Jervsprecher Kr. N.

Erscheint Dienstag Donnerst., Damstag and Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SonntagS- Sast".

Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezirk «. Nachbarortsverkehr ^7 Mk. 1.1S, außerhalb ^ Mk. 1L5.

W

AmPblall für

Allgemeine^Kn^eige

Ur. 185.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den 8. Postämtern und Postboten.

MenML.A

ündMlerhaltungsblatt

Einrückung s-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung be- einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Dienstag, 29. Wovembei*.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904.

Amtliches.

An der Molkernschule in Gerabron« wird demnächst wiederum ein vierwöchiger UnterrichtLikurs über Molkereiwesen abgehalten werden. Bedingungen der Zulassung sind: z - rückgelegtes sechzehntes Lebensjahr, Besitz der für das Ver­ständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kennt­nisse und girier Leumund. Vorkenutmsse im Molkereiwesen begründen eine vorzugsweise Berücksichtigung bei der Auf­nahme. Der Beginn des Kurses ist ans Montag den 9. Januar 1905 ststgesetzt. Da jedoch zu diesem Kurs nur eine beschränkte Zahl von Teilnehmern zugelassen werden kann, so behält sich die Zentralstelle vor, je nach Bedürfnis im Lauf der folgenden Monate noch weitere Kurse zu ver­anstalten und nach ihrem Ecmesseu die sich Anmeldendeu in die einzelnen Kurse einzuweisen. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs find bis längstens 15. Dezember d. I. an das »Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden.

Versetzt wurde Postmeister Schübelin in Altensteig auf An­suchen auf eine Postsekretärstelle bei der Kanzlei der Generaldirektion der Posten und Telegraphen unter Belastung seines bisherigen RangS und Verleihung des Titels eines Postrevisors.

Uebertragen wurde die erste Schulstelle in Egenhausen dem

dortigen zweiten Schullehrer Waldenmaier.

Für den Reichstag.

(Nachdruck verboten.)

Ruhig abwarten, was da kommt! Diese Parole ist für die deutsche Reichs-Politik, wie sie unter der verantwort­ungsvollen Leitung des Grafen Bülow geübt wird, in gro­ßen Tagesfragen in der Tat au gebracht. Damit soll natür­lich in keiner Weise gesagt sein, daß nun Jeder verpflichtet sein sollte, sich mit allem, was der heutige Kanzler tut, ein­verstanden zu erklären; es soll nur darauf hingewiesen wer­den, daß eS sehr unnötig ist, sich durch allerlei Allarm- und Sensationsgeschichtcn vorher ängstlich machen zu lassen, Gros Bülow vermeidet es schon, das Oberste zu Unterst zu kehren! Was haben wir in dieser Beziehung nicht alles in den letzten Jahren hören können! Von einer uferlosen Wellpolitik, von einem Umsturz des Reichstagswahlrechts war die Rede, um nur diese beiden wichtigen Punkte her­vorzuheben. Und was ist in der verflossenen Zeit geschehen? Nichts-! Denn daß wir die Expedition nach Südwest-Af- rika in diesem Jahre senden mußten, war nicht unsere Schuld, sondern wurde durch die Bestialitäten der Hrrcro's ver­anlaßt.

In den letzten Wochen hat es wieder mächtigge­raucht" ; es hieß, die neue Militärvorlage zur weiteren Feststellung der Friedensstärke werde große Steigerungen des Armeestandes nicht blos dringen, es sei auch eine Ab­änderung der zweijährigen Dienstzeit in Aussicht genommen.

