Jerrtspreche«

Wr. N.

Erscheint Dienstag Donnerst., GamStag and Sonntag mit der »Sch. Beilage »Der SonntagS- Gast«.

BrstellpreiS für das Merteljahr im Bezirk «. Rachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb Mk. 1.LS. Z

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Amtliches.

Nach einer Bekanntmachung der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft nehmen die 3-monall. UnternchtLkurfe für Huffchmiedc an den bekannten Lehrwerkstätten des Laades am Dienstag, den 3. Jan. 1905 ihren Anfang. Die An­meldungen zur Aufnahme in einen dieser Kurse sind dis 6. Dezember d. I. der dem Ooeramt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig ei zu- reichen.

Uebertragen wurde die neuerrichtete dritte Schulstelle in Dornstetten dem Schullehrer Ammer in Schura, Bez. Rottireil.

Deutsch Südwestafrika.

Oberst Lenlwew, der Gouverneur von Deutsch,Süd- westüfrrka, geyt nun. Dem Gouverneur Leutwein ist der schon vor längerer Zeit von ihm u ach- gesuchte Urlaub, nachdem nunmehr General v. Trotha den Oberbefehl auch im Süden des Schutzgebiets übernommen Hut, bewilligt worden. Mit Rücksicht auf die im Schutzgebiet zurzeit noch vorwiegenden militärischen Jttercssen wird General von Trotha bis ans weiteres die oberste Leitung der Gouvernements-Geschäfte in Benretung des abwesenden Gouverneurs übernehmen. Da G o uv er n eur Le u t w eiu in lieberer« ftimmu ng mit seinen eigenen Wünschen als Gouverneur iu das Schutzge­biet nicht zurückkehren w>rd, ist für später der Gen-ralkonsul in Kapstadt o. Lindegui ft als sein Nachfolger in Aussicht genommen. Es tritt also ein vollständiger Systemwechsel ein, an dw Stelle der Militärverwaltung wird die Zollverwaltung gesetzt. Wie die erstere, so Hai die letztere ihre Gegner und Anhänger, jedoch dürfte die Zahl der Freunde der Zivilverwaltuog üderwiegen. Die Regierung verspricht sich jedenfalls von dem Wechsel das Beste. Daß diese Hoff­nung sich erfülle, ist im Interesse unserer jetzt so schwer ge­schädigten südwestafkikanischen Kolonie nur dringend zu wünschen. Die Sckutztruppe wird in Zukunft einen Kom­mandeur erhaltet! der vollständig unabhängig von dem Gouverneur ist und mit den Verwaltungsgeschäften nichts zu tun hat, wie es in Kamerun bereits der Fall ist. Nach Ausbruch der Ansstände sind dem Gouverneur Leutwein schwere Vorwürfe gemacht worden; man hat ihm schlechte Menschenkenntnis, zu gelinde Behandlung der Eingeborenen usw. nachgesagt. Um der Gerechtigkeit willen wird man aber adwanen müssen, bis Leutweiu iu die Heimat zurück­gekehrt rst und seinerseits zu dem Stellung genommen hat, was ihm vorgeworfeu worden ist. Der neue Gouverneur o. Lindcquist ist seit Jahren Konsul in Kapstadt und mit den Verhältnissen in Südafrika genau bekannt. Man kann ihm deshalb volles Vertrauen eutgegenbringen. Ec ist übrigens von Anfang an als Nachfolger Lcutwcins ge­nannt worden.

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* » ^

Von vertrauenswürdiger Seite wird näheres vom südwestafrikariischeu Aufstand geschrieben:

Heber die bisherigen Kosten des südwestasrikanischen Feldzugs laufe» Phäntafieziffern um. Bald werden 100, bald 200 Millionen angegeben. Die eine Ziffer ist zu niedrig, die andere zu hoch gegriffen; tatsächlich sind b'.s- her 140 Millionen verausgabt worden.

