eutgegenstehen. Ferner ist eingelaufe« ein Antrag Haußmann- Geradronn, vie Regierung zu ersuchen, den Geschworenen freie Fahrt zwischen ihren Wohnort und dem Sitz des Schwurgerichts durch Freikarten zu gewähren an Stelle der jetzt überlassenen einmaligen Entschädigung für eine einzige Hin- und Rückfahrt. Schließlich beantragt die freie Bereinigung. die Kammer möge die Regierung um Vorlegung eine» Gesetzentwurfes betr. Uebernahme der Wegebaulaste» auf den Staat ersuchen. Nächste Sitzung Dienstag Nachmittag 3 Uhr. Tagesordnung: Gemeinde- und Bezirksvrdnuug. — In einer sich anschließenden gemeinsamen Sitzung mit der Ersten Kammer fand die Wahl einer gemeinsamen Kom- misfion zur Verwaltung der Staatsschulden statt.
MndeL Nachrichten.
* Attenstelß, 6. Okt. Nach Beschluß des Bundesrats soll im Deutschen Reiche a« 1. Dezember d. I. eine Viehzählung uud i> Verbindung hiemit eine Zählung der während des letzten Jahres vorgekommene» Schlachtungen, bei denen gemäß den besteheudm Vorschriften die amtliche Fleischbeschau unterblieben ist (der sogenannten Haus- schlachtungen) stattfiuden. — Dir Zählung des Viehs erstreckt sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh (und zwar Gänse, Enten, Hühner), die Zählung der Haasschlachiungen auf Rindvieh, Schafe, SchwOne, Ziegen. Die Erhebung erfolgt gemeindeweise durch Umfrage von Haus zu Haus. Damit auch die Zahl der viehbeschenden Haushaltungen ermittelt werde» kann, ist vorges chciebtn, daß, wenn mehrere Haushaltungen in dem Haus, Gehöft oder Anwesen sich befinden, der Viehstaud und die Zahl der Schlachtungen für jede dieser Haushaltungen gesondert in die Hauslifte eiuzutrageu ist. Die bevorstehmde Viehzählung soll zeigen, welche Entwicklung ein wichtiger Zweig der landwirtschaftlichen Produktion in de» letzten Jahren genommen hat; zugleich ist sie durch die Ausdehnung auf die Hausschlachtungen dazu bestimmt, in Verbindung mit der fortlaufenden Erhebung über die Zahl der Fleischbeschau unterstellten Tiere, wie sie vom Jahre 1904 ab im Deutschen Reich zur Ausführung kommt, werivolles Material zur Frage der Flcischversorgung und des Fleischkonsums des deutschen Volkes betzubringen. Ihr Nutzen wird sich darum nicht nur auf Reich uud Staat pestkranken, sondern auch den Gemeinden und deren einzelnen Gliedern zugutekommen.
ff ßatw, 7. Nov. Der erst diesen Herbst zur Reserve übergetretrne und seit 8 Tagen hrer als Ankuppler Ledienstete Großhans von Oberkollbach geriet beim Rangieren zwischen die Puffer und wurde erdrückt.
* Ko;S, 4. Nov. Gestern nacht, als der letzte Zug von Eutingen die Brücke p sftert harte, fand - ie Verschiebung des ersten Teiles der ;echs Bogen umfassenden Eisen- bahudrücke statt. Um IO'/,, Uhr wurde mit der gewaltigen Arbeit begonnen und um 12 Uhr war der Eijenkoloß von 18 000 Zentnern auf dem neu angeordneteu Untersstz niedergelassen. Außer den Bauräten, welche die Generaldirektron der Staatseiseribahnen vertraten, waren zahlreiche Techniker und eine große Znschauermenge zugegen. Insgesamt waren 300 Arbeiter tätig. Die ganze Arbeit, die eine großartige Leistung der Jngenieurkunst darstell:, verlief tadellos und ohne jeden Unfall. Am Morgen war das Geleise wieder hergestellt und die Züge konnten wieder über die Brücke verkehren, wie wenn nichts geschehen wäre.
* Stuttgart, 4. Nov. Durch Erlaß des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens vom 3. November d. I. au sämtliche Oberschulbehörden ist die Behandlung von Gesuchen um Befreiung vom Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen dahin geregelt worden, daß Kinder, die in gültiger Weise keiner Religionsgemeinschaft oder einer solchen angehören, für die in den öffentliche» Schulen Religionsuntrrrichi nicht erteilt wird, von der Teilnahme
am Religionsunterricht zu entheben sind, wenn und soweit der Erziehungsberechtigte dies beantragt.
