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»»scheint Dienstag Donnerst«, DamStag ^ und Sonntag mit der wöch. Bellage ^ .Der SonntagS-

«estellpretS für das Vierteljahr im Bezirk «. KachbarortSverkeyr vik. 1.16, außerhalb Mk. 1L5.

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Einrückuugs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung be einmal- Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 6 Pfg., auswärts je 6 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum-

Verwendbare Bei- ! träge werden dankbar angenommen.

Nr. 180 .

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den 8. Postämtern ruck Postboten.

Sonntag, 20. November.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904°

Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung des Kgl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten (Verkehisabieilung) werde» mit Wirkung vom 1. April 1805 an die Gebühren für die Fernsprechauschlüsse wie nachstehend festgesetzt:

1. Die Pauschgebühr beträgt jährlich für jeden Haupt­anschluß, welcher innerhalb des Ortsbestellbezirks gelegen oder außerhalb desselben, aber ln der Luftlinie nicht mehr als Z Icm von der Vermittlungsanstalt entfernt ist, in Netzen von nicht über 50 Teilnehmer­anschlüssen .60 Mk.,

bei mehr als 50 bis einschließlich 100 Teil­nehmern .80 Mk.,

bei mehr als 100 bis einschließlich 1000 Teil­nehmern . 100 Mk.,

in Netzen von mehr als 1000 Teilnehmern 120 Mk.,

Die Gejprächszahl wird durch Stichzählungen au mindestens 12 Tagen im Kalenderjahr festgestellt; fie ist für die Gebührenerhebung vom folgenden 1. Avrch an maß­gebend. Tritt hiernach eine Aevderung der Pauschgebühr ein, so wird der Teilnehmer hievon vor dem 1. Januar schriftlich benachrichtigt. Die Teilnehmer, deren Pauschge­bühr sich nach vorstehenden Bestimmungen erhöhen würde, können ihre Anschlüsse auf den 1. April 1905 kündigen. Die Kündigung hat dis zum 15. Februar 1905 zu erfolgen.

Der Stand der Arbeit im deutschen Reiche.

sj Bei Untersuchung über den Stand der Arbeit in Industrie und Gewerbe in Deutschland muß man sich immer noch weislich hüten, nach den Erscheinungen zu urteilen, die sich auf der Oberfläche der gesamten Tätigkeit zeigen, man muß lieber schauen. Anscheinend große Regsamkett in einzelnen Branchen bedeutet noch lange keine dauernd ver­mehrte Beschäftigung, und es muß daher stets mit einer Wendung gerechnet werden, wenn ein hervorgetrctener größerer Bedarf gedeckt ist. Wir haben vor allem daran zu denken, daß der Nährstund noch immer vielfach unter einem nicht normalen, d. h. zu geringen Verdienst zu leiden hat, viele Arbeitgeber scheuen daher ein Arbeiten auf Vorrat, d-nn str wissen nicht, ob sie den Inhalt ihres Lagers später zu Preisen verkaufen können, welche den Herstellungskosten ent­sprechen. Es gibt gewiß Unternehmungen, die im Hinblick auf die Bedürfnisse des Weltmarktes einer besonderen Vor­sicht enthoben find, die sogar daran denken können, ihren Betrieb zu erweitern, aber das ist kein Durchschnitt. Da liegen die Verhältnisse anders! Im Frühjahr und Sommer wurde wiederholt in der stolzen Zuversicht auf eine dauernde Besserung eine Zunahme der Nachfrage nach Arbeitskräften konstatiert, aber diese Erwartung hat nicht Stich gehalten. Die Nachfrage ist mehrfach gewichen, da und dort vollzieht MH der Absatz langsamer, als gehofft worden war. Die flottere Regung in den vergangenen Monaten hat bekannt­lich eine größere Anzahl von Loynstreitigkeiten und Aus­ständen gezeitigt; die Gegenwart läßt schon erkennen, daß hier wieder einmal viel Uebereilung obgewaltet hat. Ueberall haben sich die Unkosten der Lebenshaltung beträchtlich er­höht, und das bringt es von selbst mit sich, daß der Ruf nach Billig obenan bleibt, daß für so manche Industrie- Produkte die Kaufkraft niedrig bleibt, und zwar im Aaslande noch viel mehr als im Jnlande. Unsere Industrie leistet recht Gutes, sonst wäre es bei den Preis-Unterbietungen auf dem Weltmärkte oft gar nicht mehr möglich, sich die hochgeachtete Position zu erhalten, die sie seit Jahren be­sessen und in >o glücklicher Weise behauptet hat.

