerst schweren Aufgabe gestalten. Es wird „höllisch" aufgepaßt werden müssen, um große Verluste zu vermeiden, denn der Hottentott liebt derartige Unternehmungen hinter der gegnerischen Front über alles und scheut keine Anstrengung, keine Entfernung, wenn er von einem günstigen Coup Wind bekommen hat. Deshalb wird vor allem die Sicherung der wichtigsten Etappenstraße des Südens, der Linie Lüderitz- buch-Kubu-Keetmanshoop, viel Arbeit und viel Kräfte beanspruchen. Offen gehalten werden muß sie unter allen Umständen und mit allen Mitteln.
Deutscher Reichstag.
Aerli«, 30. November.
Der Reichstag beriet heute in fünfstündiger, ziemlich ruhig verlaufener Sitzung über Beschlußanträge. Diese gingen von dem Zentrum, den Konservativen und National- iberalen aus uud forderten Maßnahmen gegen den unlauteren Wettbewerb. Abg. Rören (Ztr.) befürwortete, das Gesetz über den unlauter» Wettbewerb zu erweitern, das Ausverkaufswesen zu regeln, die Härten des Gesetzes über die Abzahlungsgeschäfte zu beseitigen und den Beamten und Offizieren die Gründung und den Betrieb von Warenhäusern zu untersagen. Abg. Rettich (kons.) empfahl die Anmeldepflicht für alle Ausverkäufe und die Bestrafung des Nachschubes von Waren und der Veranstaltung vouScheiv- ausoerkäufen. Abg. Jatzig (ntl.), verlangte gleichfalls schärfere Maßnahmen gegen das Ausverkaufsunwesen. Abg. Jeus (Soz.) meinte, mit solchen Mittelchen sei dsm Mittel
stände doch nicht zu helfen. Abg. Müller-Meiningen (frs.Bp.) widersprach ihm, hielt aber übersichtlichere, klarere Fassung der Vorschriften für notwendig. Abg. Lattmann (Antis.) war mit den Vorschlägen im Allgemeinen eivver- standeu. Es sprachen noch verschiedene Abgeordnete, worauf das Haus die Weiterberatung auf Freitag vertagte.
LandesnachrichLen.
(!) Atteusteig, 2. Dez. Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, in der Zeit vom 30. Jan. bis 4. März 1905 im Landes-Gewerbewuseum einen bau- gewerblichen Meifterkurs zu veranstalten, zu dem die Anmeldungen bis spätestens 20. Dezember bei der genannten Stelle ewzureichen sind. Durch diesen Kurs soll Bauwerkmeistern und Bautechnikern aus dem Lande, welche schon mehrere Jahre praktische Tätigkeit hinter sich haben, Gelegenheit geboten werden, früher gelerntes aufzufrischen nud zu ergänzen, in erster Linie aber mit den neueren und neuesten Erscheinungen technischer und künstlerischer Art auf bangewerblichem Gebiet bekannt zu werden und sich aus deren Fülle das für ihre Bedürfnisse Wichtige anzueignen. Die Leitung des Kurses und der größte Teil des Unterrichts liegt in den Händen des Architekten Professor Paul Schmohl in Stuttgart. Anforderungen an die Teilhaber werden naturgemäß so hohe sein, daß an dem Unterricht mit Aussicht auf Gewinn nur solche Techniker teilnehmen können, die neben guter persönlicher Veranlagung eine tüchtige allgemeine Schulbildung, sowie praktische und theoretische fachliche Vorbildung besitzen.
' AfakMafeuwetter, 2. Dez. Am letzten Mittwoch (Andreasfeiertag) wurde hier die Hauptversammlung deS landwirtsch. Brzirksvereius Freudenstadt unter sehr zahlreichem Besuch abgehalten. Nach einer Begrüßung durch de» Vorstand Schultheiß Max Walther-Aach, legte der Kassier Oberamtspfleger Wünsch den Etat für 1905 vor. Bei der nun folgenden Wahl wurde der seitherige Vorstand Walther fast einstimmig gewählt, und auf Oberamtmann Krauß fiel die Wahl als stellvertretenden Vorstand. Nun folgte die Wahl von folgenden 7 Ausschußmitgliiedern: Oberamtstierarzt Reinhardt, Gutsverwalter Glock, Schitteu- Helm-Dornstetteu, Tierarzt Köhnlein, Kurz-Lattenberg, Schultheiß Schleh jr. Durrweiler. K. Haisch-Klosterreichenbach. Ja den Gauausschuß wurden die seitherigen Mitglieder Glock-Schernbach und Ziegler-Schömberg mit ihren Stellvertretern K. Adrion und K. Bühlersen, auch wieder gewählt. Von besonderem Interesse war der von Oderamtsarzt Reinhardt gehaltene sehr lehrreiche Vortrag über die Gewährleistung beim Viehhandel, der für die Anwesenden viel Wissenswertes bot. Den Schluß bildete die Verteilung der staatlichen Rindviehpreise.
js Hleullinge«, 2. Dez. In der gestrigen Gemeinderats- fitzuug wurde beschlossen, die Fleisch- und Biersteaer vorläufig beizudehalten. .Im städtischen Gaswerk soll Koks zu ermäßigten Preisen an ärmere Bewohner der Stadt abgegeben werden.
* Mavkvrou«, 2. Dez. Am 1. Dezember waren es 25 Jahr:-, daß Ephorus Paulus an das hiesige Seminar kam. Bon der Anstalt wurde dieser Tag festlich begangen, indem dem Vorstand am Vorabend im Ephoratsgarteu ein Ständchen gebracht wurde, au das sich eine bengalische Beleuchtung der Kreuzgänge mit Kapitelsaal und Brunneu- kapelle anschloß, worauf ein Lampionreigeu auf dem Klosterhof folgte.,
* Kechinge«, 2. Dez. Der in München lebende General der Kavallerie Prinz Friedrich von Hohenzollern ist an Diabetes ernstlich erkrankt. Prinz Friedrich von Hohenzollern steht im 62. Lebensjahre, er ist der Bruder des Fürsten Leopold und seitdem Jahre 1879 mit der Prinzessin Luise vo« Thurn und Taxis vermählt.
Ausländisches.
* Wie«, 2. Dez. Die gestrige Versammlung der Liberalen in Raab ist mit stürmischen Gegenkuudgebungen verlaufen. Min ist e rp räsid en t Gr a f Tisza wurde gleich nach dem Verlassen des Bahnhofs mit Stein- würfen empfangen, und während seiner Rede im Lloydhof wurden die Fenster zertrümmert. Der Krawall nahm einen solchen Umfang, daß schließlich Infanterie undKavallerieausrücken mußten, um die Ordnung wiederherzustellen.
ss Wien, 2. Dez. Abgeordnetenhaus. In der fortgesetzten Debatte über die Regierungserklärung tritt Mali! für eine vollständige Trennung Oesterreichs von Ungarn sowie für eine« bundesstaatlichen Anschluß an das Deutsche
Hiezu ei« zweites Blatt. "MW