* Lasse« a. M., 5. Novbr. Die hiesigen bürgerliche» Kollegien beschlossen einstimmig, dem Kgl. Konsistorium zum Bau eines Schullehrerseminars eine» Bauplatz in ruhiger und idyllischer Lage in der Nähe des Forchenwaldes uu- entgeltlich abzutreten.
* Ilavessbvrg, 4. Novbr. Der Bankier Rudolph Schätzle wurde wegen Wechselfälschung und Meineids verhaftet.
* Kechisge«, 4. Nov. Der Reisende Hermann Stockmaier auö Hörschwag wurde als Anfertiger falscher 5-Mark- scheiue verhaftet. In seinem Besitz wurden noch mehrere Falfificate vorgefunden.
* Aerkirr, 5. Nov. Die Handelsvertragsverhandluugeu mit der Schweiz werden vermutlich heute noch unterzeichnet. Die neuen Handelsverträge dürften nach dem neueste» Stand der Verhandlungen bis zum Zusammentritt des Reichstags in solcher Zahl schon abgeschlossen sein, daß ihrer Vorlegung nichts mehr im Wege steht.
ff Werks«, 6. Nov. Trotha meldet aus Windhuk: 50 Menu der 3. Ersatzkompagnie find »ach Bethanien unterwegs. Der Rest der 3. Komp, und eine 1 Eisenbahnkom- paguie fahren am 7. Nov. von Swakopmünd nach Lüdnitz- bucht zur Verstärkung der Stoppen- und Bahnstraße.
Ausländisches.
* Lvzer«, 4. Nov. Entgegen den wenig hoffnungsvollen Erwartungen, die man in der letzten Zeit au das Resultat der Schweizerischen Handelsvcrtragsvrrhandlungeu mit Deutschland zn knüpfen sich gewöhut hatte, ist nun doch ein erfreulicher Ausgang zu melden. Die eigentliche» Ber- tragsverhandlungen stad beendet. Der Handelsvertrag mit Deutschland kann als abgeschlossen betrachtet werden. Die Unterzeichnung wird in den nächsten Tagen stattfinden könne». Der Inhalt des Vertrages wird jedenfalls nicht bekannt gegeben werden, bis die Verhandlungen Deutschlands mit Oesterreich zu einem Resultate geführt haben oder abgebrochen worden sind. Was den Zeitpunkt des Inkrafttretens betrifft, so ist dafür der 1. Januar 1906 bestimmt Wörde.?. Wie die „N. Zür. Ztg." hört, ist die Vertrags- dauer auf zwölf Jahre bemessen.
* Arvffek, 5. Nov. Das Gebäude des Ministeriums des Innern steht in Flammen. In weitem Boge» sperrt Militär den großen Platz, auf dem sich die Gebäude des Parlaments und der verschiedenen Ministerien erheben. Eine lange Kette von Soldaten reicht sich ununterbrochen Aktenbänbel, die in den brennenden und gefährdeten Gebäuden lagerten. Soeben begiunt ei» Teil des Ministeriums des Aenßeren zu brennen. In aller Eile werden nun hieraus die Akten in Sicherheit gebracht. Die Flammen schlagen vom Dach des Ministeriums hinüber nach dem Kriegsmiui- sterium, das sehr gefährdet ist. Von allen Seiten richten Feuerwehrleute auf turmhohen Leitern Wasserstrahlen in die Flammen. Auf dem Brandplatz sind u. a. auch der Ministerpräsident Smet de Naeyer, der Justizmimster van den Huoel und der Eisevbabnminister Liebaert erschienen. Bis jetzt brennt bei allen Gebäuden nur der Dachstuhl, auf dem die Telephon- und Telegraphrnrahmen einzustürzen beginnen. Als Ursache des Brandes wird angegeben, daß mit dem Fahrstuhl ein noch brennender Ofen herabgelasfen wurde, aus dem unbemerkt einige Kohlen Herallssielen. Später wurde der Fahrstuhl wieder in dir Höhe gelassen, worauf der Dachstuhl Feuer fing. Kurz nach sieben Uhr lag das Gebäude noch ruhig und unauffällig, 20 Minuten später begannen mächtige Flammen vom Dochstuhl aufzuschießen.
ff Asm, 6. Nov. Heute fanden die Neuwahlen zu der am 18. Okt. aufgelösten Deputiertenkammer statt. Die Wahl-
W Lesefrucht. M
Wer kein Geheimnis hüten kann, Zählt sicher zu den Dummen Ein Schrank, der immer offen steht Birgt nimmer große Summen.
Fet» grsporrrre«
oder
Das Aastuachtsgeheimnis.
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v. E. Kramer.
(Fortsetzung.)
„Eh? Ei» junger Mann, der mich sprechen will. Ja, ja, laß ihn emtretev, Susan," sagte Mr. Warham.