Ein erheblicher Teil der Kosten ist natürlich durch die Aufwendungen für den Transport entstanden; aber wenn auch die Wörmonnlinie, die de» Löwenanteil des Transports gehabt hat und uoch yat, sich gut hat be­zahlen lassen, so hat sie auch vorzüglich gearbeitet und be­sonders im Lösch- und Ladeverkehr au Krähuen, Schleppern, Leichtern usw. nicht gespart, um alles prompt und gut zu machen.

Au Truppen sollen noch 2400 Mann hinaus, von denen der größere Teil zur Deckung des Ausfalls durch Tod und Krankheiten dienen soll; ein Bataillon unter v. Kamytz ist direkt für den Süden der Kolonie bestimmt.

Mit diesen 2400 Manu werden die Truppentrans­porte nach menschlichem Ermessen beendet sein. Um den Aufstand im Süden in den bisherigen mäßigen Grenzen zu halten, find allerdings rasche Erfolge die Hauptsache. Daß unsere Truppen so rasch nach Lüderitzducht gelangt und vou dort vormarschiert find, hat den Eingeborenen zu denken gegeben; diesem Umstande ist es mit zu verdanken, daß ein Teil der Stämme bisher treu geblieben find und außer den Witbois nur ein Teil der Bondelzwarts (diese haben sich Morenga angeschlossen), die Gothas und die Hoachanas im Ausstande sind.

Nach einem aus Südwest eingetroffenen Telegramm verbreitet Hendrik Witboi, sein Volk habe sich durch einen aus der Kapkolonie angekommenen eingeborenen Propheten

Menstag, IS. WovemSer. I d--> W04,

und äthiopischen Priester, der eine göttliche Mission zu haben behauptete, zum Aufstande bestimme» lassen.

Ich halte das für eine äußerst unwahrscheinliche Er­klärung, durch die Hendrik Wilboi nur kachleren will, daß er nicht mehr de» genügende» Einfluß auf seine Leute hatte, um sie vom Aufstaude zucückzayolte». Wer die Ge­schichte der Kriege Hendrik Witbois kennt, weiß, daß er jedesmal, wenn er einerseits viel Patronen, andererseits Lust nach Beutcmeh batte,-einegöttliche Mission" besaß. Die Führer der Witbois köunen gewiß sein, daß unsere Kriegs­berichte nicht nach dem Muster europäischer Gerichtshöfe Untersuchungen darüber anstelle!! werden, ob sie sich durch Suggestion, Hypnose, religiöse« Wahnsinn u. dergl. zum Aufstande haben Hinreißen lassen.

ES ist richtig, daß die Söhne und der Schwieger­sohn eines gewissen Freyer wegen Hochverrats standrecht­lich erschossen worden sind; Freyer selbst ist dem Bezirks­gericht zur Aburteilung überwiesen worden. Die unter­schiedliche Behandlung beruht darauf, daß seine Söhne (von weißem Vater und eingeborener Mutter stammend) sowie sein Schwiegersohn Bastards find, die nicht wie Weiße vom Bezirksgerichte, sondern von dem expeditions­führenden Hauptmann abgemteilt wurden, während Freyer als Weißer dem ordentlichen Gerichte untersteht; darum wird er natürlich, falls auch ihm Hochverrat nachgewiescu wird, um nichts milder bestraft werden.

Sein und der Sllmgeu Verbrechen bestand darin, daß sie den Leuten Morengas Unterschlupf gewährten und Nahrungsmittel lieferten, vielleicht auch Nachrichten gaben. Ficyers Farm liegt in der Nähe von Morengas Unter­schlupf Plarbeen, wo Leutnant Stempel gefallen ist. Freyer ist ein wohlhabender Mann, Mitte der SOer, ein Trunken­bold erster Klasse. Er ist ein in der Kapkolonie geborener Afrikaner, der seine englische Staatsangehörigkeit behalten hat; ich glaube aber nicht, daß wir wegen dieser Affäre irgend welche Schwierigkeiten mit deu Engländern haben > werden, da unsere Behörden durchaus korrekt oorgegangen sind.

