Att« sprechet Kr. U.

Erscheint Dienstag Donnerst., DamStag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SonntagS- Gafi".

VestellpreiS sür das Lierteljahr im Bezirk «. RachbarortSverkehr Mt. 1 . 15 , außerhalb

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Amtsblatt für

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SamsLerg, 3. Dezember

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Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung des Kgl. Oberamts Nagold find mit Ermächtigung des K. Ministeriums des Inner« laut Erlaß der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 18. d. M. deu nachstehend aufgeführten Viehverstcherungs- vereinen zu deu ihnen im Geschäftsjahr 1903 erwachsenen Betriebskosten bezw. zur Bildung eines Reservefonds diebei­gesetzten Staatsbeiträge verwilligt worden:

1. dem Vcehoers.-Verein Altensteig-Stadt 40

2.

Berneck

40

3.

Ebershardt

40

4.

*

ff

Ebhausen

70

5.

f,

Effringen

40

6.

Egenhausen

30

7'

ff

Gültlingen

30

8.

ff

Haiteibach

Mindersbach

60

9.

ff

20

10.

V

ff

Rohrdorf

20

11.

ff

Schönbronn

25

12.

Simmersfeld

45

13.

Spielberg

55

Ueüertragen wurde die evangelische Pfarrei Schömberg, De­kanats Freudenstadt, dem Pfarrverweser Wilhelm Eberwein in Schöm­berg.

Sie wollen es nicht glaube«.

(Nachdruck verboten.)

Der Reichskanzler Graf Bülow hat sich mit einem englischen Journalisten längere Zeit recht ausführlich über die Beziehungen zwischen dem deutschen Reiche und Eng­land unterhalten, um noch einmal fcstzustellen, daß das edle Volk der Briten völlig im Irrtum und von einem Irrwahn befangen sei, wenn es in der deutschen Nation ihren hauptsächlisten Feind sehe, der auch bemüht sei, das Zustandekommen eines guteu Bcrhältuisfes zwischen England und anderen Staaten zu verhindern. Es ist für alle, die in den Briten besonders politisch reiche Leute erblicken wollen, im höchsten Grade lehrreich, zu sehen und hören, wie ste von dem unglaublichen Vorurteil nicht abkommen können, Deutschland denke an nichts anderes, als daran, dem englischen Vetter ein Bein zu stellen. Weder die wieder­holten Besuche unseres Kaisers auf der britischen Insel, seine Intimität mir König Eduard, noch die freundschaftliche Haltung der deutschen Reichsregieruag haben bis zur Stunde Albions Gedanken ändern können, und wir fürchten, trotz der schätzenswerten neuesten, klaren und offenen Darleg­ung des leitenden deutschen Staatsmannes wird Alles beim Allen bleiben. Ohne auf irgend welche gewichtigteu Tat­sachen Hinweise« zu können, halten sie au ihrer gehässigen Einbildung fest; sie müssen jemand haben, auf den sie los­hauen können, und darum wollen ste es nicht glauben, was doch sonnenklar ist. Der Fall beweist, daß eine Feindschaft aus Konkurrenz-Neid noch schlimmer sein kann, wie eine solche aus politischer Antipathie, oder selbst aus nationalem Haß. Die Franzosen haben gewiß aus ihrem Herzen keine Mördergrube wegen Elsaß-Lothringens gemacht, ihre Feind­schaft ist auch heute noch nicht begraben, aber soweit wie die Engländer mitunter gehen, haben sie sich noch nicht ver­gessen.

Die gehässige Stimmung der Engländer gegen uns Deutsche rührt keineswegs von der Buren-Sache her, in welcher die Reichsregierung eine der britischen Regierung doch höchst wohlwollende Neutralität zeigte, während aller­dings die deutsche Volksempfindung aus ihrer richtigen, ge­rechten Auffassung keinen Hehl machte. Aber wann hätten dann die Londoner Zeitungen jemals vorher oder nachher ihre wahre Ueberzeugung verschwiegen? Und wer daran denkt, wie ruhig wir Deutsche die Kaperung unserer Post­dampfer durch englische Kriegsschiffe in den vstafiatischeu Gewässern beurteilten, der wird sich selbst sage», daß die Briten nicht so ruhig gewesen wären, wenn etwa der um­gekehrte Fall eiugetreten wäre. Uud was die Hauptsache ist, die Engländer leben heute mit anderen Völkern, die sich damals viel, viel schärfer! über das den Buren zu Teil ge­wordene Unrecht geäußert hatten, in dickster Freundschaft;

die gemeinen Karrikatureu der Pariser Witzblätter aus jener Zelt, z. B. das berüchtigte Bild:Und das nennt sich Viktoria?" erregten an der Themse berechtigte Entrüst­ung, so daß sogar zeitweise der englische Botschafter aus Parts abbecufen wurde; aber diese Tatsache hinderten schon damals englische Staatsangehörige nicht, in Hellen Haufen die gerade stattfindende Pariser Weltausstellung zu besuchen, und später nicht die Londoner Presse, für eine englisch- französische Verbrüderung einzutreten.