„Guten Abend — eh, ja —" sagte er, als sich Stein- Hofs vor ihm verbeugte und eine Karte Elias Coltous überreichte, auf deren Rückseite einige Worte gekritzelt waren. „Colton? Setzen Sie sich I Susan, einen Stuhl! Du kannst gehen, nein — warte! Habe» Sie gegessen, Mr. — Mr.?"
„Braun," ergänzte Steinhoff. „Ich habe in Uyton gegessen, Mr. Warham."
„Hm, Braun I" John Warham schoß seine Worte immer von den Lippen. „So, so, nun, wenn Sie bereit find —" „Ich bin völlig bereit."
„Susan, Du kannst gehen — hörst Du?"
Susan, eine große ernst aussehendr Frau, warf eine« scharfen Blick auf den Fremden und entfernte sich.
„Bitte, Mr. Broun," krächzte der alte Warham ; „wenn Sie eben mal »ach der Thür gehen und Nachsehen wollten, ob sie nicht horcht — sie ist meine Cousine und könnte sich naser Gespräch zu nutze machen — sie ist nicht da, nein? Danke jchöo ! Also Coltou schickt Sie ? Sie sind sehr jung."
Steinhoff lächelte.
„Es gibt Leute, die der Ansicht sind, daß ich alt genug bin," sagte er.
„Hm, Hm, Colton scheint zu meinen, daß Sie alt genug sind," bemerkte Warham mit einem Blick auf die Karte. „Geschickter Detektiv," schreibt er.
„So?" sagte Steinhvff gleichgiltig.
„Coltvu weiß nicht, was ich brauche," fuhr der alte Mann, halb mit sich sprechend, fort. Ich hätte eS ihm schreiben sollen."
„Ich glaubte, sagte Steinhoff, uud sein Ton wurde ernst, „daß Sie mit mir wegen Ihrer verschwundenen Tochter reden wollten."
John Warham versuchte aufzustehe«, fiel aber sogleich wieder mit einem leisen Stöhnen in seinen Stuhl zurück. „Haben Sie —"
„Ich habe mit Ihrer Angelegenheit zu tun gehabt. Es war also natürlich, daß ich etwas über Sie zu erfahren suchte, ehe ich Uyton verließ."
„Hm, das kann ich mir denken. Was hörten Sie?"
„Nicht viel. Nur daß Ihre Tochter verschwunden sei, daß verschiedene Gerüchte im Umlauf wären, daß Sie mit Ihrer Frau Streit gehabt hätten —"
„So, hörten Sie das, daß wir Streit gehabt hätten, meine Frau uud ich? Was hörten Sie sonst noch?"
„Nicht viel," sagte Steinhoff, sich erhebend.
„Sie lügen !" rief der alte Mau». „Was hörten Sie über mich? He, raus damit! Ich nehm's nicht krumm !"
„Daß Sie reich find."
„Hm, natürlich."
„Geizig."
„Oho!"
„Schwer zu behandeln, schwer zufrieden za stellen!"
I Der alle Mann betrachtete seinen Besucher mit wachsendem Interesse.
beiligung war in ganz Italien größer als bei der letzten Wahl.
* Paris, 5. Nov. In einer Sitzung der Deputierten- kammer kam es zu einem unerhörten Skandal. Der Nationalist Seyveton überfiel den Kriegsminister und versetzte ihm zwei furchtbare Ohrfeige». Der Minister stürzte um. Blut strömte ihm aus Nase uud Mund, und da ihn eine Ohnmacht überfiel wurde er hinausgetrogeu. — Dieser Szene folgte ein Handgemenge zwischen Abgeordnete» der Rechten und Linken. Die Prügelei dauerte 5 Minuten und nahm erst ein Ende, als die militärische Wache einschritt und die HauPträdelS- führer aus dem Saal führte.
* Paris, 5. Nov. Der Zustand des Kriegsministers General Andre ist nicht bedenklich, doch fühlt stcv der Minister sehr müde und muß jedenfalls mehrere Tage das Zimmer hüte». Zahlreiche Personen aus allen Teilen der Gesellschaft geben dem Kriegsminister ihre Sympathie kund, darunter auch der japanische Gesandte, die Deputierten Millerand uud Caillaux, sowie der Nationalist und frühere Oberst Rousset.
ff Petersburg, 6. Nov. (Ruff. Telegr.-Agentur.) Die russische Regierung hat den englischen Vorschlag bez. der Zusammensetzung der zur Untersuchung des Vorfalles iu der Nordsee zu bildenden Kommission angenommen. Nach Ernennung des französischen und amerikanischen Vertreters tritt die Kommission in Paris zusammen. Der Vertreter Rußlands ist Admiral Kassaake ff. Aufgabe der Kommission ! ist Feststellung des Tatbestandes.
