den Antrag, während der Minister v. Pischek sich gegen ihn ausspricht. Der Artikel wird mit dem Antrag Kleemann angenommen. Die Artikel 28—35, welche die Einzelheiten über den Wirkungskreis, die Geschäftsführung und die Ordnung der Verhandlungen des Gemeiuderats regeln, wurden im Wesentlichen nach den Kommisstonsbeschlüssen angenommen. Prinzipielle Gesichtspunkte kamen bei der Debatte nicht zur Erörterung.
" Nächste Sitzung Dienstag Nachmittag 3 Uhr. Fortsetzung der Beratungen über die Gemeindeordnung.
Landesnachrrchten.
* Allensteig, 23. Nov. Der gestrige Jahrmarkt brachte uns einen ziemlich starken Verkehr, doch entsprach er nicht ganz den Erwartungen, die von den Geschäftsleuten an ihn geknüpft waren. Die Ursache wird Wohl in dem schlechten Wetter zu suchen sein, das den Abend zuvor eintrat. Fast überall gab es Glatteis und in manchen Gegenden, wie in Freudenstadt z. B. ziemlich Schnee, was Wohl manches vom Besuch des Jahrmarkts abgehalten haben mag.
* Kaiteröach, 22. Nov. Handwerkskammersekretär Dietrich hielt am letzten Samstag im Gewerbeverein zwei Vorträge. Im ersten Vortrage führte er insbesondere aus, daß der selbständige Gewerbetreibende unbedingt Gesetzeskenntnis haben müsse, um sich vor Schaden zu bewahren. Die Erwerbung gewisser Gesetzeskeuntuisse sei eine Bürgerpflicht, die jeder in seinem eigenen Interesse erfüllen solle. Der zweite Bortrag galt dem Gesetze zur Bekämpfung des unlaareren Wettbewerbes und dann folgte eine Besprechung des leidigen Submissiouswesens. Man klagte besonders darüber, daß staatliche Stellen manche der für sie bestehenden Bestimmungen nicht befolgen und daß die staatlichen Bestimmungen nicht auch für Amtskörperschaften, Gemeinden und die Landesverficheruugsanstalt gelten. Letztere habe das z. B. bei Vergebung der Arbeiten zum Neubau in Bad Rötenbach gezeigt. — Zum Schlüsse wurde der Wunsch ausgesprochen, die Handwerkskammer möge in Haiterbach eigene Gesellenprüfungsausschüsse für Schreiner und Kübler gründen.
ff Areudenfladt, 22. Nov. In Petersweiler hiesigen Oberamts ist der 65 Jahre alte Schmied Jakob Schmid flüchtig gegangen. Er steht in Verdacht, ein Verbrechen im Sinne des Artikels 176 Ziffer 3 des Strafgesetzbuches begangen zu haben.
* Tuttlingen, 22. Nov. In Jrrendorf hiesigen Ober- amtS ist gestern abend das Wohn- und Oekonomiegebäude des Johann Baptist Frick vollständig niedergebrannt. Der Schaden beträgt 27 000 Mark. Der Abgebrannte ist versichert. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt.
(!) Stuttgart, 22. Nov. Es besteht an maßgebender Stelle die Absicht, den Platz des abgebrannten Hoftheaters für Erstellung des geplante» Neubaues eines Museums für Völkerkunde, dessen reichhaltige Sammlungen bisher in der Gewerbehalle untergebracht find, herzugeben. Damit könnte allerdings so gut wie durch einen Wiederaufbau des Theaters ein stimmungsvoller Abschluß des Schloßplatzes erreicht werden.
* Kirchheim a. A., 22. Nov. Ja der Sountagsnacht wurden auf dem hiesigen Bahnhof Kontrolltafeln und Signal- laternen gestohlen und verschleppt. Es wird nach den Tätern, deren Büberei großes Unglück hätte verursachen können, eifrig gefahndet.
* Sersheim, 22. Nov. Für die Hinterbliebenen des ermordeten Fabrikarbeiters Schofer — eine Frau und 5 unversorgte Kinder — ergeht durch das gemeinschaftliche Amt eine Bitte um Gaben. Die Mitarbeiter des Ermordeten haben sich mit einem namhaften Beitrag beteiligt.