Die düsteren Gerüchte, welche hierüber verbreitet wurden, s traten so bestimmt auf, daß sich vielleicht nicht wenige deutsche Bürger haben ir s Bockshorn jagen lassen. Und es war wieder einmal unnötig! Gewiß, es sind Mehrfor- derungen erhoben, aber die sind bei dem Ausbau eines so großen Organisations-Körpers, wie es die Reichs-Armee ist, nicht zn vermeiden. Und die gestellten Mehrforderungen sind nicht derart, daß man nicht ruhig darüber sprechen und alsdann zu einer Emigung gelangen könnte. Da kom­men besonders die verlangten neuen drei Regimenter Ka­vallerie in Betracht. Wen» sie sortbleiben könnten, es würde gut sein aus Ersparnis-Rücksichten, aber denken wir einmal daran, welche starken Reitermassen Rußland und Frankreich in dem letzten Jahrzehnt neu aufgestellt haben. Im Czarenreich geschieht das freilich durch einen Feder­strich des Selbstherrschers, aber in Frankreich kommt eine genaue Prüfung durch die gesetzgebenden Körperschaften in Betracht. Fern sei es von uns, betonen zu wollen, daß wir Franzosen oder Russen auf militärischem Gebiet sklavisch alles nachmachen müßten, was jene uns vormachen, aber wenn zur richtigen Ausbildung der Armee von den Fach­männern etwas mehr Kavallerie für nötig erachtet wird, daun kann man nicht prinzipiell sofort sagen : Das branchts nicht! sondern es kann ruhig darüber gesprochen werden. Und wir hegen keinen Zweifel, daß in der Volksvertretung das auch geschehen wird.

Gsgespolttrs.

Die Annahme der Handelsverträge durch Len Reichs­tag ist so gut wie sicher. Man darf darauf gespannt sein, wie sich die Sozialdemokraten verhalten werden und ob es wieder zu einer Obstruktion kommen wird. Sie haben ja bereits erklärt, daß die Verträge bekämpft werden müßten bis aufs Messer. Auf sich allein gestellt, werden die So­zialdemokraten mit ihren 78 Mann das Zustandekommen der Verträge nicht hindern. Die- Handelsverträge können ja Artikel für Artikel durchberaten werden, aber Anträge auf Abänderung können nicht eiugebracht werden, da die Verträge vom Reichstage nur angenommen oder abgelrhnt, aber nicht geändert werden können. Eine Obstruktion wie bei der Beratung des Zolltarifs ist also nicht denkbar; es könnte Obstruktion gemacht werden nur durch lange Reden und Geschäftsordnungsanträge. Dem Unfug der Geschäfts­ordnungsanträge ist aber durch die Bestimmung aus dem Dezember 1902, daß zu Geschäftsordnungsanträge« nicht länger als 5 Minuten gesprochen werden darf, gesteuert worden; außerdem hat der Präsident das Recht, das Wort zur Geschäftsordnung zu verweigern.

s *

! * *

' Die zweite Haager Friedenskonferenz, zu der die Re-

s gierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika die Ein­

ladungen hat ergehen lassen, wird zn Stande kommen, nach­dem auch Deutschland ihre Beschickung prinzipiell zugesagt hat. Es fragt sich nur, wenn sie wird zusammentreteu kön­nen, da die europäischen Regierungen ohne Ausnahme der Meinung sind, man könne nicht gut eine Friedenskonferenz abhalten, während z« gleicher Zeit ein blutiger Krieg tobt. Außerdem bleibt noch zweifelhaft, waS die zweite Auflage der Friedenskonferenz leisten wird. Inzwischen wird mit dem Abschluß der so beliebt gewordenen Schiedsgerichts­verträge fleißig fortgefahren. Nordamerika steht nach den Verträgen mit Deutschland und Frankreich vor dem Ab- schlH eines Schiedsabkommeos mit England. Die Schweiz hat beinahe mit allen Großmächten Schiedsgerichtsverträge

abgeschlossen oder die Verhandlungen darüber eingeleitet.