Die englischen Behörden find gegenwärtig weniger schwierig. Sie haben die Kappolizei verstärkt und lassen die Grenze gut bewachen, »m, wie sie versprochen haben, über die englische Grenze flüchtende Eingeborene zu ent­waffnen und weitab vom Grenzgebiete zu detmieren. Ob sie die auf englisches Gebiet geflohenen Hererohäuptlinge oder etwa später noch zu ihnen fliehenden Hottentotten- Kopitäne ausliefern werden, ist eine andere Frage; es sei denn, daß wir den einzelnen Flüchtlingen die Begehung gemeiner Verbrechen Nachweisen können.

Dabei möchte ich noch bemerken, daß bis jetzt noch nichts darüber authentisch bekannt geworden ist, ob die als ermordet gemeldeten Ansiedler im Süden überfalle» und meuchlings hingenutzelt worden sinb, oder ob sie in der Verteidigung gefallen sind. Dies spielt natürlich für die Beurteilung der aufständischen Hottentotten eine große Rolle. Selbst über den Tod des Burgsdorffs ist authentisches noch nicht berichtet worden.

HttgespoMiL.

Der frühere italienische Unterrichtsminister Professor Nasi hat deu Staat unverschämt bestohlen, aber er hat mit dem unrechtmäßig erworbenen Pfunde freigebig gewirtschastet und sich damit viele Freunde erworben. Was er unehrlich stahl, brachte er ehrlich unter die Leute. Seinen Landsleuten in Trapaui, wo er sich eine herrliche Villa mit großer Fi­scherei auf Staatskosten zulegte, singen sein Lob tu allen Tonarten. Um ihre Erkenntlichkeit zu zeigen, haben sie ihn soeben mit großer Mehrheit zum Landtags-Abgeordneten gewählt. Als Abgeordneter ist Nafi unverletzlich, solange die Kammer nicht besonders ihre Zustimmung zu seiner Ver­folgung giebt. Er wird also im Triumph zurückkehren und sich stolz solange auf seinen Abgeordnetensessel niederlasseu, bis wieder ein Ministerstuhl für ihn frei wird; denn in

Italien ist in dieser Hinsicht allerlei möglich.

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Der Versuch Jaures iu der franz. Kammer, das histo­rische Bild des großen republikanis ren Volkstribuneu Gam- brtta zu berichtigen und für seine eigene Idee in Besitz zu nehmen, begegnete in der Kammer noch heftigem Widerstand ' bei den gemäßigten Republikanern, dem Zentrum und bei der Rechten, während nur die eigenen radikalen Freunde ihm offenen Beifall spendeten. Die Erklärungen des Abg. Jaures find ein neuer Beweis für die Hartnäckigkeit, womit er selbst den Gedanken des Friedens auf der Grundlage einer Annäherung Frankreichs an Deutschland als der not­wendigen Gewähr hierfür verfolgt. Daß die Bestrebungen sich jetzt schon auf de« Rednertribüne der französischen Kammer ^ offen und nachdrücklich zeigen und mit gesteigerter Werbe­

kraft in den Reihen der Liuksrepublikaner geltend machen können, ohne sofort, wie es früher geschah, «iebergeschrieen zu werden, kann als ein Beweis für die wachsende Abneig­ung gegen die Revanche-Idee in Frankreich mit Genugtuung begrüßt werden. Aber von hier bis za dem Punkte, wo auch die französische Diplomatie die Tendenzen in die Tat umsetzt, ist noch ein weiter Schritt und vor allem scheint es nicht, daß gerade die Diplomatie Delcassüs sehr geneigt sein würde, sich in dieser Hinsicht ein Beispiel au Gambetta zu nehmen, auch wenn es Jaures gelingen sollte, den Nachweis für dessen weitsichtigen Plan einer Annäherung zwischen

Frankreich und Dcutschlano zu erbringen.