! * Tanger, 5. Nov. Die ganze rassische Flotte ist heute
früh mit zwei Kohlevschiffen und einem Hospitalschiff in der Richtung nach dem Atlantischen Ozean (also auf dem Weg um das „Kap der guten Hoffnung" D. Red.) in See gegangen.
* Loads», 5 Nov. König Eduard hat den englischen Gesandten in Tokw beauftragt, bei der japanischen Regierung zu sondieren, ob sie evtl, eiue Vermittelung Englands zur Beilegung des Krieges aanehmea würde.
* Lands«, 4. Nov. Der „Standard" meldet aus Shangbai: Nach einem hier einzelaufenen Privattelgramm ist der Dalai Lhama von Tibet tu Peking eingetroffcn.
Asse (Algier), 5. Nov. Bei dem Untergang des Dampfers „Gironde" stad im ganzen 197 Personen umgekommen, meist Araber. Das Schiff sank iu Iff» Minute« nach dem Zusammenstoß.
* Woston, 4. Nov. Ein wilder Kampf zwischen 1000 Studenten und 200 Schutzleuten fand hier am Mittwoch abend statt. Die Polizei hielt die Studenten, die für die Wiederwahl des Präsidenten Roosevelt demonstrierten, irrtümlich für eine Bande Strolche, die vorher eine politische Versammlung gestört hatten und wollte sie zerstreuen. Darüber erbittert, griffen die Studenten die Schutzleute an, schlugen auf sie ein und rissen ihnen die Uniform vom Leibe. Die Polizei zog Verstärkungen heran und ging nach deren Eintreffen unt:r rücksichtslosem Gebrauch ihrer Knüppel energisch gegen die Studenten vor. Es entstand ein furchtbares Getümmel iu dem 50 Personen verletzt wurden, darunter 4 Studenten und 2 Schutzleute schwer. Die Behörden geben der Polizei die Schuld.
* St. Ls«ts, 4. Nov. Die jetzt zum Abschluß gelaugte Tätigkeit des internationalen Preisgerichts auf der Weltausstellung zeitigte für Deutschland glänzende Ergebnisse. In der Kunstausstellung wurden an deutsche Aussteller verliehen : 4 große Preise, 26 goldene, 48 silberne und 49 bronzene Medaillen, in den übrigen Abteilungen an 1700 Aussteller 1285 Preise, nämlich 424 große Preise, 616 goldene, 370 silberne und 178 bronzene Medaillen. Es wurden also von de» deutschen Ausstellern 92 Prozent prämiiert, die den zahlreichen Mitarbeitern verliehenen Preise nicht eingerechuer. Im Vergleich zu den anderen Ländern ist dieses Ergebnis ungewöhnlich günstig. Wie iu der ameri-
„ Sie find eiu kaltblütiger Bursche. Ich möchte wissen ob'Sie 'ne empfindliche Stelle haben?"
„Nur in einem Paukt. Ich liebe es nicht, wenn über mein jugendliches Aussehen Bemerkungen gemacht werden. Das ist meine einzige Schwäche."
„Zweiundzwanzig Jahre und einige Wochen und Tage."
„Die werden Sie überwinden. Wie lange find Sie Detectiv?" erwiderte Steinhoff. „Wollen Sie, daß ich Ihre Tochter suche?"
„Sie sind ein putziger Kerl!" sagte der alte Manu, durch Steinhoffs Wese» ersichtlich nicht unangenehm berührt. „Ja," ich will es. Ich bin es Colton schuldig, Ihnen eine Chance zu geben. Colton muß wissen, was Sie wert find." Er seufzte schwer. „Ich denke, ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen müssen, — das ist das Schlimmste. Ich will Ihnen zuerst sagen, was ich vermute."
„Nein," rief Steinhvff, „mir ist es angenehmer, nichts zu wissen, was Sie vermuten. —Wie alt ist Ähre Tochter?"
„Bertha war fast neunzehn."
„Einziges Kind?"
„Nein mein jüngstes. Eine meiner Töchter ist verheiratet, die andere todt."
„Sie glauben, daß Ihrer Tochter ein Unglück zugestoßen ist?"
„Ich glaube, sie ist ermordet worden — ich bin dessen sicher."
„Weshalb?"
„O, aus hundert Gründen. Bertha hatte keinen Anlaß, wegzulaufen." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und stierte ins Feuer. Dann fiel sein Blick auf den jungen Mann, der ihn gespannt beobachtete. „Warum sehen Sie mich so an, fragte er scharf, was denken Sie?"
„Ich dachte, daß Sie kaum der Man» wären, ein junges Mädchen zu verstehen, Herr."