(!) Kirchheim n. G, 22. Nov. Bei einem in Konkurs geratenen Geschäftsmauue wurde weiter nichts im Kassen
schrank gefunden, als ein Zettel mit der Aufschrift: „Gottes Fluch über den, der diesen Schrank zuerst öffnet I"
* Hieße«, 21. Nov. Die Bürger von Lrch brachten abends dem großherzoglichen Brautpaare einen Fackelzug, der Gesangverein „Cäcilie" eine Serenade. Der Großherzog dankte auch namens seiner Braut und fügte hinzu, es dürfe jedermann überzeugt sein, daß der heutige Tag zwei Hessenkinder fürs Leben vereinigt und glücklich gemacht habe.
ff ßoswig, 22. Nov. Bei einer Wagerffahrt, welche die in der hiesigen Heilanstalt Lindenhof weilende Prinzessin Lobkowitz heute nachmittag unternahm, scheuten die Pferde und giugen durch. Die Prinzessin und die sie begleitende Oberpflegerin sprangen aus dem Wagen. Der Kutscher wurde schwer verletzt.
ff Fcrmvnrg, 22. Nov. Mit dem Dampfer Professor Waermanu ging heute nachmittag 3ffg Uhr ein neuer Truppentransport nach Südwestafrika ab, bestehend aus 29 Offizieren, 858 Manu und Kriegsmaterial. Die Verabschiedung der Truppen am Quai erfolgte in der üblichen feierlichen Weise. Bon der Kaiserin wurde vom kommandierende» General folgendes Telegramm aus Plön verlesen: Da ich erfahre, daß am 22. d. M. wieder ein Truppentransport von Hamburg adfährt, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie den Herren Offizieren uud den Truppen meine Segenswünsche mitteilen würden. Gott schütze sic I Möge das Gebet dazu beitragen, daß sie glücklich in die Heimat zurückkehren! Augusta Viktoria. General v. Bock und Polach richtete herzliche Abschiedsworte an die Truppen und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Eine zahlreiche Zuschauermenge wohnte der Abfahrt bei unter lebhaften Kundgebungen für die Truppen. Das Wetter ist regnerisch.
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* London, 21. Nov. Dem „Daily Expreß" wird aus Lau ca (Kreta) gemeldet: Während des Aufenthaltes eines Teils des baltischen Geschwaders fanden furchtbare Szenen statt. Viele. Offiziere und Mannschaften waren beständig betrunken; sie beleidigten Und griffen die Einwohner an. Wenigstens 5 Personen sollen ermordet worden sein und etwa 40 russische Soldaten desertierten.
* Kopenhagen, 22. Nov. Die „Ostafiatische Kompagnie hat ihren größten Dampfer „Siam" an Rußland verkauft.
* Konstavtiaopek, 21. Nov. Vorgestern besetzten etwa 1000 Muhamedaner unter Führung des Schelks Mustapha das Telegraphenamt in Köprülü (am Wardar, Wilajet, Saloniki), verlangten von dem Generalinspcktor und dem Jldis Abhülfe gegen den Terrorismus des bulgarischen Komitees und betonten, durch den Terrorismus sei die Unsicherheit des Landes so groß, daß die muhamedanischen Gutsbesitzer ihre Güter nicht besuchen könnten. In Jpek besetzten tn den letzten Tagen etwa 60 Offiziere das Telegrafenamt und verlangten von hier aus die Zahlung der seit sechs Monaten rückständigen Gehälter.
* Nach einer Meldung des Amsterdamer „Handelsblatt"
M Lefefrircht. A»
Eines schickt sich nicht für alle! Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!
Fei« gesponnen.
oder
Das Fastrrachtsgeheiumis.
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v. E. Kramer.
(Fortsetzung.)
„Diese Person war im Promenadeu-Hotel unbekannt. Der Mann schickte keine Karte hinauf, nannte keinen Namen, kam und ging leise, ohne Aufsehen zu machen uud schien beide Male von der Dame erwartet worden zu sein. Jedesmal, wenn er gegangen, war Mrs. Warham in starker Aufregung. Und — dieser Mann ist nirgends aufzufinden."
„Ach, wirklich nicht?" sagte Carnow mit merkwürdiger Betonung.
„Nein. Scharff u. Co. sehen sich nach ihm um. Sie haben angebissen! Sie halten ihn für den Schuldigen!"
Rufus Carnow warf den Kopf zurück uud brach in ein schallendes Gelächter aus.
„Gut I Sehr gut! rief er und schlug mit der Hand auf den Tisch. „Lassen wir sie bei der Idee!"