*

* *

Unter dem Hinweis auf dem demnächst im Stadthause in Paris ftattfindenden Empfang der skandinavischen Parla­mentarier brachte in der gestrigen Sitzung des Gemeinderats das Mitglied Salli in seinem und dem Namen von 50 Kollegen folgenden Antrag ein:In der Erwägung, daß der Gemeinderat sich in einigen Tagen der hochherzigen Kundgebung für den Grundsatz des Schiedsgerichtsver­fahrens unter den Völkern auschließeu wird, erinnert der Gemeinderat daran, daß das hauptsächlichste Hindernis für den Triumph dieses Grundsatzes die Zerstückelung Frank­reichs von 1871 ist und daß es im Interesse aller, der Sache des Friedens anhangenden Völker liegt, sich zu ver­ständigen, um für die Sache des Rechtes einzutreten, das durch den Vertrag verletzt worden ist, der Frankreich Elsaß-

Lothringen entrissen hat."

* *

*

Der wackre Shveton, jener nationalistische Abgeordnete, der den bisherigen Kriegsminister ohrfeigte und damit dessen Rücktritt herbeiführte, wird nun tatsächlich von den Ge­schworenen abgeurteilt werden. Die ArKlagekammer Hot da­hin entschieden. Das wird nun eine Protestoerhaadluug

geben und einen Sensationsprozeß ersten Ranges.

* *

England zeigt sich neuerdings im Hüller Streitfall recht nachgeikig. Das soll darauf zurückzuführen sein, daß ganz unverdächtige Personen bestätigt haben, daß japanische Boote tatsächlich bei den Hebriden ans das Eintreffen der russischen Flotte gewartet haben. Allerdings scheint es noch fraglich zu sein, ob die Schiffe wirklich Torpedoboote oder nur kleine Privatdampfer waren, welche mit Torpedokanonen und Sperrmiuen ausgerüstet waren. Es ist sogar möglich, daß die Schiffe, deren Zahl auf 4 bis 6 geschätzt wird', teilweise in die Ostsee gelangt sind und sich in den Buchten der finnischen Küste versteckt halten. Unter diesen Umständen wäre es selbstverständlich, daß England seine schroffe Hal-

W Lesefrucht. A»

Drei Viel und drei Wenig ist schädlich: Viel reden und wenig wissen,

Viel vertun und wenig haben,

Viel sich dünken und wenig denken.

Fei» gesponnen.

oder i

Das Fastnachtsgeheimnis. ^

Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. Deutsch v.E. Kramer. ^

(Fortsetzung.) i

Ich verhandelte hierüber mit dem Sheriff, und wir verabredeten, daß er einen Polizisten zur Ueberwachung Larseos schicken solle. Dieser lag indessen stumpf und teil­nahmslos auf dem Bett und schien der Bewachung kaum zu bedürfen. Susan hatte ihm die Nachricht von Mrs. Warhams Ermordung überbracht, und er hatte sie schweigend angehört, wie er denn überhaupt zu allem schwieg, was I

wir ihm sagten. j

As die Leiche angelangt und in dem großen Saal anfgcbahrt worden war, bestellte mir Susan, daß der alte Mann wünschte, i v möchte Larsen zu ihm hinunterbringen. Ich tat dies und betrat zusammen mit ihm den Saal. Mr. Warham hatte den Laden seines Fensters geöffnet, und ein Streifen Hellen Lichtes fiel in die Mllte des Zimmers, gerade auf den Sarg.

Lai sen blieb au der Tür stehen und blickte mit starren Augen auf die Tote. Ich habe manchen schiecklichen Ge- sichtsausdrnck gesehen, aber nichts kommt dem Entsetzen gleich, das sich jetzt in Luisens Antlitz spiegelte.