Wenn wir diese eben festgestellten Schwankungen im Stande der deutschen Arbeit genau beachten, so erhellt so­fort, daß unser deutscher inländischer Absatz für die Indu­strie nicht allein außerordentlich rentabel ist, sondern auch immer notwendiger wtrd. Gewiß, wir wollen uns auch auf dem Weltmärkte so viel Absatzqmllen wie nur möglich er­halten, aber es hängt schl eßlich doch nicht von uns allein ab, ob wir nach dem Auslande Jahr für Jahr für so und so viel hundert Millionen verkaufen, sondern auch von den fremden Staaten. Wenn diese nicht recht bezahlen können, so hat auch das umfangreichste Geschäft nur einen sehr be­dingten Wert, denn vom Verdienst leben unsere deutschen Arbeitgeber und Arbeiter, und wenn die Ausländer lieber ihre eigene heimische Industrie in Nahrung setzen wollen, dann können wir sie auch nicht mit Gewalt zwingen, un­sere Abnehmer zu werden. Daß cs aber jenseits unserer Grenzen viele schlechte Kunden gibt, darüber kau» jeder Kaufmann, der draußen zu tun hat, Auskunft geben, und daß auch verschiedene Staaten sehr darauf bedacht find, ihren sich eutwickelnder» Nährftand zu schützen, das merkt unser deutscher Staatssekretär Graf Posadowsky bei den

Handelsvertragsverhandlungen in Oesterreich-Ungarn. Graf Posadowski ist uun schon mehrere Wochen an der Donau, und man hofft ja auch bestimmt auf ein Zustandekommen des Vertrages, aber es heißt auch hier, daßgut Ding gute Weile haben will." Die ganze Lage der Arbeit, nicht partei­politisch, sondern vom rechnenden kaufmännischen Stand­punkte aus betrachtet, rät also dazu, mehr und mehr Vor­sicht walten zu lassen, damit uns nicht unser vorzüglicher heimischer Markt durch unsichere fremde Absatzstellen ersetzt wird, wo wir nicht viel verdienen können, während wir den fremden Preisdrückern viel Spielraum geben. Die Theorie, daß verkauft werden muß, wenn pio)uziert wird, steht bei den heutigen internationalen Verhältnissen auf schwachen Füßen. Ansprüche und Unkosten im Betriebe werden grö­ßer und größer, ein Umsatz ohne genügenden Gewinn ist daher eine kaufmännische Torheit.

Tagespolitik.

Im österreichischen Reichsrat haben wieder Szenen stattgefunden, bei denen die Unruhen in Innsbruck die Veranlassung waren. Ministerpräsident Körber ergr ff das Wort, um auf die Angriffe gegen die Regierung zu ant­worten und das Vorgehen des Statthalters zu rechtfertigen. Die Hochschulen seien keine Objekte für nationale Agitationen. (Stürmischer Widerspruch.) Schalk ruft: Natürlich I Die Deutschen sind an allem schuld. Körber sagt: Die Re­volverschüsse der italienischen Studenten müssen verurteilt werden. Es handle sich hier um ein verbrecherisches Vor­gehen. Ebenso muß aber die Agitation außerhalb der stu­dentischen Kreise verurteilt werden. Die Regierung über­nimmt die Verantwortung für ihre Taten, die Agitatoren können dies nickt behaupten. (Stnrmszeuen bei den Deut­schen ) Jro: Nieder mit dem Statthalter von Tirol! Auf den Galgen mit den Schuften! Malik: Der Statthalter kroch bei dev Demon­strationen unters Bett, dieser feige Kerl! Unter größter Bewegung des Hauses teilt Körber mit, daß er bereits acht Tage vor den nächtlichen Ex­zessen vom Statthalter verständigt wurde, d d i e ital i e nis ch e n Studenten bei der Er­öffnung der Fakultät vom Revolver Ge­brauchmachenwollen. Er habe der Polizei strengste Weisungen gegeben. Diese Mitteilung weckt bei den Deut­schen einen Sturm von Entrüstung. Erlerruft: Der Statt­halter ist ein Mörder. Die Alldeutschen schreien: Körber belügt Kaiser und Volk. Schreiter ruft: Das Geständnis, daß Sie acht Tage früher von den Exzessen wissen, ist Ihr

Tod! Das hat Sie gerichtet. (Unbeschreiblicher Lärm.)