„So ist es also, wie ich vermutete?"
„Was vermuteten Sie?"
„Daß Sie Aufschluß darüber erteilen könnten, wer der Fremde gewesen ist."
„Wer es gewesen ist I" erwiderte Carnow. „Sie haben die rechten Worte gebraucht. Der Fremde ist gewesen — er ist nicht mehr — Cigarre gefällig, Capitän? Machen Sie sich'e, bequem, ich will Ihnen alles erzählen."
Und er tat es.
Als er geendet, sah das Gesicht des Direktors sehr ernst aus.
„Carnow," sagte er langsam, „das ist ein komplizierter Fall."
„Er wird von selbst klar werden, sobald ich Larsen zwischen den Fingern habe."
„Sie glauben, daß er der Mörder ist?"
„Ich weiß, daß er der Mörder ist, und ich werde ihn finden."
„Und ich will die Maschine sofort in Bewegung setzen," sagte der Direktor uud schickte sich zum Fortgehen an. „Es gibt alle Hände voll zu tun, und an irgend einem Punkt muß man anfangen. Wo hält sich jetzt der Junge der Pa- trik auf?"
„Das möchte ich selber wissen. Ich hetzte ihn auf Larsen, und er ist nicht so leicht adzuschütteln."
„Er ist auf dem Bureau gewesen und auch hier — verschiedene Male — aber Sie durften ihn nicht sprechen."
Carnow sprang auf und drückte mit aller Kraft auf die Klingel.
j Ein Knabe kam hastig die Treppe hinauf gestürmt.
„Wann war der Junge von mir zuletzt hier?" fragte Carnow ihn schon au der Tür.
„Er ist eben unten im Bureau ; er sagt, er will dort warten, bis er zu Ihnen darf.
„Sofort heraufschicken! Flink! Flink!"
„Diese Doktoren soll der Teufel holen!" brummte Carnow, als der Junge die Treppe hinabflog. „Patrik hätte Sie immer zu mir lassen sollen ! Herein I" rief er erregt, als an die Tür geklopft wurde.
Es war Patrik, der eintrat, sein Mund war zu einem Lächeln vcrzogen, aber in den Augen standen Tränen.
„Nun, um» Junge," redete Carnow ihn fröhlich an,
aus ^iatavia verursachte ein Orkan auf den Talaoel-Jnsel, nordöstlich von Celebes, eine große Uebersckwemmmrg. 3VVVV Einwohner sind obdachlos. Häuser «ud Schiffe siud zerstört. Die Pflanzungen find vernichtet. Ferner erhielt die Regierung aus N>ederländisch-Jndien ein Telegramm, wonach die Nanusa Insel und die Inseln nördlich von Groß-Savgir durch Ueberschwemmung verwüstet wurden. 30 Personen haben das Leben einacbüßt.
Aus Deutsch Südweslafrika.
Soeben kommt eine Uuglücksdotschaft aus Sndrvestafrika. Der Dampfer Gertrud Wörmann, cm dessen Bord die Feldvermessungstruppe, die 4. Ersatzkompagnie und die 2. Ersatzbatterie, zusammen 24 Offiziere, 382 Mann und 300 Pferde sieb befanden, ist, wre der Transportführer Hauptmann v. Hahnke meldet, 15 Kilometer nördlich von Swakopmund, in der Nacht vom 20. zum 21. ds. im Nebel gestrandet. Zum Glück war das Wetter ruhig, so daß der größte Teil der Mannschaft sofort iu Sicherheit gebracht wurde und dann auch die weiteren Bergungsarbeiten mit Aussicht auf Erfolg unternommen werden konuten. Der Dampfer Vmeta leistete alsbald Hilfe. Der Kommandant des letzten meldet darüber: Die Passagiere wurden von S. M. S. Vineta an Bord geuommeu, desgleichen das Expeditionskorps. Sie wurden nach Swakopmund gebracht. Es wird versucht, zunächst die Pferde und dann die Ladung au Land zu bringen. Leichter und Dampffahrzeuge sind in genügender Anzahl vorhanden. Wenn das Wetter gut bleibt, kann voraussichtlich der größte Teil der Ladung geborgen werden, während der Dampfer selbst wohl verloren sein wird. Letzteres wird in einer weiteren Meldung bestätigt. Inwieweit der des öfteren gerügte traurige Zustand, in welchem die Mole von Swakopmund sich befindet, an dem Unglück mitschuldig ist, darüber müssen erst nähere Nachrichten abgewartet werden. Jedenfalls bietet auch dieses traurige Vorkommnis Aulaß, eine Besserung der Landungsverhältnisse mit allem Nachdruck zu betreiben. Hoffentlich erleidet der Transport der frisch gelandeten Truppen nach dem Schauplatz ihrer fernen Tätigkeit keine allzuqroße Verzögerung; denn für die völlige Niederwerfung des Aufstands, vor allem auch für die Niederhaltunz der »och schwankenden Eingeborenen, ist die größte Raschheit in den deutschen Unternehmungen von entscheidender Bedeutung.