Der alte Mann fing an, zu sprechen, ohne seine Augen von dem Sarg abzuwenden:Joe, sagte er langsam,die

Leute sagen, daß Du mehr über mein armes Kind weißt, als Du jemals erzählen wirst, und sie mögen Recht haben, l Wenn es so ist, so betrachte das, was Du jetzt von mir ! hören sollst, als d.n Anfang Deiner Strafe, und steh zu, ! junger Mann, was das Ende derselben sein wird. Aber, ! ob es wahr ist, was man mir zngcflüstert oder nicht, es bleibt doch meine Pflicht, Dir etwas mitzuteilen, das ich ! schon seit langer Zeit wußte, nur von dem Bertha ebenfalls zu- s fällig erfuhr. Der alte Mann hielt inne und befeuchtete seine L'PPen, er raffte ersichtlich die letzte Kraft zusammen. Ich hatte keine Ahnung, was nun kommen sollte.Bertha war sehr erschrocken darüber," fuhr er fort,und ich vermute, daß es auch ihre Gefühle gegen Dich verände t hat das würde ja nur natürlich sein aber sie versprach, das Geheimnis zu bewahren, und sie war ein Mädchen, das Wort hielt."

Joe, die arme ermordete Frau, die vor Dir liegt, war Deine Mutter. Sie brachte es zu Stande, daß Du von ihrer Schwester adoptiert wurdest, und nur ihre Eltern wußten darum. Deine Adoptivmutter kennt die Wahrbeit noch heute nicht. Ja, sie war Deine Mutter und hat Dir in ihrem Testame >t chr Vermögen hinterlassen. Wer Dein Vater ist, Weiß ick >'ckt."

Als der alte Mann geendet hatte sah ich auf Larsen. Er hatte die Häuoe um den Hals gepreßt und seine Augen, die ihm förmlrch aus dem Kopf quollen, stierten auf den Sarg. Sein Gesicht war vom N-cken bis zn den Schläfen dunkelrot, und ans seinen Lippen stand weißer Schaum. Er ! machte eine Bewegung, als wolle er sich dem Sarg nähern i und fiel dann mu einem wilden Aufheuleu der Länge nach zu Boden. I

Der Arzt war bald zur Stelle und flößte ihm ein I starkes Schlafmittel ein. daS ihn bis nach der Beerdigung s in ständiger Betäubung erh.elt. Als daS Begräbnis vor­

über war, erfolgte ein neuer Ausbruch. Der Arzt erklärte er könne nichts tun, Larsen sei" '

Steinhoff." rief Carnow in heftiger Erregung,was willst Du sagen? Wo ist Larsen jetzt?

Im Jrrenhause."

Wahnsinnig?"

Steinheff versenkte beide Hände in die Hosentaschen und streckte die Beine aus wie jemand, dem ein Stein vom Herzen gefallen ist.

Wenn er nicht wahnsinnig ist, so benimmt er sich doch in höchstem Grade auffallend."

Wie denn?"

Wie ein toller Hund, wie ein Teufel. Er steckt in einer Zwangsjacke zwischen gepolsterten Wänden, am Fuß­boden sestgekeitet."

Glaubst Du, daß er wirklich wahnsinnig ist?"

Auf mein Wort, ich weiß nichr, was ich denken soll."

Und glaubst Du die Geschichte, die er von sich und dem Mädchen erzählt hat?*

Darüber werde ich mich später äußern. Der Mensch kann nicht immer sprechen, er muß auch essen. Laß uns erst frühstücken, C irnow, und erzähle mir dann, was Ihr wißt."

Als sie sich erfrischt und Steinhoff Carnows Wunsch will­fahrt hatte, kam er auf seine alte Frage zurück.

Glaubst Du, daß Larsen Dir über Bertha Warham die Warheit gesagt hat?"

Der P «lizeidirektor war inzwischen abgerufen worden, und die beiden Freunde befanden sich allein.

Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, Dir zu antworten," erwiderte Stein hoff.Larsens Erzählung kommt mir nicht unwahrscheinlich vor. Wir wollen annehmen, daß seine Aufdringlichkeiten dem Mädchen zuwider waren, und sie vielleicht ein wenig in Furcht versetzten nicht für sich, denn sie muß nach allem, was ich höre, vollkommen furcht­los gewesen sein aber für den Mann, den sie heiraten