Und es ist nicht etwa der Pöbel der in Großbrltanien gegen Deutschland zu Felde zieht. ChamberlainS Reden im Londoner Parlament, in welchen er die deutsche Politik und die deutschen Veteranen 1870/71 verdächtigte, find ein Beweis dafür, und das bekannte Gedicht, des in Deutschland so geschätzten Rudard Kippliug zur Zeit des Venezuela- Streites war geradeza eine Unverschämtheit. Wie ein ge­bildeter Mann so etwas veröffentlichen konnte, ist einfach > «erfindlich. Nun, alle diese Hetzerei und Treiberei hat uns Deutsche noch nicht das Gleichgewicht verlieren lassen, aber wir werden unS demgemäß auch für praktische politische Fragen das Gleichgewicht bewahren, und uns von John Bull, da, wo es auf seinen Vorteil ankommt, nicht breit schlagen lassen, auf unsereu berechtigten Nutzen zu ver­zichten. Immer noch soll der von London aus, nicht von der deutschen Reichsregierung, gekündigte deutsch-englische Han­delsvertrag erneuert werden. John Bull wird in seiner mitunter kaum glaublichen Naivetät auch denken: »Deutscher Michel, bezahl die ZecheI" Aber da wird der Biedermann sich doch Wohl etwas schneiden.

Tages Politik.

Die Handelsvertragsverhandlungen mit Oesterreich- Uogaru haben zwar abgebrochen werden müssen, da Graf Posadowskh nicht die Annahme r-er deutscherseits erhobenen Forderungen zum Schutz gegen die Einschleppung von Vieh­seuchen erreichen konnte. Daß die Verhandlungen als end­gültig gescheitert anzuseheu find, ist nicht zu behaupten. In Berlin wie in Wien besteht vielmehr die zuversichtliche Hoff­nung, daß schließlich doch noch eine Verständigung erzielt werden wird. Dem Deutschen Reichstage werden die übrigen Handelsverträge in einigen Tagen zugehen. Die .Köln. Zig." schreibt: Der deutschen Reichsregierung wird nichts anderes übrig bleiben, als dem Verlangen der Reichstags­mehrheit auf Kündigung des mit Oesterreich-Ugaru bestehen­den Vertrages nachzukommen. Die friedlichen Handels­beziehungen zwischen den beiden Ländern werden dann be­dauerlicherweise zerrissen sein, und der Zollkrieg wird be- ^ ginnen. Die in Oesterreich-Ungarn verbreitete Meinung, bei Kündigung des Handelsvertrages würde sür die Handels­beziehungen beider Länder die Mefftoegüustigungsklausel in Kraft treten, ist irrig. Die Meistbegünstigung folgt als solche irgend einem Vertrag voraus. Zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn besteht nicht etwa ein aus andern politischen Anlässen geschlossener Vertrag, der die Meist­begünstigungsklausel enthält, wie der Frankfurter Friede zwischen Deutschland und Frankreich. Um die Meistbe­günstigungsklausel in Kraft treten zu lassen, Mrde es eines besonderen Abkommens bedürfen, zu dem sich Deutschland nur schwer entschließen dürfte, da sein Wunsch in erster

Linie auf einen tarifmäßigen Handelsvertrag gerichtet ist. * *

Der russische Graf Orlow-Biskow stiftete eine Million Rubel für das rote Kreuz. Die Summe wurde nicht abgeliefert, sondern unterschlagen. Dasselbe geschah auch mit den 2 Millionen Rubel, die die Kaiserin-Witwe für das Rote Kreuz schenkte. Der Zar weiß es, trotzdem findet er nicht Kraft und Mut, gegen die Diebe etuzu- schreiten, die unter den höchsten Beamten zu finden find.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 29. Nov.

Die Abgeordnetenkammer erledigte heute die Artikel der Gemeindeorduung über die Gemeindebeamtea und Unter­beamten und trat daun in die Generaldebatte über die Ver­fassung der großen Stadtgemeinden, die Magistratsverfassung, ein. lieber den wesentlichen Inhalt der Kommisstonsbeschlüsse referierte Abg. Kraut (kou.). Der Regierungsentwurf kehrt das bisher zwischen den beide» Gemeindekollegien bestehende Verhältnis im gewissen Sinne um. Der Stadtverordneten­versammlung, welche 4 bis 6 Mal so stark sein soll als der Stadtrat, soll wie dem jetzigen Bürgerausschuß die Ver­tretung der Gemeindeangehörigen gegenüber dem Stadtrat, aber zugleich auch das Recht der Teilnahme an der Ge­meindeverwaltung und zwar in maßgebender Weise zustebeo.