* Berlin, 22. Nov. General v. Trotha meldet unter dem 21. November aus Windbuk: v. Mühlenfels hat von der bisherigen Abteilung Estoiffs die 5. und 7. Kompagnie mit der 4. Batterie unter General Heyde losgelöst und diesem die Besetzung von Eware, Oparcckane und Okatjekuri übertragen. Zahlreiche iu dieser Gegend auftretende Baude» machten die Absperrung wünschenswert. Havptmann v. Hahnke meldet unter dem gleichen Datum aus Swakopmund, daß alle Mannschaften «nd Bferde auf dem Dampfer „Gert-
Der russisch-japanische Krieg.
* Btlersvnrg, 22. Nov. Die „Russische Telegraphen- Aqentur" meldet aus Mulden vom 21. November: Viele Mongolen schlossen sich den Chuugusen an. Iu der Nähe von Hstamintin operiert eine aus 1500 Reitern bestehende Bande. Sie beziehen ihren Sold vvn den Japanern uud werden von japanischen Offizieren befehligt ; ihre Ueberfälle find hauptsächlich auf Karawanen gerichtet.
ff Betersönrg, 22. Nov. Kuropatkin meldet unter dem gestrigen Dalum: Auf unserem linken Flügel besetzte eine von Miseren Abteilungen am 20. November das Dorf Nit- suitfi. Eine geringe Anzahl Japaner, die sich in der Nähe des Dorfes befände», zog sich in der Richtung nach Tfiant- schan zurück. Die Verluste sind auf beiden Seiten unbedeutend. Am 21. November sind keine Meldungen über Kämpfe eingegangen.
„wie geht's Dir denn? Hand her! So I Nun nimm Dir einen Stuhl und erzähle mir.alles, was Du erlebt hast."
lieber Patsys Gesicht legte sich ein Schatten. Er sah den Polizeidirekror und blickte danu bittend auf Carnow. Das Blut stieg ihm ins Gesicht und er drehte verlegen seine Mütze.
„Wenn Sie erlauben, Herr, ich hätt's Ihnen lieber erst allein erzählt," stotterte er.
Carnow und der Polizeidirektor wechselten einen Blick.
Dann sagte der Letztere: „Lassen Sie sich von ihm Bericht erstatte», Carnow. Ich spreche heute abend wieder vor. Du bist ein armer Bursche, Patsy; habe Gutes von Dir gehört und möchte Dich näher kennen lernen. Erzähle Deine Geschichte, mein Junge, ich muß jetzt fort."
Als er das Zimmer verlassen hatte, entwarf Carnow folgendes Telegramm an Steinhoff:
„Versuche Photographie in rotem Sammetrahmen aus Mrs. W.'s Koffer zu bekommen. Junger Manu mit vorstehendem Kinn und großem Mund. Schicke sie. Nicht Scharff in die Hände fallen lassen. Carnow."
„Pat," sagte er dann zu dem Jungen, der ihm neugierig und bewundernd Angesehen hatte, „bring dies nach dem Telegraphenamt und komme dann zurück."
„Nun, Pat," begann Carnow, als der Junge atemlos wieder ins Zimmer trat, „nun laß mich hören, was Du mir zu erzählen hast. Aber zuerst schließe die Tür zu und bring' mir die Decke dort her. So, danke schön I Teufel auch ! Ich bin so frostig und schwach wie ein altes Weib."
Er nahm die Decke um die Schulter und schob die Kissen unter den Kopf mit einigen energischen Stößen, die nicht gerade Schwachheit verrieten, zurecht.
„So, Pat, heraus mit der Sprache! Was hast Du mit unserem Freund augefangev?"
Patsys Gesicht verdüsterte sich.