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Der häufig von amtlicher Stelle inspirierte Londoner Daily Tel-graph" bringt einen Artikel, in dem er energisch für bessere Beziehungen zwischen Deutschland und England eintritt. Die Politik der Nadelstiche vergifte die Beziehungen zwischen England und Deutschland. Das Säen von Miß­trauen verursache unberechenbaren Schaden, was sich zwei­fellos zeigen würde, wenn gegenwärtig irgend ein ernster Anlaß zu Differenzen zwischen beiden Länder» bestände.

württenrberrsifetzer

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 16. November.

Zum Art 11, der das Wahlrecht zum Gemeinderat betrifft, liegen eine Reihe weiterer Anträge vor, welche die bereits milgeteilteu teilweise ergänzen, teilweise abändern. Abg. Kloß (Soz.) beantragt die Einführung der Verhält­niswahl auch für die mittleren und kleinen Gemeinden. Das Zentrum beantragt eine Resolution, die Regierung zu er­suchen, das Gesetz über die Gemeindeangehörigkeit einer all­gemeinen, der neuen Gemeindeordnung entsprechenden Revi­sion zu unterziehen. Abg. H a u ß m a n n-Balingen hält den Proporz für die kleinen Gemeinden nicht für geeignet. Minister v. Pischek will gegen die Resolution des Zen­trums keine Einwendungen erheben. Auch ec sei, wie er bereits vor einigen Tagen erklärt habe, der Ansicht, daß das Gemeindeaugehörigkeitsgcsttz abgeändert werden müsse in der Richtung, daß die für die Erwerbung des Bürger­rechts bestehenden Schranken beseitigt und die Erwerbung des Bürgerrechts erleichtert werden. Er gebe das Verspre­chen, daß er ein Gesetz in dieser Richtung vorlegen werde, so bald die übrigen Wechsel auf dem Gebiet der Gesetz­gebung eingelöst sein werden. Aas diesem Grunde hält er heute die anderen Anträge, in welchen Aenderuugen des Gemeindeangehörigkeitsgesetzes gefordert werden, mit Aus­nahme des Antrages Liesching, der für die Regierung an­

nehmbar sei, für unannehmbar. Der Proporz enthält nach der Ansicht des Ministers große Vorzüge. Er werde auch zweifellos, besonders da er auf anderen Gebieten eingesührt sei, an Boden gewinnen. Für die mittleren Städte sei er später vielleicht auch denkbar, aber für die kleinen Gemein­den mit geringer Wählerzahl eigne er sich nicht, weil er eine erhebliche Begünstigung der Minderheiten im Gefolge haben würde. Abg. v. Kiene (Zentr.) empfiehlt den An­trag des Zentrums, das aktive Wahlrecht nach dreijähriger Steuerzahlung zu verleihen, besonders auch mit Rücksicht auf die vielen Staatsbeamten. Gerade eine konservative Regierung hätte allen Anlaß, dieses Moment mehr ins Auge zn fassen. Nach einer Bemerkung des Abg. Gröber zur Geschäftsordnung erklärt sich Abg. Kloß mit der vorläufi­gen Zurückstellung seines Antrags auf Einführung des Pro­porzes bis nach der Beratung der Magistratsverfassung ein­verstanden. Abg. Liesching (Volksp.) : Der Antrag des Zentrums über das Gemeindewahlrecht sei widerspruchsvoll und gesetzgeberisch geradezu unerträglich. Wenn man ihn annähme, würde man in formaler Hinsicht ein Flickwerk schaffen, das die Kritik geradezu heransfordere. Sachlich sei er ihm an sich nicht zu liberal, aber eS sei unmöglich, ihn avzunehmen, wenn man im übrigen das Gesetz über die Gemeindeangehörigkeit bestehen lasse. Für die Resolution auf Abänderung dieses Gesetzes sei auch er. Die Debatte, welche sich unter verschiedentlicher Wiederholung bereits frü­her vorgebrachter Argumente noch lange hinzog, wurde durch einen Schlußantraa beendet und alsdann der Artikel 11 nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Die Abändernngsanträgr wurden abgelehnt, bis auf den von Liesching beantragten Zusatz, die Gebühr für Erlangung des Gemeindebürgerrechts für die bloß zur Einkommens­steuer verpflichteten Einwohner auf 2 Mark herabznsetzen, welcher mit 47 gegen 27 Stimmen angenommen wurde. Auch die vom Zentrum beantragte Resolution wird mit großer Mehrheit angenommen. Morgen Fortsetzung.