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Der ueue Minister des Innern Fürst Swiabopow- Miwski ist gegenwärtig diejenige Persönlichkeit Rußlands, mit der sich die Leute am angelegentlichsten beschäftigen. Trotz größter Behutsamkeit bei der Einführung dringender Reformen hat sich der Minister doch schon den Haß der Reaktionäre zugezogeu, die unermüdlich an seinem Sturze arbeiten. Die freiheitlichen Elemente beängstigen den Mi­nister durch die Forderung unzähliger weiterer Reformen. Der Fürst befindet sich in schlimmer Lage. Von seinen Gegnern geht anscheinend das Gerücht aus, Swiobcpow- Miwski beabsichtige Einrichtungen zu treffen, die man als den Vorläufer einer Verfassung iu Rußland bezeichnen

könne. Dies Gerücht soll dem volksfreundlichen Minister den Hals brechen. Es bleibt sehr abzuwarten, wie lange er sich noch des Vertrauens seines kaiserlichen Herrn zu er­freuen haben wird.

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Japan ist bei seinen Aushebungen schon beim letzten Aufgebot angclangt. Beide Reserven sind unter den Fah­nen, und auch die noch nicht militärpflichtige Jagend ist schon ausgehoben worden. Man kann sich also von der Größe der Opfer, die Japan sich gegenwärtig auferlegt und die cs den Europäern gern verheimliche» möchte, eine

Vorstellung mache».

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Das selbstbewußte Amerika hat bisher der Welt ver­sichert, daß es im -Eisenbahnwesen allen Völker« voraus sei. Das scheint nur bei denEisenbahn unfä l len" znz»treffen. Die deutschen Eisenbahutechniker, die von der Regierung zum Studium der Weltausstellung nach St. Louis gesandt worden waren, find bis auf wenige wieder zurückgekehrt. Ihre Urteile über die amerikanischen Verhältnisse lauten nicht günstig. Auch für das Eisenbahnwesen sei die neue Welt

das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ; das bewiesen schon die unzähligen Eisenbahnunfälle. Nicht allein in dieser Hin­sicht, sondern überhaupt im Punkte der Betriebssicherheit seien die deutschen Bahnen den amerikanischen sogar ganz bedeutend überlegen, und es würde drüben auch der Zu­nahme des Verkehrs nicht in wünschenswertem Maße Rech­nung getragen. Das Betriebsmaterial reiche nicht mehr aus, der Oberbau genüge nicht mehr dem erhöhten Gewicht des rollenden Materials. Das Signalwesen besitze nicht mehr die erforderliche Sicherheit, und dazu komme, daß viele und lange Strecken nur eingleisig augelegt seien. Was den Lokomotlveubau anlangt, so ziehen unsere Techniker die deutschen Fabrik.,te bei weitem vor. Unsere Maschinenban- austalten konstruieren und arbeiten viel sorgfältiger ; sie ver­wenden auch durchweg besseres Material.

würrtte»nt»ei;sLfetzer L«rndt«s.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 11. November.

In der heutigen Sitzung wurde in der Beratung des Art. 8 der Gemeindeordnung (Selbstverwaltung) fortgefahrea. Der Hauptstreitpnnkt in dem Artikel liegt in dem von der Regierung braaipruchteu Geaehmigungsrecht für deu Erlaß von Octsstatuten, während die Kommisstou den Regierungs­behörden ein Mitwirkungsrecht nur insofern zugeftehen will, als der Bezirksrat, in großen Städten die Kreisregierung, das Recht und die Pflicht haben soll, innerhalb eines Mo­nats den Vollzug von Gememdesatzuugen dann zu unter­sagen, wenn sie mit dem Gesetz in Widerspruch stehen oder die Rechte Dritter verletzen oder das öffentliche Wohl schä­digen. Uebrigens soll das Ministerium befugt sein, Bestimm­ungen der Gemetudesatzungen, welche mit deu Gesetzen iu Widerspuch stehen, für kraftlos zu erklären. Abweichungen von den Gemeindesatzuligeu können in einzelnen Fällen von der zuständigen Regierungsbehörde auf Antrag der Gemeiude- kollegien insoweit zugelasseu werden, als nicht Rechte Dritter oder erhebliche Interessen der Gemeinde verletzt werden. Das Zentrum hat zu dem Artikel vier Abänderuugsanträge gestellt, welche hauptsächlich auf den Schutz privater Rechte und Interessen gerichtet sind. Danach werden Rechte Dritter