Die Stadtratzahl müsse gegenüber der bisherigen Mitglieder­zahl des Gemeinderats herabgesetzt werden. Es würde wie seither der Gemeivderat die Gemeinden nach außen zu ver­treten, das Vermögen der Gemeinden zu verwalten, die laufende Verwaltung zu führen, die Beamten anzustellen, die Beschlüsse der Stadtverordneten vorzabereiten und im Falle seiner Zustimmung auszuführeu, endlich die Armen­pflege und Ortspolizei auszuüben haben. Die Stadtver­ordneten sollen aus gleichen, direkten, geheimen Wahlen nach dem System der Verhältniswahl heroorgehen. Die bürgerlichen Mitglieder des Stadtrats sollen von dem Stadt- verordnetenkolleginm aus dessen Mitte, die Besoldeten wie seither, gewählt werden. Stimmt das Stadtratskollegium einem Beschlüsse der Stadtverordneten nicht zu. so soll es dabei sein Bewenden haben. Im umgekehrten Fall hat auf Wunsch eines der beiden Kollegien eine gemeinsame Be­ratung stattzufiaden. Stimmen beide Kollegien hierbei mit Zweidrittel-Mehrheit dem Beschlüsse der Stadtverordneten zu, so gilt dieser Beschluß als Beschluß beider Kollegien, im anderen Falle ist er abgelehnt. Die Regierung hat diese Verfassung für alle Städte mit mehr als 10 000 Ein­wohnern vorgeschlagen. Die Kommission will sie jedoch nur für Städte von mehr als 50 000 Einwohnern zulassen und erst von 75 000 Einwohnern an obligatorisch machen, so daß zunächst nur Stuttgart, später Ulm und Heilbroun i« Betracht kämen. Der Berichterstatter bezeichnet es als miß­lich, daß die Verwaltungsorgane gerade dieser drei Städte, für welche die Verfassung in erster Linie berechnet sei, sich gegen diese ausgesprochen habe. Die Eingabe der Stadt Stuttgart habe verlangt, daß im wesentlichen die bisherige Verfassung beibehalten werde, oder daß die neue Verfassung fakultativ gemacht werde, und daß jedenfalls beide Kollegien koordiniert werden sollen. Die Kommission hat auf diese Eingabe wie auch auf diejenige der Stadt Heilbronn und Ulm keine Rücksicht genommen, sondern ist im wesentlichen dem Entwurf der Regierung mit einigen Abänderungen bei­getreten. Der Mitbcrichterstatter Hauß manu-Bolingen verzichtet auf das Wort. Von den Sozialdemokraten ist ein umfangreicher Antrag eiugelaufe», der deu ganzen Abschnitt auf Grund des Einkollegialsystems umgearbeitet wissen will. Um den Fraktionen eine Stellungnahme hierzu zu ermög­lichen, wird die Beratung abgebrochen und auf Donnerstag nachmittag vertagt. Da die Möglichkeit einer Zurückweisung an die Kommission ins Auge gefaßt wird, schlägt der Prä­sident vor, außerdem eventl. die Beratung kleinerer Vor­lagen auf die Tagesordnung zu setzen.

LandesnachrichLen.

* AHettsteig, 2. Dez. Nua ist er da, der langersehnte letzte Monat des Jahres und mit ihm kommen die treuen Knappen des Winters : »Kälte und Schnee". Mit Bosheit schafft er rote Nasen und kalte Füße. Erfreut schaut die liebe Jugend ins Freie, wenn die Schneeflocken fliegen. In rechter Jugendlust will ste im Schnee und auf dem Eis sich tummeln. Nicht so freudig schauen manche Eltern darein, denn wenn es kalt ist, schwindet mit größter Eile der Kohlenvorrat uud mit sorgender Miene überfliegt man­cher Hausvater sein Ausgaben-Conto und wo zu sparen ist, da geschieht es. Zu Beginn des Winters hat eben jeder seine eigenen Betrachtungen, und wohl nicht mit Unrecht könnte man den Dezember den »Sorgenmonat" nennen. Wer keine Geld- und Erwerbssorgen hat, dem bereitet das nahe Weihnachtsfest viele Sorgen, das letztere ist am meisten bei der lieben Jugend der Fall; auch sie weiß zu berechnen. Je nach den Verhältnissen im Hause überschlägt auckr schon die Kinderwelt die Fülle der Gaben, die ihnen das Christkindlein bescheerev wird.

* In Asalzgraferrweiker wurde am Dienstag ein Flug Schneegänse, der mit lautem Geschnatter in der Richtung nach Freudenstadt flog, beobachtet.

-n. Hlagold, 1. Dez. Im Festsaal des Seminars fand gestern abend ein Konzert unter Leitung von Mufikoberlehrer Schäffer statt. Das Programm bot gemischte Chöre mit Orgel- und Orchesterbegleitung, Mänuerchöre, Soloftücke für Orgel und Trios für Violine,Violoncello und Klavier. Sämt­liche Nummern waren gut ausgewählte Musikstücke und wurden zu voller Zufriedenheit der Zuhörer durchgeführt. Die exakte Wiedergabe der Tonstücke bewies, daß sich sämt­liche Mustkkräfte mit großem Eifer bei der Einübung be­teiligten. Dem rührigen Dirigenten Schäffer. der diesmal auch zwei eigene Kompositionen (Männerchöre) zum Vortag bringen ließ, die von durchdringender Wirkung waren, deu Seminarlehreru Schefling und Maier, dem Chor und den Zöglingen, die Orgelftücke vortrugen, gebührt volle An­erkennung. Das Konzert war sehr gut besucht. Der Rein­ertrag ist für die hiesige Kleinkiuderschule bestimmt.