* Stuttgart, 17. Nov. Ein großer Teil der Sitzung wurde durch die Erörterung der Frage, ob die Wahlen für den Gemeinderat am Sonntag statrfiaden sollen oder an einem Werktag, ausgefüllt. Die Kommission für die Ge­meinde- und Bezirksorduung hat den Beschluß gefaßt, die Sonrttagswahl fakultativ zuzulassen in den Fällen, wo bei Verlegung des Wahltermins auf einen Werktag eine große Anzahl von Gemeindebürgern in der Ausübung des Wahl­rechts tatsächlich beschränkt sein würde. Der Minister des Innern v. Pischek erklärte, die Regierung lege einen ganz entschiedenen Wert darauf, daß der Sonntagsfrieden und die Sonatagsfeier nicht durch die Vornahme von Gemeinde- Wahlen gestört werde. Die Gefahr von Zusammenstößen würde sich steigern. Die Regierung habe nichts dagegen einzuweuden, wenn ein Antrag gestellt werde, in solchen Ge­meinden, wo zahlreiche Arbeiter auswärts arbeiten, die. Wahlstunden bis abends 8 Uhr auszudehnen. Bericht­erstatter Haußmann- Balingen (Bp.) nahm diese Anreg­ung auf und reichte einen Eventualantrag in diesem Sinne ein. Er verteidigte im übrigen den Kommisfionsantrag und warf denen, die gegen die Sonntagswahl find, vor, daß fie keinen Sinn für die wirtschaftliche Entwicklung haben. Die Erregung am Sonntag werde sich auch verhindern lassen, wenn man die Wahlen auf einen Werktag verlege, denn der Sonntag werde als Hauptazrtationstag benützt; sogar auf Len Kanzeln werden freundliche Andeutungen zur Wahl gemacht. (Heiterkeit.) Die Abgg. Tauscher (Soz.) und Kloß (Soz.) sprachen für die obligatorische Sonntagswahl. Eine Reihe anderer Redner, Jmmendörfer (fr. Vgg.), Mitberichterstatter Schick (Zentr ), Gröber (Zentr.) spra­chen gegen die Sonntagswahl, Hildenbraud (Soz.) dafür. Schließlich wurde ein Antrag Schickhard t-Schön angenommen, welcher bestimmt, daß die Wahlen zum Ge­meinderat in solchen Gemeinden, wo dir wirrschaftlichen Verhältnisse dies bedingen, auf den Berordnungsweg auch für einen anderen Monat als Dezember festgesetzt werden können. Ein Antrag der Sozialdemokraten auf Einführung der obligatorischen Sonntagswahl wurde in namentlicher Abstimmung mit 55 gegen 13 Stimmen obgelehnt. Dafür stimmten die Sozialdemokraten und verschiedene volkspartei- liche Abgeordnete. Der Antrag Hteber auf Streichung der fakultativen Sonntagswahl wurde angenommen. Ohne wesentliche Debatte wurde sodann eine Reihe weiterer Ar­tikel genehmigt.

LandesnachrichLen.

* Attensteig, 19. Nov. Morgen Sonntag veranstaltet der hiesige Liederkranz in Gemeinschaft mit dem Kirchenchor im Saale des Gasthauses zumgrünen Baum" ein Konzert. Gerne kommen wir dem Wunsche nach, darauf hirizuwelsen,